Network Attached Storage: Qualität vs. Preis

05.01.2005 von Karl Fröhlich
Mit NAS können IT-Verwalter Speichereinheit und Server einfach voneinander trennen. Bei der Anschaffung sollten nicht die niedrigen Kosten, sondern gute Qualität und bestimmte Sicherheits-Features im Vordergrund stehen.

Speziell in kleinen Netzwerkumgebungen stellt eine NAS-Appliance eine ideale Speichererweiterung dar. Der eigentliche Host bleibt davon unbeeinflusst und zusätzliche Lizenzgebühren für Betriebssysteme fallen nicht an.

Den einstigen Pionieren hat das NAS-Geschäft jedoch keinen Erfolg gebracht. Auspex, Connex, Maxtor und Quantum stellten entweder die Entwicklung ein oder verkauften das Business. Quantum übergab die Geschäfte an Snap Appliance, die wiederum im Juli 2004 von Adaptec übernommen wurden. Auch Sony hat seine Network Fileserver der StorStation-Serie mehr oder weniger aufgegeben. Zumindest werden diese nicht mehr einzeln vertrieben, sondern nur noch als Bestandteil von Komplettlösungen angeboten.

Wer bisher durchgehalten hat, sieht sich nun jedoch einem scheinbar lukrativen Markt gegenüber. "Die Nachfrage nach NAS-Systemen steigt stetig", erklärt Sven Meyerhofer, Geschäftsführer bei N-TEC. "Es werden mittlerweile die unterschiedlichsten Lösungen beziehungsweise Konfigurationen angeboten. Es ist für jedes Unternehmen das passende Produkt verfügbar", so Meyerhofer weiter. Storage-Distributor TIM sieht die Marktentwicklung ähnlich. "Vor allem der Lösungsansatz NAS in Kombination mit iSCSI hat Wachstumspotenzial. Dabei steht beim Anwender immer stärker ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis im Vordergrund", meint Suzana Kudric, Produktmanagerin bei TIM.

Auf Grund der einfachen Verwaltung und dem Zuwachs der Daten, die hoch verfügbar und ausfallsicher bereitstehen müssen, werden NAS-Speichersysteme im Vergleich zum Gesamt-Storage-Markt überproportional wachsen.

Dynamische Speicherplatz-Erweiterung

"NAS-Server sind optimal darauf zugeschnitten, um Fileservices im Unternehmen zur Verfügung zu stellen", sagt Peter Gottwalz, Manager Storage Sales bei Hewlett-Packard. "IT-Verantwortliche können zum Beispiel bei NAS-Systemen auch im laufenden Betrieb Speicherressourcen dynamisch zuteilen (Dynamic Volume Growth) und so flexibel auf veränderte Geschäftsanforderungen reagieren", wie Gottwalz weiter berichtet.

Zudem sind NAS-Server leicht zu betreiben und einfach zu skalieren, was insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) unabdingbar ist. Bei der Anschaffung eines NAS-Systems sollten KMUs auch darauf achten, dass sich das NAS-System in die bereits bestehende Infrastruktur einbinden lässt und bereits bestehende Regeln - wie etwa die Rechteverwaltung - unterstützt.

"Auch sollten moderne NAS-Systeme die Wiederherstellung versehentlich gelöschter Dateien durch den einzelnen Anwender (User-based Filerecovery) ermöglichen. Dies entlastet die Backup/Recovery-Administratoren erheblich, da rund 80 Prozent aller Restore-Fälle auf versehentliches Löschen von Daten zurückzuführen sind", meint Gottwalz.

Einfache Verwaltung

"Der große Vorteil der NAS-Systeme ist die einfache Verwaltung über Webbrowser. Es bedarf keiner speziellen Ausbildung und keiner zusätzlichen Benutzerlizenzen", erklärt Axel Böhme, Produktmanager bei Tandberg Data. Der Preis pro TByte dürfe nicht das wichtigste Entscheidungskriterium sein. Kleine und mittlere Unternehmen sollten aus Gründen der permanenten Datenverfügbarkeit und Betriebssicherheit auf redundante Komponenten wie Festplatten im RAID-Verbund, Netzteile und Lüfter Wert legen.

Ein NAS konzentriert die Storage-Kapazität und stellt diese unter Nutzung der jeweiligen Netzwerkstrukturen zur Verfügung. Unternehmen müssen kein separates Speichernetzwerk wie bei einem SAN etablieren. "Weil die Daten aber weiterhin kostbares Gut sind, muss das NAS-System auch sauber und sicher arbeiten", warnt Carsten Hinz, Vertriebsleiter bei Topmedia Storage Solutions. "Das gewährleisten viele der billigen Einsteigersysteme nicht. Je nach Anforderung sollten KMUs nicht ausschließlich auf den Preis achten", rät Hinz weiter.

Eingeschränkte Performance

Die Performance gilt als einer der größten Nachteile eines NAS-Systems. "Die meisten Einsteigerprodukte gehen bei zu vielen gleichzeitigen User-Zugriffen in die Knie, vor allem, wenn diese mit verschiedenen Betriebssystemen arbeiten", erklärt Topmedia-Manager Hinz. Als permanente Datenspeicher empfehlen sich laut Hinz dank ausgereifter Technik und Betriebssysteme nur die Enterprise-Geräte wie zum Beispiel von EMC und Network Appliance. Hier sei jedoch der Kostenfaktor, vor allem für Festplatten, noch derart immens, dass es sich nur wenige leisten könnten.

