Die E-Serie von Nokia ist für den Business-Einsatz ausgelegt. Das zeigt sich vor allem in dem großen Akku, den vorinstallierten Business-Funktionen wie Mail for Exchange oder einem SIP-Client und den hochwertigen Materialien. Nachdem Nokia im letztenJahr nahezu jeden Formfaktor in die E-Serie integriert hat, werden die Smartphones nun nach und nach durch die zweite Generation abgelöst. Das neue E71 ist der Nachfolger des E61, einem der ersten Nokia-Telefone mit Volltastatur im BlackBerry-Format.
Gegenüber dem Vorgänger wurde die Technik an die aktuelle Technologie angepasst. So verfügt das E71 nun über HSDPA, maximal sind 3,6 Mbit/s möglich, leider fehlt der schnellere Upload HSUPA. Neu ist auch die GPS-Funktion, die auch Assisted GPS unterstützt. Zur Navigation liefert Nokia den hauseigenen Dienst Maps 2.0 mit einer drei Monatslizenz mit. Wer die Navigation danach weiternutzen will, muss zahlen, der eigentliche Kartendienst ist kostenlos.
Auf der Rückseite findet sich nun auch eine Kamera, die Bilder mit bis zu 3,2 Megapixeln aufnimmt. Ebenfalls dabei ist ein LED-Hilfslicht für schlechte Lichtbedingungen. Wer wert auf Videotelefonie legt, für den ist auf der Vorderseite eine weitere Kamera angebracht.
Das E71 im Alltag
Das Smartphone liegt gut in der Hand, die Metallapplikationen lassen das Handy wertig erscheinen. Gesteuert wird über ein Vierwegesteuerkreuz, der Nokia-Standard. Anders als noch beim Vorgänger verzichtet man hier auf Experimente wie den kleinen Joystick. Ähnlich sieht es bei den Anschlüssen aus. Nokia hat den proprietären PopPort des E61 durch einen Micro-USB-Anschluss ersetzt, Headsets finden an der 2,5-mm-Buchse Platz. Leider lädt das Gerät nicht per USB, laut Nokia wird diese Funktion vom Betriebssystem Symbian Series 60 nicht unterstützt.
Ansonsten ist die Steuerung einfach gehalten, wer schon mal ein Nokia-Handy in der Hand hatte, findet sich sofort zurecht. Auf dem großen Display werden Inhalte in einer Auflösung von 320 x 240 Pixel dargestellt. Besondere Aufmerksamkeit gilt der QWERTZ-Tastatur. Obwohl das E71 deutlich schmaler ist als das E61 hat es Nokia geschafft, die Tastatur sinnvoll anzuordnen. Jede Taste hat einen erhabenen Punkt und lässt sich leicht treffen, selbst von größeren Fingern. Wie bei diesem Formfaktor üblich wurde fast jede der Tasten mit drei Funktionen belegt, etwa Buchstaben in Groß- und Kleinschreibung und einer Zahl.
Praktisch ist der integrierte Moduswechsel. Hier kann der User direkt im Stand-by-Menü zwischen zwei Profilen, etwa Geschäfts- und Freizeitbetrieb, umschalten. Im jeweiligen Modi lassen sich die Anzeigen des Stand-by-Bildschirms anpassen. Beispielsweise werden der Terminkalender und E-Mails des Firmenkontos nur im Geschäftsmodus angezeigt, der Privatmodus zeigt dagegen den Musik- und Videoplayer. Die Konfiguration ist relativ einfach, erlaubt aber dennoch komplexe Anpassungen.
Kleiner Wermutstropfen ist der Speicher des Geräts. Lediglich 110 MByte stehen dem User zur Verfügung. Zwar lässt sich der Platz durch MicroSD-Karten erweitern, die das Telefon auf Wunsch auch verschlüsselt, dennoch würden wir uns einen deutlich größeren internen Speicher wünschen.
Office-Einsatz: E-Mail, Kontakte und Dokumente - aber kein BlackBerry Connect
Für Dokumente liefert Nokia das Programm Quickoffice in Version 4.1.3.50 mit. Damit lassen sich Office-Dokumente nicht nur ansehen, sondern auch bearbeiten. Unterstützt werden die Office-Formate doc, xls und ppt. Wer mit Dokumenten aus Office 2007 arbeiten will, muss kostenpflichtig auf Quickoffice Premier 5.0 upgraden. Kleinere Änderungen sind mit dem Gerät durchaus machbar, längere Texte sind aber unbequem zu schreiben. Für PDFs liegt der Adobe Reader LE bei.
