Neue Software geht gegen Missbrauch von Tauschbörsen vor

07.02.2006
Das Fraunhofer-Institut IPSI in Darmstadt wird auf der CeBIT zwei Software-Prototypen vorstellen, die in Internet-Tauschbörsen raubkopierte Dateien aufspüren. Die eine Software tritt als Tauschbörsennutzer auf und untersucht das Angebot, das andere Programm weist Teilnehmer auf ihre illegalen Absichten hin.

Das Konzept beruht darauf, eine Software als Teilnehmer einer Tauschbörse auftreten zu lassen und gezielt potenzielle illegale Kopien herunterzuladen und nach Wasserzeichen zu durchsuchen. Diese vom IPSI entwickelten unhörbaren digitalen Wasserzeichen werden bereits in Online-Portalen wie libri.de, soforthoeren.de und diadopo eingesetzt.

Bisher bestand beim Einsatz digitaler Wasserzeichen immer die größte Herausforderung darin, markierte Inhalte auch wieder aufzuspüren, wenn sie zu illegalen Zwecken eingesetzt wurden. Das neue System durchsucht selbstständig die ins Netz gestellten Dateien nach vorgegebenen Suchkriterien wie Dateityp und Namen. So ist es im Gegensatz zu vielen anderen Maßnahmen gegen die illegale Nutzung von Tauschbörsen nicht notwendig, die einzelnen Nutzer zu identifizieren.

Die Fraunhofer-Forscher sehen ihre Wasserzeichentechnologie und die jetzt beginnenden Zusatzentwicklungen als Alternative zu restriktiven Digital-Rights-Management-Systemen, die spezielle Abspielgeräte und häufige Internet-Verbindungen zum Abgleich mit dem Musik- oder Hörbuchlieferanten erfordern. „Unsere Kunden sind sich dessen sehr bewusst, dass die Privatanwender nur ein beschränktes Budget für derartige Unterhaltungselektronik haben und möchten lieber ihre wasserzeichengeschützten Dateien verkaufen, statt den Hardware-Verkauf zu fördern. Und die Endverbraucher sind froh, wenn sie ihre MP3-Dateien problemlos auf jedem Billigspieler laufen lassen oder sich für ihr Autoradio eine CD als Privatkopie brennen können“, erläutert Sascha Zmudzinski, Diplom-Physiker am Fraunhofer IPSI.

Persönliche Ansprache für Raubkopierer

Neben dem Durchsuchen von Tauschbörsen wird am IPSI derzeit auch eine Strategie untersucht, die bereits früher in das Geschehen eingreift. In vielen Tauschbörsen können Anwender nach Dateien anhand von beispielsweise Titeln, Dateigröße oder -typ suchen.

Ein am IPSI entwickelter Prototyp kann diese Suchanfragen auf verschiedene Weisen beantworten. So kann beispielsweise anonym ein Warnhinweis an einen Tauschbörsenbesucher geschickt werden, dass die von ihm gesuchte Datei eine illegale Kopie darstellt und von einem Download abgesehen werden sollte. Das Werkzeug ist zur Abschreckung von Anwendern gedacht, die sich in den Tauschbörsen unbeobachtet fühlen, und soll sie auf die illegalen Aktivitäten hinweisen.

Beide Verfahren befinden sich derzeit als Prototypen im fortgeschrittenen Stadium der Forschung. Gemeinsam mit interessierten Industriepartnern können diese aber schnell zu praxistauglichen Systemen ausgebaut werden.

Die digitalen Medienwasserzeichen des Fraunhofer IPSI sind auch für Bild- und Video-Daten verfügbar, ändern das Dateiformat nicht und sind ohne Kenntnis der verwendeten Markierungs-Software sowie eines vorher festgelegten geheimen Schlüssels nicht nachweisbar. Die Forscher glauben, dass Raubkopierer in der Praxis kaum Chancen haben, überhaupt zu prüfen, ob ein Versuch erfolgreich war, die Wasserzeichen zu entfernen. Die digitalen Wasserzeichenmarkierungen überstehen sogar die erneute analoge Mikrofon-Aufzeichnung von einem per Lautsprecher abgespielten Musikstück, das Einscannen einer markierten Fotografie oder das Abfilmen eines markierten Videos mit einem Camcorder. (mec)

Fraunhofer IPSI

Halle 9, Stand B36, Arbeitsplatz 5.1

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