Pentium 4 Chipsätze im Detail

26.02.2002 von Bernhard  Haluschak
Für ein gutes Hauptgericht sind erstklassige Zutaten erforderlich. Erst die perfekte Kombination aus P4-Prozessor und Chipsatz verleiht einem Mainboard den richtigen Biss. Wir zeigen detailliert die Unterschiede.

Der Chipsatz beinhaltet nahezu alle Komponenten, die für ein Mainboard benötigt werden. Unter anderem enthält er die Steuereinheiten für Prozessor-, Speicher- und Steckkartenbusse. Die Schnittstellen-Controller sind zum Großteil ebenso integriert wie Power-Management-Funktionen. Untergebracht ist die gesamte Logik meistens in zwei Bausteinen, die über einen eigenen Bus in enger Beziehung zueinander stehen. Von außen lassen die ICs Unterschiede in der Funktion nicht erkennen.

Zurzeit gibt es im PC-Markt fünf große Chipset-Hersteller: AMD, ALi, Intel, SiS und VIA. Während sich AMD und Intel auf die Unterstützung der eigenen CPUs konzentrieren, bieten die drei taiwanischen Firmen für beide Plattformen Lösungen an. Die Mainboard-Hersteller haben also für eine CPU-Plattform die Auswahl unter maximal vier Chipset-Herstellern - abgesehen von teuren Speziallösungen a la ServerWorks. Für den Pentium 4 ergeben sich daraus derzeit maximal fünf aktuelle Chipsätze, mit denen sich Mainstream-Mainboards bauen lassen. Nicht berücksichtigt sind hierbei ältere Versionen und Varianten für unterschiedliche Speichertypen.

In Tests verhalten sich die Mainboards von verschiedenen Herstellern mit dem gleichen Chipsatz in der Regel ähnlich und kämpfen anfangs mit den gleichen Problemen. Das ist wenig verwunderlich, denn alle Hersteller müssen mit dem gleichen Ausgangsmaterial arbeiten. Wie schnell die Probleme beseitigt werden und wie lange der Mainboard-Hersteller ausreichenden Support bietet, steht auf einem anderen Blatt. Zusammen mit dem Preis und der Zusatzausstattung unterscheiden sich die Produkte in dieser Hinsicht stark voneinander.

Dieser Grundlagenbeitrag informiert über die generellen Stärken und Schwächen der einzelnen Chipsets. Dieses Wissen ist beim Kauf des richtigen Mainboards hilfreich.

Chipset-Bus

Die North- und Southbridge bilden die wesentlichen Bestandteile eines Chipsatzes. Je nach Hersteller sind sie mit unterschiedlich schnellen Schnittstellen miteinander verbunden. Die konventionelle Technik, wie sie der ALi ALADDiN-P4-Chipsatz benutzt, setzt auf eine PCI-Bus-Verbindung zwischen den beiden Chips. Dabei erreicht dieser Datenweg bei einer Taktfrequenz von 33 MHz und 32 Bit Busbreite eine maximale Übertragungsrate von 127 MByte/s. Mit schnellen Schnittstellen wie Ultra-ATA/133-, USB2.0, Firewire oder leistungsfähigen Steckkarten wie GBit-Netzwerk reicht diese Geschwindigkeit nicht mehr aus. Die Nord-Süd-Verbindung führt hier im ungünstigen Fall zum Datenstau und bremst das System.

Intel mit Hub-Link und VIA mit V-Link setzten auf andere Verbindungsverfahren. Sie verknüpfen die North- und die Southbridge mit einer schnellen acht Bit breiten Datenleitung. Mittels zweier differenzieller Strobe-Signale und unter Ausnutzung der steigenden und fallenden Taktflanke kann das Verfahren vier Daten-Bytes pro Takt übertragen. Bei einer Taktfrequenz von 66 MHz erreicht diese Verbindungstechnik eine Bandbreite von 254 MByte/s. Ein Datenengpass, wie bei der Kopplung per PCI, ist hier vorerst nicht zu erwarten.

Ähnlich wie Intels Hub-Link funktioniert die SiS645-MuTIOL-Verbindung (Multi-Threaded-I/O-Link). Statt acht haben die SiS-Entwickler gleich 16 bidirektionale Datenleitungen für die Nord-Süd-Anbindung verwendet. Mit 509 MByte/s schafft SiS es, doppelt so viele Daten zu transferieren als die Intel- oder VIA-Pendants.

