Mini-Computer mit Handy-Funktion

Nokia N900 im Test

07.02.2010 von Manfred Bremmer
Im Smartphone-Bereich tut sich Nokia schwer gegen Blackberry, iPhone und Co. Das Nokia N900 mit dem Mobil-Linux Maemo soll verlorenen Boden gut machen. Wir haben Nokias Flaggschiff getestet.

Nokia bezeichnet seine Highend-Smartphones schon seit Jahren als „Multimedia-Computer“. Das Nokia N900 beansprucht diesen Titel besonders. Das 181 Gramm schwere Smartphone erinnert an ein geschrumpftes N810 mit Telefoniefunktion.

Im Kampf um verlorene Marktanteile im Smartphone-Markt setzen die Finnen nun auf ihr Know-how von den Mobile Internet Devices (MID). Das neue Topmodell N900 kommt im Gegensatz zum N97 nicht mit dem mühsam an die Touchscreen-Welt angepassten Symbian-Betriebssystem. Nokia verwendet hier das Linux-System Maemo 5, das schon in Internet-Tablets "N800" und "N810" arbeitet.

Mit 11 x 6 x 2 Zentimetern ist das N900 ein dicker Brocken. Es eignet sich daher weniger als schickes Smartphone für die Hemd- oder Hosentasche. Die Ursache für das üppige Gehäuse findet sich in der unter dem Display liegenden Tastatur. Das N900 verwendet im Gegensatz zum N97 und N97 mini keinen Klappmechanismus. Die Tastatur wird wie beim E75 herausgezogen und rastet sicher ein. Auch wenn das Keyboard von dem darüber liegenden Display stark eingeengt wird, lässt es sich relativ gut nutzen und ist dem virtuellen Screen-Keyboard überlegen. Negativ fällt jedoch auf, dass die meisten der 38 Tasten doppelt belegt sind.

Nokia N900
Nokia N900
Anstelle von Symbian kommt im N900 das ressourcenschonende Linux-Betriebssystem Maemo 5 zum Einsatz. Den verbauten 600 Megahertz-Prozessor unterstützen 256 MB RAM sowie 768 MB virtueller Speicher.
Nokia N900
Der berührungsempfindliche 3,5-Zoll-Bildschirm besitzt eine Auflösung von 800 mal 480 Bildpunkten und kann gut mit den Fingern bedient werden. Sollte es dennoch einmal zu eng werden, ist ein Stift (unten) zur Hand.
Nokia N900
Obwohl das darüberliegende Display den Platz stark einschränkt, lässt sich die Tastatur leidlich nutzen. Störend ist allerdings, dass die meisten der 38 Tasten doppelt belegt sind.
Nokia N900
Die Übersichtsanzeige gibt Auskunft über parallel geöffnete Anwendungen (Multitasking) und erlaubt einen schnellen Wechsel.
Nokia N900
Ein merklicher Leistungsabfall ist durch den Betrieb mehrerer Anwendungen nicht zu registrieren.
Nokia N900
Wie beim N96 oder N86 lässt sich der Ring um die Kamera als Standfuß nutzen.
Nokia N900
Um das N900 auch als Handy nutzen zu können, wurde die Maemo-Plattform um eine Telefonie-Anwendung ergänzt.
Nokia N900
Mit Nokias wachsenden Fokus auf Services über die Ovi-Plattform spielen Multimediaanwendungen auf auf dem N900 eine wichtige Rolle.
iPhone 3GS
Mit seinem pummeligen Abmessungen ist das N900 nur bedingt ein iPhone-Killer.
Nokia N97
Auch dem eleganten Nokia N97 ist das N900 - rein nach der Optik betrachtet - unterlegen.
Motorola Droid
Das N900 kann jedoch Geräten wie dem neue Motorola Droid, bei denen primär die Technik zählt, leicht Paroli bieten.

