Anbieterübersicht Open Source

Open Source ist nicht gleich Community

08.05.2015 von Rafael Laguna
In vielen Köpfen hält sich immer noch die Vorstellung, dass Open-Source-Software von langhaarigen, unbezahlt arbeitenden Gutmenschen zwischen 3 und 5 Uhr morgens entwickelt wird. Höchste Zeit, hier ein für allemal mit diesem Irrtum aufzuräumen.

Das Betriebssystem Linux ist die wohl populärste Open-Source-Software. Auch Android, ein Linux Derivat, sorgte in den letzten Jahren für Furore. Zwei von drei Tablets und rund 75 Prozent aller Smartphones nutzen das Linux-Derivat als Betriebssystem.

Wer macht Linux?

Die Linux Foundation hat eine interessante Dokumentation darüber veröffentlicht, wer zum Linux-Kernel beiträgt. Seit 2005 haben 11.800 Entwickler von rund 1200 unterschiedlichen Unternehmen am Linux-Kernel mitgearbeitet. Dass immer mehr bezahlte Profis an Linux arbeiten, zeigt auch, dass zuletzt mindestens 88,2 Prozent der Verbesserungen von Leuten kommen, die für diese Arbeit auch bezahlt werden - Tendenz steigend.

Linux war der Pionier. Mittlerweile gibt es jedoch zahlreiche Anbieter, die auf den Open-Source-Zug aufgesprungen sind.
Foto: Curioso - shutterstock.com


Unter den Unternehmen, die am meisten zum Linux-Kernel beitragen, finden sich Hardware-Hersteller wie Intel, IBM, Samsung, AMD und Nvidia ebenso wie die Software-Schmieden Red Hat, Oracle und SUSE. Diese Firmen verdienen seit Jahren gutes Geld mit Linux, sind sich dessen bewusst und investieren entsprechend auch in die Weiterentwicklung.

Open Source ist mehr als Linux

Das Internet beruht - zum Glück für uns alle - im Wesentlichen auf Open-Source-Software. Man denke nur an den Apache-Webserver, an den E-Mail-Server Dovecot, an die Domain Name-Software BIND und PowerDNS oder MySQL und MariaDB

Obwohl viele dieser Komponenten zentrale Bestandteile des Internets sind, wird deren Entwicklung mitunter nur von ein paar wenigen Köpfen getragen. Am offensichtlichsten wurde dies bei der Verschlüsselungssoftware GnuPG. Sie wurde im Wesentlichen vom deutschen Werner Koch gestemmt und die Weiterfinanzierung stand im Februar dieses Jahres vor dem Aus. Inzwischen scheint das Projekt aber gesichert.

Andere Software-Projekte wie die Apache Foundation oder die Document foundation organisieren sich in einer gemeinnützigen Stiftung. Sie schaffen es darüber, Öffentlichkeit zu erzeugen, welche letztlich in einer kontinuierlichen Finanzierung durch die IT-Industrie mündet.

Die wichtigsten Linux-Zertifizierungen -

Das Linux+Zertifikat der CompTIA ist identisch mit dem niedrigsten professionellen Zertifikat LPIC-1 des Linux Professional Institute.

Zertifikate der Linux Foundation sind neu. "Certified System Administrator" ist die Eingangsstufe.

Die zweite und höchste Stufe bei der Zertifizierung durch die Linux Foundation ist der "Certified Engineer".

Linux Essentials ist eine Zertifizierung unter professionellem Niveau, gedacht vor allem für Schüler und Azubis.

Die Zertifikate für IT-Profis beginnen beim Linux Professional Institute mit dem Level LPIC-1.

Das LPIC-2 ist das Zertifikat der Wahl für Linux-Admins in Rechenzentren.

Das Qualifikationsniveau LPIC-3 ist eine Empfehlung des Linux Professional Institute für "höhere Weihen".

Als "Certified System Adminstrator" qualifiziert Red Hat das Einstiegsniveau für die eigenen Linux-Umgebungen.

Mit dem "Certified Linux Administrator" beginnt bei Suse die Karriere-Leiter. Das Zertifikat CLA ist Identisch mit LPIC-1.

Deutlich mehr Wissen erfordert das Zertifikat Suse CLP. Die Zahl verweist auf die Version von Suse Linux Enterprise Server, unter der das Examen abgelegt wurde.

Ein Suse CLE hat die höchste Qualifizierung bei Suse absolviert. Das Examen erfordert weit mehr als Linux-Kenntnisse.

Open Source als Geschäftsmodell

Daneben ist es in den letzten Jahren aber auch einer Reihe von Unternehmen gelungen, ein nachhaltiges Geschäft mit Open-Source-Software aufzubauen. Zugegeben, Red Hat war lange Zeit der einzige Stern, der hell am Himmel der Open-Source-Unternehmen glänzte.

Doch die Wachablösung von Client-Server-Architekturen durch internet-basierte Dienste bietet enorme Chancen für neue Unternehmen. Denn Open Source-Software garantiert Interoperabilität dank Einhaltung offener Standards. Das zahlt sich für die Anwender in Form von Kostenvorteilen, Wettbewerb, Innovationsgeschwindigkeit, Herstellerunabhängigkeit und Investitionssicherheit aus.

Cloudera ist das erste Unternehmen dieser neuen Generation, das endlich mehr als 100 Millionen US Dollar Jahresumsatz erzielt.

Weitere Beispiele für sehr erfolgreiche, amerikanische Unternehmen, die Ihr Geschäft mit Open-Source-Software machen, sind Hortonworks, MongoDB und Docker.

Auch in Europa und Deutschland haben wir ein paar wenige "Hidden Champions" im Open-Source-Geschäft: Die Datenbank MariaDB aus Skandinavien hat gute Chancen, den Erfolg von MySQL zu wiederholen. Und unter dem Dach von Open-Xchange wächst nach der Fusion mit Dovecot und PowerDNS ein Schwergewicht im Bereich E-Mail-, Collaboration- und Office-Software heran.

Fazit

Beim Thema Open-Source-Software lohnt es sich, genau hinzuschauen. Längst geht es nicht mehr nur um "kostenlose Software" oder ein paar Tausend Arbeitsplatz-Rechner in München. Die Musik spielt bei Open-Source-Software und -Unternehmen in der Cloud. (bw)