Nokia E65 im Praxistest

20.07.2007 von Moritz Jäger
Nokia erweitert seine Business-Serie um ein neues Gerät im Slider-Format. Das 3G-Gerät mit zusätzlichem WLAN wirkt äußerlich schlicht, besitzt auf dem Papier aber gute innere Werte. Kann es im TecChannel-Test überzeugen?

Nokia hat in den vergangenen Jahren neben seinen normalen Modellen zwei zusätzliche Handy-Serien ins Leben gerufen. Zum einen ist das die N-Serie, die hauptsächlich Smartphones mit Multimedia-Funktionen propagiert. Die andere ist die E-Serie, die laut dem finnischen Marktführer besonders auf die Zielgruppe der Business-Anwender zugeschnitten wird.

Größenvergleich: Ausgezogen ist das E65 geringfügig größer als der BlackBerry Pearl. In Gewicht und Größe ähneln sich die beiden Smartphones.
Geöffnet: Der Slider macht einen hochwertigen und stabilen Eindruck, auch wenn die Schriften im Home-Menü sehr klein sind.

Das E65 fällt in letztere Kategorie, was dem Smartphone im Slider-Format beispielsweise Funktionen wie WLAN, EDGE oder einen WLAN-Client beschert. Innerhalb der E-Serie ist das E65 das kleinste Gerät, im Gegensatz zu BlackBerry-ähnlichen Smartphones wie dem E61.

Erster Eindruck

Nimmt man das E65 erstmals aus seiner Verpackung, fällt einem die Oberfläche mit den eleganten Metallapplikationen auf. Das Smartphone liegt zudem angenehm in der Hand, einen großen Beitrag dazu leistet auch die Rückseite im Kunstlederdesign.

Nachrichten: Eingehende Nachrichten sind auf dem Display gut zu lesen, die Schriftgröße ist deutlich größer als im Home-Menü.

Der Slider ist solide verarbeitet und besitzt keinen seitlichen Spielraum auf. Überhaupt mach das Smartphone einen sehr soliden Eindruck, der von den Metalltasten weiter verstärkt wird. Leider zieht sich die solide Verarbeitung nicht komplett durch; der Akkudeckel besitzt beispielsweise drei Kunststoffnasen, die sich leicht verbiegen. Wird der Deckel abgenommen, etwa um die MicroSD-Karte zu wechseln, muss man beim Wiederaufsetzen mit extremem Fingerspitzengefühl vorgehen, um die Nasen nicht abzubrechen.

Akku und Speicher: Die MicroSD-Karte lässt sich im laufenden Betrieb wechseln.

Der Sliding-Mechanismus selbst ist leichtgängig und wird durch zusätzliche Federn im Inneren unterstützt. Das Design schlägt sich zwar ein wenig im Gewicht nieder – das E65 bringt 115 Gramm auf die Wage – trotzdem ist das Gerät durchaus noch in der Hemdtasche tragbar.

Neben dem Handy befinden sich im Karton noch ein USB-Sync-Kabel, das Ladegerät, ein Mono-Headset, Anleitungen, die Software sowie ein Tasche für das E65. Eine MicroSD-Karte für die Datenspeicherung fehlt, ebenso hätte Nokia ruhig ein Stereo-Headset beilegen können.

Handling

Wie eingangs erwähnt, liegt das E65 gut in der Hand. Zusammengeschoben lässt es sich von der Größe her mit dem BlackBerry Pearl vergleichen. Auch im geöffneten Zustand ist der Slider noch immer gut ausbalanciert. Sobald man ihn schließt, bietet das Gerät an, die Tasten zu sperren.

Und zu: Schiebt man den Slider zusammen, bietet das E65 automatisch die Tastensperre an.

Die Steuertasten auf dem Gerät sind um das zentrale Steuerkreuz angeordnet. Jedoch sind besonders die Tasten für „Menü“ und „Zeichen löschen“ ein wenig klein geraten, wer größere Finger hat, verdrückt sich leicht. Die typischen Zahlentasten auf der unteren Seite des Sliders dagegen sind leicht zu treffen. Sie besitzen in der Mitte eine leicht spürbare Erhöhung. Kurze Texte gehen mit den Tasten leicht von der Hand, bei längeren E-Mails werden die Nachteile gegenüber einer Volltastatur aber deutlich.

