Office 97 Bugreport

18.04.2000 von THOMAS RIESKE 
Office 97 ist vor allem wegen der Vielzahl an Fehlern aufgefallen. Zwei bisher erschienene Service Releases, wie Microsoft die Bugfixes nennt, sprechen eine deutliche Sprache. Doch auch nach deren Veröffentlichung gab es Mängel.

Office 97 ist trotz der aktuellen 2000er-Version immer noch weit verbreitet. Die gebotenen Funktionen sind für die meisten Anwender ausreichend, sodass ein Umstieg für Viele nicht lohnt. Zudem lassen sich die kleinen und großen Macken leicht beheben. Oft reicht schon das Einspielen eines Patchs, und es lässt sich problemlos arbeiten. Daher finden Sie hier in einer Zusammenfassung die wichtigsten Bugs und ihre Behebung.

Bereits das Setup von Office 97 war fehlerbehaftet. In einigen Umgebungen meldete es nach dem Kopieren der Dateien den erfolglosen Versuch, die Bibliotheken bdrintl.dll und mfc40.dll in der Registry einzutragen. Wer nicht auf einen Patch warten mochte, musste selbst in den Untiefen der Registrierdatenbank sein Glück versuchen. Es sei denn, er zog es vor, auf die Nutzung der Software einstweilen zu verzichten.

Novell-Administratoren, die Netware 4.10 einsetzten, mussten ebenfalls auf der Hut sein. Beim Update einer Workstation-Installation löschte die Setup-Routine die bisherigen gemeinsam genutzten Komponenten auf dem Server. Anwender, die noch mit der Vorgängerversion arbeiteten, erhielten beim Start statt des Programmfensters eine Fehlermeldung. Dieses Problem wurde erst im Microsoft Office 97 Service Release 2 (SR-2) behoben.

Kompatibilitätsprobleme fallen beim Einsatz einer neuen Programmversion als Erstes ins Auge: Sei es, dass Anwender alte Dokumente ins neue Format konvertieren oder zum Austausch mit Dritten den umgekehrten Weg gehen müssen.

Die Import/Export-Filter von Word 97 legten beim Speichern im Format des Vorgängers zwar Dateien mit der Erweiterung DOC an, schrieben die Dokumente allerdings im RTF-Format. Damit kommen zwar die früheren Word-Versionen zurecht, andere Programme können diese Dateien jedoch nicht importieren, sofern sie nicht umbenannt werden.

Überraschte Gesichter gab es beim Versuch, Dateien von Netzwerklaufwerken zu laden. Nicht immer erkannte Word dabei die LAN-Ressourcen. Oft genug konnte der Benutzer überhaupt keine Aktion mehr ausführen, denn die urplötzlich erzeugte CPU-Last von 100 Prozent verhinderte dies zuverlässig.

Ein rotes X statt einer eingefügten Grafik war nicht nur in der Textverarbeitung, sondern auch bei Powerpoint Zeichen eines nahenden Absturzes. Das Präsentationsprogramm kam ansonsten relativ glimpflich davon: Der Lotus Freelance Konverter konnte Daten nicht korrekt importieren und Sprechernotizen auf Vorlagen verschwanden.

Excel 97 erregte dadurch Aufsehen, dass nicht immer eine automatische Neuberechnung von Tabellenzellen erfolgte. Dieser Fehler wurde erst mit dem SR-2 behoben. Zuvor riet Microsoft als Workaround nach Änderungen an Zellinhalten Strg-Alt-F9 zu drücken, um die Neuberechnung des gesamten Spreadsheets zu erzwingen. Die Abwärtskompatibilität war ein weiterer Schwachpunkt: Große Excel-5.0-Dateien ließen sich nicht öffnen, Berichte und Ansichten aus früheren Excel-Versionen nicht fehlerfrei importieren.

Viele Anwender waren verwundert, wenn beim Öffnen oder Schließen von Officedateien oder der Applikation selbst das Programm nur noch im Zeitlupentempo reagierte. Verantwortlich dafür war die voreingestellte Funktion zum automatischen Anlegen von Journaleinträgen in Outlook.

Die Service Releases

Um die beschriebenen Fehler auszumerzen, hat Microsoft zwei Service Releases zur Verfügung gestellt. Diese kann jeder über das Internet abrufen, die fehlerkorrigierten Pakete sind mit acht MByte (SR-1) und 23 MByte (SR-2) allerdings recht groß geraten.

Auf Grund des Umfangs könnte man annehmen, SR-2 würde den ersten Patch beinhalten. Doch weit gefehlt: Der Kunde muss vor SR-2 zunächst das SR-1 aufspielen, auch wenn Letzteres erst einmal neue Probleme verursacht. So zweifelte plötzlich mancher an seiner Fähigkeit, die richtige Schaltfläche im Schließen-Dialog auszuwählen. Wer etwa auf "Ja" klickte, um seine Arbeit zu sichern, schloss die Datei, ohne sie zu speichern. Ein erneutes Kopieren der Bibliotheken mso97.dll und mso7neu.dll von der Original Office-97-CD und anschließendes Ausführen des SR-1 stellte die gewünschte Funktionalität wieder her. Dies verhinderte jedoch nicht den ungültigen Seitenaufruf, den ein Word-Dokument mit eingebetteter Excel-Tabelle beim Speichern produzierte.

