Cloud-Modell "Platform as a Service"

PaaS-Anbieter im Vergleich

06.09.2014 von Klaus Manhart
Einfaches Entwickeln, schnelles Aufsetzen von Datenbanken und Anwendungen - PaaS-Plattformen bieten heute eine breite Vielfalt an Funktionalitäten. Anwender profitieren von PaaS mit einem schnelleren Going Live und kürzeren Innovationszyklen. Dieser Beitrag stellt die wichtigsten Anbieter mit ihren Services vor.

Platform as a Service (PaaS) als Cloud-Modell, bei dem höherwertige Dienste als Cloud Services bezogen werden können, wird für Unternehmen immer attraktiver. Typische PaaS-Angebote stellen Enwicklungswerkzeuge, Datenbanken, Laufzeitumgebungen und technische Frameworks bereit, die helfen, benutzerdefinierte Anwendungen als Services zu erstellen und auszuführen.

Immer mehr Unternehmen bauen sich um ihre internen Dienste herum eine PaaS-Infrastruktur auf.
Foto: Kovalenko Inna - Fotolia.com

Solche Cloud-Umgebungen bieten für Entwickler vor allem den Vorteil, dass sie für die gesamte Infrastruktur, die oft aufwändig bereitgestellt werden muss, nicht mehr selbst sorgen müssen. Die Nutzer müssen sich mit der technischen Umsetzung der Services nicht mehr befassen, alles Erforderliche steht im PaaS-Umfeld als Cloud-Service zur Verfügung.

Die zugrunde liegende Infrastruktur befindet sich für den Bezieher der Dienste unsichtbar hinter Services und Schnittstellen versteckt, er kann sich voll und ganz auf die Anwendungsentwicklung konzentrieren. Entwicklung, Erprobung, Einführung und laufende Wartung von Anwendungen werden damit immens erleichtert - und der Zeitaufwand radikal verringert.

Leistungsstarke PaaS-Lösungen für Anwendungsentwickler -
Google App Engine
Mit "Google App Engine" können Software-Entwickler ihre Web-Anwendungen in der selben Infrastruktur ausführen, die der Suchmaschinenriese selbst für seine Online-Dienste verwendet.
Amazon Elastic Beanstalk
Der Cloud-Riese Amazon Web Services stellt seinen Kunden (EC2, S3, etc.) "Elastic Beanstalk" als ein flexible PaaS-Lösung kostenlos zur Verfügung.
Windows Azure
Microsofts Cloud-Plattform, "Windows Azure", beinhaltet eine Reihe interessanter PaaS-Dienste. Diese ist für die Arbeit mit .NET und Visual Studio optimiert. Doch Anwender können auch mit weiteren Technologien wie PHP, Python oder Java arbeiten.
OpenShift
Mit "OpenShift" bietet der Linux-Spezialist Red Hat eine hybride Cloud-Anwendungsplattform, die sowohl öffentliche als auch private Cloud-Deployments unterstützt und auf quelloffener Software basiert.
Heroku
Das Start-Up "Heroku" aus Kalifornien zählt zu den PaaS-Pioniern und wurde von Salesforce.com übernommen. Einst als reine Ruby-Cloud-Plattform konzipiert, unterstützt der Dienst heute unter anderem auch Java, Python, Node.js und Clojure.
Jelastic
"Jelastic" ist eine professionelle Cloud-Hosting-Plattform, die aus Kalifornien stammt und eine einfache Installation, Deployment, Skalierung und Management von Java- und PHP-Anwendungen verspricht.

PaaS galt noch vor ein oder zwei Jahren als Cloud-Dienst für Start-ups und kleinere Betriebe. Doch das hat sich gründlich geändert. Gerade für große Unternehmen, die ihre Geschäftsprozesse und Kundenbeziehungen digitalisieren, bieten PaaS-Plattformen enorme Vorteile. Denn hier lassen sich neue Entwicklungsmethoden ohne große Investitionen ausprobieren und aktuelle Anwendungen zum Beispiel für Marketing und Vertrieb mit kurzem "Time-to-Market" entwickeln und testen.

Google App Engine

Google App Engine ist eine Plattform zum Entwickeln und Hosten von Webanwendungen auf den Servern von Google. Die Plattform stellt Applikationen verschiedene Services zur Verfügung, denen Google-Technologien zugrunde liegen und die auch in anderen Google-Applikationen und Dienstleistungen Verwendung finden.

