Notes und Domino 8 - Beta 2 Preview

19.04.2007 von Martin Kuppinger
Lotus Notes/Domino 8 sind in einer öffentlichen Beta-Version verfügbar. Beim ersten Blick auf die Beta-Versionen zeigt sich, dass es IBM gelungen ist, den Spagat zwischen grundlegenden Neuerungen wie der Eclipse-Unterstützung und einer dennoch vertrauten Umgebung für Benutzer wie Administratoren erfolgreich zu bewältigen.

Wie so oft gilt auch für diese Beta-Versionen, dass sie noch nicht ganz fehlerfrei und einfach in der Nutzung sind. Die Installationsvoraussetzungen müssen genau beachtet werden, insbesondere auch im Hinblick auf erforderliche Patches und Service Packs. Ansonsten gibt es vor allem mit der Eclipse-Plattform, auf der der Notes-Client nun basiert, Probleme.

Die beiden wichtigsten Änderungen in den Produkten sind eben die Verwendung von Eclipse als technischer Basis für Lotus Notes 8 und zum anderen die konsequente Unterstützung von Web Services, so dass sich Notes/Domino einfacher als bisher in Anwendungen integrieren lassen, die dem Paradigma der SOA (Service Oriented Architecture) folgen.

Eclipse-basiert: Notes 8 basiert auf der Eclipse-Plattform. Damit verändert sich auch die Benutzerschnittstelle. Die Umstellung für Notes-Benutzer hält sich aber in Grenzen – und die neue Schnittstelle bietet deutlich mehr Funktionalität (Quelle: IBM).

Bei Notes/Domino 8 gibt es aber natürlich auch noch wesentlich mehr Neuerungen, angefangen von zusätzlichen Funktionen für das Messaging bis hin zu vielen neuen Management-Funktionen beim Domino Administrator.

Erwähnenswert ist aber auch die breitere Plattformunterstützung. Neben den Windows- und Linux-Varianten wird es zu einem späteren Zeitpunkt auch eine Version für den Apple Macintosh geben. Und die IBM DB2 wird nun offiziell und ohne Einschränkungen als Datenspeicher für Lotus Domino 8 unterstützt.

Die Benutzerschnittstelle

Dass die Umstellung auf die Eclipse-Plattform nicht dazu führen wird, dass Lotus Notes sich in einem völlig anderen Gewand zeigt als bisher, war schon beim seit einiger Zeit verfügbaren Linux-Client zu erahnen. Dieser basierte zwar noch auf der Version 7, zeigte sich aber im Vergleich mit der nativen Windows-Version wenig verändert. Bei Notes 8 gibt es nun zwar deutlicher sichtbare Änderungen. Wesentliche Grundkonzepte finden sich aber in unveränderter Weise, so dass der Umstellungsaufwand für den Endanwender nicht allzu groß sein dürfte.

Mehr Funktionen: Auf der Startseite des Lotus Notes 8-Clients gibt es deutlich mehr Funktionen. So kann auf Dokumente, Präsentationen und Tabellen direkt zugegriffen werden – soweit die IBM-Produktivitätswerkzeuge installiert sind.

Ein wichtiger Unterschied zeigt sich schon beim Start. Auf der Startseite des Notes-Clients, die deutlich aufgeräumter ist, kann nun auch auf Präsentationen, Tabellen und Dokumente zugegriffen werden. Das setzt allerdings voraus, dass die optionalen IBM-Produktivitätswerkzeuge installiert sind. Dabei handelt es sich um Office-Applikationen, die auch beim IBM Workplace mitgeliefert werden.

Präferenzen, Repliken und mehr

Interessant ist das neue Menü mit den Grundeinstellungen für den Notes-Client. Statt wie bisher Einstellungen beispielsweise für die Standorte getrennt von anderen Präferenzen pflegen zu müssen, lassen sich alle Festlegungen nun an einer Stelle vornehmen.

Hilfreich ist auch der neue Ansatz dafür, Anwendungen offline auf einem Client verfügbar zu machen. Benutzer können nun in einem Dialogfeld angeben, in welcher Form eine lokale Replik erstellt werden soll. Hier wurde, wie an vielen anderen Stellen, an der „Usability“ gearbeitet.

Das wird auch bei den wesentlichen Funktionsbereichen wie der eMail deutlich. Dort gibt es unter anderem neue Preview-Optionen, die den Umgang mit Mails flexibler machen. Auch die bei Notes 7 eingeführten Mail-Threads wurden erweitert. So kann man Mail-Threads nun auch direkt im Posteingang betrachten.

Flexiblere Konfiguration: Bei Mail-Headern können optionale Felder nun bei Bedarf ein- und ausgeblendet werden – einer von vielen Punkten, bei denen die Usability des Produkts verbessert wurde.

Hilfreich ist auch, dass man im Header Felder ausblenden kann. Wenn man beispielsweise nie mit dem Bcc-Feld arbeitet, muss man sich dieses auch nicht anzeigen lassen. Gerade auf Rechnern mit niedriger Bildschirmauflösung wie manchen Notebooks ist das hilfreich.

