Stärken und Schwächen

Office-Suiten für Apple iPad im Vergleich

20.11.2011 von Thomas Pelkmann
Tabellen, Textdateien und Präsentationen: Eine Fülle von Office-Paketen versucht, die Funktionsvielfalt von Excel und Co. auf das iPad zu übertragen. Die Gratwanderung zwischen Bedienbarkeit und Features gelingt jedoch nicht jedem Programm. Wir stellen Ihnen die gebräuchlichsten Office-Apps vor.

Prognosen zum Markt mobiler Endgeräte nehmen gerne die Zahl der verfügbaren Apps für die einzelnen Geräte als Maßstab, um über mögliche Erfolge und Misserfolge zu spekulieren. Hier würde das iPad mit rund 140.000 Anwendungen bei den Tablets auf Platz eins liegen. Als Nächstes folgt die Android-Plattform.

Funktion oder Bedienbarkeit: Nicht jedes Feature lässt sich elegant auf das iPad übertragen.

Die Zahl von Apps sagt allerdings nur wenig über die tatsächliche Produktivitätsleistung mobiler Geräte aussagt. Es ist viel wichtiger, die Qualität der einzelnen Produktivitätsanwendungen zu prüfen. Für diesen Vergleich wurden sechs iPad-Office-Apps verwendet.

Zwei Dinge sind wichtig zu erwähnen. Erstens: Eine externe Tastatur ist für produktives Arbeiten mit den Office-Apps unerlässlich. Dabei ist es egal, welches Keyboard man benutzt - das drahtlose von Apple, das iPad Keyboard-Dock oder eine Bluetooth-Tastatur von Drittanbietern. Aber ohne ist produktives Arbeiten unmöglich. Und zweitens: Ebenfalls unerlässlich sind Online-Speicher wie Apples iCloud oder Dropbox, die das störrische Datenaustauschverfahren über iTunes ersetzen und damit deutlich vereinfachen.

6 Office Apps für iPad
Office2 HD
Cloud-Unterstützung Top, Bedienung Flop: So lässt sich Office² HD zusammenfassen. Dokumente lassen sich leicht zu Google Docs, Dropbox und weiteren Online-Speicherdiensten übertragen. Abstriche macht man als Anwender dafür bei der Handhabung.
Documents To Go Premium
Mit Word-, Excel- und Powerpoint-Dateien arbeitet Documents To Go anstandslos. Zurecht werben die Entwickler mit der starken Kompatibilität zu den Office-Formaten von Microsoft. Cloud-Features bietet die App en masse.
Quickoffice Pro HD
Quickoffice gibt es neben iOS auch für Android und Symbian. Dementsprechend handelt es sich um eine ausgereifte Office-Suite, der es jedoch noch an vielen Features mangelt, wie sie etwa unter Android zu finden sind.
Apple Pages
Apples Pages eignet sich nur für sehr einfache Textverarbeitung. Vor allem stört, dass vorhandene Word-Dokumente, die auf dem iPad weiterverarbeitet werden, ihre Formatvorlagen verlieren. Die Import- und Export-Funktion ist eingeschränkt und umständlich. Bilder, grafische Elemente und Tabellen lassen sich zwar sehr einfach einfügen, für eine professionelle Nutzung eignet sich Pages aber wenig. Die Funktionalität einer Desktop-Textverarbeitung sollte man sich beim Kauf der App somit nicht erwarten.
Apple Numbers
Numbers ist die Tabellenkalkulation der iWork-Suite. Die Bedienbarkeit ist gut, dafür sind die Exportmöglichkeiten eingeschränkt - insbesondere was die Kompatibilität mit Microsoft Office angeht.
Apple Keynote
In Keynote erstellen Sie Slideshows und präsentieren sie zugleich. Zusammen mit dem VGA- beziehungsweise HDMI-Adapter funktioniert auch der Präsentationsmodus. Dabei bleiben eigene Notizen auf dem iPad angezeigt, während die Präsentation normal weiterläuft.

