Paketiert faxen

14.10.1998
Statt kostenpflichtige Telefonleitungen für den Faxversand zu verwenden, läßt sich mit einem speziellen Faxkonverter das Internet oder ein firmenweites IP-Netzwerk nutzen. Unternehmen reduzieren damit ihre Kommunikationskosten, müssen aber ihre Infrastruktur nicht ändern.

Von: Frank Niemann

Den größten Teil der Faxkommunikation wickeln Unternehmen über Faxgeräte ab. Circa 55 Millionen Faxmaschinen sind weltweit installiert. Zwar sind Faxserver auf dem Vormarsch, und auch EMail erfreut sich großer Beliebtheit, doch beide Systeme konnten bisher die installierten Faxgeräte nicht verdrängen. Nicht jeder Geschäftspartner hat einen EMail-Anschluß, doch jeder kann Faxe empfangen.

Durch jedes versendete Fax entstehen Gebühren, und auf diese Weise summieren sich die Kosten auf einige tausend Mark pro Jahr. Viele dieser Dokumente werden zwischen Niederlassungen einer Firma verschickt. Wenn zwischen den Standorten keine Standleitungen oder ein firmeneigenes Netzwerk eingerichtet wurden, so nutzen die Mitarbeiter auch für die unternehmensinterne Faxkommunikation gebührenpflichtige Wählleitungen.

Um dabei Kosten einzusparen, entwickelte die israelische Firma Radlinx das Produkt "Passafax". Dieses Gerät konvertiert Faxe in TCP/IP-Datenpakete. Damit ist es möglich, Faxe über ein IP-Netzwerk zu versenden, wie zum Beispiel ein unternehmensweites Intranet oder das Internet. Die installierten Faxgeräte kann die Firma beibehalten: Passafax wird wie ein Modem an eine Nebenstellenanlage angeschlossen. Der Anwender konfiguriert Passafax so, daß ein Fax, welches für eine Niederlassung bestimmt ist, nicht über eine Wählleitung versandt, sondern an den Faxkonverter weitergereicht wird. Dieser wandelt das Fax in IP-Datenpakete um, baut mit einem Partnergerät in der betreffenden Zweigstelle eine IP-Verbindung auf und überträgt die Daten. Das Passafax-Gerät der Gegenstelle wandelt die Datenpakete wiederum in einen Faxdatenstrom um und schickt sie über Modem und Nebenstellenanlage an das Faxgerät, wo die Ausgabe des Dokuments stattfindet.

Statt nur direkt von einem Unternehmensstandort zum anderen zu faxen, erlaubt es Passafax auch, ein IP-Netzwerk als billige Übertragungsstrecke für Faxe an externe Empfänger zu nutzen. Wenn beispielsweise eine Firma in München ansässig ist und Faxdokumente an einen Kunden in Hamburg versenden möchte, so kann sie diese Schriftstücke über das IP-Netzwerk an ihre Hamburger Geschäftsstelle schicken. Dort werden sie dann automatisch konvertiert und über die Nebenstellenanlage an die Faxnummer des Kunden weitergeleitet. Hierbei ist kein manueller Eingriff notwendig. Auf diese Weise lassen sich auch Faxaussendungen ins Ausland verbilligen. Selbst wenn das Unternehmen keine Standleitung besitzt, sondern über einen Router mit seinem Internet Service Provider (ISP) verbunden ist, spart der Einsatz dieses Internet-Fax-Gateways Gebühren: für den Zugang zum Diensteanbieter fällt meist nur der Ortstarif an, egal wohin das Fax gehen soll. Schließlich bezahlt der Kunde für eine bestimmte Bandbreite, die ihm sein ISP zur Verfügung stellt, und nicht für die Verbindungsdauer wie bei einem Telefongespräch.

Der Einsatz von Passafax zwingt den Anwender nicht dazu, für die Faxkommunikation nur noch IP-Netze zu nutzen. Weiterhin haben Firmen die Möglichkeit, auch auf herkömmlichem Wege Faxe zu verschicken.

Wenn der Benutzer ein Fax über Telefonleitungen versenden möchte, wählt er auf der Tastatur des Faxgeräts wie üblich die Nummer der Gegenstelle. Will er dagegen eine Passafax-Gegenstelle erreichen, so muß er eine spezielle Nummer wählen, die dem Passafax-Gerät mitteilt, an welche IP-Adresse das Fax geht (siehe Bild 2).