Google App Engine
Foto: Klaus Manhart

Im Zentrum der Google App Engine stehen die SDKs. Sie bilden die Basis für die Entwicklung und das Deployment der App-Engine-Anwendungen. Als Entwicklungsumgebungen stehen Python und Java VM zur Verfügung. Außerdem erhalten die Anwender eine Reihe nützlicher Entwickler-Tools, die Programmieraufgaben vereinfachen und beschleunigen können. Dazu gehören beispielsweise anspruchsvollere Bildbearbeitungs-, Authentifizierungs- und E-Mail-Services.

Auch das Handling von Datenbanken erleichtert die App Engine. Der automatisierte Datenbankdienst Google Cloud SQL ermöglicht das Generieren und Verwalten relationaler Datenmodelle, ohne dass man sich weiter um Konfiguration und Wartung des Datenbanksystems kümmern muss.

Die App Engine ist vor allem für Unternehmen interessant, die Apps in derselben Infrastruktur betreiben, die auch Google für seine Online-Dienste verwendet. Zielgruppe sind vor allem Software-Hersteller, die mit Java oder Python entwickeln. Es gibt aber bereits SKDs für PHP und für die Skriptsprache Go.

Der Service ist für kleinere Anwendungen mit gewissen Mengenbeschränkungen kostenlos. Weitere Ressourcen sind zukaufbar. Abgerechnet wird entsprechend dem tatsächlichen Mehrverbrauch auf Basis des Verbrauchs von Ressourcen wie Rechenleistung, Speicherkapazität und Bandbreite.

Amazon Elastic Beanstalk

Bei Amazons PaaS-Plattform Elastic Beanstalk laden die Nutzer ihre Anwendung in die Cloud der Amazon Web Services (AWS) hoch. Elastic Beanstalk verwaltet dann automatisch die Details der Kapazitätsbereitstellung, Lastverteilung, automatischen Skalierung und Statusüberwachung. Im Vergleich zu Google behält der Anwender bei Amazon die Kontrolle über die Server-Infrastruktur, alle Instanzen sind frei konfigurier- und administrierbar.

Amazon Elastic Beanstalk
Foto: Klaus Manhart

Auch können Entwickler auf eine breitere Vielfalt an Werkzeugen zurückgreifen. Neben Java und Python unterstützt Elastic Beanstalk .NET, PHP, Node.js und Ruby. Zusätzlich werden weitere Dienste bereitgestellt wie beispielsweise Simple Workflow Service (SWS), Simple Email Service (SES), Simple Queue Service (SQS) oder Simple Notification Service (SNS). Letzterer eignet sich dazu, Benachrichtigungen über bestimmte Ereignisse anderer AWS-Dienste per E-Mail oder SMS zu versenden. Ferner können Anwendungen auf Amazon Web Services im sogenannten AWS Marketplace bereitgestellt werden, wo sie durch Dritte gebucht werden können.

Bei den Datenbanken haben Amazon-Kunden die Wahl zwischen traditionellen relationalen Datenbanksystemen wie MySQL, SimpleDB, Oracle und Microsoft SQL Server. Verfügbar sind aber auch spezielle Datenbanklösungen, die Amazon selbst entwickelt hat. Dazu zählen vor allem der relationale Datenbank-Service Amazon RDS und die NoSQL-Lösungen Amazon DynamoDB und Amazon SimpleDB.

Elastic Beanstalk wendet sich ausschließlich an bestehende Kunden von Amazon Web Services, vor allem Amazon EC2 und Amazon S3, und wird als kostenloser Zusatzservice angeboten.

T-Systems Cloud Integration Center

T-Systems bietet mit dem "Cloud Integration Center" einen Cloud-Marktplatz an, der neben Iaas- und SaaS- seit der letzten CeBit auch PaaS-Angebote umfasst. Damit stellt der deutsche Dienstleister eine einheitliche Plattform für den Applikationsbetrieb per IaaS, SaaS und PaaS bereit. Fachabteilungen können im Cloud Integration Center auf zahlreiche vorkonfigurierte Applikationen wie Datenbanken, Applikationsserver oder Content Management Lösungen zugreifen und diese entsprechend der Anforderungen in kurzer Zeit in Betrieb nehmen.