Bei der Verbindung zwischen CPU und Northbridge arbeiten alle Chipsatzhersteller mit dem Quad-Pumped-Verfahren. Der 64 Bit breite Bus erreicht bei einem FSB-Takt von 100 MHz eine Transferrate von 2,98 GByte/s. Bisher unterstützt nur der VIA P4X266A den höheren FSB-Takt von 133 MHz. In Verbindung mit einer geeigneten CPU verschiebt dieser Chip Daten über den Systembus mit einer Geschwindigkeit von maximal 3,97 GByte/s.

Für Athlon-Chipsätze sind die Funktionsgruppen der Northbridge, wie Speicher- und AGP-Controller, sowie die Southbridge-Anbindung identisch mit den Pentium-4-Chips. Die Hersteller ersetzten lediglich das Systembus-Interface zum Prozessor: beim Pentium 4 mit AGTL+ und beim Athlon mit dem EV6-Bus.

Interrupts per I/O APIC

Die Pentium-4-Chipsätze sind mit einem Input/Output Advanced Programmable Interrupt Controller, kurz I/O APIC, ausgestattet. Er erweitert die Interrupt-Behandlung in Uni- und Multiprozessorsystemen. Anders als beim Standard-Interrupt-Controller (PIC) mit seinen vier oder acht Leitungen verwendet der I/O APIC einen seriellen Bus, der aus zwei Daten- und einer Taktleitung besteht. Die Busfrequenz kann 16,6 bis 33,3 MHz betragen.

Vorteile des I/O APIC: Interrupts lassen sich ohne Bestätigung durch die CPU bearbeiten. Darüber hinaus ist die Priorität der Interrupts unabhängig von ihrer Nummer. So kann der Interrupt 10 zum Beispiel eine höhere Priorität haben als der Interrupt 3. Zusätzlich stehen 24 statt 16 Interrupts zur Verfügung.

Außerdem ist das APIC-Übertragungsprotokoll in der Lage, durch eine Arbitrationsphase mehrere APICs mit ihren eigenen Interrupt-Vektoren zu verwalten. Jeder der 24 Interrupts hat seinen eigenen Vektor, der per Software zugewiesen wird. Das minimiert die Gefahr von geteilten Interrupts.

Um den I/O APIC zu nutzen, muss das BIOS des Mainboards die Funktion im Chipsatz aktivieren. Außerdem unterstützen nur aktuelle MP-Betriebssysteme wie zum Beispiel Windows 2000, Windows XP und Linux dieses Feature.

ALi Northbridge ALADDiN-P4

Die in 0,25-µm-Technologie gefertigte Northbridge des ALADDiN-P4 trägt die Bezeichnung M1671 und ist in einem 629-poligen BGA-Gehäuse untergebracht. Im Vergleich zu Intel mit 256 Bit hat ALi einen internen Datenpfad von nur 128 Bit realisiert. Bei hohem Datenaufkommen kann sich das negativ auf die Performance auswirken. Wie der SiS645-Chipsatz unterstützt der Ali ALADDiN-P4 bereits PC333-Speicher. Für diese Speichertypen existieren zwar Empfehlungen der JEDEC, aber eine endgültige Spezifikation hat diese Kommission noch nicht verabschiedet. Alternativ unterstützt der ALADDIN-P4 PC100/133- und PC200/266-Speicher.

Der maximale Speicherausbau beträgt 3 GByte mit 512-MBit-Bausteinen. Allerdings akzeptiert der M1671 keine gepufferten Module und bietet wie der SiS645 keinen ECC-Support. Mit PC266/333-DIMMs arbeitet der Chipsatz nur korrekt, wenn man sich auf maximal zwei Module mit je 1 GByte beschränkt. Eine Vollbestückung führt zu verschliffenen Flanken und niedrigen Signalamplituden auf den Datenleitungen des Speicher-Controllers und somit zu Fehlfunktionen des Systems.

