Nomad: Lotus Notes to go

13.02.2007 von Moritz Jäger
Ab Version 7 lässt sich Lotus Notes auf einem USB-Stick installieren. Wir haben die portable Version des Groupware-Clients unter die Lupe genommen. Außerdem zeigen wir Ihnen in unserem Workshop, wie Sie den USB-Stick und Notes mit praktischen Anwendungen zum mobilen Büro aufrüsten.

Greift man von einem fremden Rechner außerhalb des Firmennetzwerks auf Notes zu, bleibt einem meist nur ein webbasierter Client. Ab Version 7.0.2 liefert IBM aber einen neuen Lösungsansatz. Notes lässt sich direkt auf einem USB-Stick installieren und anschließend bequem mitnehmen. Die Nomad-Version ist lediglich für den „normalen“ Nutzer gedacht. Dem Client fehlen deswegen die Administrator- und Design-Funktionen.

Kein Unterschied: Zwischen der fest installierten und der tragbaren Notes-Version gibt es kaum Unterschiede für den Normal-User.

In diesem Workshop erklären wir Ihnen, wie Sie den Client auf einem USB-Stick installieren. Neben der Konfiguration zeigen wir Ihnen außerdem, wie Sie mit dem Programm PStart ein praktisches Startmenü für Notes und weitere Anwendungen direkt auf dem Speicher-Stick erstellen.

Installation von NOMAD

Die Installation auf dem Stick ist an sich keine große Sache. Notwendig ist lediglich eine entpackte Version des Notes-Clients. Als „Download Notes“ in der Datei c94qaen.exe gepackt, starten Sie einfach die Extraktion in ein temporäres Verzeichnis und brechen Sie die eigentliche Installation ab.

Langsam: Die Installation auf dem USB-Stick dauert meist über eine Stunde.

Die Daten liegen anschließend passend im angegebenen Verzeichnis. Stecken Sie nun den USB-Stick in den passenden Slot, falls noch nicht geschehen. Rufen Sie die Kommandozeile auf und wechseln Sie in das temporäre Verzeichnis. Für das Beispiel nehmen wir an, dass der USB-Stick von Windows die Laufwerksbezeichnung G: erhalten hat. Der Befehl

Setup.exe /a /v“NOMAD=1 TARGETDIR=G:\ /qb+“

startet die Installation. Wichtig sind dabei vor allem die Anzeichen nach dem Schalter /v. An den Schalter TARGETDIR können Sie auf Wunsch auch noch ein spezielles Verzeichnis hängen, etwa G:\Notes. Um Fehler zu vermeiden, sollten Sie den Ordner zuvor auf dem Stick erstellen.

Anschließend benötigen Sie Geduld. IBM hat sich bei der Installationsroutine nicht gerade Mühe gegeben, trotz USB 2.0 dauert die Installation 66 Minuten. Ist diese erfolgreich, finden Sie im Notes-Verzeichnis die neuen Ordner „program files“ und „System32“. Außerdem taucht die ausführbare Datei autorun.exe auf.

Start der portablen Umgebung

Die Datei „Autorun.exe“ startet die neue Notes-Umgebung, allerdings nicht direkt. Zuvor stößt Autorun.exe eine Konfiguration an, bei der die Einstellungen des Computers in die autorun.ini geschrieben werden. Zusätzlich werden temporäre Ordner und Registry-Einträge sowie eine Desktop-Verknüpfung erstellt.

Nachteil an dieser Methode ist, dass Sie auf dem Computer Installationsrechte benötigen. Der Einsatz in jedem beliebigen Internetcafé scheidet damit wahrscheinlich aus. Außerdem benötigen Sie eine direkte Verbindung mit dem Domino-Server. Ohne bestehende VPN-Verbindung wird es also kompliziert.

Konfiguration wird eingerichtet: Bei jedem Start muss Notes die Konfiguration anpassen.

Nach dem ersten Start des neuen Clients führt Sie ein Assistent durch die Grundkonfiguration, etwa den Pfad zum Domino-Server. Zusätzlich benötigen Sie die ID-Datei des Kontos, das auf dem Stick eingesetzt werden soll. Dabei sucht der Client immer im Verzeichnis \Lotus\notes\Data nach der passenden Datei. Sie sparen sich also reichlich Mausklicks, wenn Sie die Datei direkt dort oder in einem Unterordner ablegen. In der Konfiguration tragen Sie dann einfach den relativen Pfad ein, also etwa \Accountname.ID.

Abmagerungstricks für NOMAD

IBM hat sich bei der Implementierung nicht viel Mühe gegeben. Nach der Installation belegte NOMAD rund 370 MByte auf unserem Stick. Dabei sind viele Dateien schlichtweg unnötig. So findet sich im Ordner Lotus\notes\jvm beispielsweise die überflüssige Java-Dokumentation javadocs.zip. Diese belegt rund 34 MByte.

Außerdem können Sie sich von sämtlichen Schablonen trennen, die Sie nicht unbedingt benötigen. Allein die Dateien iNotes6.ntf, mail7.ntf und mail7ex.ntf belegen jeweils zwischen 16 und 17 MByte. Auch die Hilfedateien selbst werden in der mobilen Umgebung eher selten zum Einsatz kommen. Darüber hinaus sind die Modemdateien im Ordner „Modems“ meist ebenfalls überflüssig.

