Praxistest HSDPA: Geschwind unterwegs

07.04.2006 von Malte Jeschke und Moritz Jäger
Vodafone und T-Mobile haben auf der CeBIT 2006 das schnelle mobile Internet HSDPA gestartet, die ersten PC-Cards sind mittlerweile verfügbar. Die Netze sind vorbereitet und wir testen erstmals die neue Karte.

Wir haben uns eine der ersten HSDPA-fähigen PC-Cards zusammen mit einem Vodafone-Vertrag geordert, um die Versprechen der Mobilfunkanbieter zu überprüfen. In unserem Praxistest prüften wir die Karte dann auf Herz und Nieren im täglichen Einsatz. Neben normalem Internet musste HSDPA auch den Zugang zu Remote-Anwendungen wie Citrix und Lotus Notes gewährleisten.

Dabei haben wir uns nicht nur auf Ballungsräume beschränkt, sondern waren auch im Hinterland unterwegs. Zusätzlich, schließlich sollen UMTS und HSDPA vor allem das mobile Business beflügeln, begaben wir uns mit der Karte sogar ins Ausland, um die Roaming-Fähigkeiten zu testen.

Als Hintergrundinformation fassen wir in diesem Artikel kurz die Technik von HSDPA zusammen. Außerdem werfen wir einen Blick auf die neue Generation der Business-Notebooks, in die UMTS und HSDPA bereits integriert sein soll.

Hintergrundwissen HSDPA

HSDPA steht für High Speed Downlink Packet Access und ist eine Weiterentwicklung des bisherigen UMTS-Standards. Die Technologie steigert die Datenraten erheblich, theoretisch sind bis zu 14,4 Mbit/s möglich. Die tatsächlich nutzbare maximale Datenrate hängt dabei vom Endgerät ab, in der ersten Phase werden 1,8 Mbit/s möglich sein, in einer nächsten Phase wird dieser Wert auf 7,2 Mbit/s ansteigen.

HSDPA organisiert die Nutzer in einer Mobilfunkzelle besser, damit lässt sich eine höhere Anzahl von Nutzern mit den hohen Datenraten verwalten. Gleichzeitig senkt das Protokoll die Round-Trip-Time eines Pakets, davon profitieren Anwendungen, die häufige, kurze Datenpakete übertragen, beispielsweise E-Mail-Programme.

Mit der Einführung von HSDPA erhöhen sich auch die Datenraten für den Uplink auf 384 Kbit/s. Eine künftige Erweiterung ist HSUPA (High Speed Uplink Packet Access). Mit dieser auch als Enhanced Uplink (EUL) bezeichneten Technologie sind bis zu 5,76 Mbit/s erreichbar. Dies kommt all jenen Anwendungen zugute, bei denen große Datenmengen in beiden Übertragungsrichtungen auftreten. Beispiele sind Video-Konferenzen und E-Mails mit großen Anhängen. Im Jahr 2007 wird laut Vodafone in den Mobilfunknetzen ein kombinierter Betrieb von HSDPA und HSUPA möglich sein.

Praxistest HSDPA

Sie ist da, die erste HSDPA-Karte. Die Installation des mitgelieferten Vodafone Mobile Connect läuft einwandfrei, nach einem Neustart des PCs und der PIN-Eingabe ist HSDPA einsatzbereit. Im Anschluss noch ein Profil eingerichtet und schon ist man online, ohne Kabel, ohne langwierige WLAN-Konfiguration. Die Anwendungen erkennen die neue Verbindung und verbinden sich problemlos ins Internet.

In München ist der Zugriff kein Problem, die Breitbandverbindung bleibt ständig aktiv. Um die Abdeckung genauer zu erforschen, nahmen wir die Karte mit auf eine Zugfahrt in das 80 Kilometer entfernt gelegene Mühldorf. Laut Vodafone ist dort zwar UMTS vorhanden, HSDPA aber noch nicht. Während der Zugfahrt brach die Verbindung ein Mal ab, ansonsten konnte aber durchgehend im UMTS-Netz gearbeitet werden. Als zusätzliche Überraschung war auch im Outback bereits HSDPA vorhanden, die Geschwindigkeiten standen denen im Ballungsgebiet in nichts nach.

Anders sieht es dagegen im direkten Münchner Umland aus. Ein Test in Kirchheim, das etwa 20 km von München entfernt ist, ergab lediglich UMTS-Geschwindigkeit. Wer also außerhalb der Ballungsräume unterwegs ist, kann also noch nicht mit einer zuverlässigen Abdeckung rechnen.

Als einziger Negativpunkt fiel im Praxistest auf, dass man nicht erkennt, ob die Karte im UMTS- oder HSDPA-Modus arbeitet. Lediglich die Geschwindigkeitsanzeige der Managing-Software lieferte hier die notwendigen Werte.

