Industrie 4.0

Normungsinstitut verspricht schnellere Zertifizierung für IoT-Anwendungen

15.04.2015
Die Initiative der Bundesregierung für die vernetzte Industrie von morgen "Industrie 4,0" stößt auch im Ausland auf Interesse. Das DIN-Institut erwartet derweil hunderte neuer Normen - und will künftig für IoT-Zertifizierungen zügiger arbeiten.

Intelligente Vernetzung soll die Produktion in der Industrie revolutionieren - bei der Entwicklung der nötigen Standards müssen Wirtschaft und Norm-Institute international aber noch schneller vorankommen. Der eher US-basierte IIC-Verbund sucht dabei den Schulterschluss mit den Deutschen, während das Deutsche Institut für Normung (DIN) neue Zulassungsverfahren stark beschleunigen will.

Die von der Bundesregierung angestoßene Entwicklungs-Plattform Industrie 4.0 ergänze die IIC-Arbeit ideal, erklärte am Mittwoch der Vorsitzende des Industrial Internet Consortium (IIC), Richard Soley.

Für die vernetzte Fertigung in Fabriken ("Industrie 4.0") solle die Entwicklung neuer Technik-Standards an Tempo gewinnen, kündigte das DIN-Institut an. Angesichts hunderter erwarteter Normen würden die Zulassungszeiten auch auf Druck der EU von 30 auf 18 Monate verkürzt.

Internet of Things 2015 -
Cisco wittert einen Billionenmarkt
Cisco rechnet damit, dass 2020 rund 50 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein werden. Das Internet of Everything (Gartner-Terminus) soll zwei Jahre später dann ein weltweites Marktpotenzial von über 14,4 Billionen Dollar erreichen.
Cisco-Vize Oliver Tuszik
„Gerade in Deutschland bestehen mit die besten Voraussetzungen, um vom ‚next big thing‘, dem Internet der Dinge zu profitieren – vor allem in Kombination mit Industrie 4.0.“
Gelebte Industrie 4.0 bei BMW
Im amerikanischen BMW-Werk in Spartanburg arbeiten Mensch und Maschine dank M2M schon Seite an Seite und nicht mehr durch strenge Gitter voneinander getrennt. Das ist gelebte Industrie 4.0, wie die Deutschen es gerne nennen.
Farming 4.0
Nicht nur wegen der erhöhten Produktivität, sondern auch wegen strenger Dokumentationspflichten sehen sich Landwirtschaftsbetriebe gezwungen, technisch hochzurüsten. Farming 4.0 ist daher längst Realität in vielen Betrieben und ein guter Nährboden für neue Geschäftsideen. 365FarmNet ist eine auf Claas zurückgehende Initiative zur Entwicklung entsprechender Software-Lösungen.
Mehr IoT als in einem Auto
In modernen Landmaschinen wie denen von Claas ist heute oft weit mehr IT und IoT drin als in einem modernen Auto.
RWE Smart Home mit Samsung-Smartcam
Im Bereich Smart Home bilden sich viele neue Allianzen und Partnerschaften, so hier eine zwischen RWE und Samsung als Lieferant für eine SmartCam zur Fernüberwachung der eigenen vier Wände.
Samsung Crystal Blue WW9000
Ein anderes Smart-Home-Beispiel: Ob man die passende Smartphone-App dazu wirklich braucht, steht auf einem anderen Blatt. Der Bedienkomfort der ursprünglich fast 2.000 Euro teuren Waschmaschine Crystal Blue WW9000 von Samsung wird hochgelobt, das Design auch.
Miele sieht sich weit vorn bei Smart Home
Mieles Interesse an Smart Home reicht weit zurück. Sicherheit, Erleichterungen im Alltag und intelligente Stromnutzung (Smart Grid) sind dabei wichtige Themen für den deutschen Hersteller. Derzeit wirkt er an einer vom Bundesforschungsministerium geförderten Initiative der Universität Bielefeld mit, die sich KogniHome nennt und gerade auch für Senioren einen mitdenkenden Wohnbereich schaffen will.
Smart Grid – das intelligente Stromnetz
So sieht das Bundeswirtschaftsministerium das intelligente Stromnetz der Zukunft unter Einbeziehung von Elektroautos als fahrende Zwischenspeicher.
M2M-Anwendung Smart Metering
Voraussetzung für die Einbindung aller in den Haushalten vernetzten Geräte in ein Smart Grid sind sogenannte Smart Meters, intelligente Stromzähler, welche die alten schwarzen Blechkästen mehr und mehr ersetzen sollen.
Smart City und Manage Parking mit Streetline
In weniger als vier Jahren hat das kalifornische Unternehmen Streetline von 2010 bis 2014 weltweit bereits über 300 Millionen Suchenden zu einem Parkplatz verholfen. Cisco als Technologiegeber sieht darin 20 bis 22 Prozent mehr Umsatzpotenzial für die sogenannten Smart Cities.
Signalwechsel
M2M-Module mit integriertem 3G/4G-Empfänger erlauben es, ganz schnell den Signalwechsel auf der Autobahn herbeizuführen. Plänen für die Privatisierung maroder Autobahnteile in Deutschland könnten auf Betreiberseite auch solchen für M2M-gesteuerte Werbetafeln folgen.
E-Tanken mit PlugSurfing
PlugSurfing ist als Berliner Startup angetreten, das Auffinden, Tanken und Bezahlen an den wenigen E-Zapfsäulen zu erleichtern. Hier im Bild ein weißer Tesla an einer RWE-Ladestation.
Der Schlüssel zum E-Tanken
Dieser RFID-Schlüsselanhänger von PlugSurfing soll die RFID-Karten der Anbieter zum Bezahlen des Stroms über die Ladestationen für Elektro- und entsprechende Hybridfahrzeuge ersetzen.

