Open Source im Unternehmenseinsatz

17.12.2002 von Frank Klinkenberg und LORRAINE COSGROVE WARE 
In einer Umfrage wollte unsere US-Schwesterpublikation 'CIO' wissen, warum und in welchem Maße Open-Source-Software in Unternehmen zum Einsatz kommt. Die Ergebnisse haben wir für Sie zusammengefasst.

In der Zeit vom 1. bis 31 November führte CIO auf seiner Webseite eine Umfrage zum Thema Open Source im Unternehmenseinsatz durch. 375 Firmenvertreter füllten den Fragebogen aus. Das Ergebnis sollte den großen kommerziellen Software-Häusern zu denken geben, denn Open-Source-Software gewinnt in Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Speziell die komplizierten Lizenzbestimmungen und hohen Kosten bei kommerzieller Unternehmens-Software führen dazu, dass CIOs (Chief Information Officer) immer mehr freie Software in ihren Firmen favorisieren.

So setzen bereits 64 Prozent der Befragten Open-Source-Produkte ein, die restlichen 36 Prozent haben noch keine Erfahrungen damit gemacht. Ein Viertel der Firmen nutzt entsprechende Produkte seit weniger als einem Jahr, 23 Prozent bis zu zwei Jahre und ein ebenso großer Anteil seit mehr als zwei Jahren. Open-Source-Software kommt dabei vorzugsweise als Server-Betriebssystem, E-Mail-Server und für die Webentwicklung zum Einsatz. Einen Überblick über die weltweite Verteilung von Webservern und zugehörigen Betriebssystemen finden Sie unter www.netcraft.com.

Open Source verstärkt bei Neuinstallationen

In den meisten Fällen ersetzen Open-Source-Produkte nicht bestehende Systeme, sondern kommen ergänzend oder als Neuanschaffung in den Unternehmen zum Einsatz. So wurde in 44 Prozent der Fälle ein Open-Source-System für eine Neuentwicklung eingesetzt, nur drei Prozent der neu installierten Systeme ersetzten bestehende.

Im Vergleich zu kommerzieller Software gaben 59 Prozent der Befragten an, dass die freie Software in Bezug auf die gesamten Betriebskosten (TCO, Total Cost of Ownership) deutlich günstiger seien. Auch die Investitionen sind laut 63 Prozent der Teilnehmer geringer. Bezüglich der TCO behauptet Microsoft in mehreren veröffentlichten Studien das Gegenteil. Interessant, dass die Anwender dies genau anders herum sehen.

41 Prozent bescheinigen Open-Source-Systemen eine höhere Zuverlässigkeit und Uptime sowie leichtere und schnellere Entwicklungsprozesse. Die IT-Verantwortlichen hoben dabei besonders die größere Flexibilität, eine bessere Kontrolle, höhere Performance und geringere Kosten bei der Entwicklung von Applikationen hervor.

Die Motivation für den Austausch zu Gunsten eines Open-Source-Produkts liegt für 31 Prozent ebenfalls in geringeren TCO-Kosten, für 29 Prozent in geringeren Investitionen und für 23 Prozent in einer höheren Zuverlässigkeit und Performance. Dabei sind es oft die Entwickler, die die Software schnell und informell in ein Unternehmen einführen - und das zunächst ohne das Wissen des Managements.

Kritik an Open-Source

Es wurde aber auch Kritik laut. Mangelnder Support und fehlende Professionalität im Umgang mit Kunden bei Open-Source-Vertreibern gaben 52 Prozent der Befragten zu Protokoll. Dies sind auch Punkte, die viele Firmen bislang davon abgehalten haben, Open-Source-Produkte einzusetzen. Ein weiteres Argument, das für sie gegen einen Einsatz von freier Software spricht, ist fehlendes Know-how in den Firmen. Hohe Umstellungskosten sind für 43 Prozent der Kritiker der wichtigste Punkt, der eine Einführung in ihrem Unternehmen verhindert. Diese Aussage steht im Gegensatz zu den Erfahrungen derer, die bereits Open-Source-Produkte im Einsatz haben. Wenn jedoch diesbezüglich weder Erfahrung noch Know-how in einer Firma vorhanden sind, muss man das bei Open-Source-Installationen in punkto Kosten zusätzlich mit berücksichtigen.

Von daher werden die Hersteller, die Open-Source-Produkte um Administrationstools erweitern und zusätzliche Services anbieten, verstärkt in den Fokus der IT-Verantwortlichen rücken. Dies zeichnet sich schon seit Längerem speziell im Linux-Markt ab. Red Hat und SuSE bieten beispielsweise für den Enterprise-Markt zugeschnittene Produkte mit zum Teil kostenpflichtigem User-Support. Auch das auf der "Comdex 2002" offiziell vorgestellte United-Linux-Projekt zielt genau in diese Richtung.

Teilnehmer-Profil

Die Studienteilnehmer repräsentieren einen Großteil der Industrie. 22 Prozent haben mit IT und Computern zu tun, 14 Prozent kommen aus der Herstellung, 10 Prozent sind im Staatsdienst tätig, und 7 Prozent arbeiten im Finanz-, Banken- und Accounting-Bereich.

In Bezug auf die Position bezeichnen sich 45 Prozent der Befragten als CIO, CTO (Chief Technical Officer) oder stellvertretende IT-Verantwortliche. 41 Prozent sind als Abteilungsleiter, im User-Support oder als Berater tätig.

Fast die Hälfte der Befragten kommen aus Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten, 25 Prozent aus Firmen mit bis zu 2500 Angestellten, und 29 Prozent arbeiten mit mehr als 2500 Kollegen zusammen.

Der Umsatz von 57 Prozent der Firmen liegt bei unter 100 Millionen US-Dollar, 23 Prozent gaben an, dass ihr Unternehmen zwischen 100 und 999 Millionen US-Dollar umsetzt. Die verbleibenden 21 Prozent kommen auf einen Umsatz von mehr als 1 Milliarde US-Dollar.

Bei 57 Prozent der Befragten kommen Windows-Betriebssysteme als primäre Serverplattform zum Einsatz, gefolgt von Unix mit 20 Prozent. 9 Prozent setzen bevorzugt auf Linux, und 15 Prozent gaben Mainframes, Macintosh oder andere Systeme an.

Einen Hintergrundbericht zum Thema Linux im Unternehmenseinsatz finden Sie hier. Daneben vermittelt Ihnen dieser Test einen ersten Eindruck von United Linux. (fkh)