T-Systems Cloud Integration Center
Foto: Klaus Manhart

Das PaaS-Server wurde gemeinsam von T-Systems und Red Hat im Verlauf der letzten Monate erstellt. Die eingesetzte PaaS-Lösung OpenShift stammt von Red Hat und unterstützt die Software-Entwicklung mit verschiedenen Programmiersprachen, Frameworks und Runtimes. An Entwicklungswerkzugen stehen beispielsweise Apache Tomcat, JBOSS, Openshift PaaS und Rubystack zur Verfügung, an Datenbanken MySQL, PostgrSQL und MS SQL Server.

Unternehmen haben zudem die Möglichkeit bestehende eigene Anwendungen in das Cloud Integration Center zu migrieren. Damit lassen sich über das Cloud Integration Center Applikationen von der Public in die Private Cloud migrieren und vorhandene Lösungen integrieren sowie vermarkten. Auch Genehmigungs- und Bestellprozesse können hinterlegt werden.

Für die sichere Anbindung an die lokale IT wird lediglich eine MPLS-Anbindung benötigt. Die Applikationen lassen sich auf der Cloud-Plattform individuell skalieren. Die Abrechnung erfolgt nach den in Anspruch genommen Ressourcen ("Pay as you go"). Zudem steht ein Kalkulator zur Verfügung.

IBM BlueMix

IBM ist unter den Großen der jüngste PaaS-Player. Die Bluemix-PaaS-Plattform basiert auf der Infrastruktur des IaaS-Spezialisten Softlayer, den IBM 2013 übernommen hatte. Seit Anfang Juli ist Bluemix freigeschaltet.

IBM BlueMix
Foto: Klaus Manhart

Der Dienste bietet Entwicklern eine breite Palette an Services. Auf Basis des Middleware-Stacks von WebSphere sowie weiteren Systemen liefert IBM vorkonfigurierte Ressourcen und Dienste für die Entwicklung und das Deployment von Apps unterschiedlichster Couleur. Sie sollen vor allem den Konfigurationsaufwand bei der Softwaregenerierung und neuen hybriden Cloud-Projekten verringern.

Die Services enthalten zum Beispiel vorkonfigurierte Datenbank-Server wie MongoDB, PostgreSQL und MySQL und Anwendungsdienste wie Git-Hosting oder Application-Monitoring, deren Konfiguration ansonsten manuell vorgenommen werden müsste. Daneben werden verschiedene Programmierplattformen wie Java, Spring, Node.js und Ruby on Rails angeboten.

Profi-Tools für Datenbanken -
MySQL Workbench
Mit der kostenlosen “MySQL Workbench” erhalten Anwender ein Komplettpaket, das die Arbeit mit der beliebten Open Source-Datenbank effizienter macht.
phpMyAdmin
Wer eine Web-basierende, kostenlose und stabile Lösung für die Verwaltung von MySQL-Datenbanken sucht, der wird beim populären “phpMyAdmin” fündig. Das Tool bietet vor allem Anfängern alle nötigen Features in einer bequemen Arbeitsumgebung.
Sequel Pro
Mit "Sequel Pro" stellt sich eine kostenlose und native Anwendung vor, die die Verwaltung von MySQL-Datenbanken auf dem Mac deutlich verbessern kann.
Querious
Mit “Querious” erhalten Mac-User eine weitere professionelle Anwendung, die in Sachen Funktionalität und Design hohe Anforderungen erfüllt. Ob der Lizenzpreis von knapp 30 Dollar im Vergleich zum kostenlosen Sequel Pro gerechtfertigt ist, muss jeder Einzelne für sich entscheiden.
MySQL Editor Pro
MySQL-Datenbanken mobil auf dem iPhone verwalten? Kein Problem mit “MySQL Editor Pro”. Dabei handelt es sich um eine einfache Lösung, die ihre Zwecke vollkommen erfüllt. Mit einem Preis von über 10 Euro ist es aber für eine App nicht gerade günstig.
DataGlass MySQL Mobile Database Client
Gute Performance, eine ansprechende Benutzerschnittstelle und einige nette Funktionen, die nicht unbedingt selbstverständlich sind, machen aus dem “DataGlass MySQL Mobile Database Client” für iPhone und iPad eine gute Option für Fortgeschrittene. Kostenpunkt: Knapp acht Euro.
SQLite Expert
Die Mini-Datenbank SQLite wird dank HTML5 und Smartphones wie Android und iPhone immer beliebter. Mit dem Freeware-Tool für Windows “SQLite Expert” können solche Client-seitige Datenbanken effizient verwaltet werden.
SQLite Manager
Das kostenlose und quelloffene Firefox-Addon “SQLite Manager” wandelt den Browser in einen leistungsfähigen Admin für SQLite-Systeme.

