Office 2003 Beta

27.03.2003 von Mike Hartmann
Die wichtigsten Neuerungen des nächsten Office-Pakets sind die umfassende Unterstützung für XML und die verbesserten Teamfunktionen. Besonders zu erwähnen ist auch die Integration eines Right-Managements.

Mitte 2003 soll sie erscheinen, die nächste Version von Microsoft Office. Auch der Name ist inzwischen offiziell. Wie schon Office XP an die Namensgebung der aktuellen Windows-Version (XP) angelehnt wurde, ist dies auch beim nächsten Office der Fall: Office 2003 passend zu Windows 2003.

Die auffälligste Veränderung ist die komplette Rundum-Erneuerung der Optik: Hochauflösende schicke Icons und eine Einbindung in den Theme-Manager von Windows XP. Einen ersten Eindruck von der Optik können Sie sich in unserer Bildergalerie machen.

Interessanter ist aber, was sich unter der Haube getan hat. Dazu gehören vor allem Recherche- und Übersetzungs-Funktionen, XML-Unterstützung, Information Rights Management und verbesserte Teamfunktionen via Sharepoint Services. Letztere werden Thema eines eigenen Artikels sein, genauso wie OneNote, das TabletPC-Add-on für Office, und InfoPath, ein Tool zur Informationssammlung und -verarbeitung.

Office 2003 wird nur unter Windows-Versionen ab Windows 2000 laufen. Benutzer von Windows NT und den diversen 9x-Variationen bleiben außen vor.

Generelle Neuerungen

Noch stärker als aktuelle Office- und Windows-Versionen verlässt sich Office 2003 auf ständig aktualisierte Online-Inhalte. So ist beispielsweise der Aufgabenbereich mehr oder minder komplett auf ständigen Online-Zugriff eingestellt. Zum Glück lässt sich das aber auch abschalten.

Ebenfalls neu im Aufgabenbereich sind die Funktionen für Recherche und Übersetzung. Mittels Alt-Klick auf ein Wort liefert Office 2003 eine Übersetzung des Wortes oder eine Webrecherche zu diesem Suchbegriff. Bei der Übersetzung verlässt sich Office zunächst auf installierte Wörterbücher und weitet sie dann auf Wunsch auf Online-Wörterbücher aus.

Sätze oder gar das ganze Dokument übersetzt Office mittels WorldLingo. Wem die automatische Übersetzung nicht gut genug ist, der kann sich das Dokument auch von einem Dolmetscher bei WorldLingo übersetzen lassen - natürlich gegen Geld.

Recherche-Funktionen

Optional kann der Anwender aber auch nach den gewünschten Begriffen im Internet suchen lassen. Zu den bereits in der aktuellen Beta unterstützten Diensten gehören unter anderem natürlich MSN in verschiedenen Sprachen, Encarta-Wörterbücher und -Enzyklopädien (allerdings noch nicht in Deutsch) sowie Aktienkurse.

Auch hier hat Microsoft schon erste kostenpflichtige Webdienste integriert. So kann der Benutzer auch auf die Ergebnisse von Factiva, einem Angebot von Dow Jones und Reuters, zugreifen. Allerdings ist hier eine Registrierung erforderlich und stellenweise auch Cash für exklusive Informationen.

Es scheint also, als wolle Microsoft das bereits in Windows XP begonnene Konzept (hier beispielsweise via Online-Bilderdienste) der Einbindung kostenpflichtiger Dienste noch stärker ausbauen. Dass man das nicht aus reiner Freundlichkeit tut, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Wie viel zusätzlichen Umsatz Microsoft sich damit erhofft, ist jedoch nicht bekannt.

XML

Bereits Office XP konnte mit ersten XML-Fähigkeiten aufwarten. Diese waren allerdings nur rudimentär vorhanden und kaum vernünftig benutzbar. Das hat sich mit Office 2003 grundlegend geändert. Zwar sind die "alten" Formate, wie .doc, .mdb und .xls immer noch Standard, aber die Dokumente lassen sich auch als XML speichern, ohne dass Formatierungen oder Optionen verloren gehen. So kann man mittels XSL-Transformationen eine Übersetzung in ein XML-Dokument nach anderem Schema erzielen.

Zudem könnte man solche Office-Dokumente in anderen XML-fähigen Applikationen weiter bearbeiten und später ohne Probleme wieder in Microsoft Office einlesen.

Allerdings verwendet Office 2003 nicht die von OASIS als Open Office Format erarbeiteten Vorschläge, sondern kocht mal wieder ein eigenes Süppchen. So verwendet beispielsweise Word ein Schema namens WordML. Insgesamt sieht sich der XML-Entwickler bei Word-Dokumenten mit neun Namespaces konfrontiert.

