Virtualisierung, Netzwerkmanagement IPv6, 10/40-Gbit-Ethernet

Netzwerk - Die neuen Trends und Technologien 2011

03.02.2011 von Bernhard Haluschak
Durch Virtualisierung und Cloud Computing muss sich der Netzwerkbereich neuen Anforderungen stellen. Zusätzlich verlangt das steigende Datenaufkommen nach neuen Breitbandtechnologien. Wir haben namhafte Netzwerkexperten nach den Herausforderungen für das Jahr 2011 befragt.

Das Jahr 2010 stand im Netzwerkumfeld unter dem Einfluss von Themen wie Virtualisierung und Cloud Computing. Dazu gesellten Technologien wie IPv6 und PoE sowie das Verlangen der Unternehmen nach immer mehr Bandbreite in ihren Netzwerken, um den steigenden Netzwerkdatenverkehr zu bewältigen.

Darüber hinaus beschäftigt die Unternehmen die Integration mobiler Geräte in ihre Netzwerkinfrastruktur. In diesem Zusammenhang stehen besonders die Aspekte des Managements und der Sicherheit dieser Komponenten im Vordergrund.

Bildergalerie: Experten Netzwerktrends 2011
Brocade Heiko Schrader
"Das Management und die Integration der gesamten Infrastruktur unter einem Schirm zu bringen ist eine Herausforderung, da die Abgrenzungen der Netze mehr und mehr verschwinden werden."
Cisco Stefan Ringenbach
"Die wohl größten Herausforderungen resultierten aus der rasanten Ausbreitung mobiler Endgeräte und dem permanenten Traffic-Wachstum, insbesondere von Videodaten. Beides wird seinen Einfluss auf Netzwerke und RZ-Architekturen in Zukunft noch verstärken."
D-Link Mike Lange
" Das vermeintlich banale Thema Bandbreite - und damit einhergehend die Latenz - wird eine Art ‚Renaissance‘ erleben."
Extreme Networks Juergen Kirchmann
"Für den zunehmenden Einsatz von IPv6 spricht, dass IPv6 mit Windows 7 auf aktuellen Arbeitsplatzrechnern bereits vorhanden ist. Andererseits gibt es noch keine "Killerapplikation" für IPv6, die den Einsatz des Protokolls auf breiter Basis vorantreibt."
Juniper Networks Willi Duetsch
"Was jetzt benötigt wird ist ein einziges Netzwerk, das alle Pools unterschiedlicher Ressourcen integriert. Ein Netzwerk, dass eine gemeinsame Cloud mit geteilten Ressourcen aufsetzt und jederzeit adaptiert werden kann, um den sich verändernden Anforderungen gerecht zu werden."

Wie sich der Netzwerkbereich im Jahr 2011 unter anderem in Bezug auf diese Themen entwickelt, erläutern die folgenden Experten:

Ausführliche Informationen zu IPv6 bietet der Artikel Der Status quo von IPv6. Worauf Sie beim Kauf eines Routers für Unternehmen achten müssen, erfahren Sie in dem Beitrag: Kaufberatung: Der richtige Router für kleine Unternehmen.

Traffic-Wachstum, Sicherheit, Konsolidierung

Die Unternehmen mussten sich 2010 mit vielen neuen Technologien auseinandersetzen. Wir haben die Experten gefragt, was die Hauptthemen 2010 im Netzwerkumfeld waren.

Stefan Ringenbach, Cisco: "Die wohl größten Herausforderungen resultierten aus der rasanten Ausbreitung mobiler Endgeräte und dem permanenten Traffic-Wachstum, insbesondere von Videodaten. Beides wird seinen Einfluss auf Netzwerke und RZ-Architekturen in Zukunft noch verstärken. 10-Gigabit-Ethernet hat vergangenes Jahr große Fortschritte gemacht und dient als Basis für die Virtualisierung im Physical und Data Link Layer. Auch Routing und Switching haben sich weiterentwickelt. Ich denke da zum Beispiel an die Ablösung von Spanning Tree durch Protokolle wie FabricPath / TRILL und an virtuelle Switches.