Geschwindigkeit

Theoretisch bietet HSDPA eine Download-Rate von bis zu 1,8 Mbit/s, das entspricht einer maximalen Übertragungsrate von 219,73 KByte/s. In der Praxis wird dieser Wert allerdings so gut wie nie erreicht, üblich sind hier Datenraten um die 100 KByte/s, das entspricht etwa der Geschwindigkeit von DSL 1000. Dennoch ist HSDPA damit deutlich schneller als UMTS, hier lagen wir im Praxis-Check bei maximal 50 KByte/s.

Mit dem Browser ist man also mit HSDPA flink im Internet unterwegs. Der Seitenaufbau funktioniert schnell genug, um normale Arbeiten, etwa den Zugriff auf einen Webmail-Dienst oder das Recherchieren auf News-Seiten, zu erledigen.

Auch der Zugriff auf Citrix-Dienste, etwa Lotus Notes, lief in akzeptabler Geschwindigkeit. Erst ein Remote-Zugriff auf einen Desktop-PC zwang die Verbindung in die Knie. Wurde zusätzlich ein VPN-Tunnel eingesetzt, war ein Arbeiten unmöglich.

E-Mail unterwegs

Um zu sehen, ob auch der E-Mail-Nutzer von HSDPA und vor allem der kürzeren Round-Trip-Time profitiert, haben wir einen praxisnahen Test gewählt. In Outlook 2002 erstellten wir ein neues E-Mail-Konto, auf dem 496 E-Mails per POP3 abgeholt werden sollten.

Das Ergebnis ist eindeutig: Die UMTS kapitulierte beim ersten Versuch, die Verbindung brach mit einem Time-out ab. Weitere Versuche waren zwar erfolgreicher, aber auch hier kam es teilweise zu Time-outs. Als dann alle E-Mails synchronisiert waren, waren über eineinhalb Stunden vergangen.

Ganz anders HSDPA: Outlook konnte einwandfrei auf dasselbe Konto zugreifen und startete den Download der E-Mails. Knapp 25 Minuten später befanden sich alle E-Mails auf dem lokalen Konto.

Klare Sache also, besonders wer E-Mail exzessiv nutzt, der fährt mit HSDPA besser.

Roaming

Im Ausland hat man oft nur Zugriff auf teure WLANs oder kabelgebundene Verbindungen. Warum also nicht die Datenkarte nutzen, die man sowieso zahlt? Bleibt nur die Frage, ob sich HSDPA im jeweiligen Land auch nutzen lässt. Die einfachste Methode, um dies herauszufinden, ist ein Test.

Für den Test haben wir uns auf den Weg nach Amsterdam gemacht, da Vodafone in den Niederlanden HSDPA ebenfalls schon massiv bewirbt. Das Ergebnis war wenig überraschend. Der Vodafone Mobile Connect Manager erkannte das niederländische Vodafone-Netz und wählte sich anstandslos ein. Der einzige Unterschied bestand in der längeren Initialisierungszeit. Sobald die Verbindung erstellt wurde, war kein Unterschied mehr erkennbar.

Allerdings sind die anfallenden Kosten sehr hoch. Für jede erstellte Verbindung werden 0,58 Euro fällig, das MByte kostete in den Niederlanden dann zusätzlich 3,364 Euro. Genaueres finden Sie auf der Seite „Tarife“.

Probleme

HSDPA selbst arbeitet einwandfrei, ein Problem stellt eher die Vodafone Client Software dar. Diese klinkt sich nämlich tief ins System ein und übernimmt auch die Konfiguration der WLAN-Komponente. Allerdings nutzen wir auf unserem Testsystem, einem Lenovo X60s, die IBM Access Connections Suite für die Verwaltung verschiedener Hotspots.

Diese funktioniert einwandfrei, solange Vodafone Mobile Connect nicht gestartet wurde. Nachdem Mobile Connect einmal aktiviert ist, lässt sich nur noch über diese Software ein Zugang ins WLAN realisieren, beendet man den Vodafone-Manager, deaktiviert sich die WLAN-Karte. Erst ein Neustart gibt dem Access Connections Manager wieder die Kontrolle.

Markt und Netzabdeckung

Gemäß der im Februar 2006 vorgestellten BITKOM-Studie „Daten zur Informationsgesellschaft 2006“ hat UMTS im Jahr 2005 den Durchbruch geschafft. Ende 2005 würden rund 2,3 Millionen Menschen hier zu Lande die neue Technologie nutzen. Dies seien etwa zehn Mal mehr als vor einem Jahr. Bis zum Jahresende rechnet die BITKOM mit einem Anstieg auf neun Millionen UMTS-Nutzer. Weltweit verbuchte UMTS ein Plus auf 47,3 Millionen Nutzer, im Jahr 2004 waren es 16,1 Millionen.