Bei Excel dagegen scheint die XML-Integration nicht abgeschlossen zu sein. So finden sich hier noch zahlreiche überflüssige Namespace-Anweisungen innerhalb der einzelnen Tags.

Outlook 2003

Die einzige Applikation innerhalb der klassischen Office-Suite, die sich nicht nur optisch verändert hat, ist Outlook 2003. Doch zunächst sticht das neue Layout ins Auge. Die Vorschau von E-Mails wird jetzt nicht mehr in der rechten unteren Ecke angezeigt, sondern nimmt die gesamte rechte Seite ein. Dadurch erhält der Anwender einen deutlich größeren Vorschaubereich, so dass Scrollen häufig nicht mehr nötig ist.

Ebenfalls eine deutliche Verbesserung ist, dass Outlook bei HTML-Mails zusätzliche Elemente wie Bilder nicht mehr automatisch nachlädt. Damit fällt es beispielsweise Spammern schwerer, E-Mail-Konten durch so genannte Webbugs zu verifizieren. Erst auf Anforderung lädt Outlook die gesperrten Elemente nach. Sind diese jedoch bereits im Browser-Cache vorhanden, werden sie automatisch angezeigt.

Outlook gegen SPAM

Generell hat Microsoft in Outlook einiges verändert, um den Benutzer vor SPAM zu bewahren. Der neue SPAM-Filter basiert auf der Technologie, die Microsoft bereits bei MSN einsetzt und die nicht nur nach bestimmten Schlüsselwörtern sucht, sondern den gesamten Inhalt analysiert. Allerdings sind die Einflussmöglichkeiten relativ gering. Man kann lediglich die Wirksamkeit des Filters einstellen. Je höher die Wirksamkeit, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass reguläre Mails als SPAM eingestuft werden.

Zusätzlich kann der Benutzer Absender oder Domains definieren, deren Mails niemals als SPAM klassifiziert werden. Dazu gehören automatisch alle Adressen in den Kontakten. Ebenso lassen sich bestimmte Absender oder Domains von vorne herein als Spammer einordnen.

Zusätzlich gibt es noch die normalen Filterregeln, über die man die Mailflut weiter eindämmen kann. Hier lassen sich neuerdings scheinbar auch Script-gesteuerte Aktionen anstoßen. Allerdings gibt die weit gehend auf Online-Inhalte basierende Hilfe hier noch keine Auskunft, wie man solche Scripts erstellen kann. Auf Macro-Basis arbeiten sie zumindest nicht.

Information Rights Management

Dieses Feature dürfte Microsofts Managern selbst am meisten am Herzen gelegen sein, sind doch in den letzten Jahren immer wieder vertrauliche, interne Dokumente ans Licht der Öffentlichkeit gelangt und haben bei Kunden und Partnern zu erheblicher Missstimmung geführt.

Mit dem Right-Management soll das nun anders werden, denn hier lässt sich ein Dokument so schützen, dass es nicht mehr gedruckt, verändert oder weitergeleitet werden kann.

Während der Beta-Phase von Office 2003 bietet Microsoft einen eigenen kostenfreien RM-Server an, für den man allerdings zwingend ein Passportkonto benötigt. Ob es diesen Dienst auch später geben wird, ist noch nicht klar, ebenso wenig die Kosten dafür. Firmen sollen später mit Windows 2003 Server in der Lage sein, einen eigenen RM-Server aufzusetzen.

Auch diese Neuerung im Office-Paket dürfte, wie schon XML und die SharePoint-Dienste, hauptsächlich Firmen Vorteile verschaffen.

Fazit

Insgesamt erweist sich die aktuelle Beta-Version von Office 2003 schon als erstaunlich stabil, wenngleich noch sehr speicher- und ressourcenhungrig. So legt das Paket auf einem Rechner mit 1-GHz-Pentium-III und 256 MByte RAM schon mal einige Wartepausen ein, bevor es weitergeht. Besonders Word belegt den Prozessor sehr häufig komplett, obwohl es in den Hintergrund geschaltet ist.

Die meisten Neuerungen kommen Arbeitsgruppen und Firmen zu Gute. Endanwender dagegen werden nur wenig finden, was ein Upgrade sinnvoll erscheinen lässt. Recherche kann man auch mit dem normalen Internet-Browser betreiben. Lediglich die neuen Funktionen von Outlook 2003 könnten ein Anreiz sein. Inwieweit die Unterstützung für Tablet PCs gediehen ist, werden wir in einem separaten Artikel beleuchten.

Aber auch Firmen werden sich zunächst mit einem Umstieg schwer tun. Die starke Ausrichtung der neuen Funktionen auf Windows 2003 Server, der noch im April erscheinen soll, verhindert sicherlich zunächst einen Wechsel. Denn ein neues Server-Betriebssystem muss zunächst einmal gründlich evaluiert werden, bevor ein Administrator es in seinem Netzwerk duldet. (mha)