Das Gesundheitsbewusstsein hat in Teilen der Gesellschaft stark zugenommen. Körperbezogene Apps für Gesundheit und Fitness liegen voll im Trend: über 33 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nutzen Gesundheits-Tracking-Tools wie Apps und Wearables, um sich über ihren aktuellen Gesundheitszustand auf dem Laufenden zu halten. Da kommt die deutsche Firma Braun mit ihrer weltweit ersten Bluetooth-Zahnbürste genau recht: Sie funkt das Zähne-Putzverhalten per Bluetooth auf das Smartphone und die Oral-B App wertet es sofort aus. Was die Zahnbürste und ihre App wirklich können, und ob die Menschheit das braucht oder nicht, zeigen wir im Praxistest.
Beim Öffnen der Verpackung fällt zunächst der große Lieferumfang auf: Die Zahnbürste kommt mit einem überaus schicken Reise-Etui, sowie einer SmartSeries-Uhr, einem Ladegerät mit dazugehörigem Aufbewahrungsbeutel und vier verschiedenen Aufsteckbürsten. Das kann man auch erwarten, wenn man bedenkt, dass die von uns getestete Version der Oral-B Black Pro 7000 stolze 250 Euro kostet.
Die Oral-B App für iOS und Android
Der eigentliche Clou an dem neuen Modell der Oral-B Zahnbürste ist nicht die bereits bekannte und inzwischen verbesserte SmartSeries-Uhr, sondern dass die Zahnbürste erstmals mit dem Smartphone kommuniziert und zwar mit Hilfe von Bluetooth 4.0.
Wir laden die App, die für iOS und Android verfügbar ist, im Apple App Store herunter. Wichtig für eine reibungslose Kommunikation zwischen Smartphone und Zahnbürste ist, dass man nicht vergisst, auch im Smartphone die Bluetooth-Funktion einzuschalten.
Nach einer freundlichen Begrüßung durch die App landet man direkt beim sogenannten Timer. Es gibt drei Möglichkeiten, den Timer der Zahnbürste zu aktivieren und somit die eigene Putz-Dauer aufzuzeichnen: Entweder schaltet man die Bluetooth-Funktion der Zahnbürste ein, oder man aktiviert die Funktion "Geräuscherkennung", bei der die Zahnbürste auf Grund ihrer Vibrationsgeräusche erkannt wird. Die ungenaueste der drei Methoden ist die der händischen Betätigung des "Jetzt putzen"-Buttons.
Doch auch diese händische Betätigung ist nicht zu unterschätzen, denn im Flugzeug-Modus funktioniert die Bluetooth-Funktion nicht. Wer also im Flugzeug die Zähne mit einer elektrischen Zahnbürste putzen mag, oder einfach nur durch den Flugzeug-Modus für den Rest der Welt nicht erreichbar sein will, muss händisch den "Jetzt putzen"-Button drücken.
Kiefer-Quadranten auf dem Handy-Display
Die App teilt das Gebiss in vier verschiedene Kiefer-Quadranten auf: Oben links, oben rechts, unten links und unten rechts. Im Standard-Putzprogramm werden jedem Quadranten 30 Sekunden Putz-Zeit gewidmet, so dass man schlussendlich auf zwei Minuten Gesamtputzzeit kommt. Nach diesen 30 Sekunden blinkt die Zahnbürste grün auf und gibt ein kurzes Stotter-geräusch von sich. So weiß man immer, wann man den Kiefer-Quadranten wechseln muss, auch wenn das Smartphone gerade mal nicht direkt vor dem Nutzer liegt, um die genaue Anzahl der verstrichenen Sekunden anzuzeigen. Wenn man die vollen zwei Minuten durchgehalten hat, kommt ein längeres Stotter-Intervall mit grünem Licht, so dass man weiß, wann die Anwendung beendet ist.
Manchmal blinkt die Zahnbürste auch rot. Dann will sie ihrem Benutzer mitteilen, dass der Druck zu stark war und man besser nicht mehr so fest auf Zähne und Zahnfleisch drückt.
Damit es beim Putzen nie langweilig wird, spielt das Smartphone am unteren Rand Wetter-Informationen, das aktuelle Kalender-Datum, die neusten Nachrichten, persönliche Fotos und weitere interessante Zeitvertreibe ein. Falls man sich dadurch gestört fühlt und vom Zähneputzen abgelenkt wird, kann man diese Funktion in den Einstellungen deaktivieren. Im Normalfall ist sie allerdings recht unterhaltsam.
Nach Beendigung des Putzvorgangs überprüft die App noch, ob man Zahnseide verwendet, die Zunge geputzt und an die Mundspülung gedacht hat. Je nachdem, wie gut man geputzt hat, wird man mit einem Smile und einem aufbauenden Spruch gelobt oder aber gerügt, dass man nächstes Mal lieber etwas länger putzen sollte.