Die Kontaktverwaltung ist Standard. Wahlweise können Sie neue Einträge über das E71 oder die Nokia PC-Suite eingeben. Ist Mail for Exchange installiert, zieht sich das E71 die Daten auch aus dem Exchange, dazu mehr im nächsten Kapitel. Nokia legt noch ein cleveres Programm bei, den Multiscanner. Die Software fotografiert eine Visitenkarte und verarbeitet das Bild mit einer OCR-Software. Aus den Informationen lässt sich anschließend ein neuer Kontakt erstellen. Allerdings gibt es einen Stolperstein: Wird das Gerät zurückgesetzt, verschwindet die Anwendung und lässt sich auch nicht mehr nachinstallieren. Schade, denn damit erhält das Smartphone endlich eine Rechtfertigung für die Kamera.
Beim Thema E-Mail sieht es ein bisschen schlechter aus als noch beim Vorgänger. Standardmäßig werden POP3- und IMAP-Postfächer unterstützt, mittels der Zusatzsoftware Mail for Exchange lassen sich auch Exchange-Konten einbinden. Die schlechte Nachricht für alle BlackBerry-User: Ab den Modellen E66 und E71 gibt es keine BlackBerry Connect Clients mehr. Laut einem Statement von Nokia ist die Entwicklung zu kostenintensiv und wird daher nicht mehr weitergeführt. User könnten aber auf Intellisync oder Mail for Exchange zurückgreifen.
Workshop: Mail for Exchange
Wer seine E-Mails in der Firma über Exchange empfängt, der kann sein E71 direkt an den entsprechenden Server anschließen. Nokia liefert dafür die Software „Mail for Exchange“ kostenlos für die Geräte der E- und N-Serie. Nach der Installation der SIS-Datei können Sie das entsprechende Setup starten. Hier müssen Sie Ihre Exchange-Zugangsdaten angeben und festlegen, wer bei Konflikten Vorrang hat. Ist das Smartphone mit dem Exchange-Server verbunden, sollten Sie allerdings Kontakte nur noch darüber synchronisieren, sonst können Fehler auftreten.
Eine kleine Hürde hat Nokia dennoch eingebaut. Je nach Sicherheitsstufe kann der Exchange-Server einen Sperrcode für das Gerät erfordern, als zusätzlichen Schutz der Daten. Normalerweise wird dieser während der ersten Einrichtung angegeben, nicht so bei Mail for Exchange. Hier legt Nokia den Sperrcode „12345“ fest, um das Gerät einmalig zu entsperren. Anschließend muss der User ein Passwort aus mindestens vier Zeichen festlegen, bestehend aus Buchstaben und Zahlen.
Nach der Installation prüft die Software in kurzen Intervallen, ob im Exchange-Postfach eine neue E-Mail vorliegt und lädt diese dann herunter. Diese Intervalle lassen sich festlegen. Praktisch ist die Peak-Funktion. Damit können die Benutzer bestimmen, wann ihre Hauptzeiten sind. Innerhalb dieses Zeitraums lassen sich dann beispielsweise E-Mails im Minutentakt empfangen, danach, etwa nach Feierabend, werden sie automatisch nur noch halbstündlich oder gar nicht abgeholt.
Multimedia und Internet
Multimedia dringt mit den neuen Nokia-Geräten auch in den Business-Bereich vor. Beim E71 beschränkt sich das auf Standardfunktionen. Anscheinen unverzichtbar ist ein Musik-Player, dieser unterstützt die Formate MP3, WMA, AAC, AAC+ und eAAC+. Videos kann das Smartphone in den Formaten MPEG-4 und 3GPP sowie den Codecs H.263 und MPEG-4 VSP abspielen. Alles in allem sind die Multimediafunktionen gut zu nutzen, kein Wunder, kann Nokia doch die Expertise aus der consumerorientierten N-Serie einfließen lassen.
Als Internetbrowser liefert Nokia seine Eigenentwicklung mit, die für kurze Ausflüge auch durchaus taugt. Der Browser stellt die besuchte Seite im Vollbild dar, mit dem Steuerkreuz kann man dann durch die Seite scrollen. Vorteil des Browser ist, dass er auch einfache Flash-Videos wiedergeben kann, Nokia liefert einen Flash-Player gleich vorinstalliert mit. Als Alternative ist Opera Mini zu empfehlen.
Zusätzlich sind noch ein paar weitere Multimedia-Tools vorinstalliert, beispielsweise ein Radio, ein Podcast-Client oder ein Barcode-Scanner. Weitere Software lässt sich direkt über den Programm-Manager herunterladen, verglichen mit einem Repository wie dem Apple AppStore ist die Auswahl aber sehr begrenzt.