Laut Vodafone nutzen in Deutschland über 1,5 Millionen deutsche UMTS-Kunden das Netz (tecCHANNEL berichtete). Davon seien bereits über 200.000 Notebook-Anwender mit entsprechenden PC-Karten unterwegs. Der Umsatz mit Datendiensten sei im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen. Derzeit sind laut Vodafone rund 1800 Städte und Gemeinden mit UMTS versorgt. Der Start von HSDPA begann zur CeBIT in einigen wenigen Großstädten. Beim Ausbau sollen zunächst weitere Ballungszentren folgen.

Notebooks mit integriertem UMTS

Im ersten Quartal 2006 mehrten sich die Ankündigungen der namhaften Notebook-Hersteller, Business-Notebooks mit integriertem UMTS anzubieten. Bislang galt es, die entsprechende Lösung in Form einer PC-Card bei dem entsprechenden Zugangsanbieter zu erwerben.

Integriert heißt in Zukunft, dass sich die SIM-Karte direkt in das Notebook einsetzen lässt. Die derzeit etwas sperrige PC-Card-Lösung entfällt damit. Die Aufnahme der SIM-Karte erfolgt in der Regel wohl über eine Minicard, dem Nachfolger der MiniPCI-Card. Darüber hinaus soll die „integrierte“ Lösung eine geringere Leistungsaufnahme als der PC-Card-Ansatz aufweisen.

Bei Notebooks mit „integriertem“ UMTS gehören zur Integration die entsprechenden Antennen, wie auch bei WLAN. Auf dem diesjährigen 3GSM-Kongress in Barcelona haben Intel und die GSM Association angekündigt, einen entsprechenden SIM-Karten-Schacht als Standard durchzusetzen. Alternativ ist natürlich auch der Ansatz möglich, ein HSDPA-taugliches Handy via Bluetooth quasi als UMTS-Modem zu nutzen. Entsprechende Mobiltelefone sind allerdings zurzeit noch Mangelware.

Subventionierte Notebooks für mehr Absatz

Ein spezielles UMTS-/Notebook-Paket haben die Deutsche Telekom und Fujitsu Siemens Computers zur diesjährigen CeBIT vorgestellt. Die Deutsche Telekom bietet in ausgewählten T-Punkt-Filialen ein Fujitsu-Siemens-Notebook zum Preis von einem Euro an. Zum Paket gehört eine Datenkarte sowie der Tarif „web’n’walk XL“ zu einem Monatspreis von 69 Euro. Hinzu kommt noch ein Tagesnutzungspreis von einem Euro. Die Vertragslaufzeit beträgt 24 Monate. Beim gesponserten Notebook handelt es sich um ein AMILO Pro V2035 Edition. Dieses kommt mit 15,4-Zoll-Display, Celeron M380 sowie 512 MByte Arbeitsspeicher und 60-GByte-Festplatte.

Ebenfalls zur CeBIT hat Fujitsu Siemens mit dem Q2010 ein Business-Notebook mit integriertem UMTS vorgestellt. Für die Rechenleistung ist im Q2010 ein Intel-Core-Prozessor in der ULV-Version U1400 zuständig. Dieser hat je nach Ausstattung auf 512 MByte oder 1 GByte DDR2-400-RAM Zugriff. Das 12,1-Zoll-Display arbeitet mit einer nativen Auflösung von 1280 x 800 Bildpunkten. Um die Ansteuerung kümmert sich die integrierte Grafik des Intel-945GMS-Chipsatzes.

Dell und Lenovo mit Vodafone

Lenovo wird in Zukunft ausgewählte Modelle der Thinkpads T60 und X60 mit integriertem UMTS ausrüsten. Die Verfügbarkeit datiert Lenovo auf das zweite Quartal 2006, der Zugriff auf UMTS erfolgt über Vodafone.

Dell hat im März seine Business-Notebooks mit integriertem UMTS vorgestellt. So werden die beiden Latitude-Modelle D620 und D820 auf Wunsch mit einer entsprechenden Lösung ausgestattet, der Zugang erfolgt über Vodafone. Die Lösung soll noch im ersten Halbjahr 2006 verfügbar sein.

Tarife

Die Einführung von HSDPA zur CeBIT ging einher mit der Ankündigung neuer Tarife. Geht es nach den Analysten von Informa Telecoms und Media, so sollen bis Ende 2006 alle wichtigen europäischen Mobilfunknetze auf HSDPA aufgerüstet sein.

