Novell kauft SuSE

04.11.2003 von Jörg Luther
Für 210 Millionen US-Dollar erwirbt Novell die SuSE Linux AG. Vorbehaltlich der Genehmigung durch Novells Aktionäre soll die Transakton bis Ende Januar 2004 abgeschlossen sein.

Dabei holt Novell mit IBM gleich einen potenten Investor mit ins Boot. Big Blue soll zum einen wandelbare Novell-Vorzugsaktien im Wert von 50 Millionen US-Dollar zeichnen. Zum anderen verhandeln Novell und IBM über eine Ausweitung der bestehenden Verträge zwischen IBM und SuSE zur Unterstützung der gesamten IBM eServer-Serie sowie IBMs Middleware-Produkten durch SuSE Linux. Beide Vereinbarungen treten mit dem Abschluss der SUSE-Übernahme in Kraft.

Die bisherigen Anteilseigner von SUSE haben dem Vernehmen nach dem Verkauf an Novell bereits zugestimmt. Die SUSE LINUX AG gehört bislang der Risikokapital-Firma e-millennium (32 Prozent), hinter der unter anderem SAP und die Deutsche Bank stecken, sowie den Unternehmen Apax (21 Prozent) und Adastra (20 Prozent). Den Rest halten Intel Capital, IBM, Hewlett-Packard und SGI, die insgesamt 12 Prozent der Anteile besitzen, sowie die SUSE-Gründer und die Belegschaft.

Mit dem Einkauf von SuSE verstärkt Novell massiv sein Engagement Richtung Linux, das es bereits im August diesen Jahres durch Übernahme von Ximian unzweifelhaft dokumentiert hatte. Novell begann sein Linux-Engagement bereits im Jahr 2000 mit der Portierung seines Verzeichnisdienstes eDirectory. Im April 2003 kündigte das Unternehmen an, alle Netware-Dienste sowohl auf dem eigenen wie auch dem Linux-Kernel zur Verfügung zu stellen - bei voller Unterstützung durch Novells weltweiten, technischen Support.

Novells Linux-Strategie

Wie das aussehen kann, zeigte Novell vor wenigen Tagen auf der LinuxWorld 2003 mit der Beta der Novell Nterprise Linux Services. Sie umfasst bereits alle wesentlichen Netware-Dienste mit rund 95 Prozent der Funktionalität, als Betriebssystem-Plattform dienen wahlweise SuSE Linux Enterprise Server oder Red Hat Enterprise Linux. Grundsätzlich plant Novell die NetWare Services zu einem völlig plattformunabhängigen Dienste-Layer weiter zu entwickeln, der je nach Kunden-Anforderung bei gleicher Funktionalität sowohl auf einem NetWare- als auch einem Linux-Kernel aufsetzen kann.

Ob bei den Enterprise-Linux-Services allerdings RedHat in Zukunft mit im Boot bleibt, erscheint zweifelhaft. Man besäße ja jetzt einen komplettes Betriebssystemangebot vom Desktop bis zum Server aus dem eigenen Hause, und wolle Red Hat durchaus auch Konkurrenz machen, so lautet der Tenor auf einer telefonischen Pressekonferenz heute am fühen Abend.

SuSE wird vorerst als eigener Brand bestehen bleiben, zumindest habe man "kurzfristig keine anderen Pläne", liess Novell-CEO Jack Messmann auf Nachfrage wissen. Auch an der personellen Besetzung in Nürnberg solle sich vorerst nichts ändern. Neben SuSEs Enterprise-Schiene werden auch die Endkunden-Produke weiter im Portfolio bleiben. Auch an der Zusammenarbeit innerhalb des United-Linux-Konsortiums soll sich nichts ändern.

Offene Fragen

Die telefonische Pressekonferenz von Novell und SuSE lässt eine ganze Reihe von Fragen offen - vor allem weil die Frage&Antwort-Session für einen derart spektakulären Merger nach geradezu unglaublich kurzer Zeit abgewürgt wurde.

Bauchschmerzen verursacht Branchenkundigen beispielsweise die Tatsache, dass Novell bis jetzt noch jeden Zukauf - sei es DR DOS, Unixware oder Wordperfect - in Grund und Boden gewirtschaftet hat. Zudem hat Novell nach dem Zukauf von Ximian und SuSE zwei konkurrierende Linux-Desktop-Systeme im Portfolio - nicht gerade eine ideale Situation für ein Unternehmen, das an die professionelle Clientel pflegeleichte Desktop- und Serversoftware verkaufen will. Der Verdacht liegt nahe, dass dabei auf längere Sicht das von SuSE massiv unterstützte KDE auf der Strecke bleiben könnte: Mit dem auf GNOME aufsetzenden Ximian Evolution möchte Novell nur zu gerne Microsoft Outlook-Kunden abspenstig machen.

Und trotz allen verbalen Commitments zu Open Source fragt man sich, wie aus dem knallharten kommerziellen Saulus Novell über Nacht ein Linux-Community-Paulus werden soll. In der fast einstündigen Telefonpressekonferenz nahm keiner der Beteiligten - Novell-Chairman Jack Messman, Vice-Chairman Chris Stone und SuSE-CEO Richard Seibt - auch nur einmal die Wendung "free software" in den Mund. Dagegen sprach Messman mindestens ein Dutzend Mal vom "kommerziellem Linux", das er an "80 Prozent der Fortune 500" verkaufen wolle. Hony soit, qui mal y pense. (jlu)

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