Ein weiteres Kernthema 2010 war Security: Stuxnet hat uns allen klargemacht, dass inzwischen auch industrielle Steuerungssysteme massiv gefährdet sind - und damit zum Beispiel auch kritische Versorgungsinfrastrukturen. Dieses Thema wird Netzwerkverantwortliche intensiv weiterbeschäftigen. Das Gleiche gilt für die Energieeffizienz - nicht nur innerhalb von Rechenzentren, sondern auch mit Blick auf Endgeräte und Gebäudetechnik wie Heizung und Beleuchtung. Netzwerke, die früher nur Stromverbraucher waren, werden künftig zum Hebel für die Optimierung des gesamten Energieverbrauchs, um Stromkosten und CO2-Ausstoß gleichermaßen zu begrenzen."

Stefan Ringenbach, Cisco: "Die wohl größten Herausforderungen resultierten aus der rasanten Ausbreitung mobiler Endgeräte und dem permanenten Traffic-Wachstum, insbesondere von Videodaten. Beides wird seinen Einfluss auf Netzwerke und RZ-Architekturen in Zukunft noch verstärken."
Foto: Cisco

Mike Lange, D-Link: "2010 war geprägt von der Virtualisierung im Server- und Storage-Umfeld; damit einher gehen immer auch Veränderungen im Netzwerkumfeld: bezüglich des Bedarfs an größerer Bandbreite einerseits und an vermehrten Funktionalitäten für die Netzwerksicherheit andererseits. Außerdem hat der Einsatz von 10-Gbit-Ethernet in diesem Jahr deutlich zugenommen. Darüber hinaus haben wir eine deutlich steigende Nachfrage nach IPv6-ready-Geräten verzeichnet - in vielen Ausschreibungen und Projekten hatte die Technologie bereits einen hohen Stellenwert."

Jürgen Kirchmann, Extreme Networks: "2010 haben sowohl bekannte als auch neue Themen den Netzwerkbereich dominiert. Zu den Klassikern zählen weiterhin die Konvergenz von Sprache, Video und Daten sowie die Sicherheit. Das Interesse an der Energieeffizienz von Netzwerkkomponenten ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen und war auch dieses Jahr topaktuell. Relativ neu war 2010 die Frage, wie man am besten mit den Auswirkungen zunehmend virtualisierter Server im Netzwerk fertig wird. Ebenfalls im Kommen ist die Automatisierung von Netzwerkkomponenten, also beispielsweise die Koppelung von Switches und Gebäudeautomation zur Optimierung des Energieverbrauchs."

Willi Duetsch, Juniper Networks: "Die Servervirtualisierung ist die meistimplementierte Technologie im Datenzentrum. Sie reduziert die Kosten, steigert die Auslastung der Ressourcen und verbessert die Flexibilität im Datenzentrum, ohne dass signifikante Änderungen der Infrastruktur notwendig sind. Um die ansteigende Nachfrage nach Services zu beantworten, sollte die Netzwerkarchitektur vereinfacht und flach sein.

Durch die besonders hohe Verdichtung der virtualisierten Server steigt die Nachfrage nach 10-Gb Ethernet. Auch der weit verbreitete Perimeterschutz im Datenzentrum ist nicht mehr zeitgemäß. Um mit flexiblen Cloud-Strukturen im Datenzentrum zu arbeiten, müssen die Datenströme zwischen virtuellen und physikalischen Servern und den Datenzentren und den Endkunden abgesichert sein."

Heiko Schrader, Brocade: "Eines der Hauptthemen in 2010 war Cloud Computing, insbesondere Technologien und Lösungen, die den Betrieb virtueller Server-Umgebungen im Data Center ermöglichen und optimieren. Data Center Ethernet fand sich ebenso auf der Agenda. Oft wurde diskutiert, welche Technologien und Dienste am besten für Netzwerk-Konvergenz geeignet sind. Diese umfassen Fibre Channel (FC), Fibre Channel over Ethernet (FCoE), Internet Small Computer System Interface (iSCSI) und Network Attached Storage (NAS). Im Bereich Virtualisierung ging es hauptsächlich um die Unterstützung virtueller Server durch innovative SAN/LAN-Technologie.