An der rechten Seite befinden sich noch Tasten für Schnellzugriffe. Neben der obligatorischen Lauter/Leiser-Wippe startet auf Knopfdruck das Aufnahmeprogramm, der letzte Button wechselt in den Bearbeiten-Modus.

In der Praxis

Der Standard-Screen des E65 ist mit dem mitgelieferten Theme sehr übersichtlich, auch wenn die Schriftart teilweise extrem klein ist. Dennoch zeigt der Home-Screen viele sinnvolle Informationen an, etwa den nächsten Kalendereintrag oder ob WLAN-Hotspots verfügbar sind.

WiFi: Ist ein Hotspot in Reichweite, hilf der WLAN-Assistent beim Einrichten.

Im Alltag tritt das E65 als nützliches Handy auf. Die Unterstützung für EDGE und UMTS sowie das integrierte WLAN-Modul machen Datenübertragungen Beine. Nokia-typisch enthält das Gerät einfache Menüs, die klar strukturiert sind. Die Einwahl in WLAN-Netze klappt einwandfrei, der Setup-Prozess ist selbsterklärend.

Auch in der „klassischen“ Funktion, dem Telefonieren, schneidet das E65 gut ab. Die Sprachqualität ist durchweg gut, der jeweilige Partner ist klar zu verstehen. Wie die meisten Nokia-Geräte unterstützt das Gerät auch die Push-to-talk-Funktion.

Einer der größten Vorteile des Gerätes ist der Einsatz von Symbian Series 60 als Betriebssystem. Nokia unterstützt Entwickler für diese Plattform, sodass sich eine große Community entwickelt hat. Die Entwickler sorgen für einen ständigen Nachschub an neuen Applikationen, viele davon sind als Freeware erhältlich.

Push-Mail, PIM und Synchronisation

Wichtige Themen bei Business-Smartphones sind die bereiche Synchronisation, Push-Mail und Adress/Kontaktverwaltung. Mit allen drei Anforderungen kommt das E65 gut zurecht. Zur zentralen Synchronisation greift die Software auf die Nokia PC Suite zurück.

Vielseitig: Die PC Suite synchronisiert das E65 mit nahezu jeder Groupware. Allerdings werden dabei nur Kontakte und Termine übertragen.

Der Abgleich von Kontakten aus Notes und Outlook klappt dabei einwandfrei, auch aktuelle Termine werden übernommen. Die nächsten Termine zeigt das E65 anschließend direkt auf dem Home-Bildschirm an.

Zeitmanagement: Die nächsten Termine erscheinen direkt im Home-Menü.

Beim Thema Push-Mail zeigt sich das Gerät vielseitig. Für das E65 gibt es verschiedene Push-Clients, zum Download stehen BlackBerry Connect und ein Exchange-Push-Client bereit. Alternativ lässt sich auch das Nokia-eigene Intellisync integrieren. Zudem ist es möglich, E-Mails via POP/IMAP, SMTP und IMAP4 Idle abzufragen oder zu versenden.

Multimedia und Web

Mit dem MicroSD-Erweiterungsslot und der Kamera liegt es nahe, das E65 auch für Multimedia-Zwecke einzusetzen. Im Gegensatz zur N-Serie von Nokia ist der Mediaplayer aber deutlich abgespeckt. So bietet der MP3-Player beispielsweise nur grundlegende Funktionen, zusätzliche Informationen, etwa Albencover, werden nicht angezeigt. Für die Wiedergabe von Videos setzt Nokia auf den RealPlayer.

Proprietär: Wer hochwertige Kopfhörer anschließen will, benötigt einen zusätzlichen Adapter. Immerhin ist der Stecker des Ladegeräts gesondert platziert, man kann also gleichzeitig Musik hören und das Handy laden.

Was Audiophile aber mehr stören dürfte ist, dass es keinerlei Standardanschlüsse für hochwertige Kopfhörer gibt. Und das mitgelieferte Mono-Headset ist nicht wirklich geeignet für längere Musikunterhaltung. Wenigstens bietet Nokia gegen Aufpreis einen Adapter des proprietären Anschlusses auf 3,5-Zoll-Klinke an.

Internet auf dem Handy

Ansichtssache: Der Browser stellt die komplette Seite dar (rechts) und zoomt immer auf den jeweils aktuellen Bildausschnitt (links).