Lauf- und Ladezeit
Nokia schafft es trotz der verschiedenen Funktionen, die Batterie gut auszunutzen. In unserem Test hielt das E71 676 Minuten, also mehr als 11 Stunden durch. Unser Dauertest fand dabei unter den ungünstigsten Bedingungen statt, die Helligkeit des Displays war auf der höchsten Stufe, Mail for Exchange war aktiviert und im Peak-Modus. Das Gerät musste eine Kalenderseite so lange neu aufbauen, bis der Akku leer war.
Nokia hat mittlerweile auch eine sehr gute Stromsparfunktion für den WLAN-Einsatz. Ist ein Zugangspunkt definiert, verbindet sich das E71 nur so lange, bis die aktuell angeforderten Daten übertragen sind. Damit erreicht das Smartphone auch im Alltagseinsatz eine solide Laufzeit.
Tabelle: Das E71 im Überblick
Prozessor |
ARM11, 369 MHz |
Speicher |
ROM: 110 MByte |
Erweiterungsslot |
ja, microSD bis 32 GByte |
Display |
320 x 240 Bildpunkte |
Größe |
114 x 57 x 10 mm |
Gewicht |
127 Gramm inklusive Akku |
Akku |
1500 mAh |
Mobilfunk |
GSM / GPRS / EDGE / UMTS / HSDPA |
WLAN / GPS |
ja / A-GPS |
Bluetooth |
ja, 2.0 |
Schnittstelle |
Micro-USB |
Synchronisation |
Exchange, Intellisync, Nokia PC-Suite |
Betriebssystem |
Symbian Series 60 3rd Edition |
Hersteller |
|
Preis (voraussichtlich) mit Vertrag |
E-Plus: ab 15 Euro |
ohne Vertrag (UVP) |
459 Euro |
Vertrieb |
Fazit und Bildserie
Das E71 ist eine sehr gelungene Neuauflage des E61, das seinem Business-Ruf vollends gerecht wird. Das Design ist gelungen und hochwertig, die Steuerung einfach, das Gerät reagiert flink und besitzt eine lange Akkulaufzeit. Allerdings trübt die fehlende BlackBerry-Connect-Unterstützung das Gesamtbild. Wer in der Firma einen BlackBerry-Dienst verwendet, kann das Gerät nicht mehr einbinden. Zwar sind Mail for Exchange und Intellisync durchaus Aternativen, aber nur wegen einem neuen Handy wird wohl kaum eine Firma ihr Mail-System umstellen. Hier verbaut sich Nokia einen großen Markt.
Wer darauf aber verzichten kann, der erhält mit dem E71 ein gutes Handy, das gut aussieht und sich im Business-Alltag bewähren kann. Auch sind Funktionen wie die Kamera oder der MP3-Player gut integriert. Besonders gefallen hat uns der Visitenkartenscanner, damit spart man sich einiges an Tipparbeit.
Nokias E-Serie profitiert sicher auch von der weiten Verbreitung von Symbian. Das Betriebssystem erfreut sich einer aktiven Entwicklerbasis, die nahezu jede Anwendung portiert oder ermöglicht. Alles in allem kann man sagen: Wer ein aktuelles und modernes Business-Handy sucht, sollte das E71 in jedem Fall mit in die Auswahl einbeziehen.
Alternative 1: Der BlackBerry Pearl 8110 mit GPS
Wer wert auf ein schmaleres Gerät mit BlackBerry-Support, intelligenter Tastatur, GPS und einer langen Laufzeit legt, der sollte sich die Neuauflage des BlackBerry Pearl ansehen. RIM hat das kleine Smartphone kräftig überarbeitet und liefert eine saubere Revision mit ab. Für den Pearl spricht die Steuerung per Trackball, bei der Laufzeit liegt er mit dem Nokia-Gerät gleichauf, er schafft ebenfalls mehr als 11 Stunden in unserem Dauertest.
Alternative 2: Der BlackBerry Bold 9000
Wer eine vollwertige Tastatur haben möchte und eine hundertprozentige BlackBerry-Unterstützung benötigt, für den könnte der neue BlackBerry Bold passend sein. Erstmals erhält dieses RIM-Smartphone HSDPA, GPS und WLAN. Den passenden Test zum BlackBerry 9000 finden Sie hier bei TecChannel.
Alternative 3: Samsung SGH-i780
Wer eine Microsoft-Only-Umgebung in seiner Firma hat, der sollte auch einen Blick auf das SGH-i780 von Samsung werfen. Durch Windows Mobile 6.1 ist eine direkte Exchange-Anbindung samt Push-Mail garantiert. Außerdem steckt das Handy in einer schicken Hülle, bietet eine Maussteuerung und standardmäßig einen Zweitakku samt Ladeschale. (mja)