Weitere Themen waren die Mobilität von virtuellen Maschinen über Servergrenzen hinweg, sowie Application Services im Netzwerk für virtualisierte Server-Umgebungen, insbesondere intelligentes Load-Balancing und virtuelle Server-Ressourcen On-Demand (Application Resource Broker). Um Rechenzentren nachhaltig und ökonomisch betreiben zu können, lag ein Hauptaugenmerk 2010 auch auf Konsolidierung. Leistungsstarke Performance von 10 GbE bis 100 GbE und der Einfluss der Verkabelung auf die Infrastruktur waren ebenfalls zentrale Themen. "

Cloud Computing im Fokus

Cloud Computing ist im vergangenen Jahr zum Hype-Thema mutiert. Dabei werden IT-Services in eine Cloud verlagert, sodass hohe IT-Infrastrukturkosten entfallen. In diesem Zusammenhang wollten wir von den Experten wissen, welche nachhaltigen Einflüsse beziehungsweise Auswirkungen das Cloud Computing auf die aktuelle Netzwerklandschaft 2011 haben wird.

Stefan Ringenbach, Cisco: "Clouds mobilisieren die Arbeitslast - und dies muss vom Netzwerk bewältigt werden. Ohne ein leistungsfähiges Netzwerk ist Cloud Computing undenkbar. Hinzu kommen weitere Anforderungen wie der Aufbau eines Single-Sign-On-Systems für sämtliche Anwendungen in der Cloud. Dies kann entweder durch Netzwerk-Appliances oder über einen dezidierten Cloud-Service wie Cisco ScanSafe realisiert werden.

Jenseits aller technologischen Herausforderungen jedoch verändert Cloud Computing vor allem auch die Rolle des CIOs im Unternehmen. Denn beim Cloud-Modell stehen nicht die technologischen Aspekte im Vordergrund, sondern primär die Frage nach dem Wertschöpfungsbeitrag der IT. Es geht hierbei um veränderte Geschäftsprozesse, um mehr Effizienz und Flexibilität - und um höhere Innovationskraft, die im globalisierten Wettbewerb immer wichtiger wird. Im Cloud-Zeitalter gewinnt IT also einen absolut strategischen Stellenwert."

Heiko Schrader, Brocade: "Das Management und die Integration der gesamten Infrastruktur unter einem Schirm zu bringen, ist eine Herausforderung, da die Abgrenzungen der Netze mehr und mehr verschwinden werden."
Foto: Brocade

Mike Lange, D-Link: "Die Nutzung neuer Cloud-Anwendungen birgt ein hohes Einsparpotenzial für Unternehmen - vor allem bei der Nutzung von Applikationen und den dazu benötigten Lizenzen. Auf das interne Netzwerk eines typischen mittelständischen Unternehmens wird Cloud Computing jedoch keinerlei Auswirkungen haben. Darüber hinaus wird es zu noch größeren und leistungsfähigeren Data Centern führen. Um performant in der Cloud zu arbeiten, ist allerdings eine höhere Breitband/WAN-Anbindung notwendig."

Jürgen Kirchmann, Extreme Networks: "Cloud Computing wirkt sich auf dreierlei Weise auf das Netzwerk aus: Erstens wird der Bedarf an Bandbreite in der Cloud weiter steigen, zweitens müssen Netzwerke in der Cloud noch ausfallsicherer werden, und drittens gilt es, die Daten in der Cloud optimal zu sichern."

Willi Duetsch, Juniper Networks: "Cloud-Infrastrukturen sind die Produktions- und Verbreitungsorte für Cloud-Services. Wir betrachten diese als die nächste Stufe der Evolution von IT-Infrastrukturen.

Endkunden verlangen nach Applikationen und Services, die immer bereitstehen und sofort nutzbar sind. Um dies zu gewährleisten, müssen Infrastrukturen nicht nur effizient und agil sein, sondern auch ökonomisch, skalierbar und sicher. Dynamische Ressourcen, die unterschiedlich genutzt werden können, sind die Basis dafür, die geforderten Leistungen zu erbringen. Sie sind das Herzstück der Cloud-Infrastruktur. Die Servervirtualisierung, das Schlüsselelement im Cloud Computing, bedingt gewisse Anforderungen an das Daten-Center-Netzwerk. Diese können in fünf Hauptbereiche aufgeschlüsselt werden: Schnelligkeit, Skalierbarkeit, Sicherheit, Switching und vereinfachtes Management."