Nachteil sind oft auch eingeschränkte Verwaltungsoptionen. "Außerdem ist ein NAS in sich geschlossen und kann nicht erweitert werden, wenn es voll ausgestattet ist", erläutert Bernd Widmaier, Sales Director bei Starline. "Zusätzlich stellt das Netzwerk in vielen Firmen ein Nadelöhr dar, besonders auch, wenn es um das Backup der NAS-Einheit geht", wie Widmaier festhält.

Eigentlich spricht nichts gegen den Einsatz eines NAS-Servers als permanenten Speicher. "Trotz der relativen Simplizität der Technologie sollte der Einsatz als einziger, großer und zentraler Datenspeicher im Vorfeld durchdacht beziehungsweise durch Beratungen abgesichert werden. Eine wichtige Rolle spielen dabei Überlegungen über die Art der Daten, die Kapazität und Leistung des Systems sowie die Netzwerkinfrastruktur", rät Hans Schramm, Produktmanager Storage bei Dell.

SATA läuft ATA-Disks den Rang ab

Nach einem etwas zögerlichen Start scheinen Serial-ATA-Festplatten den Markt für Einsteiger- und Midrange-Systeme zügig zu übernehmen. "Die Einführung der SATA-Disks und die weiteren Entwicklungen zur Verbesserung der Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit von SATA haben bei Midrange-Lösungen mit typischen Speicherkapazitäten zwischen 500 GByte und 3 TByte zu einer beträchtlichen Verlagerung von SCSI-basiertem NAS zu SATA geführt", erläutert Orla Donahoe, Sales Director EMEA bei Plasmon/Raidtec.

"Obwohl wir mit der SCSI-Technologie aufgewachsen sind, verkaufen wir zu 90 Prozent SATA- beziehungsweise IDE-Systeme", konstatiert N-TEC-Manager Meyerhofer. Bei der Wahl der SATA/IDE-Festplatten ist es wichtig "Storage-taugliche" Laufwerke anzubieten, so Meyerhofer weiter. Das heißt, es gibt von den verschiedenen Festplattenherstellern eine Unterscheidung zwischen Desktop- und Nearline-Storage-Laufwerken. Weiterführende Informationen finden Sie auch in unserem Grundlagenartikel Gefahr: IDE-Festplatten im Dauereinsatz.

Als zweiter wichtiger Punkt sei zu berücksichtigen, dass beim Einsatz von vielen Festplatten in einem System das Design der Disk-Aufhängung und -Führung eine wichtige Rolle spielt. Nur so lässt sich eine erhöhte Ausfallquote verhindern.

"Ganz haben Festplatten mit paralleler ATA-Schnittstelle aber ihre Bedeutung noch nicht verloren. Unternehmen werden bestehende Systeme nicht ausrangieren, nur weil etwas schnellere Festplatten verfügbar sind", meint Manfred Buchmann, Technical Marketing EMEA bei Network Appliance. "Im Gegenteil: Die Orientierung am Konzept des Information-Lifecycle-Managements zeigt ja gerade, dass Storage gemäß Eckdaten wie Performance, Preis oder Zuverlässigkeit die dazu passenden Datenklassen speichern soll. ATA wird hier auf jeden Fall weiter vertreten sein", wie Buchmann betont.

Entwicklung

Vielen Unternehmen bereitet neben dem Kapazitätswachstum und der Speicherung der Geschäftsinformationen das Wiederfinden der relevanten Information und Daten bei Bedarf Schwierigkeiten. "Daher werden in Zukunft Storage-Lösungen nicht nur die Bereitstellung von Speicherplatz umfassen, sondern auch integrierte Funktionen für das Datenmanagement anbieten", erwartet HP-Manager Gottwalz. Content-orientiertes Suchen spielt hier seiner Ansicht nach eine wichtige Rolle. Somit erfahren NAS-Lösungen zukünftig eine enge Integration in Hierarchical-Storage-Management- und Archivierungssystemen, die eine Content-orientierte Speicherung sowie Suche nach Daten und Informationen ermöglichen sollen.

Höherwertige NAS-Systeme bieten bereits heute Konzepte zum erhöhten Schutz vor multiplem Plattenausfall durch RAID n oder RAID 6. "Diese werden sich weiter in Richtung Virtualisierung, Global Name Space und Grid Computing bewegen", meint Dr. Helmut Beck, Vice President Storage bei Fujitsu Siemens Computers.

Fazit

"Die Zukunft gehört sicherlich NAS-Systemen mit der Block-Mode-Unterstützung iSCSI", prophezeit N-TEC-Manager Meyerhofer. "Eine weitere Verbesserung und Optimierung ist auch in der Hochverfügbarkeit der Daten beziehungsweise der NAS-Server zu erwarten", fügt Meyerhofer ergänzend hinzu.

Viele Unternehmen setzen NAS für Disk-to-Disk-Backup ein und verzichten unter anderem aus wirtschaftlichen Gründen auf die weitere Sicherung auf Tape-Laufwerken. Die Synchronisation von NAS-Systemen im Cluster-Verbund in einem LAN oder WAN gewinnt ebenfalls stärker an Bedeutung und wird weiter optimiert werden. (cvi)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag von speicherguide.de. Bei speicherguide.de finden Sie auch das "Jahresrückblick-Special", das Sie hier kostenlos als eBook im PDF-Format downloaden können.