Wenn eine Firma bereits in Faxserver investiert hat, kann sie diese auch in Verbindung mit Passafax einsetzen, da sich diese Systeme im Telefonnetz wie Faxgeräte verhalten.

Integriert ins LAN

Die Faxkonverter sind über einen Modemanschluß mit der Nebenstellenanlage verbunden. Ein Ethernet-Port stellt die Verbindung zum LAN her. Jedes Passafax ist mit einer IP-Adresse ausgestattet. Für den Teilnehmer, der über ein derartiges Gerät verfügt, muß der Administrator einen Eintrag in die Wähltabelle des Faxkonverters eingeben. Jede Gegenstelle erhält eine Nummer, die der Anwender auf der Tastatur des Faxgeräts eingibt. Diese Nummer steht für die IP-Adresse des Passafax der Gegenstelle. Der Anwender wählt am Faxgerät die Nummer des Faxgateways im Büro, beispielsweise die Nebenstelle "67". Das am Passafax angeschlossene Modem sendet zwei Tonsignale. Nun kann der Benutzer die Nummer des Eintrags aus der Wähltabelle eingeben, zum Beispiel "#01#62500466#". Die Zeichenkette "#01#" teilt Passafax mit, daß es den ersten Eintrag im Wählverzeichnis verwenden soll. Die folgende Ziffer gibt die Faxnummer des Empfängers an. Danach funktioniert die Übertragung so wie bei einem herkömmlichen Faxversand.

Allerdings setzt dieses Schema voraus, daß:

die Nebenstellenanlage DTMF unterstützt, das Faxgerät DTMF unterstützt und den Wählvorgang akustisch wiedergibt und ein Fax/Voice-Modem am Passafax angeschlossen ist.

Statt des Fax/Voice-Modems kann der Anwender in Zukunft auch die Passafax-Version "PF-1M" verwenden, die bereits ein Modem enthält. Für dieses Produkt will Radlinx auch eine Least-Cost-Routing-Funktion anbieten. Sie ermöglicht es dem Fax-Gateway, automatisch über den günstigsten Weg beim Faxversand zu entscheiden:

Bei lokalen Empfängern ist es billiger, Faxe über das Telefonnetz zu versenden. Ist ein Fax für einen weit entfernten Kommunikationspartner bestimmt, so kommt das IP-Netzwerk zum Einsatz.

Passafax ist in Deutschland noch nicht offiziell erhältlich, daher war ein konkreter Test bisher noch nicht möglich. Dies wird aber in der Februar-Ausgabe nachgeholt.

Billiges Faxen übers Internet

Die Logiphone Group aus Fairfield, Iowa, hat einen öffentlichen Internet-Fax-Service angekündigt, der die Passafax-Technik verwendet. Die Kunden bezahlen einen Festbetrag von 35 Dollar im Monat zuzüglich der Telefongebühren für die Verbindung zum Serviceprovider und können bis zu 40 Faxe täglich verschicken. Jeder Faxanwender erhält einen sogenannten Autodialer, den er mit seinem Faxgerät verbindet. Dieses Gerät ermöglicht ein Least-Cost-Routing. Lokale Faxe versendet das Faxgerät über herkömmliche Telefonleitungen. Erkennt der Autodialer, daß ein Fax für ein bekanntes Ziel bestimmt ist, so leitet es diesen Anruf an einen lokalen Internet Service Provider um. Dort nimmt ein Passafax-Gerät den Ruf entgegen und transportiert das Dokument über das Internet. Dieser Dienst funktioniert natürlich erst dann, wenn es genügend Installationen gibt. Derzeit befindet sich das Netzwerk im Aufbau. In Zukunft sollen in verschiedenen Ländern "Internet Fax Services" eingerichtet werden.

Internet-Faxdienste in Deutschland

Stefan Deutsch, Pressesprecher des Internet Service Providers Eunet steht einem derartigen öffentlichen Dienst in Deutschland eher skeptisch gegenüber. Solange die Netzmonopole nicht gefallen sind, gebe es noch rechtliche Schwierigkeiten. Bis 1998 müssen wir uns wohl noch gedulden. Keine Probleme dagegen sieht Deutsch beim Einsatz dieser Faxkonverter in firmeneigenen Netzwerken. (fn)