Oral-B verspricht, dass die Zahnbrüste sich bis zu 20 Anwendungen merken kann. Falls also gerade einmal kein Smartphone in der Nähe ist, könne die Zahnbürste diese Anwendungen nachträglich in die Statistik synchronisieren. Allerdings wird dann nicht mehr nach Zahnseide, Mundspülung und Zungenreinigung gefragt. Das Smartphone meint, man hätte diese Pflege-Schritte ausgelassen, auch wenn das unter Umständen gar nicht stimmt. Das versaut dem Benutzer die Statistik und ist in der Folge etwas ärgerlich.
Abgesehen von diesem Manko ist die Statistik relativ praktisch: Hier kann man die Erfolge des Tages, der Woche oder des Monats überprüfen. Das schlechte Gewissen hilft dann, das ein oder andere Mal mehr den Griff zur Zahnseide zu riskieren.
Individualisierte Pflege mit der Oral-B-App
Da jeder ein etwas anderes Gebiss hat als der Rest der Bevölkerung und somit jeder Mensch andere Bedürfnisse beim Zähneputzen hat, hilft die Oral-B App mit der sogenannten individualisierten Pflege. Das ist eine Funktion, bei der man Bereiche des eigenen Mundraums einstellen kann, denen man gerne mehr als die Standardpflege zukommen lassen möchte. Dabei ist es völlig egal, ob das auf Grund von Zahnspangen, Retainern, Zahnlücken oder besonders Karies-anfälligen Mundbereichen geschieht.
Auch den Standard-Timer von zwei Minuten pro Zahnputz-Session kann man auf eine dreiminütige Tiefenreinigung oder eine individuell gewünschte Zeit umstellen.
Durch verschiedene Modi wie beispielsweise Sensitiv, Tiefenreinigung, Aufhellen und vieles mehr, kann man entscheiden, in welchem Modus man putzen will. So wird das Zahnpflege-Programm an die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen angepasst. Da kommt der Raucher mit dem Aufhellprogramm auf seine Kosten. Aber auch der Sensible, der schnell an Zahnfleischbluten leidet, kann seine Zähne im Sensitiv-Verfahren putzen.
Wer sich die Mühe machen möchte, kann sogar vom eigenen Zahnarzt ein persönliches Putzprogramm in seiner App erstellen lassen. Dafür erhält man dann sogar eine Auszeichnung durch die App.
Belohnungssystem für Zahnputz-Motivation
Die Auszeichnungen, die man erreichen kann, wenn man gründlich und regelmäßig putzt, sind sehr vielseitig. Was zunächst wie ein blöder Scherz oder eine Motivation für kleine Kinder klingt, funktioniert tatsächlich: sobald die App sagt: "Du bist ein Profi!" und den Benutzer freundlich anlächelt, steigt eine leise Zufriedenheit beim Putzer auf.
Der Ansporn, nächstes Mal wieder zwei Minuten durchzuhalten, ist mit der Bluetooth-Bürste viel höher, als wenn man seine normale, langweilige Handzahnbürste ansieht, die kaum Feedback geben kann. Gut, es sei ihr verziehen, die Handzahnbürste kostet im Normalfall auch nicht mehr als fünf Euro. Der Spaß am Putzen steigt mit der Oral-B App jedoch gewaltig, und auch die Disziplin nimmt zu, wenn man seinen persönlichen Coach auf dem Smartphone hat.
Sehr praktisch ist die Erinnerungsfunktion der App: Wer möchte, kann sich alle drei Monate daran erinnern lassen, den Bürstenkopf zu wechseln, um eine optimale Mundhygiene zu gewährleisten. Denn wenn wir ehrlich sind, wer denkt schon daran, nach drei Monaten den Bürstenkopf zu wechseln?
Auch die Tipps der App sind nicht zu verachten. Wir wussten beispielsweise nicht, dass Mundtrockenheit ganz oft eine Ursache für üblen Mundgeruch ist und dass man das ganz einfach verhindern kann, indem man zuckerfreie Kaugummis kaut, um die Speichelproduktion anzukurbeln.
Fazit
Die neue Zahnbürste mit der App von Oral-B ist schon ein tolles Spielzeug: Sie lobt den Benutzer, wenn er gut putzt, schimpft ihn, wenn er mal nachlässig war, gibt ihm Tipps, wie er sich verbessern kann, erinnert ihn regelmäßig an das Wechseln der Bürstenköpfe, versorgt ihn mit Wetterinfos und Nachrichten, passt auf, dass er nicht zu fest aufdrückt und ermahnt ihn, mal wieder Zahnseide zu benutzen. Die App ist wie eine allwissende Mama und ein persönlicher Motivationscoach zugleich.
Ob der Preis in einem gesunden Verhältnis zur Leistung steht, sei dahingestellt, aber jedem, bei dem es auf hundert Euro mehr oder weniger nicht ankommt, sei die Zahnbürste mit dazu passender App ans Herz gelegt.
Unser Verbesserungsvorschlag wäre ein Sensor, der erkennt, welchen Zahn man genau putzt. Das fehlt der Bürste noch, die sich bisher leider nur in Kiefer-Quadranten orientieren kann. Außerdem war nicht erkennbar, ob und wie sich mehrere Personen die teure Zahnbürste so teilen können, dass jeder seine eigenen Zahnputzdaten auf sein eigenes Smartphone bekommt. (cvi)