Notes for Linux - Nutzung

15.12.2006 von Martin Kuppinger
Wenn man Notes for Linux erfolgreich installiert hat, stellt sich zwangsläufig die Frage, ob und wo es Unterschiede gibt. Der Artikel geht auf die Nutzung ein und konzentriert sich dabei auf die Aspekte, die sich unterscheiden – also insbesondere die Punkte, die bisher noch nicht verfügbar sind.

Der erste Blick auf einen frisch installierten Notes-Client auf Linux-Basis macht deutlich, dass es sich um ein Produkt handelt, das offensichtlich wirklich eine sehr große Ähnlichkeit mit der vertrauten Windows-Version hat.

Startbildschirm: Der Startbildschirm des Lotus Notes Client for Linux

IBM hat es geschafft, eine sehr umfassende Portierung durchzuführen. Das lässt natürlich für das nächste Release, das derzeit unter dem Codenamen „Hannover“ in Entwicklung ist, hoffen. Denn dieses wird wohl auch auf dem Workplace Managed Client basieren, dann aber für alle Systemplattformen. Und wenn es schon gelingt, eine Portierung der Version 7 durchzuführen, sollte das bei einer neuentwickelten Version noch einfacher sein.

Bei der Nutzung fallen allerdings gleich zwei Aspekte auf:

Kaum Unterschiede

Davon abgesehen merkt man aber zunächst kaum Unterschiede. Beim Zugriff auf die Mail wird gleich die Inbox angezeigt – mit genau den Inhalten, die man auch auf dem Windows Client zu sehen bekommt. Gleiches gilt auch für die anderen Grundfunktionen von Notes.

Mailboxzugriff: Der Zugriff auf die Mailbox entspricht dem beim Windows-Client.

Ein kleiner Unterschied ist die Navigationsleiste Notes-Anwendungen auf der linken Seite, mit der die Symbole, die bei Windows angezeigt werden, ersetzt werden. Der Hintergrund dafür ist, dass sich das System hier an die Vorgaben von Eclipse mit dem zweigeteilten Fenster halten muss.

Auch die Menüstrukturen entsprechen zumindest auf den ersten Blick denen, die sich beim Windows Client finden. Bei näherem Hinsehen gibt es aber doch einige Unterschiede.

Besonders deutlich wird das bei Datei/Lotus Notes Vorgaben. Die administrativen Vorgaben und die Festlegungen für die Werkzeug- und Statusleiste fehlen beim Linux-Client. Ersteres ist häufig zu beobachten – der Linux-Client ist im Moment ein reines Werkzeug für Endanwender. Bei den anderen Punkten liegt es daran, dass die Umsetzung von Toolbar und Statusleiste bei der Eclipse-Plattform nicht identisch zu der beim klassischen Notes-Client ist.

Aber auch bei Datei/Extras fehlt der Befehl für die Serveradministration. Hier gibt es einige Einschränkungen im direkten Vergleich. Wenn man aber die für normale Endanwender erforderlichen Funktionen heranzieht, ist die Übereinstimmung zwischen den beiden Notes-Versionen doch beeindruckend groß.

Auch beim Öffnen von Datenbanken – selbst mit administrativen Funktionen wie der Directory Assistance – gab es im Test keine Probleme, soweit es nicht um konkrete, dokumentierte Unterschiede zwischen der Windows- und der Linux-Version geht.

Einige wichtige Unterschiede

Einer der größten Unterschiede bei der Arbeit liegt darin, dass Dialogfelder, die man in der Linux-Version öffnet, jederzeit verschoben werden können, um in anderen Fenstern weiterzuarbeiten. Bei der Windows-Version kann man dagegen jeweils nur in einem Fenster arbeiten, respektive wird bei der Auswahl eines anderen Objekts der Inhalt verändert. Hier muss man aber feststellen, dass die Lösung bei Notes for Linux die komfortablere Variante ist.

Dialogfelder: Das Verhalten von geöffneten Dialogfeldern unterscheidet sich deutlich.

Allerdings gibt es bekannte Probleme im Zusammenspiel mit Fenstern von OpenOffice. Wenn diese ein Notes-Dialogfeld überlagert haben, wird das Notes-Fenster später unter Umständen nicht mehr korrekt dargestellt. Durch Minimieren und wieder herstellen lässt sich das Problem lösen.

Einschränkungen gibt es bei der Drag&Drop-Funktionalität, wo weder das Ziehen von Dokumenten aus Notes in Ordner des Dateisystems noch die rechte Maustaste unterstützt werden.

Ein weiterer Unterschied ist, dass Java Applets in Rich-Text-Feldern nicht genutzt werden können.

Beim Beenden von Notes wird nicht vorab gefragt, ob man das wirklich möchte. Das kann etwas lästig sein, wenn man das Programm dadurch versehentlich beendet und wieder neu starten muss.

Ansonsten muss man IBM einfach konstatieren, bei der Portierung einen sehr guten Job gemacht zu haben. Denn alles in allem hat man eine erfreulich gut nutzbare und in den bisherigen Tests auch sehr stabile Lösung realisiert, auf die Benutzer einfach umsteigen können, wenn das gewünscht ist – auch wenn sich die Frage stellt, ob man mit einem produktiven Einsatz nicht noch ein bisschen warten sollte, wie bei jedem neuen Release einer Anwendung.

Was noch fehlt, ist eine Unterstützung von Designer und Administrator. Diese Komponenten dürften aber mit dem „Hannover“-Release ebenfalls so gestaltet werden, dass sie auf verschiedenen Systemplattformen lauffähig sind.