Heiko Schrader, Brocade: "Das Management und die Integration der gesamten Infrastruktur unter einen Schirm zu bringen ist eine Herausforderung, da die Abgrenzungen der Netze zunehmend verschwinden werden. Die Bandbreite und Latenzzeit sind Schlüsselgrößen, da sich immer mehr Server-Instanzen die physischen Leitungen teilen müssen. Darüber hinaus entwickelt sich das Netzwerk immer mehr zum eigentlichen Systembus der virtualisierten Server, insbesondere unter dem Aspekt der Servermobilität. Cloud Computing verbessert die Verfügbarkeit des Netzwerks, da der Ausfall von Hardware und Infrastruktur bei virtualisierten Servern viele Applikationen gleichzeitig betrifft."

Hardware und Software in virtuellen Netzwerken

In den vergangenen Jahren ist der Datenverkehr in den Netzwerken explosionsartig gestiegen. Um diese Netzwerk-Performance optimal zu nutzen, ist aktuell die Virtualisierungstechnologie das Mittel der Wahl. Wir wollten wissen, wie die Virtualisierungstechnologie die "IT-Systeme" in Bezug auf Netzwerkhardware- und -softwareausstattung 2011 verändern wird.

Stefan Ringenbach, Cisco: "Clouds und Virtualisierung werden auch 2011 die beherrschenden Themen sein. Eine durchgängige Ende-zu-Ende-Virtualisierung erfordert allerdings ein vereinheitlichtes Management und einen hohen Automatisierungsgrad quer durch die gesamte IT-Umgebung. Dies wiederum wird zu einer engeren Verzahnung zwischen Netzwerk, Storage und Serverlandschaft führen - denn nur so wird eine ressourcenübergreifende Serviceprovisionierung möglich."

Mike Lange, D-Link: "Insbesondere in der Virtualisierung von Servern und Storage-Systemen liegen hohe Einsparpotenziale für die Unternehmen. Hier werden leistungsfähigere Systeme eingesetzt, die von mehreren Anwendern beziehungsweise Anwendungen genutzt werden können. Auch virtualisierte Router- oder Switch-Systeme werden an der einen oder anderen Stelle dedizierte Hardware-Appliances verdrängen.

Durch die Virtualisierung wird deutlich, wie performant die heutige IT-Hardware ist und dass damit problemlos die Möglichkeit besteht, mehrere virtuelle Softwareinstanzen parallel laufen zu lassen. Problematisch wird dies jedoch bei den Sicherheitsrichtlinien zwischen virtualisierten Systemen auf den gleichen Maschinen und auch beim Troubleshooting im Fehlerfall. Die Virtualisierung erfordert daher entsprechendes zusätzliches Know-how seitens der Systemadministratoren."

Willi Duetsch, Juniper: "Was jetzt benötigt wird, ist ein einziges Netzwerk, das alle Pools unterschiedlicher Ressourcen integriert. Ein Netzwerk, das eine gemeinsame Cloud mit geteilten Ressourcen aufsetzt und jederzeit adaptiert werden kann, um den sich verändernden Anforderungen gerecht zu werden."
Foto: Juniper Networks

Jürgen Kirchmann, Extreme Networks: "Das Netzwerk wird sich zu einem Systembus entwickeln. Dabei müssen Netzwerk-Switches auch mit virtuellen Maschinen klarkommen, die durch das Netzwerk von Server zu Server wandern und dort, wo sie gerade sind, beispielsweise bestimmte QoS-Parameter oder VLANs benötigen. Das funktioniert nur, wenn man das Management von virtuellen Maschinen und Switches integriert und beide Seiten dies auch unterstützen. In diesem Zuge werden sich auch Switching-Funktionen in den Hypervisoren von Virtual Machines wieder zurück in das Netzwerk verlagern. Die Standards dazu wie IEEE 802.1Qbg (Edge Virtual Bridging) und IEEE 802.1Qbh (Bridge Port Extension) sind bereits in Arbeit. Zu den weiteren Auswirkungen von Virtualisierung auf das Netz zählt, dass Unternehmen mehr Bandbreite zu den physikalischen Servern, eine bessere Skalierbarkeit im Backbone und mehr Bandbreite zu Storage-Lösungen brauchen."

