Personalisierung ist ein Muss

17.08.2001
Der Aufbau mobiler Kunden- und Firmenportale erfordert eine Reihe überlegter Schritte und sorgfältige Planung. Entscheidend dabei ist die Personalisierung: Erst auf spezifische Nutzerbedürfnisse zugeschnittene Portale reduzieren den Informationsfluss auf ein akzeptables Maß und sparen Zeit und Geld.

Von: Klaus Manhart

Schon heute benutzen mehr als 400 Millionen Menschen das Mobiltelefon; das Informationsangebot im Internet ist gewaltig, und auch an WAP-Handys (Wireless Application Protocol) und -Angeboten mangelt es nicht. Der Xonio Mobilfunkreport schätzt, dass im Jahr 2005 über 40 Prozent der Verbraucher mobile Datendienste einsetzen.

Mobile Portale stellen für Handy- und PDA-User jederzeit mobil abrufbare aktuelle Informationen bereit. Zwei Portaltypen sind derzeit auszumachen: Zum einen sind das die "horizontalen", dem breiten Publikum zugänglichen WAP-Portale von Yahoo oder den Mobilfunkbetreibern D1, Vodafone oder E-Plus. Diese sprechen eine Vielzahl von Anwendern mit unterschiedlichen Interessen an. Zum anderen bauen Firmen vermehrt "vertikale" Enterprise-Portale für Mitarbeiter und Kunden auf. Hier ist das Informationsangebot beschränkt und auf die spezifischen Bedürfnisse der Firmen-User ausgerichtet. Dabei lassen sich alle relevanten Unternehmensdaten unter einer einheitlichen Oberfläche zusammenfassen und jederzeit und von überall abrufen. Noch einen Schritt weiter gehen mobile Enterprise-Portale, die unternehmensübergreifend ausgerichtet sind.

Die technische Infrastruktur unterscheidet sich nicht wesentlich von der im stationären Internet. Die WAP-Angebote liegen wie gewöhnliche Internetseiten auf einem Server, auf dem WAP- und Webseiten auch zusammen abgelegt werden können. Da mobile Endgeräte nicht direkt mit dem Internet verbunden sind, bedarf es eines WAP-Gateways. Dieses steht bei entsprechendem Sicherheitsbedarf im Unternehmen oder wird vom Mobilfunkbetreiber zur Verfügung gestellt. Auch der WAP-Server kann über einen Wireless Application Service Provider (WASP) betrieben werden. Eine ständig aktualisierte Spiegelung gewährleistet die Datenkonsistenz zwischen Firmensoftware und Mobilanwendung.

Zwar lassen sich HTML-Seiten über das WAP-Gateway direkt in die WAP-Präsentationssprache WML (Wireless Markup Language) transferieren, eine Eins-zu-Eins-Abbildung im WAP-Format funktioniert nicht. Die in HTML verfassten Internetseiten müssen erst in WML übersetzt werden, damit sie mobil abrufbar sind. In den meisten Fällen dürfte eine Neuentwicklung stationärer HTML-Sites für die Mobilanwendung nötig sein.

Entwicklern mobiler Portale scheint oft nicht klar zu sein, dass mobile Anwendungen andere Anforderungen stellen als stationäre. Die Folge sind starre Architekturen mit strikt kategorisierten WAP-Diensten. Solche unflexiblen Portale sind durch die eingeschränkte Bedienbarkeit der Geräte umständlich und teuer.

Die Frage ist, wie WAP-Dienste für Privat- und Geschäftskunden attraktiver und für Anbieter profitabel gemacht werden können. Dem Handy-Nutzer müssen automatisch die ganz persönlichen Informationen zugänglich gemacht werden, die er braucht. Konsequente Personalisierung ist die Lösung. Solche Angebote berücksichtigen Zeit, Ort oder typisches Anwenderverhalten. Via Benutzerprofile werden die lästigen Eingaben über die Handy-Tastatur auf ein Minimum beschränkt.

Portal mit Links, die in Kategorien

zusammengefasst sind, wie es derzeit von den meisten Mobilfunkbetreibern angeboten wird, führt nur zu langen Suchvorgängen und ist teuer in der Nutzung."

Im Bereich B-to-C erhöht ein personalisiertes Mobil-Portal die Kundenbindung, ermöglicht den Aufbau einer One-to-One-Marketing-Datenbank und generiert einen neuen Absatzkanal, der rund um die Uhr zur Verfügung steht.

