Smartphone mit Windows Mobile, HSDPA und GPS

Palm Treo Pro im Test

25.09.2008 von Moritz Jäger
Mit dem Treo Pro will auch Palm bei den aktuellen Smartphones wieder mitmischen. Ob das Windows-Mobile-Gerät im Vergleich mit anderen Smartphones wie dem BlackBerry Bold, Nokia E71 und HTC Touch mithalten kann, lesen Sie in unserem Test des neuen Palm Treo Pro.

Palm verpasst seinem Sortiment mit dem Treo Pro frischen Wind. Wie alle aktuellen Palm Smartphones setzt der Konzern auch hier auf Microsoft; der Treo Pro verwendet Windows Mobile 6.1 als Betriebssystem. Damit ist er zum Systems Center Mobile Device Manager (SCMDM), der Verwaltungssoftware von Microsoft, kompatibel. Auch sonst entsprechen die inneren Werte des Palm Treo Pro dem aktuellen Status in Business-Geräten. Neben einem HSDPA-Modem kann das Smartphone auch via WiFi (802.11b/g) und Bluetooth funken. Zusätzlich ist ein GPS-Chip integriert.

Von den verbauten 256 MByte Speicher kann der Nutzer effektiv 100 MByte für seine eigenen Daten verwenden, zusätzlich lässt sich der Speicher mittels MicroSD-Karte erweitern. Schön zu sehen ist, dass sich Palm bei den Anschlüssen an Industriestandards hält und keine eigene Suppe kocht. Per Micro-USB wird der Treo Pro geladen und synchronisiert, Headsets oder Kopfhörer finden am 3,5-mm-Klinkenanschluss Platz.

Bildergalerie: Palm Treo Pro.
Palm Treo Pro
Palm Treo Pro Rückseite mit Kamera
Palm Treo Pro von oben, Ein/Ausschalter und Mute-Schieber
Palm Treo Pro rechte Seite, Schnellwahltaste für WLAN.
Palm Treo Pro linke Seite, Lauter/Leiser-Regler und Kurzwahltaste.
Palm Treo Pro unten, Micro-USB- und 3,5-mm-Klinke-Anschluss .
Palm Treo Pro Home
Palm Treo Pro Taskmanager
Palm Treo Pro Browser
Palm Treo Pro Office
Palm Treo Pro Outlook
Palm Treo Pro CommManager

Nach dem Auspacken gefällt der Treo Pro durch geringe Höhenmaße und eine gute Haptik. Mit den Abmessungen von 114 x 60 x 13,5 Millimetern ähnelt das Gerät dem iPhone 3G, allerdings ist der Touchscreen deutlich kleiner. Daten werden auf ihm in 320 x 320 Pixel dargestellt. Die Tastatur ist zwar okay, allerdings hat man einen leicht schwammigen Eindruck. Mit ein wenig Übung trifft man Tasten zwar gut, der Vorgänger Treo 750v oder der BlackBerry Bold hinterließen aber einen besseren Ersteindruck. Wahlweise lässt sich das Smartphone auch mit einem Stylus direkt auf dem Touchscreen bedienen.

PIM, Office und E-Mail

Windows-Nutzer haben es mit dem Palm Treo Pro leicht. Da das Smartphone das aktuelle Windows-Betriebssystem verwendet, lässt es sich nahezu ohne Probleme in eine Microsoft-Umgebung integrieren. So unterstützt der Treo Pro beispielsweise sofort Push-Mail via Exchange, ebenso ist eine mobile Version von Office vorinstalliert. Kontakte lassen sich sowohl auf dem Gerät als auch per Outlook eingeben und verwalten. Neben der mobilen Version von Office hat Palm für PDF-Dateien den Adobe Reader LE installiert.

Arbeiten: Mit Windows Mobile 6.1 unterstützen PDAs auch die neuen Formate von Office 2007.

Anders sieht es aus, wenn man beispielsweise Notes statt Exchange verwendet. Auch die BlackBerry-Unterstützung sieht derzeit noch schlecht aus. Palm lieferte zwar in der Vergangenheit einen BlackBerry Connect Client für seine Treo Smartphones, ob dieser aber auch für den Treo Pro und Windows Mobile 6.1 kommen wird, konnten uns die Palm-Sprecher noch nicht mitteilen.

E-Mail: Outlook Mobile ist ähnlich zu bedienen wie sein Desktop-Pendant.

Sehr praktisch ist, dass der Palm die Einrichtung von ActiveSync deutlich vereinfacht. Schließt man das Gerät zum ersten Mal an, startet ein Konfigurationsprogramm direkt vom Smartphone aus, man spart sich so einen zusätzlichen Datenträger, sämtliche Daten sind auf dem Treo Pro gespeichert.

Anwendungen, Multimedia und Internet

Auch bei Multimedia und Internet unterscheidet sich der Treo Pro wenig von aktuellen Geräten wie etwa dem HTC Diamond Touch. Musik- und Audiowiedergabe erledigt die mobile Version des Media Players, für Internetzugriffe sorgt der Internet Explorer. Wer allerdings öfter unterwegs surfen will, der sollte in jedem Fall einen besseren Browser, etwa Opera Mini, installieren.

Surfen: Der Internet Explorer Mobile ist vorinstalliert.

An zusätzlichen Anwendungen brachte unsere Vodafone-gebrandete Version unter anderem die Navigationslösung Vodafone Navigator mit. Diese liefert eine Turn-by-turn-Navigation, bezieht ihre Daten aber stets von einem Vodafone-Server, Offline-Navigation ist nicht möglich. Unterstützt wird die GPS-Positionsbestimmung durch QuickGPS. Dazu lädt sich diese Software aus dem Internet die jeweils aktuellen Positionsdaten der Satelliten herunter.