Willi Duetsch, Juniper Networks: "Die meisten Server im Einsatz sind auf die Intel-Technologie standardisiert. Sie werden per Lastverteilung und Servervirtualisierung konsolidiert und in Pools zusammengefasst, um effizient zu skalieren und die Betriebskosten zu reduzieren. Auf diese Pools greifen unterschiedliche und multiple Applikationen zu.

Storage wird ebenso konsolidiert und virtualisiert, um die gleichen Effekte - Effizienz und Kostenersparnis - zu erreichen. Gleichermaßen gibt es einen Trend, auch Appliances und Edge-Services zu konsolidieren und zu virtualisieren, um einen zusätzlichen Pool an Ressourcen zu schaffen.

Diese Pools sind nicht nur kostengünstiger, sie erhöhen auch die Agilität, denn die Ressourcen können je nach Bedarf re-konfiguriert werden. Der Einfluss von Multi-Core-Prozessoren bedingt eine höhere Dichte von VMs per Server, was mehr Geschwindigkeit, wie 10-Gbit-Ethernet, nach sich zieht.

Was jetzt benötigt wird, ist ein einziges Netzwerk, das alle Pools unterschiedlicher Ressourcen integriert, ein Netzwerk, das eine gemeinsame Cloud mit geteilten Ressourcen aufsetzt und jederzeit adaptiert werden kann, um den sich verändernden Anforderungen gerecht zu werden."

Heiko Schrader, Brocade: "Das reibungslose Zusammenspiel der verschiedenen Management-Plattformen erfordert offene Umgebungen, einheitliches Management der gesamten Netzwerkinfrastruktur und eine kompatible Virtualisierungs-Software. Eine optimierte Architektur erlaubt hierbei eine einfache Integration von Netzwerken in vorhandene Umgebungen. Des Weiteren sollte auch die Kombination der verschiedenen Technologien, wie etwa Fibre Channel (FC) oder Data Center Bridging (DCB), transparent gestaltet sein.

Virtualisierung stellt hohe Anforderungen an Bandbreite (bessere Hardware, Non-Blocking, gleichmäßig verteilter Traffic), Latenzzeit (Cut-Through-Switching) und Stabilität des Netzwerks, deshalb rücken performante und flexible Netzwerklösungen mit Host Bus Adapter (HBA) und Converged Network Adapter (CNA) in den Vordergrund, die spezielle Funktionen für virtualisierte und konvergente Umgebungen bereitstellen."

Zukunft von IPv6 und FCoE

Von unseren Experten wollten wir wissen, wie sich die Technologien FCoE und IPv6 im nächsten Jahr entwickeln werden.

Stefan Ringenbach, Cisco: "Beide Technologien sind bereits auf einem guten Weg. FCoE ist ein Eckpfeiler der Unified Fabric, die bisherige Effizienzbarrieren an der Nahtstelle von LAN und SAN beseitigt - basierend auf einer Lossless-Ethernet-Infrastruktur. Vereinfachte Administration und reduzierte Kosten dank durchgreifender I/O-Konsolidierung sowie die Notwendigkeit, vermehrt virtuelle Netzwerkadapter einzusetzen - all das wird im nächsten Jahr dazu führen, dass sich FCoE weiter etabliert.

Für IPv6 wird die rasant wachsende Anzahl der Geräte, die internettauglich sind und adressiert werden müssen, ein wichtiger Treiber sein. Auch neue Domains wie etwa SmartGrid werden eine IPv6-Adressierung verlangen da die registrierbaren IPv4-Adressen bald aufgebraucht sein werden. Für Firmen im internationalen Umfeld werden Geschäftsbeziehungen mit Partnern immer mehr auch via IPv6 ablaufen - auch bei IPv6 sind nicht nur technische Anforderungen zu beachten."