Die Grundeinstellungen erfolgen dabei am PC: Der Benutzer stellt nach Bedarf im Internet sein Profil und die einzelnen Dienste ein. Persönliche Angaben wie Mail-Adresse, Wohnort, Kreditkartennummern für Flugbuchung oder Mietwagenreservierung werden dauerhaft auf dem Server abgespeichert. Die Handy-Nummer und eine User-ID dienen der Identifikation bei der Einwahl in das persönliche WAP-Portal. Das zuvor erstellte Benutzerprofil wird mit den mobilen Diensten verknüpft.

Sieben Schritte zum mobilen Portal

In einem ersten Schritt muss klar sein, an welche Zielgruppe sich ein Mobil-Portal wendet. Ein mobiles Enterprise-Portal enthält Office-Funktionen und Zugriff auf Vertriebs- und Kundendaten: E-Mails, Adressen, Terminkalender, Firmendokumente, Vertriebs- und Kundendaten. Ein Consumer-orientiertes Portal bietet Dienste wie Mobile Banking oder Shopping.

Im zweiten Schritt sollten die Inhalte spezifiziert werden: Wie spricht man die Zielgruppe an? Welche Inhalte sind wichtig, schnell verfügbar und bringen mobil genutzt einen Vorteil für den User? Die Auswahl muss sich an den technischen Einschränkungen hinsichtlich der Bedienbarkeit, den grafischen Möglichkeiten und dem Wert für den Benutzer orientieren. Informationen müssen immer schnell verfügbar sein, Produkte dürfen nicht viel Erklärungsbedarf haben. Allgemein gilt: Die Mobilnutzung muss einen hohen Mehrwert haben.

In einem nächsten Schritt wird die Sicherheitskonzeption erarbeitet. Bei reinen Informationsangeboten für Consumer ist die Nutzung über die WAP-Gateways der Netzbetreiber oft ausreichend. Bei Transaktionen, beispielsweise Bestellungen mit Kreditkartennummer oder sensiblen Unternehmensdaten, ist der Betrieb mit WTLS-Verschlüsselung (Wireless Transport Layer Security) sinnvoll. WTLS ist ein offener Standard für gesicherte elektronische Geschäfte über Mobilfunk, entwickelt von Ericsson, Motorola und Nokia. Der Zugang erfolgt über ein eigenes WAP-Gateway mit eigenem Dial-In-Port.

Der vierte Schritt umfasst die Auswahl einer WAP-Enabling-Technologie. Diese sollte über Schnittstellen zu allen relevanten Datenbanksystemen und Anwendungen verfügen, beispielsweise Workgroups, Customer Relationship Management oder Salesforce. Darüber hinaus müssen alle gängigen Endgeräte unterstützt werden und aufwärtskompatibel zu GPRS/UMTS sein.

Dann folgt der Aufbau eines Wireless-Portal-Servers. Er ist das Analogon zu einem Webserver für das Internet. Dieser Server dient ähnlich wie ein Webserver als zentrale Schnittstelle zwischen dem Benutzer und den Unternehmensdaten, um Informationen aus unterschiedlichsten Formaten auf die Handys und andere mobile Endgeräte zu bringen. Auf dem Portal-Server werden die Nutzerprofile verwaltet, die mobilen Anwendungen betrieben und die extrahierten Unternehmensdaten in einer separaten Datenbank gespeichert (siehe Grafik unten).

Als Nächstes erstellt der Designer das Personalisierungskonzept. Der Benutzer konfiguriert auf dem Portal-Server sein mobiles Portal selbst. Hier können beispielsweise folgende Informationen eingestellt werden:

- Benutzerprofil: User-ID, Handy-Nummer, Kennwort, Wohnort; Kartennummern für Mietwagen und Flugbuchungen oder die Kreditkartennummer oder Kontoverbindung;

- Mobile Office: E-Mail-Konten, Adressen, Kalender mit PC-Synchronisation;

- Mobile Services: Reisedienste, News, Aktienportfolio et cetera;

- Mobile Applikationen: Kundenhistorie, Projektverfolgung, Forecast-Zahlen, mobiler Aktenschrank mit persönlichen Dokumenten.

Als Letztes muss die Entscheidung getroffen werden, ob der Betrieb des Portals im Rechenzentrum des Unternehmens erfolgt oder an einen WASP ausgelagert wird. Letzteres hat den Vorteil des Rund-um-die-Uhr-Betriebs und hoher Ausfallsicherheit. Ein eigener Betrieb empfiehlt sich bei einer intensiven Nutzung von Unternehmensdaten, oder wenn sensible Daten wie bei einem Bankenportal mit Konto-standabfrage oder Aktienhandel, übertragen werden müssen. (sf)

Zur Person

Klaus Manhart

ist freier Journalist in München. Seine Schwerpunkte umfassen unter anderem mobile Kommunikation und E-Business.