Beeindruckt hat uns dagegen der vorinstallierte Browser auf dem E65. Nokia liefert das Gerät mit der Eigenentwicklung auf Basis des KDE-Browsers Konquerer aus. Der Browser muss sich vor dem bekannteren Opera Mini nicht verstecken. Neben Flash Lite 2.0 unterstützt Nokia auch AJAX sowie einen RSS-Reader. Mehr Informationen zu dem Browser für die S60-Geräte finden Sie hier bei Nokia.

Lauf- und Ladezeit

In unserem Dauerbelastungstest hielt das E65 insgesamt 593,12 Minuten durch, das entspricht beinahe zehn Stunden, für Handys ist das ein guter Wert. Zum Vergleich: Der BlackBerry Pearl, als wahrscheinlichster Konkurrent, hielt in unserem Test etwa sieben Stunden durch.

Der mitgelieferte Akku besitzt eine Gesamtkapazität von 1000 mAh, laut Nokia liegt die Stand-by-Zeit im GSM bei maximal elf Tagen. Vieltelefonierer können ohne Ladekabel laut Nokia via GSM maximal sechs Stunden am Stück reden, per VoIP halbiert sich die Zeit auf drei Stunden.

Stromhungrig: Nach einer Stunde nimmt die Energieaufnahme kontinuierlich ab, 15 Minuten später ist der Akku voll.

Einmal am Netz, ist das E65 schnell wieder geladen. Im Test war der komplett entladene Akku nach 75 Minuten wieder vollständig gefüllt.

Tabelle: Das E65 im Überblick

Hardware

Prozessor

keine Angaben

Speicher

30 MByte intern

Erweiterungsslot

MicroSD

Display

240 x 320 Bildpunkte

Größe

105 x 49 x 15,5 mm

Gewicht

115 Gramm inklusive Akku

Akku

1000 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GPRS/GSM/EDGE/UMTS

WLAN / GPS

Ja / Nein

Bluetooth

ja, 2.0

Profile: Headset, Freisprechen, serieller Anschluss

Schnittstelle

Nokia PopPort (USB 2.0 kompatibel)

Synchronisation

Nokia PC Suite

Betriebssystem

Series 60 3rd Edition

Vertrieb und Preis

Hersteller

Nokia

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

Vodafone: ab 29,90 Euro
T-Mobile: ab 69,95 Euro
E-Plus: nicht im Angebot
O2: ab 9,99 Euro

Ohne Vertrag

zirka 400 Euro

Vertrieb

Vodafone, T-Mobile, O2

Fazit - „Ich will nur telefonieren“

Kennen Sie Leute, die auf die Frage: „Was wollen Sie mit dem Telefon“, sofort mit „Telefonieren!“ antworten? Genau für diese Leute ist das E65 ideal. Das Gerät verfügt über umfangreiche Features, erschlägt den Nutzer aber nicht damit. Zusätzlich lässt sich das Gerät auch auf die jeweiligen Gegebenheiten in der Firma und die vorgeschriebene Policy anpassen.

Vielseitig: Die Kontakte lassen sich einfach pflegen, wahlweise auch über die Nokia PC Suite.

Der Fokus des Smartphones liegt eindeutig auf den klassischen Telefonie-Funktionen. Kurznachrichten und kurze E-Mails sind zwar auch noch machbar, bei längeren Mails merkt man aber schnell die Nachteile der Handy-Tastatur. Der E-Mail-Empfang dagegen funktioniert einwandfrei, auch die meisten Anhänge lassen sich anzeigen.

Mail-Anschluss: Per Internet lassen sich Clients für BlackBerry Connect und Microsoft Exchange direkt nachrüsten.

Man merkt deutlich, dass das E65 aus anderen Bereichen profitiert. So ist der mitgelieferte Browser einer der besten Handy-Browser auf dem Markt. Lediglich der konsequente Verzicht auf Standardanschlüsse könnte Nutzer verärgern. Um beispielsweise hochwertige Kopfhörer anzuschließen, muss erst ein zusätzlicher Adapter gekauft werden.

Bleibt als Gesamtfazit zu sagen, dass das E65 ein solides Mobiltelefon ist, das umfangreiche Funktionen bereitstellt, den Benutzer aber nicht überfordert. Die Kompatibilität zu den verschiedenen Push-Lösungen macht es zu einer interessanten Alternative, wenn der Fokus des Nutzers hauptsächlich auf Telefonie und dem Lesen von E-Mails liegt. Vielschreiber sollten dagegen eher auf ein Gerät mit Volltastatur zurückgreifen. (mja)

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