Soley erklärte der Deutschen Presse-Agentur, er habe in Gesprächen mit Vertretern der Bundesregierung bei der Vorstellung der deutschen Plattform eine mögliche Kooperation angesprochen. Dafür sei zunächst der Aufbau gegenseitigen Vertrauens nötig, sagte der Amerikaner.

"Wir gehen aber davon aus, dass sich eine sehr enge Zusammenarbeit mit beiden Organisationen entwickeln wird", meinte Soley. "Wir lösen ja die gleichen Probleme." Der IIC sei kein nationaler Verbund, sondern ein Zusammenschluss von Firmen aus aller Welt.

Zuvor hatte sich bereits der US-Telekommunikationskonzern Cisco für eine engere Kooperation mit der deutschen Plattform Industrie 4.0 ausgesprochen. "Die Deutschen denken grundsätzlich ein bisschen mehr in die Tiefe und entwickeln Richtlinien", meinte der US-Manager Paul Didier, der Ciscos Vertreter im IIC ist. "Beim IIC gibt es dagegen sehr pragmatische Ansätze im Produktionsbereich." Ähnlich wie etwa der Siemens-Konzern - der sowohl im IIC als auch in der Plattform Industrie 4.0 sitzt - drängt es auch Cisco in beide Arbeitsgruppen.

Das deutsche Normungsinstitut sucht ebenfalls den Kontakt mit dem IIC. DIN-Chef Torsten Bahlke erklärte: "Das IIC ist eine wichtige Plattform, die wir auch nutzen." Sie habe eine hohe IT-Kompetenz.

Schwieriger sei der Schulterschluss mit entsprechenden Stellen in China, die meist mit Regierungsbeamten besetzt seien. Insgesamt erwartet Bahlke "mehrere hundert neue Normen" auf dem Weg zur Industrie 4.0. Grundvoraussetzung für ihr Funktionieren sei die Datensicherheit. Mit Blick auf das transatlantische Handelsabkommen TTIP äußerte er sich skeptisch: "Es macht keinen Sinn, unterschiedliche Normenwelten zu harmonisieren."

Internet of Things im Alltag -
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Milliarden vernetzter Geräte – das wird das Internet of Things bringen. Gleichzeitig könnte das Internet der Dinge unseren Alltag gehörig verändern, wenn Fahrzeuge. Maschinen oder Hausgeräte untereinander kommunizieren und aufeinander reagieren.
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Die Integration des Apple iPhone in das ConnectedDrive-System hat bei BMW bereits stattgefunden.
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In großen M2M-Projekten müssen M2M-Hardware, M2M-Software sowie M2M-Netzwerke über viele Länder der Welt hinweg perfekt zusammen spielen.
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Das jüngste ConnectedDrive System besitzt bereits eine fest verbaute M2M-SIM.
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NetComWireless gehört zu den vier wichtigsten M2M-Terminal-Lieferanten des M2M-Weltmarktführers Vodafone. Im Inneren dieses Routers stecken Mobilfunk-Sender und Empfänger samt Vodafone-SIM-Karte. Maschinen und andere Dinge werden über die gelbe Ethernet-Buchse lokal angekoppelt. Der grüne Connector dient der PoE- und DC- Stromversorgung.
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Dieses M2M-Modul aus dem Jahre 2014 ist kaum größer als ein Fingernagel. Es eignet sich gut für IoT-Szenarien.
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Die Braun Oral-B Bluetooth Zahnbürste kommuniziert über Bluetooth-Funk mit dem iPhone. Am Handy-Display gibt sie sofort Live-Feedback, sobald der User zu viel Druck beim Putzen auf das Gebiss bringt.
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Sierra Wireless gehört ebenfalls zu den M2M-Terminal-Lieferanten von Vodafone. Hier im Bild das Ruggedized-Modell AirLink GL6110 USB für GPRS. Im Inneren stecken Mobilfunk-Sender und Empfänger samt Vodafone-SIM-Karte.
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Als eines der größten Probleme gelte neben der Sicherheit bei der IT-Anwendung die weiterhin ungenügende Internet-Geschwindigkeit. Einen zügigen, flächendeckenden Breitbandausbau - vor allem in den ländlichen Gebieten - forderten auch die Regierungschefs der norddeutschen Länder, die gemeinsam auf dem Messegelände tagten. Neben dem Bund stehe dabei auch die EU in der Pflicht.

Im jüngsten Bericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) über die Internet-Verfügbarkeit rutschte Deutschland von Rang 12 auf Platz 13 ab. Spitzenreiter in dem am Mittwoch veröffentlichten Index ist Singapur - gefolgt von Finnland, Schweden, den Niederlanden, Norwegen, der Schweiz, den USA und Großbritannien. (dpa/hal)