Für eine zügige Datenverarbeitung zwischen CPU und Speicher sorgen ein 512 Byte großer Schreib-Cache und die Möglichkeit von bis zu 24 offenen Speicher-Pages. Als Performance-Bremse wirkt die In-Order-Queue mit einer Tiefe von nur acht Befehlen. Zum Vergleich: Der Intel i845, VIA P4X266(A) und der SiS645 haben eine Pipeline-Tiefe von zwölf Operationen.

Die AGP-Schnittstelle des ALADDiN-P4 unterstützt Grafikkarten im AGP-4x-Modus mit einer Signalspannung von 1,5 Volt. Auch nicht spezifikationskonforme Boards mit 3,3 Volt im AGP-4x-Betrieb sind willkommen. Diesbezügliche Einschränkungen wie beim Intel i845 und i850 gibt es also nicht.

Alle technischen Daten der Chipsätze finden Sie in unserer tecDaten-Tabelle.

ALi Southbridge M1535D+

Über eine PCI-Verbindung steht dem M1671 der I/O-Controller M1535D+ zur Seite. Er beherrscht auch den Ultra-ATA/133-Modus. Ein weiteres Plus ist die integrierte Super-I/O-Funktionalität, die die seriellen Ports und die parallele Schnittstelle sowie den Floppy-Controller beinhaltet. Das macht einen separaten Super-I/O-Chip überflüssig und spart Kosten bei der Mainboard-Produktion.

Insgesamt bietet die Southbridge sechs USB-1.1-Ports und kann laut ALi bis zu sieben PCI-Karten im Busmastermodus verwalten. Acht Interrupt-Leitungen und APIC-Support helfen beispielsweise unter Windows XP, Funktionsstörungen durch Interrupt-Sharing der PCI-Slots zu vermeiden. Ein MII-Interface, das mit Hilfe eines kostengünstigen Zusatzbausteins zum LAN-Adapter ausbaubar wäre, ist nicht integriert. Dafür hat Ali im Chip einen AC97- und Keyboard/Maus-Controller sowie einen S/PDIF-Ausgang untergebracht.

Alle technischen Daten der Chipsätze finden Sie in unserer tecDaten-Tabelle.

Intel Northbridge i845

Der unter dem Codenamen Brookdale entwickelte i845-Chipsatz feierte im September 2001 seine offizielle Markteinführung. Um im Vergleich zum i850 ein akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten und Lizenzverträge mit Rambus nicht zu gefährden, unterstützte der i845 (A3-Stepping) damals ausschließlich PC133-Speicher. Erst Anfang 2002 gab Intel den Chipsatz auch für DDR266-Speicher frei. Der i845 MCH, wie Intel die Northbridge nennt, befindet sich im 593-poligen Flip-Chip-BGA-Gehäuse. Als Southbridge kommt der ICH2 zum Einsatz.

Der i845 ist in 0,18-µm-Technologie gefertigt. Das Speicher-Interface ist 64 Bit breit und überträgt Daten mit einer Geschwindigkeit von maximal 0,99 GByte/s mit PC133-Speicher und 1,99 GByte/s mit PC266-Memory. Der MCH verwaltet maximal vier Bänke mit insgesamt 2 GByte DDR-SDRAM. Mit SDRAM ist eine Bestückung von sechs Bänken mit insgesamt drei GByte Speicher möglich. Registered DIMMs unterstützt der i845-Chipsatz im Gegensatz zum VIA P4X266(A) nicht. Die Fehlerkorrektur nach dem ECC-Verfahren beherrscht er jedoch. Eine In-Order-Queue mit einer Tiefe von zwölf Befehlsfolgen und eine AGP-Request-Queue mit einer Tiefe von 32 Operationen sorgen für Schub beim Datentransport.

Wie beim i850 darf man auf Boards mit i845-Chipsätzen ebenfalls nur AGP-Grafikkarten einsetzen, die explizit mit 1,5 Volt Signalspannung arbeiten. Laut AGP-Spezifikation sind das alle Karten, die mit dem AGP-4x-Modus umgehen können. Eine vorgeschriebene Kodierkerbe im AGP4x-Stecker verhindert theoretisch das Einstecken nicht spezifikationskonformer Grafikkarten und damit die Zerstörung des MCH.

Alle technischen Daten der Chipsätze finden Sie in unserer tecDaten-Tabelle.