Nach Meinung der Analysten hängt der Erfolg von der Preisgestaltung der Anbieter ab. Die Betreiber müssten sich an den Erfolgsfaktoren der Festnetzbetreiber orientieren, was eine Preisgestaltung in Richtung Flatrates statt Volumentarife bedeute. Bei den neu vorgestellten Tarifen ist der von T-Mobile verwendete Begriff Quasi-Flatrate wohl am ehesten zutreffend.

O2 und E-Plus: HSDPA kommt später

Die beiden anderen deutschen Anbieter, E-Plus und O2, bieten derzeit kein HSDPA an. O2 will gegen Ende 2006 nachziehen und dann sofort mit 3,7 MByte/s einsteigen. Wann E-Plus auf den Zug aufspringt, ist derzeit noch nicht bekannt.

HSDPA bei T-Mobile

Bei T-Mobile läuft HSDPA im Tarif „web’n’walk XL“. Das Angebot bezieht sich auf einen T-Mobile-Vertrag mit der Datenoption DataConnect Exclusive, der Grundpreis liegt bei 8,95 Euro. Dazu kommt der monatliche Optionspreis von 35 Euro. Dies beinhaltet ein Inklusivvolumen von fünf GByte sowie 200 Stunden WLAN-Nutzung an Hotspots von T-Mobile oder T-Com. Jedes weitere MByte schlägt mit einem Euro zu Buche, jede weitere Minute der WLAN-Nutzung kostet 25 Cent.

Aber das ist noch nicht alles. Die Telekom verlangt pro Tag, an dem eine Datenverbindung über GPRS, UMTS oder HSDPA erstellt wird, eine zusätzliche Pauschale von einem Euro. Bei einer WLAN-Nutzung fallen diese Gebühren nicht mehr an.

T-Mobile schließt sowohl die Nutzung von VoIP als auch von Messaging-Diensten explizit vom Tarif aus. Roaming-Tarife gibt es aktuell in Form der Tarifoption „T-Mobile Weltweit“ nur für MMS und GPRS. Ob diese Preise auch für UMTS und HSDPA gelten, wird derzeit geklärt.

Tarife bei Vodafone

WebConnect FairFlat National nennt Vodafone seinen neuen Tarif. Der Monatspreis liegt bei 49,30 Euro. Das Inklusivvolumen beträgt fünf GByte. Wer dieses Volumen überschreitet, muss pro weiterem MByte 50 Cent einkalkulieren, abgerechnet wird 100-KByte-weise. Laut Vodafone erfolgt diese Berechnung aber erst, wenn an zwei aufeinander folgenden Monaten mehr als je fünf GByte anfallen.

Bestandskunden können zu WebConnect FairFlat National wechseln. In der genannten Form ist der Tarif bis zum 31. Oktober 2006 buchbar, danach fällt ein zusätzlicher monatlicher Basispreis von 9,86 Euro für die UMTS-Breitbandnutzung an.

Im Ausland wird es allerdings teuer. Pro Megabyte fallen pro Verbindung schon einmal pauschal 0,58 Euro an, für jedes weitere MByte sind dann je nach Land noch einmal mindestens 3,364 Euro fällig. Eine komplette Übersicht mit den Informationen zu den Auslandspreisen finden Sie hier.

Fazit

HSDPA funktioniert. Der neue Standard ist die erste wirkliche Möglichkeit, Internet unterwegs sinnvoll zu nutzen. UMTS war zwar bereits ein Anfang, aber erst jetzt erhält man für die hohen Kosten eine akzeptable Geschwindigkeit, mit der auch aufwendigere Webseiten, Remote-Zugriffe via Citrix oder größere E-Mails akzeptabel nutzbar sind. Die Installation klappt, zumindest unter Windows, problemlos.

Zwar sind die Tarife derzeit noch hoch, aber man darf nicht vergessen, dass die Zielgruppe für HSDPA vor allem den Business-Bereich und Firmenkunden umfasst. Negativ fallen jedoch die unübersichtlichen und verschachtelten Tarife auf, in die man sich lange einlesen muss und bei denen zahlreiche Fußnoten zu beachten sind. An der Zielgruppe vorbei ist auf alle Fälle das Verbot von Messaging-Diensten bei T-Mobile, ebenso wie die versteckten täglichen Gebühren.

HSDPA wird den Markt für mobiles Internet bald dominieren. Vor allem wenn Ende des Jahres die Geschwindigkeit nochmals verdoppelt wird und auch O2 und unter Umständen E-Plus in den Markt mit einsteigen, dürfte das mobile Internet einen weiteren Schub erleben. Dass der Bedarf für mobiles Internet vorhanden ist, zeigen die Verkaufszahlen der BlackBerrys. (mja)