Die inneren Werte zählen

Im Ganzen gesehen ist das neue Smartphone-Flaggschiff von Nokia mit den abgerundeten Ecken und der glatten schwarzen Hülle nicht unbedingt unansehnlich. Dennoch werden die meisten Nutzer das Pummelchen primär wegen seiner inneren Werte lieben. Zu den größten Trümpfen zählt dabei das von der Pieke an für Fingerbedienung und Multitasking konzipierte Linux-Betriebssystem. Neu ist außerdem die von anderen Herstellern und Plattformen bekannte Möglichkeit, mehrere Homescreens zu verwenden. Beim N900 können vier solcher Flächen individuell mit Icons oder Widgets bestückt werden können. Anders als beim N97 sind die Felder dabei nicht festgelegt. Selbst einzelne Kontakte lassen sich mit Bild auf dem Homescreen anlegen - nach einfachem Klick öffnet sich ein Fenster, das sämtliche Kommunikationsmöglichkeiten mit der Person vorhält. Dazu zählen neben Telefonie und SMS auch Skype, Instant-Messaging oder E-Mail.

Maemo Apps
Maemo Apps - Conversations Inbox Desktop Widget
Eingehende SMSen und IM-Nachrichten werden direkt auf dem Desktop angezeigt, ohne erst die Nachrichten-Anwendung starten zu müssen.
Maemo Apps - Bounce Evolution
Bounce ist eine der visuell spektakulärsten Maemo-Anwendungen. Im Spiel steuert man einen kleinen Ball durch imposante Landschaften, die die Leistungsfähigkeit des N900 effektvoll demonstrieren.
Maemo Apps - Bounce Evolution
Bounce ist eine der visuell spektakulärsten Maemo-Anwendungen. Im Spiel steuert man einen kleinen Ball durch imposante Landschaften, die die Leistungsfähigkeit des N900 effektvoll demonstrieren.
Maemo Apps - Bounce Evolution
Bounce ist eine der visuell spektakulärsten Maemo-Anwendungen. Im Spiel steuert man einen kleinen Ball durch imposante Landschaften, die die Leistungsfähigkeit des N900 effektvoll demonstrieren.
Maemo Apps - Facebook
Auch das größte soziale Netzwerk der Welt ist mit einer eigenen App vertreten.
Maemo Apps - Documents To Go Viewer Edition
Mit der Anwendung können Office Dateien direkt im Smartphone angezeigt werden. Unterstützt werden die Dateiformate von Office 2003 und 2007.
Maemo Apps - AP News
AP News ist ein kleines Widget das eine direkte Anbindung an Associated Press enthält. So bleibt man immer auf dem Laufenden und hat das Weltgeschehen im Blick
Maemo Apps - AP News
AP News ist ein kleines Widget das eine direkte Anbindung an Associated Press enthält. So bleibt man immer auf dem Laufenden und hat das Weltgeschehen im Blick
Maemo Apps - AdBlock Plus
Die wohl mit Abstand beliebteste Firefox-Erweiterung hat auch ihren Weg in den Maemo Browser gefunden. AdBlock Plus entfernt störende Werbung von Internetseiten.
Maemo Apps - We:offset
Mit We:offset kann man sich nicht nur den Co2 Ausstoß des eigenen Fluges anzeigen lassen, sondern auch gleich Geld spenden welches für Co2 reduzierende maßnahmen verwendet wird.
Maemo Apps - We:offset
Mit We:offset kann man sich nicht nur den Co2 Ausstoß des eigenen Fluges anzeigen lassen, sondern auch gleich Geld spenden welches für Co2 reduzierende maßnahmen verwendet wird.
Maemo Apps - VNC Viewer
Durch VNC Viewer für Maemo kann ein PC ganz einfach über das Handy gesteuert und kontrolliert werden.
Maemo Apps - Tuner
Tuner gibt einem die Möglichkeit eigene kleine Musikstücke zu komponieren.
Maemo Apps - SuperTux
SuperTux ist ein klassisches 2D Jump-and-Run Spiel im Stil der alten Super Mario Teile.
Maemo Apps - Skype
Auch die Voip-Lösung Skype darf mit einer eigenen Maemo Anwendung nicht fehlen.
Maemo Apps - Qik
Qik überträgt Videoaufnamen Live ins Internet. Die aufgenommene Videos können direkt zu Twitter, Facebook oder Youtube hochgeladen werden.
Maemo Apps - Qik
Qik überträgt Videoaufnamen Live ins Internet. Die aufgenommene Videos können direkt zu Twitter, Facebook oder Youtube hochgeladen werden.
Maemo Apps - Qik
Qik überträgt Videoaufnamen Live ins Internet. Die aufgenommene Videos können direkt zu Twitter, Facebook oder Youtube hochgeladen werden.
Maemo Apps - osm2go
Mit osm2go hat der Benutzer die Karten des Open-Streetmap Projekts immer bei sich.
Maemo Apps - Nako
Nako - ein klassisches Memory-Spiel.
Maemo Apps - Hex-A-Hop
Hex-A-Hop ist ein Puzzlespiel das auf Hexagonen basiert. Dabei müssen alle grünen Felder durch draufspringen zerstört werden, ohne die Spielfigur dabei in eine Sackgasse laufen zu lassen.
Maemo Apps - Fring
Mit Fring hat der Nutzer alle Kontakte in einer App versammelt. Egal ob Skype, ICQ oder MSN, jedes Protokoll wird von Fring unterstützt.