Intel Northbridge i850

Der mittlerweile in die Jahre gekommene i850, Codename Tehama, besteht aus den beiden Bausteinen 82850 und 82801BA. Intel bezeichnet sie als Memory-Controller-Hub (MCH) und I/O-Controller-Hub-2, kurz ICH2. Sie bilden die North- und die Southbridge des Chipsatzes. Der MCH ist in 0,25-µm-Technologie gefertigt und enthält den mit 400 MHz getakteten Front-Side-Bus, den Speicher- und AGP-Controller sowie das 254 MByte/s schnelle Hub-Interface zur Southbridge. Die In-Order-Queue ist wie beim ALADDiN-P4 nur acht Befehlsfolgen tief statt zwölf wie bei den übrigen Testkandidaten.

Das Dual-Channel-Speicher-Interface des i850 arbeitet ausschließlich mit Rambus-Modulen. Es erreicht bei einer Taktfrequenz von 400 MHz und einer Speicherbusbreite von 2 x 16 Bit sowie Double-Data-Rate-Verfahren eine theoretische Datentransferleistung von 2,98 GByte/s. Dem stehen beim SiS645 oder P4X266/A die langsameren PC333- und PC266-Speicherschnittstellen mit nur 2,48 und 1,99 GByte/s gegenüber. Der Chipsatz kann insgesamt 4 GByte an Speicher adressieren - ohne externe Logik kann er aber nur 2 GByte verwalten, 256-MBit-Speicherchips vorausgesetzt. Wichtig: Es müssen beide Speicherkanäle mit baugleichen Modulen bestückt und leere RIMM-Sockel mit C-RIMMs, so genannten Continuity-Modulen, aufgefüllt sein. Das gewährleistet, dass die serielle Kette eines Speicherkanals geschlossen ist.

Der AGP-Port des i850 weist wie der des i845 einen Mangel auf. Er arbeitet mit einem Signalpegel von 1,5 Volt, der nach der AGP-Spezifikation nur für den AGP-4x-Modus zulässig ist. Ältere Grafikkarten, die explizit mit 3,3 Volt funktionieren, sind nicht mehr nutzbar.

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Intel Southbridge ICH2

Für die Peripherie des i845 und des i850 ist der Southbridge-Chip 82801BA, auch ICH2 genannt, verantwortlich. Wie die entsprechende Intel-Northbridge verfügt er über ein Hub-Link-Interface mit einer Bandbreite von 254 MByte/s. Gegenüber einem herkömmlichen PCI-Bus soll diese Datenverbindung jederzeit genügend Datenbandbreite garantieren. Der im ICH2 integrierte PCI-Arbiter kann maximal sechs busmasterfähige PCI-Slots verwalten. Darüber hinaus ist er in der Lage, vier IDE-Geräte im Ultra-DMA/100-Modus anzusteuern. Dabei sorgt ein 64 Byte großer Puffer für einen optimalen Datentransfer zwischen Festplatte und Controller. Um alle PCI-Komponenten optimal ohne Interrupt-Sharing anzusprechen, stehen acht Interrupt-Leitungen parat. Im Standardmodus kann das Betriebssystem dann 16 Interrupts ansprechen, in einem speziellen I/O-APIC-Modus sogar 24.

Den Sound stellt ein AC97-2.1-Controller zur Verfügung. Über externe Codecs lassen sich bis zu sechs Audiokanäle im Surround-Modus ansteuern. Im ICH2-Baustein stecken zusätzlich zwei USB-Controller mit vier Ports, ein SMBus-Interface und ein LAN-Controller. Letzterer benötigt für die vollwertige 10/100-MBit Ethernet-Funktionalität einen externen so genannten PHY-Baustein. Die Kontrolle der Seriell-, Parallel- und Midi-Ports sowie Joystick, Tastatur und Floppy-Disk übernimmt ein zusätzlicher Super-I/O-Chip, der über ein LPC-Interface (Low Pin Count) mit der Intel-Southbridge verbunden wird. Die Abfrage des maximal acht MByte großen BIOS-Bausteins verwaltet das Firmware-Hub-Interface (FWH) des ICH2. Zusätzlich erweitern eine Power-Management-Logik und 32 GPIO-Leitungen (General Purpose Input/Output) den Funktionsumfang des 82801BA.

