Netscape 8: Hybrid aus Firefox und Internet Explorer

20.05.2005 von Moritz Jäger
Seit gestern steht der neue Netscape-Browser in Version 8.0.1 zum Downloaden bereit. Die neue Ausgabe von Netscape basiert auf Firefox, setzt aber alternativ die Rendering Engine des Internet Explorers ein. Außerdem wurden zahlreiche Features eingebaut, die das Surfen angenehm und sicherer machen sollen.

In der letzten Zeit wurde der Netscape-Browser schwer gebeutelt. Die Browser der Mozilla-Foundation, 1998 von Netscape selbst ins Leben gerufen, und der Internet Explorer gruben dem einstigen Marktführer massiv Anteile ab. Im November 1998 unterbrach AOL mit einem Aufkauf von Netscape die Weiterentwicklung des Netscape Communicators. Lange Zeit war nicht klar, ob der beliebte Browser weiterentwickelt wird, oder ob AOL ein komplett eigenes Programm auf den Markt bringt. Diese Zweifel wurden im März 2005 ausgeräumt, als die erste Beta von Netscape 8 zum Downloaden bereitgestellt wurde (tecCHANNEL berichtete).

Auf Windows-Systemen bringt der Browser ein völliges Novum mit. Erstmals setzt ein Browser zur Seitendarstellung mehrere Render Engines ein. Netscape 8 basiert komplett auf Firefox, zum Darstellen der HTML-Inhalte kommt also zunächst die Gecko-Engine des Mozilla-Projekts zum Einsatz. Ein Problem dabei ist allerdings, dass viele Seiten nicht HTML-konform sind und speziell auf den Internet Explorer zugeschnitten wurden. Deren Inhalte werden dann zum Teil falsch dargestellt. Genau solche Seiten lassen sich nun mit der Engine des Internet Explorers rendern. Dabei wird nicht wie bei anderen Internet-Browsern lediglich die Kennung des Browsers geändert, sondern die komplette Seite neu erzeugt.

Diese darf AOL auf Grund einer Schadensersatzklage aus dem Jahr 2002 für eigene Produkte einsetzen. Die Einstellungen lassen sich für jede Seite in der so genannten Seitenkontrolle abspeichern, diese ähnelt dem bekannten Zonenmodell des IE. Zusätzlich kann man für jede Seite festlegen, ob sie ActiveX-, Java- oder JavaScript-Elemente ausführen darf.

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Phisher bleiben draußen

Der Browser widmet sich auch dem derzeitigen Thema Phishing. Dabei geht es darum, ahnungslosen Internet-Benutzern durch gefälschte Seiten Passwörter und Geheimzahlen abzujagen. Eine von AOL gelieferte und upgedatete Black- und Whitelist soll Internet-Nutzer in Zukunft besser schützen. Der Browser wird bereits mit einer Liste von Phishing-URLs ausgeliefert, die dann im Browser nicht dargestellt werden. Leider ist eine deutsche Lokalisation noch nicht verfügbar, so dass bislang nur US-Nutzer geschützt sind.

Netscape 8 bringt die praktische Funktion FormFill mit. Diese verwaltet auf Wunsch die Passwörter. Die Passwortliste kann man dabei zusätzlich durch ein Master-Passwort schützen. Neu ist, dass sich auch andere, häufig benötigte Daten sichern lassen. So können verschiedene Adressdaten hinterlegt werden, mit denen der Browser auf Wunsch Webformulare befüllt.

Ansonsten bietet der Browser die gleichen Features wie Firefox. Enthalten ist unter anderem ein RSS-Reader, ein Pop-up-Blocker sowie die Unterstützung für Tabbed-Browsing. Es steht zwar kein kompletter E-Mail-Client zur Verfügung, allerdings lassen sich verschiedene Webmailer wie Google-Mail, Yahoo oder AOL in der so genannten Personal-Bar hinterlegen. Zusätzlich lässt sich der AOL-Messenger direkt in den Browser integrieren. Netscape 8 kann durch verschiedene Plug-ins erweitert werden, zur Zeit stehen allerdings noch keine zur Verfügung. Auch das Theme des Browsers lässt sich nach Belieben austauschen.

Der neue Browser steht ab sofort in englischer Version auf der Netscape-Seite als Download bereit. Dabei wird zunächst eine Installationsdatei aufgerufen, welche die benötigten Komponenten selbstständig nachlädt. Ein komplettes Installationsarchiv, ein 13 MByte großes Installationspaket, kann man ebenfalls vom Netscape-FTP-Server laden. (mja)

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