Byte Squared Office2 HD

Seit dem Start des iPad im Frühjahr 2010 gehört Office2 HD zu den Office-Apps für das Tablet. Die Suite ist nicht annähernd so robust und intuitiv wie die Apple-Angebote, bietet aber deutlich besseren Cloud-Support. Office² HD erstellt und bearbeitet Word-, Excel- und PowerPoint-Dokumente und behandelt Microsoft-Office-Dokumente grundsätzlich so, als wären es die Eigenen. Immerhin anzeigen kann es auch iWork- und PDF-Dokumente.

Die Kompatibilität zu Office ist durchweg gut. Zwar bietet die App wesentlich weniger Formatierungsmöglichkeiten als die Originalanwendungen, aber das sei bei der Darstellung komplexer Office-Dokumente erstaunlicherweise kein echtes Problem. Darstellen ist offenbar wesentlich leichter als selber erstellen.

Gratwanderung: Funktionalität ist nicht alles, wenn darunter die Bedienbarkeit leidet.

Als größte Schwäche gilt die Benutzeroberfläche von Office2 HD. Die gesamte Bedienung findet in einem einspaltigen Dropdown-Menü statt, aber trotzdem liegen die App-Funktionen nicht offensichtlich vor einem. Zwar wird man irgendwann mal fündig, aber es braucht eben drei oder vier Gesten mehr als unbedingt nötig, um umständlich verborgene Funktionen zu finden.

Da ist zum Beispiel die Menüleiste zu nennen, die erst durch seitliches Scrollen zu erreichen ist. Anstatt ein Bild also durch einfaches Doppeltippen in ein Dokument einzufügen, muss umständlich zum entsprechenden Menüpunkt gescrollt werden. Insgesamt lässt sich dieses Konzept der Funktionsverwaltung als gescheitert bezeichnen.

Beim schon erwähnten Cloud-Support kann Office² HD aber punkten: Die App arbeitet mit Box.net, Dropbox, Google Docs, iCloud, MobileMe, MyDisk und generischen WebDAV-Accounts zusammen.

Mit einem Verkaufspreis von 5,99 Euro ist Office² HD das günstigste Produkt in diesem Test und bietet - immerhin - eine der besten Cloud-Unterstützungen. Auch die Kompatibilität zu Microsoft Office ist lobenswert, was für die Benutzeroberfläche leider nicht gilt. Unter den nicht von Apple stammenden Office-Apps ist die Funktionsvielfalt aber führend.

DataViz Documents To Go Premium

DataViz bietet mit Documents To Go Premium eine Office-App für das iPad an. Die App für 13,99 Euro ist ein Notwerkzeug für Situationen, in denen vollwertige Office-Anwendungen nicht zur Verfügung stehen. Die Formatierungsoptionen sind eher einfach, aber immerhin kompatibel zu Microsoft Office-Dokumenten - auch zu PowerPoint.

Documents To Go Premium
Documents To Go Premium
Documents To Go Premium
Documents To Go Premium
Documents To Go Premium

Der PowerPoint-Editor versteckt sich jedoch so gut, dass ihn viele Anwender leicht übersehen. Das Dokument startet serienmäßig nicht in der Entwurfsansicht, diese muss erst über einen Button aktiviert werden.

Documents To Go Premium besitzt gute Cloud- und Sharing-Funktionen: Box.net, Dropbox, Google Docs, iDisk, und SugarSync-Kontakte sind möglich. Eine Anpassung an iOS 5und iCloud ist aber noch nicht realisiert. Zusätzlich lässt sich auch auf die Documents-To-Go-Desktop-Anwendung zugreifen. Insgesamt enttäuscht Documentss To Go bei den Office-Apps durch den geringen Funktionsumfang.

Quickoffice Pro HD

Die aus dem Android-Umfeld bekannte App Quickoffice Pro HD lässt in der iOS-Variante einige der Bearbeitungsfunktionen vermissen. Dazu sind die Menüs der App "sehr schlank" ausgefallen. So kann man beispielsweise Bilder in die Präsentations-App einbetten, nicht aber in die Textverarbeitung. Das geht auch mit Diagrammen und Charts in der Tabellenkalkulation nicht. Die einzige Möglichkeit also, mit Grafiken zu arbeiten, ist die Präsentations-App - zu wenig für ein vollwertiges Office-Paket.