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SiS Northbridge SiS645

Der Vorreiter in punkto PC333-Chipsätze ist SiS mit dem SiS645. Obwohl das JEDEC-Gremium bisher noch keine finalen Vorgaben für diese Speichertypen verabschiedet hat, setzt SiS bereits seit Oktober 2001 auf diese Speichertechnologie. Um Funktionsproblemen mit PC333-Modulen vorzubeugen, veröffentlicht SiS auf der Homepage eine Kompatibilitätsliste von Speichermodulen.

Die 702-polige Northbridge produziert SiS in 0,18-µm-Technologie. Anders als beim ALADDiN-P4 und i850 kann die In-Order-Queue statt acht bis zu zwölf Befehle für den Systembus parat halten. Das steigert die Performance und führt zu einer effizienten Datenverteilung an Speicher, AGP-Bus und I/O-Interface. Leistungsfördernd soll auch die von SiS propagierte isochrone Datenübertragung wirken. Für jede Funktionseinheit wie PCI oder USB garantiert sie eine Mindestbandbreite für jeden Datentransfer ohne störende Unterbrechungen.

Um Datenengpässe zwischen North- und Southbridge zu vermeiden, setzt SiS auf MuTIOL (Multi-Threaded-I/O-Link) mit einer Bandbreite von 509 MByte/s. Zusätzlich steigert PC333-Speicher mit einer theoretischen Speichertransferleistung von 2,48 GByte/s die System-Performance. Dagegen schafft der i850-Chipsatz mit PC800-RDRAM 2,98 GByte/s und PC266-Speicher nur 1,99 GByte/s. Der Speicherausbau ist dabei auf maximal 3 GByte möglich. Die Bestückung mit PC333-Speicher beschränkt sich allerdings auf zwei 1-GByte-Module.

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SiS Southbridge SiS961

Zur Ausstattung der SiS961-Southbridge zählen sechs busmasterfähige PCI-Slots und zwei USB-1.1-Hub-Controller mit je drei Ports. Sie unterstützt AC97 V2.2 mit 6-Channel-Audio und die Wiedergabe in 5.1 Dolby Digital. Das integrierte MII-Interface stellt eine Fast Ethernet- oder eine langsamere HPNA-Schnittstelle über einen externen Physical-Layer-Baustein (PHY) bereit. Die beiden Ports (AC97 und MII) können zusätzlich über einen ACR-Slot mittels separater Steckkarten angesprochen werden.

Der SiS961 betreibt Festplatten maximal im Ultra-ATA/100-Modus. Keyboard und Maus-Controller sind bereits integriert. Für die Seriell/Parallel-Schnittstellen und den Floppy-Controller sowie den BIOS-Baustein ist ein externer Super I/O-Chip nötig. Zusätzlich eignet sich der SiS-P4-Chipsatz für den Einsatz im Mobile-Bereich, denn er beherrscht die Intel-Speed-Step-Technologie.

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VIA Northbridge P4X266(A)

Die VIA P4X266A-Northbridge, auch VT8753A genannt, basiert auf dem pinkompatiblen Vorgänger P4X266 (VT8753). Der Hersteller hat an dem in 0,22-µm-Technologie gefertigten 664-poligen PBGA-Baustein zwei wesentliche Neuerungen gegenüber dem P4X266 vorgenommen.

Dazu gehört ein überarbeiteter und auf Leistung optimierter Speicher-Controller. VIA nennt diese Maßnahme marketingwirksam Performance Driven Design. Darüber hinaus unterstützt der neue Chipsatz jetzt offiziell 133 MHz FSB (533 MHz Quad-Pumped). Alle übrigen Funktionen blieben von dem Facelifting unbeeinflusst.

Der AGP-4x-Controller arbeitet mit 1,5- und 3,3-Volt-Grafikkarten zusammen. In den maximal vier DIMM-Sockeln finden, wie schon beim Vorgänger, bis zu vier 1 GByte große DDR266/200-Module Platz. Auch günstigen PC100- und PC133-Speicher kann die Northbridge adressieren. Als einziger P4-Testkandidat unterstützt der P4X266(A) gepufferte Speichermodule, die vorwiegend im Server- und Workstation-Bereich zum Einsatz kommen. Anders als bei SiS oder ALi kann der VIA-Chipsatz auch mit ECC-Speichermodulen arbeiten.