Der auf Mozilla basierende Browser unterstützt Flash und Ajax und stellt Web-Seiten übersichtlich dar. Die vom Apple iPhone und einigen Android-Smartphones bekannte Multitouch-Funktion fehlt jedoch, stattdessen kann der Nutzer über die Lautstärketasten oder eine kreisförmige Bewegung auf dem Display (je nach Drehrichtung) in eine Website hinein- oder hinauszoomen. Alternativ wird der Inhalt einer Spalte durch ein doppeltes Klopfen auf die komplette Display-Breite vergrößert.

Multitasking par Excellence

Erwähnenswert ist außerdem die Übersichtsanzeige am oberen Rand des Displays, die nicht nur Auskunft über eingegangene Nachrichten oder verpasste Anrufe gibt. Als eine Art Task Manager stellt sie außerdem alle geöffneten Anwendungen (Multitasking) in Miniaturansicht dar. Dieses Feature verleitet den Nutzer fast automatisch dazu, Programme im Hintergrund weiterlaufen zu lassen - was dank des verbauten 600-Megahertz-Prozessors und gut einem GB Arbeitsspeicher (256 MB RAM und 768 MB virtueller Speicher) auch kein Problem ist. Lediglich der mit einer Kapazität von 1320 Milliamperestunden nicht übermäßig groß ausgefallene Akku büßt vermutlich etwas an Laufzeit ein - länger als einen Arbeitstag wird das Smartphone wohl nicht durchhalten.

Auch die übrige Hardware kann sich sehen lassen, allen voran das klare 3,5-Zoll-Display mit 800 mal 480 Bildpunkten (WVGA), das - obwohl resistiv - durch seine schnelle Reaktion überrascht. Daneben unterstützt das Nokia-Smartphone HSPA mit bis zu 10 Mbit/s im Up- und 2 Mbit/s im Downstream sowie WLAN. Weitere Features sind unter anderem 32 GB fest verbauter Speicher (erweiterbar durch MicroSD-Karten mit bis zu 16 GB), eine videofähige 5-Megapixel-Kamera mit doppeltem LED-Blitz, (A)-GPS und ein FM-Transmitter.

Fazit

Wer von Nokia den ultimativen iPhone-Killer erwartet hat, wird auch vom N900 enttäuscht sein. Das Linux-Gerät stillt mit seiner technischen Ausstattung in erster Linie die gestiegenen Bedürfnisse der bestehenden Nokia-Fangemeinde, während nicht vorbelastete Nutzer wegen des Form- und Hype-Faktors vermutlich das Apple-Handy bevorzugen werden. Bessere Karten hat das N900 im Vergleich zu Konkurrenten aus dem Windows-Mobile- und Android-Lager - einziges (behebbares) Manko ist die noch geringe Zahl von Drittapplikationen. Zusammengefasst befindet sich der finnische Hersteller mit dem Wechsel auf die Maemo-Plattform auf dem richtigen Weg, das N900 ist jedoch nur ein Zwischenschritt.

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