Office-Suite: Hier ist die Dokumentenbearbeitung am Beispiel einer Präsentation zu sehen.
Foto: Quickoffice

Immerhin bietet QuickOffice Pro HD eine gute Cloud-Unterstützung, auch wenn die Anpassung an iOS 5 mit iCloud noch fehlt. Die App arbeitet mit Box.net, Dropbox, Google Docs, Huddle, MobileMe, und SugarSync zusammen. Zudem ist es sehr leicht, neue Cloud-Speicher hinzuzufügen.

Unverständlich bleibt, warum bei Quickoffice Pro HD viele Android-Features in der iPad-Version nicht zu finden sind. So sind die 15,99 Euro für den Erwerb der App keine besonders gute Investition.

Apple Pages, Numbers und Keynote

Genauso wie die Desktop-Applikationen sind Apples Pages, Numbers und Keynote auf Einfachheit getrimmt. Die Apps gibt es für das iPad nur separat zu erwerben und nicht als Komplettpaket wie die anderen Anwendungen aus diesem Vergleich. Außerdem handelt es sich bei Pages, Numbers und Keynote um Univeral-Apps, die beim Kauf für das iPad auch auf dem iPhone zur Verfügung stehen.

Tabellenkalkulation: Die Office-Anwendung für Tabellen nennt Apple schlicht Numbers.

Die drei Apps bieten die beste Adaption der Tablet-Gestensteuerung des iPads. Einfügen und Bearbeiten von Bildern sowie Charts funktionieren sehr gut. Schriften und Formate sind intuitiv einstellbar, die Funktionsleisten bieten einen guten Kompromiss zwischen Funktionalität und einfacher Bedienung. Auch das Speichern der Dokumente erfolgt automatisch.

Frei von Kritik sind die Apps jedoch alle nicht. Insbesondere um die Interoperabilität mit Microsoft Office ist es nicht gut bestellt. So lassen sich zwar *.doc, *.xls und *.ppt exportieren, das standardmäßige Arbeiten mit den Office-Formaten ist jedoch nicht möglich. Die sehr eingeschränkte Microsoft-Office-Kompatibilität macht es oft meist notwendig, mehrere Versionen eines Dokuments anzulegen. Wer beispielsweise viel mit Formatvorlagen in Microsoft Word arbeitet, findet nach dem Import in Pages und dem späteren Export davon nichts mehr vor.

Apple Pages: Einige Formatierungen gehen beim Im- und Export verloren, besonders was MS-Office-Dokumente angeht.

Für eine professionelle Nutzung eignen sich Pages, Numbers und Keynote nur bedingt. Viele Funktionen gehen beim Import und Export verloren. Wer also zwischendurch sein MS-Office-Dokument mit dem iPad weiterverarbeiten will, sollte möglichst unformatierte Dateien verwenden.

Die Cloud-Funktionalität der drei Apps ist im Vergleich zur Konkurrenz dürftig. So gibt es nur eine Integration von iCloud,iDisk und WebDAV sowe einen iWork.com-Support.

Fazit

Eine klare Empfehlung kann man nicht abgeben. Dafür werden die jeweiligen Stärken einzelner Anwendungen immer durch signifikante Schwächen relativiert. Apples Apps sind am besten zu bedienen, dafür fehlt es ihnen aber an Office-Kompatibilität und dem eingeschränkten Cloud-Support. Bei den anderen getesteten Apps verhält es sich umgekehrt. Viele Cloud-Features treffen auf eine nur dürftige:Bedienbarkeit.

Letztendlich kommt es auf die eigenen Prioritäten an. Wer auf Bedienbarkeit Wert liegt, liegt bei den Apple-Apps Pages, Numbers und Keynote richtig. Wer auf möglichst große Office-Kompatibilität oder Cloud-Unterstützung angewiesen ist, fährt mit Office² HD besser. (fho/cvi)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO.