Beziehung im Kollegenkreis

Nachspiel - Liebe im Büro sorgt für Ärger

19.02.2011 von Christian Vilsbeck
Fast jeder vierte Deutsche hatte schon eine Affäre oder Beziehung im Kollegenkreis. Offen gesprochen wird über Liebe im Büro nur selten, getuschelt umso mehr. Doch belastet die Liaison - oder die gescheiterte Affäre - zu sehr, bleibt nur der Jobwechsel. Jedem Zehnten ergeht es so.

Überraschend ist es ja eigentlich nicht, dass sich am Arbeitsplatz so viele Liebeleien ergeben. Schließlich ist man ja von früh morgens bis zum Feierabend hin den Reizen des anderen Geschlechts ausgesetzt. Schnell vergisst man beim verrückt spielen der eigenen Hormone die Grundsätze, bloß nichts im Kollegenumfeld anzufangen…

Der Online-Stellenmärkt StepStone hat 1300 Fach- und Führungskräfte gefragt, ob sie jemals eine Beziehung mit einem Kollegen eingegangen sind. Das Ergebnis: 23 Prozent der Kandidaten waren bereits im Kollegenkreis liiert, beinahe jeder Zehnte hat deswegen sogar schon einmal den Job gewechselt.

Liebe im Büro - die Fallstricke
Liebe im Büro
gibt es häufig. Jede dritte Ehe wird dort angebahnt. Doch auf dem Weg zum großen Glück liegen viele Fallstricke. Schauen Sie selbst.
Flirten per E-Mail
ist beliebt und gefährlich. Nicht vergessen, jede E-Mail kann gespeichert werden und als Beweisstück dienen.
Verliebt in den Chef
Wer sich in seinen Chef verliebt, sollte sich besser nach einem neuen Job umsehen oder die Hände von dem Mann lassen. Macht man ihm dennoch Avancen, die er dann ablehnt, ist es kaum mehr möglich, zusammen weiterzuarbeiten.
Auf rosa Wolken
schweben Verliebte oft, blenden ihr Umfeld ganz und gar aus und separieren sich. Im Büro kommt das gar nicht gut an, die anderen Kollegen fühlen sich sonst ausgegrenzt.
"Hurra, wir sind ein Paar"
Diese frohe Botschaft sollte man erst im Büro verkünden, wenn die Aufbauphase der Beziehung abgeschlossen ist und man eine gemeinsame Zukunft plant. Ruhig die ersten drei Monate den Ball flach halten und schweigen.
Küsse in der Kaffeeküche
sind tabu, auch wenn Kollegen offiziell ein Paar sind. Zärtlichkeiten im Büro sind nicht gern gesehen. Arbeit und Liebe sollten getrennt werden, selbst wenn es schwer fällt.
Ausheulen am Arbeitsplatz
Ist die Beziehung zum Kollegen/ zur Kollegin in die Brüche gegangen, darf man sich nicht bei anderen Kollegen ausheulen oder über den Ex lästern. Eine kurze Information über das Ende der Beziehung reicht, ohne Angabe von Gründen!

"Beziehungen unter Kollegen sind grundsätzlich erlaubt. Denn das Verbot einer Partnerschaft würde in das allgemeine Persönlichkeitsrecht eingreifen", sagt Anne Krieger, Manager Human Resources bei StepStone. Interne Unternehmensrichtlinien, die Liebesbeziehungen untersagen, sind daher rechtlich gesehen nichtig. Führt eine Beziehung allerdings zu Spannungen innerhalb des Betriebes, darf der Arbeitgeber eingreifen.

Und ein notwendiges Eingreifen kann schnell vorkommen, wenn das Getuschel um die Bevorzugung eines einzelnen Mitarbeiters beginnt. Oder wäre es Ihnen egal, wenn die Kollegin im Team vom Chef, der gleichzeitig ihr Liebhaber ist, eine Prämie bekommt und Sie nicht? Um Interessenkonflikte zu vermeiden, empfiehlt sich sowieso der Gedanke an eine Versetzung oder Jobwechsel, wenn sich eine Beziehung zwischen einem Mitarbeiter und dessen Vorgesetztem entwickelt.

Frauen sollten im Büroumfeld auch auf Flirt-fördernde Gesten oder Kleidungsstücke verzichten, wie unsere nachfolgende Bildergalerie zeigt:

Liebe im Büro - die Fallstricke
Die verführerische Gestik dieser Dame ist nicht unbedingt bürotauglich... Außerdem hat sie für die Arbeit zuviel Schminke im Gesicht, zuwenig Stoff am Dekolleté.
Konträr zur Kleidung gilt bei der Schminke im Büro: weniger ist mehr.
Transparente Kleidungstücke, die mehr zeigen als verdecken, sind selbst in der Freizeit gewagt. Aber bitte nicht im Büro! Gerade bei hellen und leichten Kleidungstücken wird schnell der Slip darunter sichtbar.
Auch obenrum sollten Sie auf den Transparenzlook verzichten. Wenn schon, dann tragen Sie einen Blazer darüber, aber bitte geschlossen.
Selbst eine klassische Bluse zeigt oft mehr, als man sehen soll (will). Zudem sollten Sie die Bluse weniger offenherzig tragen als die Dame im Bild.
Miniröcke haben im Business wenig verloren. Die Faustregel ist: Nicht kürzer als eine Handbreit über dem Knie…
…auch große Hände helfen hier nicht mehr. Ideal wäre es, wenn Röcke und Kleider Knie umspielend oder länger sind.
Zwischen Ober- und Unterbekleidung sollte Stoff vorhanden sein, nicht Haut.
Achten Sie auch darauf, dass der Slip nicht rausblitzt. Schnell passiert, besonders beim Hinsetzen oder Bücken.
Generell hat „bauchfrei“ im Büro nichts verloren, auch wenn Sie Ihre Tattoos noch so gerne zeigen…
… wie diese Dame, die es extrem zelebriert.
…und verzichten auf Kleidung, die den Blick auf Ihren Schmuck automatisch lenkt.
Denn egal wo, ein Piercing lenkt ab, wenn es sichtbar ist. Durchaus gewollt, aber im Geschäftsalltag fehl am Platz. Hier repräsentieren Sie schließlich ihre Firma.
Schuhe in glitzernden Farben und mit all zu hohen Absätzen gehören in den Abendbereich…
…und nicht ins Büro. Doch der schmucke rote Schuh ist immer noch besser als…
…barfuss in Sandalen zum Geschäftstermin erscheinen – das ist stillos.
Schmollen hilft hier auch nicht, die Kleiderwahl ist für das Büro definitiv falsch. Verzichten Sie auf auffällige Accessoires wie diese Goldringe. Unbedeckte Schultern können Sie gerne zeigen, aber nach Feierabend!
Auch eine Brille im Dekolleté hat nichts verloren, insbesondere, wenn sie den Ausschnitt noch etwas weiter nach unten zieht wie hier.
Alles was man kleidungstechnisch im Büro falsch machen kann, zelebriert diese Dame: Bauchfrei, Piercing, sehr tiefer Ausschnitt, kein BH, übertriebener Schmuck und Schminke ohne Ende.

Bitte Regeln einhalten

Wünscht ein Mitarbeiter wegen einer Beziehung in der Firma von sich aus einen Teamwechsel, so ergibt sich aber aus der Beziehung allein kein Anspruch auf Versetzung. Wer mit der neuen Situation nicht zurechtkommt, muss deshalb selbst über eine örtliche Veränderung im Job nachdenken. Als letzter Ausweg wird der Arbeitsplatzwechsel oft sowieso gesehen, wenn die Beziehung in die Brüche geht und die vergiftete Atmosphäre nicht mehr auszuhalten ist.