Jürgen Kirchmann, Extreme Networks: "Für den zunehmenden Einsatz von IPv6 spricht, dass IPv6 mit Windows 7 auf aktuellen Arbeitsplatzrechnern bereits vorhanden ist. Allerdings gibt es noch keine Killerapplikation für IPv6, die den Einsatz des Protokolls auf breiter Basis vorantreibt."
Foto: Extreme Networks

Mike Lange, D-Link: "FCoE hat insbesondere in größeren Enterprise/Data-Centern seine Berechtigung, da hier oftmals schon FC-Systeme im Einsatz sind. Jedoch ist aus unserer Sicht für 2011 nicht mit einer größeren Verbreitung zu rechnen, da FCoE gegenüber iSCSI nicht die notwendigen Performance-Vorteile darstellen kann, die die höheren Kosten rechtfertigen. Zudem ist die Implementierung von Lossless-Ethernet-Systemen als Ende-zu-Ende-Verbindung im Netzwerk notwendig, woran ebenfalls höhere Investitionskosten in neue Netzwerk-Switches geknüpft sind.

IPv6 jedoch wird 2011 eine sehr starke Nachfrage erleben. Den Anwendern wird bereits heute bewusst, dass der IPv4-Adressraum im nächsten Jahr voraussichtlich erschöpft sein wird. Viele Carrier und Service-Provider werden gezwungen sein, ihren Kunden nur noch IPv6-Adressen zur Verfügung zu stellen. Bei der Neuanschaffung von IT-Hard- und -Software ist daher auf die IPv6-Funktionalität unbedingt Wert zu legen."

Jürgen Kirchmann, Extreme Networks: "Für den zunehmenden Einsatz von IPv6 spricht, dass IPv6 mit Windows 7 auf aktuellen Arbeitsplatzrechnern bereits vorhanden ist. Es gibt jedoch noch keine Killerapplikation für IPv6, die den Einsatz des Protokolls auf breiter Basis vorantreibt. Mittelfristig wird man an IPv6 auf keinen Fall vorbeikommen, aber meiner Meinung nach wird das Thema erst 2012 richtig aktuell. Allerdings gilt im Netzwerkbereich bereits heute: Gerade wer kein IPv6 machen möchte, braucht ein IPv6-fähiges Netz, um dort via Access-Listen den IPv6-Verkehr herausfiltern zu können.

FCoE ist bereits vielerorts ein Thema, das Protokoll steht im direkten Wettbewerb zu iSCSI, und beide Technologien sind bereits standardisiert. Das heißt, es wird 2011 ein spannendes Rennen geben."

Willi Duetsch, Juniper Networks: "Wir erwarten geringfügig mehr Implementierungen mit FCoE, aber vermehrt zur I/O-Konsolidierung im Rack zwischen dem Server und dem Zugangs-Switch. End-to-End-FCoE-Implementierungen basieren auf verbesserten Ethernet-Standards wie DCB (Data Center Bridging) und der Vereinfachung der Netzwerkarchitektur. Wir erwarten hier ein größeres Wachstum im Jahr 2012.

Die Implementierungen von IPv6 im Datenzentrum werden 2011 keine große Rolle spielen. Datenzentren, die Cloud-Services für mobile Endgeräte bieten oder spezialisierte Märkte wie das Militär oder den Bildungssektor bedienen, werden bezüglich IPv6 mehr Bedeutung im Jahr 2011 haben."

Heiko Schrader, Brocade: " IPv6 ist keine Frage, sondern eine Tatsache, die kommen muss. Weltweit neigt sich der IP-Adressvorrat dem Ende entgegen, somit können Service-Provider ohne IPv6 nicht mehr problemlos wachsen. Auch Fibre Channel over Ethernet (FCoE) wird 2011 verstärkt eine Rolle spielen, es ist jedoch noch nicht klar in welchem Umfang. FCoE wird Fibre Channel definitiv ergänzen, aber nicht ersetzen."

Ausblick auf den Netzwerkmarkt 2011

Auch 2011 wird es im Netzwerkbereich turbulent zugehen. Welche allgemeinen Trends - Cloud und Virtualisierung eingeschlossen - sind für den Netzwerkmarkt 2011 zu erwarten? Darüber geben unsere Serverexperten Auskunft.

Stefan Ringenbach, Cisco: "Die Konsolidierung von physischen zu virtuellen Servern wird weitergehen. Laut einer aktuellen Studie von Cisco glauben zum Beispiel 44 Prozent der in Deutschland befragten IT-Entscheider, dass der Servervirtualisierungsgrad in ihrem Rechenzentrum innerhalb der nächsten drei Jahre die 50-Prozent-Marke übersteigt.

Ein weiterer Trend für 2011 ist die Desktop-Virtualisierung (VDI Virtual Desktop Infrastructure), und zwar sowohl aus Gründen der effizienteren Administrierbarkeit als auch unter Security-Aspekten. Video-Collaboration und Cloud Computing verlangen außerdem eine Optimierung der Weitverkehrsnetze - auch diese Aufgabe steht für viele Unternehmen im nächsten Jahr an. Ein ganz großes Thema schließlich wird 2011 der Umbau bestehender RZ-Architekturen in ein virtualisiertes, Cloud-fähiges Data Center sein. Neben den oben genannten Technologien werden hierbei zum Beispiel auch Protokolle wie Edge Virtual Bridging (IEEE 802.1Qbg) sowie Bridge Port Extension (IEEE 802.1Qbh) eine herausragende Rolle spielen."

Mike Lange, D-Link: "Das vermeintlich banale Thema Bandbreite - und damit einhergehend die Latenz - wird eine Art Renaissance erleben."
Foto: D-Link

Mike Lange, D-Link: "Das vermeintlich banale Thema Bandbreite - und damit einhergehend die Latenz - wird eine Art Renaissance erleben. Im Unternehmensnetzwerk sind virtualisierte, zentralisierte Server/Storage-Systeme mit 10-Gbit-Ethernet anzubinden, und damit ist 10 GbE auch im Backbone zu aggregieren und zu switchen. Der Stromverbrauch wird eine wesentliche Rolle spielen, das heißt. die Anwender legen bei Investitionen Wert auf Green-Ethernet-/Green-IT-Systeme.

Ein weiterer Trend ist PoE+, eine Technologie, die mehr Strom von den Netzwerk-Switches auf die WLAN-Access-Points und IP-Kameras verteilt. Das heißt, die Anzahl der verwendeten PoE-Ports an den Switches wird deutlich steigen."

Jürgen Kirchmann, Extreme Networks: "Die Integration von Virtualisierung ins Netzwerk wird weiter voranschreiten, das Streben nach mehr Effizienz treibt die Automatisierung von Netzwerkfunktionen weiter an, und auch der Dauerbrenner Energieeffizienz wird Hersteller wie Unternehmen nach wie vor beschäftigen."

Heiko Schrader, Brocade: "Cloud Computing und Virtualisierung spielen auch 2011 eine dominante Rolle. Darüber hinaus müssen sich Netzwerkadministratoren mit Ethernet Fabrics und dem Zusammenwachsen der Netzwerke beschäftigen. Weitere Themen sind Konsolidierung der Rechenzentren, ökonomischer Betrieb, Betriebskosten im Allgemeinen, Automatisierung sowie Vereinfachung und Zusammenspiel der Management-Umgebungen. Wichtig sind auch Aspekte wie zukunftssichere Chassis, insbesondere 40G/100G Ethernet, Non-Blocking-Infrastruktur und 16-Gbit-Fibre-Channel."

Willi Duetsch, Juniper Networks: "Hier sind auf jeden Fall die hoch entwickelten Netzwerk-Fabric-Technologien zu nennen, die es ermöglichen, ein komplettes Datenzentrumsnetzwerk mit einem skalierbaren logischem Switch aufzusetzen. Die Einführung von DCB (Data Center Bridging) wird ebenfalls erwartet. Sie ermöglicht die Konsolidierung von Daten-, Speicher- und Ultra-Low-Latency-Technologien auf einem weiterentwickelten Ethernet.

Skalierbare und flexible Services und Routing-Plattformen wie SRX, MX und Altor Virtual Firewall bieten skalierbare und flexible Services. Auch das integrierte Management von physischen und virtuellen Switches ist ein wichtiges Thema für 2011, ebenso wie die Konsolidierung von Netzwerk- und Sicherheitsbetriebssystemen zu einem einzigen Betriebssystem, wie es Junos schon seit einiger Zeit ermöglicht." (hal)