Gut gefällt auch, dass es ähnlich wie bei Outlook nun eine erweiterte „type-ahead“-Funktion für eMail-Adressen gibt. Bei der Eingabe einer Adresse werden die bereits verwendeten, passenden Adressen angezeigt. Wenn man mit „in“ beginnt, erscheinen also unter anderem alle bereits genutzten Adressen, die mit „info@“ beginnen.

Mehr zu Mail, Kalender und Kontakten

Eine weitere Neuerung bei der eMail-Funktionalität ist der Rückruf für versehentlich gesendete Mails. Man kann Nachrichten wieder zurückrufen, wobei die Empfänger gezielt ausgewählt werden können. Außerdem wird für jeden Empfänger angezeigt, ob die Mail bereits gelesen wurde. Dieses Feature funktioniert allerdings nur innerhalb der Notes-Infrastruktur optimal, da Internet-Mails nicht im eigentlichen Sinne zurückgerufen werden können.

Optimiert wurden auch die Abwesenheitsbenachrichtigungen. Neben einer überarbeiteten Benutzerschnittstelle ist bei diesen vor allem erwähnenswert, dass nun auch die Uhrzeit des Beginns und des Endes der Abwesenheit eingestellt werden kann.

Bei den Kalenderfunktionen fällt unter anderem die neue Form der Anzeige von ganztägigen Ereignissen und Terminen auf. Außerdem wurde der Zugriff auf Frei- und Besetzt-Zeiten optimiert. Für Meetings können nun beispielsweise zwingend erforderliche Teilnehmer konfiguriert werden, die anders behandelt werden als die optionalen Teilnehmer.

Bei den Kontakten gibt es ein neues, umfassendes Formular zur Eingabe von Kontaktdaten. Beim Lesen werden aber nur die vorhandenen Informationen angezeigt, um die Übersichtlichkeit zu erhalten. Außerdem gibt es auch eine Ansicht in der Form von Visitenkarten.

Aktivitäten

Ein interessantes neues Konzept bei Lotus Notes 8 sind die Aktivitäten. Diese kennt der eine oder andere vielleicht schon von IBM’s Workplace-Client, der dieses Konzept schon vorher eingeführt hat. Aktivitäten sind ein Ansatz, um verschiedene Tätigkeiten und Informationen zusammenzufassen und die Menge an Informationen, die entsteht, zu koordinieren.

Aktivitäten können von Benutzern flexibel definiert werden. Alle anderen Informationen in Notes können zugeordnet werden. Über Mails und Instant Messaging-Chats hinaus können Dokumente, URLs oder Datenbank-Links zugeordnet werden.

Für die Aktivitäten können auch Mitglieder konfiguriert werden. Der Zugriff auf Aktivitäten kann sogar über einen Browser erfolgen, falls bestimmte Mitarbeiter nicht über einen Notes-Client verfügen. Das setzt allerdings voraus, dass auch mit der entsprechenden Server-Funktionalität gearbeitet wird, die Teil von Domino 8 ist.

Aktivitäten sind ein interessanter Ansatz, um einerseits zusammenhängende Informationen, die über verschiedene Anwendungen erstellt werden und über unterschiedliche Kommunikationskanäle fließen, auch als solche zu behandeln. Gleichzeitig sind sie aber auch ein interessantes Konzept, um innerhalb von lose gekoppelten Teams zusammenzuarbeiten und Informationen auszutauschen.

Domino Web Access

Nachdem die Weiterentwicklung von Domino Web Access in den letzten Releases im Mittelpunkt stand und immer weitere Funktionen hinzugefügt wurden, ist bei der Version 8 vergleichsweise wenig geschehen. Die wichtigste Änderung ist sicherlich die Benutzerschnittstelle, die sich am Notes 8-Client orientiert.

Entsprechend gibt es auch einige Erweiterungen wie die verbesserten Abwesenheitsbenachrichtigungen und eine erweiterte Unterstützung für Mail-Threads. Auch die Kalenderfunktionen wurden verbessert. Im Vergleich mit dem Notes 8-Client halten sich die Änderungen aber doch in engen Grenzen. Das liegt allerdings auch daran, dass die großen Entwicklungsschritte schon mit früheren Versionen gemacht worden sind und es inzwischen vor allem darum geht, den „fetten“ Notes-Client und Domino Web Access funktional auf einem vergleichbaren Niveau zu halten.

Fazit

Als Fazit ist festzuhalten, dass Lotus Notes 8 in kaum einem Bereich unverändert geblieben ist. Trotz der vielen Verbesserungen im Detail und mancher grundlegender Erweiterungen ist es aber ein Produkt, das weiterhin vertraut wirkt und zu dem die Umstellung nicht schwer fällt.

Dennoch wird es aber einerseits noch einige Zeit bis zum Release dauern und sicher auch einige Zeit erfordern, bis auf breiter Basis umgestellt wird – schon deshalb, weil die Ressourcenanforderung durch die Verwendung von Eclipse als Plattform doch deutlich höher sind als beim bisherigen Notes-Client.

Wer Notes und Domino 8 nun vorab selber testen will, der findet den Download der Beta-Versionen auf dieser IBM-Seite. (mja)