Alle technischen Daten der Chipsätze finden Sie in unserer tecDaten-Tabelle.

VIA Southbridge VT8233/A/C

Der VIA-Northbridge P4X266/A stehen gleich drei pingleiche Varianten der VIA-VT8233-Southbridge zur Seite. Gegenüber der Standardversion VT8233 verfügt die VT8233A über einen integrierten Ultra-ATA/133-Controller, mit dem sich, wie beim ALi-Chipsatz, nur die von Maxtor produzierten Festplatten im Ultra-DMA/133-Modus betreiben lassen. Für diese Zusatzoption verzichtet VIA bei dieser A-Northbridge aber auf das MII-Interface für Netzwerkanbindungen und auf einen dritten USB-1.1-Controller, so dass nur vier USB-Ports verfügbar sind. Der VT8233C-Baustein enthält als Zusatzoption zur Standardausführung einen 3Com 10/100 MBit Ethernet Media-Access-Controller (MAC). Einsparungen wie beim VT8233A hat VIA hier nicht vorgenommen.

Die Southbridge VT8233/A/C steuert maximal fünf PCI-Slots, alle anderen Kandidaten können mehr. Außerdem verfügt der Chip nur über vier Interrupt-Leitungen statt acht wie bei den Intel-Pendants. Probleme bei der Konfiguration von Steckkarten durch Interrupt-Sharing sind so vorprogrammiert. Alle VT8233-Varianten verfügen über einen AC97-2.2-Link-Host-Controller mit Sechs-Kanal-Audioausgabe. Über einen zusätzlichen Super-I/O-Baustein am LPC-Interface der Southbridge lassen sich ein Floppy-Laufwerk sowie serielle und parallele Geräte anschließen.

Bei unserem Test stellten wir beim VIA-Chipsatz eine gravierende Performance-Schwäche des PCI-Busses fest. Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie hier.

Alle technischen Daten der Chipsätze finden Sie in unserer tecDaten-Tabelle.

Stepping-Frage I

Um eventuelle Fehler zu beseitigen sind mehrere Steppings eines Chip notwendig. Auch an marktreifen finalen Chipsätzen müssen die Hersteller oft noch Änderungen vornehmen.

Die ersten Prefinal-Chips des ALi ALADDiN-P4 tragen die Zusatzbezeichnung B0. Sie sind voll funktionsfähig, aber noch nicht Performance-optimiert. Chip-Steppings mit der Kennzeichnung A1 oder C1 sind dagegen aus der Serienproduktion. Eine Dokumentation über die verschiedenen Chip-Steppings veröffentlicht ALi nicht.

Intels i845-Chipsatz-Historie besteht aus den Steppings A3 mit Chipaufdruck SL5V7 und B0 mit Chipaufdruck SL5YQ. Die A3-Version ist auch als PC133-Chipsatz bekannt. Wobei mit der Einführung des B0-Steppings Intel offiziell die DDR-Unterstützung für den Chipsatz freigegeben hat. Außerdem wurde das PMOS- und NMOS-Buffer-Timing verbessert.

Bisher gibt es vom i850-Chipsatz die Steppings A2 (Chipaufdruck: SL4NG) und A3 (Chipaufdruck: SL5HA). Letzteres unterscheidet sich vom Vorgänger nur durch die Unterstützung von 288-MBit-RDRAM-Modulen.

Stepping Frage II

Vom SiS645-Chipsatz existieren zurzeit zwei Steppings der Northbridge mit der Bezeichnung A1 und A2. Laut Aussage des Herstellers soll die A2-Version über eine verbesserte ACPI-Funktionalität verfügen, zudem wurde die Speicher-Performance gegenüber dem A1-Vorgänger gesteigert. Wir haben bei Move-Befehlen eine Leistungserhöhung von 30 Prozent ermittelt und bei Store-Operationen zwei Prozent. Bei der Umsetzung der Performance-Steigerung in Praxisanwendungen bleiben von dem Facelifting maximal zwei Prozent übrig.