Um derlei Katastrophen zu vermeiden, benötigt der Anwender neben den oben erwähnten Patches als Mindestvoraussetzung Windows 95, NT 3.51 ab Service Pack 5 oder NT 4.0 ab Service Pack 2. Weiterhin müssen während der Installation 40 MByte freier Festplattenspeicher vorhanden sein, obwohl das SR-1 am Ende lediglich 12 MByte für sich beansprucht. Aber schließlich wollen die gepackten Archive entkomprimiert werden und die Installationsroutine temporäre Dateien anlegen. Nach erfolgreichem Abschluss erfolgt - wie kaum anders zu erwarten - ein Neustart des Rechners. Anschließend erkennt der Anwender die gelungene Aktion am Versionshinweis im Infofenster. Dort erscheint als Zusatz nun die Nummer des Service Release.

Sollte jemand auf die Idee kommen, seine Büro-Suite wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen, muss er dazu das komplette Officepaket deinstallieren und anschließend neu installieren. Denn beide Fehlerkorrekturen enthalten Dateien, die nach Microsoft-Sprachregelung "integraler Bestandteil des Betriebssystems" werden.

Doch wer will schon zurückrudern? Schließlich gab die Mannschaft um Bill Gates nach dem Original SR-2 noch ein Silent Update heraus sowie einige Einzelpatches und Erweiterungen, die auch eingespielt werden wollen.

Silent Update: Das Service Release 2b

Mittlerweile hat Microsoft klammheimlich das Original-SR-2 gegen eine B-Version ausgetauscht. Die zwei Fassungen lassen sich anhand der in Tabelle 1 zusammengefassten Unterschiede auseinander halten, die für die lokalisierte deutsche Version gelten.

SR-2

SR-2b

Tabelle 1: SR-2 und SR-2b lassen sich einfach anhand von Namen, Größe und Versionsnummer unterscheiden.

Dateiname

Sr2aof97.exe

Sr2baof97.exe

Dateigröße

23.663.376

23.660.504

Dateiversion

4.71.1015.0

4.72.3110.0

Neu an der aktualisierten Version sind behobene Fehler bei der Installation des Patches selbst. Außerdem sind Jahr-2000-Updates für Outlook 97 und das Microsoft Jet 3.5 Service Pack 2 hinzugekommen. Wer bereits die vorherige Version des SR-2 installiert hat, erhält diese zusätzlichen Änderungen durch die Einzelpatches für den Outlook Import-/Export-Datumsfix und für die Jet-Engine 3.5.

Das SR-2b tauscht bei seiner Installation einige Dateien aus, die sich wie in Tabelle 2 zu sehen, nicht vom Namen, sondern lediglich durch die Versionsnummer unterscheiden:

Dateiname

SR-2

SR-2b

Tabelle 2: Nach der Installation von SR-2b finden sich neuere Versionen einiger Dateien auf dem Rechner.

msexcl35.dll

3.51.0623.2

3.51.2723.3

msjet35.dll

3.51.2026.0

3.51.2723.0

msrepl35.dll

3.51.2010.0

3.51.2404.0

rm.dll

1.0.0.97

1.0.0.104

transmgr.dll

1.0.0.97

1.0.0.100

Wer mit dem bisherigen Service Release 2 keine Probleme bemerkt hat, sollte sich einen Umstieg auf SR-2b reiflich überlegen: Dieses überschreibt sowohl den Word-97-Sicherheitspatch für Vorlagen als auch den Sicherheitspatch zu Forms 2.0.

Einzelpatches

Glasnost ganz eigener Art demonstrierte Microsoft mit seinem "Globally Unique Identifier", einer weltweit eindeutigen Identifikationsnummer. Richard M. Smith, Präsident der Softwarefirma Phar Lap hatte beobachtet, dass seine Word- und Excel-Dokumente einen versteckten "Fingerabdruck" enthielten, der der MAC-Adresse seiner Netzwerkkarte entsprach. Diese Nummer fand er nach der Onlineregistrierung bei Microsoft auch in der Log-Datei des Registrierungsassistenten. Der Verdacht kam auf, dass sie dabei an Microsoft übermittelt worden sein könnten.

Die allgemeine Empörung zwang den Softwareriesen, Patches zur Beseitigung der versteckten ID-Nummern bereitzustellen. Der Microsoft Office 97 Unique Identifier Patch sorgt dafür, dass die Office-97-Applikationen keine GUIDs mehr versteckt in Anwenderdokumenten unterbringen. Bereits mit der ID-Nummer gekennzeichnete Dateien entfernt das Unique Identifier Removal Tool.

Eine Hintertür für Hacker öffnete ein Fehler im ODBC-Datenbanktreiber in der Version 3.51. Das von dem spanischen Entwickler Juan Carlos Cuartango entdeckte Sicherheitsleck bietet die Möglichkeit, aus Excel-Tabellen Kommandos an Windows 9x oder NT abzusetzen. Damit lassen sich beispielsweise Viren einschleppen oder Dateien ausspionieren. Die Attacke funktioniert auch über das Internet und per E-Mail, falls der Anwender einen HTML-fähigen Client verwendet. Microsoft stellt hierfür ebenfalls ein probates Gegenmittel bereit.

Wer auf eine aktualisierte Rechtschreibprüfung gehofft hatte, die es erlaubt, wahlweise nach alten oder neuen Regeln vorzugehen, musste bis August 1999 warten. Der zuvor verfügbare Zusatz sah nämlich beide Regelungen als korrekt an. Erst mit der Umsetzung der neuen Orthografieregeln durch die deutsche Presse hatte man in Redmond ein Einsehen und stellte für Word 95 und 97 eine aktualisierte Version zum Download bereit. Diese gestattet es, in der Textverarbeitung wahlweise die bekannten oder neuen Orthografieregeln anzuwenden. Womit ein möglicher Grund für einen Umstieg auf die Millenniumsausgabe der Office Suite für viele entfällt. (tri)