Der Treo Pro kann hier aber von Windows Mobile profitieren. Mehrere Anbieter haben bereits Lösungen für Offline-Navigationssysteme entwickelt. Anders als beispielsweise bei BlackBerrys stehen dem Kunden also mehrere Systeme zur Auswahl, egal ob er On- oder Offline-Navigation bevorzugt.

Lauf- und Ladezeit

Leider kann uns der Treo Pro bei der Akkulaufzeit nicht wirklich überzeugen. Palm verbaut einen Akku mit 1150 mAh, der für ein Business-Gerät relativ klein ist. Daher schaffte der Treo Pro in unserem Dauertest nur 263 Minuten, knapp 4,4 Stunden. Wie immer gilt dabei aber: Unser Test ist ein Worst-Case-Szenario. Wir hatten die Helligkeit voll aufgedreht, keinerlei Stromsparmechanismen eingerichtet sowie Push-Mail via HSDPA aktiviert. In der Praxis wird das Gerät daher länger halten. Dennoch schadet es nicht, einen Zweitakku für den Palm einzuplanen.

Ladezeit: Nach 143 Minuten war der Palm-Akku wieder voll.

Der Palm hat damit ein ähnliches Schicksal wie der HTC Touch Diamond. Denn obwohl Design den Kunden ansprechen mag, darf man nicht vergessen, dass ein Windows-Mobile-Gerät traditionell energiehungrig ist. Ein Beispiel, wie sich das Problem kundenfreundlich lösen lässt, gibt Samsung mit dem SGH-i780, denn hier erhält der Kunde serienmäßig einen Zweitakku samt Ladeschale. Auch besitzen die Akkus mit 1480 mAh eine deutlich höhere Kapazität.

Tabelle: Palm Treo Pro im Überblick

Hardware

Prozessor

Qualcomm MSM7201 400 MHz

Speicher

intern: 256 MByte
RAM: 128 MByte

Erweiterungsslot

ja, MicroSD bis 32 GByte

Display

320 x 320 Bildpunkte

Größe (H x B x T)

114 x 60 x 13,5 mm

Gewicht

133 Gramm inklusive Akku

Akku

1150 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GSM / GPRS / EDGE / UMTS / HSDPA

WLAN / GPS

ja / ja

Bluetooth

ja, 2.0

Schnittstelle

Micro-USB

Synchronisation

ActiveSync

Betriebssystem

Windows Mobile 6.1

Vertrieb und Preis

Hersteller

Palm

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

Vodafone: geplant, noch nicht im Programm
T-Mobile: nicht bekannt
O2: nicht bekannt
E-Plus: nicht bekannt

ohne Vertrag (UVP)

499 Euro

Vertrieb

Vodafone

Fazit

Der Treo Pro ist in jedem Fall ein aktuelles Smartphone, das locker mit anderen Windows-Mobile-Geräten mithalten kann. Palm steckt den Neuzugang in eine solide Hülle, insgesamt wirkt das Gerät sehr wertig. Bei der Tastatur muss man zwar gegenüber dem Vorgänger leichte Abstriche machen, dennoch ist sie immer noch gut. Das Display ist hell, Inhalte sind gut zu erkennen.

Standard: Palm verwendet Klinkenstecker- und Micro-USB-Anschlüsse.

Das Problem ist aber, dass Palm zwar ein solides Gerät abliefert, sich aber aus der Masse der Konkurrenz, spricht HTC, Samsung und demnächst Sony Ericsson, nicht so wirklich hervorheben kann. Es fehlt an Funktionen, die den Treo Pro einzigartig machen, sodass er eben nicht nur ein weiteres Windows-Mobile-Gerät ist. Andere Hersteller schaffen das auch, etwa HTC mit seinem TouchFlow oder Samsung mit dem serienmäßigen Zweitakku. Mit 499 Euro UVP liegt er außerdem preislich etwa in der gleichen Klasse wie seine Konkurrenten von RIM, HTC oder Samsung.

Alles in allem lässt sich sagen, dass der Palm Treo Pro ein gutes Smartphone ist. Jeder, der auf der Suche nach einem neuen und eleganten Windows Mobile Smartphone ist, sollte ihn auf seiner Liste mit berücksichtigen. Allerdings schadet es nicht, gleich einen zweiten Akku mit einzuplanen.

Alternative 1: BlackBerry Bold

Wer über einen BlackBerry-Dienst in seiner Firma verfügt, der kann den Palm noch abhaken, da es keinen passenden Client gibt. Daher sollten Interessierte einen Blick auf den neuen BlackBerry Bold werfen, den RIM komplett überarbeitet hat, sowohl in puncto Funktionen als auch bei der Firmware. Unseren Test finden Sie hier.

Alternative 2: Nokia E71

Fast unbemerkt hat Nokia seine E-Serie überarbeitet und liefert eines der besten Business-Geräte, das zudem über einen kostenlosen Exchange-Client verfügt. Im Gegensatz zum Palm gibt es einen größeren Akku, dafür muss man auf den Touchscreen verzichten. Den Test des E71 lesen Sie auf dieser Seite.

Vergleich: Der BlackBerry Bold und das Nokia E71.

Alternative 3: Samsung SGH-i780

Wenn man nicht auf Volltastatur, Touchscreen und Windows Mobile 6.1 verzichten will, sollte man auch das Samsung SGH-i780 in Betracht ziehen. Das Gerät ist nahezu identisch mit dem Treo Pro, bietet aber eine größere Batteriekapazität, einen serienmäßigen Zweitakku sowie eine zusätzliche innovative Maussteuerung. Wie diese in der Praxis funktioniert, lesen Sie hier bei uns. (mja)