Die beiden VIA-Northbridges P4X266 und P4X266A sind bis jetzt nur in der Revision CD auf dem Markt. Eine vierstellige Zahlenfolge vor diesen Kennbuchstaben beinhaltet das Herstellungsdatum. Die ersten beiden Ziffern stehen für das Jahr, die folgenden zwei für die Produktionswoche.

Die VIA-Southbridge VT8233 gibt es in der Version CD und CE. Der Funktionsumfang ist bei beiden Steppings identisch, lediglich einige spezifische Konfigurationsregister haben die VIA-Entwickler anders belegt. Dies betrifft besonders die IDE-, USB-, APIC- und GPIO-Register sowie die Interrupt-Behandlung. Die verschiedenen Bezeichnungen der VIA-Southbridge wie VT8233, VT8233A und VT8233C beziehen sich grundsätzlich auf die Unterschiede in den Funktionen.

Die Beseitigung von Bugs in den Chips dokumentiert VIA nicht. Hier hilft nur der Blick auf das Herstellungsdatum - je aktueller umso besser.

Ausblicke

Nachdem Intel den i845-DDR-Chipsatz erfolgreich eingeführt hat, steht der Nachfolger i845E im zweiten Quartal 2002 bereits in den Startlöchern. Dieser soll mit einer Systembusfrequenz von 133 MHz (533 MHz Quad Pumped) arbeiten und Dual-Channel DDR-SDRAM mit einer daraus resultierenden Speicherbandbreite von 3,97 GByte/s ansprechen. Auch der i850 in der Version i850E soll an den 133 MHz schnellen FSB-Takt angepasst werden. Ebenfalls im Sommer will Intel die neue ICH4-Southbridge mit USB 2.0 und Serial-ATA-Interface vorstellen.

VIAs P4X266A hatte einen schwachen Start. Durch den schwelenden Lizenzstreit mit Intel vermarkteten die Mainboard-Hersteller Boards mit diesem Chipsatz nur zögerlich. Der nächste Pentium-4-Chipsatz auf VIAs Roadmap ist der P4X333. Wie die Zahlen bereits suggerieren, wird dieser Chipsatz PC333-Speicher unterstützen. Zusätzlich soll die Bandbreite der V-Link-Verbindung von jetzt 254 auf 509 MByte/s per 8x-Pumped-Verfahren verdoppelt werden. Der FSB-Takt von 133 MHz (533 MHz Quad Pumped) bleibt unverändert. Ob dieser Chipsatz AGP 8x unterstützt, ist noch nicht bekannt. Mit der Einführung des P4X333 soll zeitgleich eine neue Southbridge VT8235 herauskommen. Gegenüber der VT8233A enthält sie einen integrierten LAN-Controller sowie sechs USB-2.0-Ports und unterstützt statt fünf insgesamt sechs busmasterfähige PCI-Slots. Das V-Link-Interface der Southbridge wird wie die neue Northbridge mit einer Transferrate von 509 MByte/s arbeiten. Auch eine A-Variante des P4X333-Chipsatzes hat VIA gegenüber tecCHANNEL bestätigt.

Aber SiS ist nach dem SiS645-Chipsatz ebenfalls nicht untätig. Denn schon im zweiten Quartal 2002 will das taiwanische Unternehmen den SiS655 vorstellen. Er soll mit einem FSB-Takt von 133 MHz (533 MHz Quad Pumped) arbeiten. Diesem Chip steht die SiS692-Southbridge zur Seite. Sie wird Ultra-ATA/133, USB 2.0 und IEEE1394 unterstützen.

Für das zweite Quartal 2002 plant Ali den nächsten Pentium-4-Chipsatz M1681. Dieser dürfte dann AGP 8x beherrschen und wie schon der Vorgänger M1671 mit PC333 arbeiten. Die Verbindung zwischen North- und Southbridge soll ähnlich wie beim NVIDIA Athlon-Chipsatz nForce per AMDs HyperTransport erfolgen und den langsamen PCI-Datenkanal zwischen den Chips ablösen. Eine neue Southbridge M1563 gibt es dann auch mit entsprechender HyperTransport-Unterstützung. Zusätzlich wird sie sechs USB-2.0-Ports, einen Dual-Ultra-ATA/133-Controller und ein Memory-Stick-Interface bieten.