Bluemix basiert auf dem Open-Source-Framework Cloud Foundry sowie den Cloud-Versionen der Entwicklungs-Werkzeuge von IBM Rational. Der offene Standard Cloud Foundry mit der darunter liegenden Openstack-Infrastruktur erlaubt es, Lösungen von Drittanbietern relativ einfach in die Plattform integrieren.

Interessenten können sich über das Bluemix-Portal anmelden und die Entwicklungsumgebung in einer beschränkten Umgebung kostenlos testen und damit arbeiten. Erst bei kommerzieller Nutzung greift dann das Bezahlmodell nach Verbrauch.

Microsoft Azure

Mircosoft kombiniert auf seiner Azure-Plattform IaaS- und PaaS-Lösungen miteinander, die sich in verschiedenen Betriebsmodellen wie Public-, Private und Hybrid bereitstellen lassen. Die Redmonder erlauben es Partnern zudem, eine eigene, auf Azure basierende Cloud-Infrastruktur in einem gehosteten Modell aus einem lokalen Rechenzentrum heraus zu betreiben.

Microsoft Azure
Foto: Klaus Manhart

Der PaaS-Teil von Azure bietet eine Reihe Microsoft-bezogener Entwicklungswerkzeuge, die den Programmieraufwand vereinfachen. Schwerpunkte bilden Microsofts eigene Entwickler-Tools wie ASP.NET, Windows Server und Visual Studio. Daneben unterstützt Azure auch weitere Programmiersprachen wie PHP, Ruby, Python, Java und Node.js. Auch Linux-Server lassen sich problemlos einsetzen.

Zusätzlich bietet Azure eine ganze Reihe anwendungsbezogener Services für Entwickler. Dazu zählen beispielweise Back-End-PaaS-Dienste für mobile Apps, mit denen Entwickler Daten in der Cloud effizient ablegen, Benutzer authentifizieren und Push-Notifications generieren können. Relativ neu ist der BizTalk Service, mit dessen Hilfe viele Integrationsszenarien zur Vernetzung von Cloud- und Enterprise-Line-of-Business-Systemen umsetzbar sind. Alle Services können über das Online-Administrationsportal zentral eingerichtet und administriert werden.

An Datenbanken werden ausschließlich Microsoft SQL Server unterstützt. Für die Server-, Daten-, Mobile- oder Netzwerkdienste, die man in Anspruch nimmt, fallen unterschiedliche Kosten an. Die Kosten werden dynamisch nach Gebrauch abgerechnet.

Fujitsu Cloud Platform as a Service

Fujitsus Global Cloud Platform bietet eine konfigurierbare On-Demand-IT-Infrastruktur über das Internet. Die Public Cloud Platform wird über Rechenzentren in Japan, Australien, den USA, Singapur, Großbritannien und Irland sowie Zentraleuropa bereitgestellt.

Fujitsu Cloud Platform as a Service
Foto: Klaus Manhart

Mithilfe eines Drag-and-Drop-Self-Service-Portals können Kunden die benötigte virtuelle Infrastruktur planen und einsetzen, wobei die Server, Storage und Network Services zur Unterstützung der geschäftlichen Erfordernisse automatisch bereitgestellt werden.

Fujitsu legt den Schwerpunkt seines PaaS-Angebots auf Sicherheit. Der Konzern bietet Plattform-, Sicherheits- und Single-Sign-on- sowie Workflow-Integrationstechnologien. Für den Schutz von Unternehmensdaten bietet Fujitsu mit Backup as a Service (BaaS) einen flexiblen, schnellen und effizienten, Backup und Recovery Service aus der Cloud.

Darüber hinaus können Kunden über das Service-Portal Status und Trends überwachen, virtuelle Maschinen ein- und ausschalten und Backup-/Restore-Operationen vornehmen - alles über eine sichere, geschützte Umgebung, die mit dem Internet verbundene Sicherheitsprobleme beseitigt. Im Vergleich zu anderen PaaS-Anbietern ist das Angebot von Fujitsu jedoch sehr beschränkt und etwas einseitig auf Security-Themen ausgerichtet. (sh)