Unsere Testinstallation haben wir durch gezieltes Löschen auf 315 MByte abgespeckt. NOMAD ist damit allerdings immer noch ein richtig großer Brocken Software.

Lokale Replik: Pro und Contra

Auf den ersten Blick hat die lokale Replizierung, also die Kopie der Datenbank vom Server auf das lokale System, einige Vorteile. Denn so können Sie ohne aktive Internetverbindung direkt auf Ihre letzten E-Mails und Kalendereinträge zugreifen. Vor allem bei längeren Pausen, sei es im Zug oder am Flughafen-Terminal ist damit dennoch ein sinnvolles Arbeiten möglich.

Offline-Zugriff: Sind die Daten lokal repliziert, haben Sie selbst ohne Online-Verbindung Zugriff auf Ihre Mails.

Allerdings müssen Sie dabei zwei Dinge im Auge behalten. Zum einen benötigt die Replik viel Platz auf dem USB-Stick. Abhängig von der Größe Ihres Postfaches lagern Sie so schnell 300 bis 500 zusätzliche MByte auf dem Stick. Zum anderen erhöhen Sie das Sicherheitsrisiko bei Verlust oder Diebstahl. Wenn Sie also lokal replizieren, sollten Sie in jedem Fall die höchste Verschlüsselungsstufe sowie ein komplexes Passwort wählen.

PStart: Bequemes Startmenü einrichten

Da IBM keine U3-fähige Installationsroutine eingerichtet hat, fehlt der mobilen Version ein praktisches Startmenü. Dank der Freeware PStart lässt sich dieses aber für jeden USB-Stick nachrüsten. Die Installation von PStart ist schnell erledigt. Anschließend finden Sie auf dem Stick die Datei PStart.exe. Ein Doppelklick öffnet das passende Menü.

Konfiguration: PStart lässt sich problemlos auf den Stick installieren.

Per Rechtsklick -> Datei hinzufügen erhalten Sie ein Auswahlfenster. Wählen Sie die Datei autorun.exe aus dem ersten Unterordner der Notes-Installation. Nun können Sie Notes direkt aus dem PStart-Menü heraus aufrufen.

Neue Verknüpfung: Das Startmenü lässt sich mit beliebigen Einträge füllen.

Noch bequemer wird es, wenn Sie dem USB-Stick eine richtige Autorun-Funktion verpassen, da Windows Ihnen dann jedes Mal, wenn der Stick neu eingesteckt wird, PStart als Autoplay-Option anbietet. Die passende Datei erstellen Sie einfach über Einrichtung -> Autorun-Datei.

Das Büro für die Hosentasche

Ein weiterer Vorteil ist, dass PStart beliebig viele Einträge erlaubt. Genügend Speicherkapazität vorausgesetzt, können Sie sich also ein komplettes Office-Paket schneidern, denn jede portable Anwendung lässt sich in das Startmenü integrieren. Sinn machen dabei etwa der kostenlose Virenscanner Clamwin oder die portable Version von Firefox.

Praktisch und Elegant: Das Pstart-Menü samt den Einträgen.

Ein weiterer sinnvoller Zusatz kommt direkt von IBM, die Anwendung „KillNotes.exe“. Diese Datei beendet sämtliche Prozesse von Notes, was vor allem dann praktisch ist, wenn der Client hängt. Nutzen Sie dieses rabiate Beenden allerdings vorsichtig, unter Umständen kann das zu Datenverlust führen. Weitere Anregungen für Ihr mobiles Office finden Sie in unserem Artikel „Die besten Tools für den USB-Stick“.

Fazit – Notes im mobilen Einsatz

Mit der mobilen Notes-Version liefert IBM ein praktisches Addon, vor allem für den viel beschworenen „Road Warrior“. Denn jetzt muss er seine Installationen auf mehreren Rechnern nicht mehr abgleichen, sondern hat seine passenden Einstellungen immer bei der Hand.

In der jetzigen Version ist NOMAD zwar schon ein Anfang, aber noch lange nicht ausgereift. IBM hat im Client noch mehrere Baustellen, bestes Beispiel ist die Installation und die Unzahl an überflüssigen Daten. Warum der Portable-Installer nicht direkt in das normale Setup integriert ist, bleibt ebenfalls unverständlich. Eine weitere Schwachstelle ist der Konfigurationsaufruf nach dem Start des USB-Notes. Vor allem auf Systemen mit eingeschränkten Benutzerrechten ist ein Einsatz deswegen meist mit Schwierigkeiten verbunden. Abhilfe könnte hier ein U3-fähiger Client schaffen.

Höchste Sicherheit: Lokale Datenbanken sollten auf jeden Fall bestmöglich verschlüsselt sein.

Trotz allem ist NOMAD eine gute Alternative zu webbasierten Lösungen. Vor allem, wenn die Sicherheits-Policies eine lokale Replik der Datenbank erlauben, haben Sie unterwegs in Zukunft in den meisten Fällen Zugriff auf Ihre E-Mails, Kontakte oder Kalender-Daten. Praktisch ist auch die Kombination mit anderen mobilen Anwendungen. Die Größe des Clients mag auf den ersten Blick zwar abschreckend wirken, allerdings sind die Kosten für USB-Massenspeicher im letzten Jahr rapide gesunken. (mja)