Liebe im Büro - Flirttipps
1. Andere lesen mit!
Eine SMS ist in gewisser Weise immer öffentlich. Zumindest in der ersten Flirtphase. Man darf also nie vergessen, dass man eigentlich für ein Publikum und nicht nur für eine Person schreibt. Wenn Sie jemanden kennen lernen und eine treffende, faszinierende SMS formulieren, wird der Empfänger sie seinem besten Freund, seinem Bruder, vielleicht sogar seiner Ex-Freundin zeigen und sagen: „Guck´mal, den hab ich gestern kennen gelernt.“ Formulieren Sie also bitte mit großer Sorgfalt! (Foto: Diego Cervo/Fotolia.com)
2. Bloß keine Floskeln!
Vermeiden Sie abgedroschene Phrasen wie „schönen Abend noch“ oder „Wunderschönen guten Morgen“. Und schreiben Sie bitte niemals „lg“ am Ende des Textes. LG ist die Abkürzung für „LanGweiler“ Wenn Sie LG schreiben, zeigen Sie, dass Sie sich nicht nur einer Floskel bedienen, sondern diese auch noch abkürzen. Das ist in Flirtfragen ein Kardinalfehler. Seien Sie bitte originell und verbindlich.
3. Nie länger als der andere!
Für SMS und Mails gilt gleichermaßen das Gesetz der Spiegelung. Dies dient der Erhaltung der Machtbalance und die Machtbalance ist gerade zu Beginn eines Flirts entscheidend. Antworten Sie in etwa dem gleichen Zeitabstand und in der gleichen Zeilenlänge. Schreiben Sie niemals zweimal hintereinander, warten Sie lieber auf Antwort. So wirken Sie immer unaufdringlich und souverän.
4. Individualisieren Sie Ihre Texte!
Das geht ganz einfach, indem man etwa die Anrede einmal nachsetzt und ein ironisch übertreibendes Adjektiv verwendet: „Den Laden, betörende Kathrin, kenne nicht einmal ich.“. Das verändert den Rhythmus beim Lesen und bleibt im Gedächtnis haften. Auffällig sind aber auch kleinere Sprachdetails. Setzen Sie sich über Sprachregeln hinweg und setzen Sie nach der Anrede einfach ein Ausrufungszeichen. „Kathrin! Liebe! Wie überraschend, noch von Dir zu hören…“.
5. Stellen Sie Fragen!
Fragen nach Persönlichem, nach Emotionalem! Wenn es um Kino geht etwa: „Hast Du schon mal bei einem Film geweint?“. Das hält das Gespräch am laufen und macht es substanziell und individuell zugleich. Haben Sie den Mut, mit Unterstellungen zu arbeiten: „Als Berliner/Münchner/etc. kann man das Landleben natürlich nicht beurteilen…“ Das zeigt, dass Sie herausfordernd sein können und kein Duckmäuser sind. Auf der anderen Seite zeugt es von Empathie, weil Sie sich in Ihren Korrespondenzpartner hineinversetzten. Beides weist Sie als interessant aus.
6. Zitate ja, aber richtig verwenden!
Wenn es ernst wird, arbeiten Sie ruhig einmal mit einem treffenden Zitat, aber kennzeichnen Sie dies als solches. Wenn Sie im süßen Liebeswahn etwas so Intimes schreiben wie „Ich bin Dir so nah, dass ich in meinem Schlaf Deine Augen schließe“, dann müssen Sie dazu sagen, dass es von Pablo Neruda ist. Dann wirken Sie klug, ehrlich, sensibel und bescheiden zugleich!
7. Die letzten Worte sind die Visitenkarte.
Nutzen Sie Humor und Vertrautheiten. Variieren Sie Phrasen! Wenn man zum Einschlafen etwa „Schlaf´ vorsichtig!“ schreibt, spielt man mit der gut gemeinten Floskel „Fahr´ vorsichtig!“ Denken Sie sich Besseres aus, aber spielen Sie bitte mit der Sprache.
8. Keine Smileys!
Wenn Sie einen Vorschlag für ein Date machen, begründen Sie diesen. Am besten mit Humor. Wollen Sie den Flirtpartner zum Essen einladen, schreiben Sie vielleicht: „Ich hab' ein paar Manieren, die ich lange nicht mehr benutzt habe.“ Und vermeiden Sie nach Möglichkeit den Einsatz von Smileys. Die zeigen nur, dass Sie glauben, der andere versteht Ihre Witze nicht.
9. Kurz auf lang!
Ein Verstoß gegen die Spiegelungsregel kann auch witzig sein: Eine Dame schickte einem Freund von mir via Mail ein dreiseitiges Dossier über sich. Sie war eine blonde Akademikerin, die jede Facette Ihrer Existenz beleuchtete. Er fragte mich, wie er antworten sollte. Auf eine solch überbordende Ausführlichkeit kann man nur mit Kürze reagieren: „Wo bist Du. Ich hol Dich ab.“ Sie sehen, eine Kürze, die ausdrückt, wie begeistert man ist. (Die beiden sind jetzt verlobt.)
16zu9 Liebe Grüße, Floskel,
10. Für Männer:
Als Mann können sie durchaus direktiv vorgehen. Wenn Sie also einen Vorschlag machen, fragen und bitten Sie nicht lange „Wir könnten ja vielleicht…bla,bla“. Nein! Schreiben Sie: “Lass' uns morgen den neuen Tarantino sehen!“ Das ist höflich, weil Sie der Frau eine lange Diskussion ersparen und zeigen, dass Sie in der Lage sind, zu organisieren und nicht nur zu labern.
Phillip von Senftleben ...
... flirtete im Spätsommer 2004 zum ersten Mal vor den Ohren mehrerer Tausend Radiohörer. Und das mit großem Erfolg: Nicht nur seine Flirts sind meist erfolgreich, sondern innerhalb von wenigen Wochen wird seine Radioserie DER FLIRTER – PHILLIP VON SENFTLEBEN eine der erfolgreichsten täglichen Radiosendungen in ganz Deutschland. Immer mehr Sender strahlen seine Serie aus und bescheren ihm so ein Publikum von streckenweise bis zu 10 Millionen Menschen täglich. Zudem hat er inzwischen einige Bücher zum Thema veröffentlicht ...
Für sie ...
DIE FLIRTERIN – DIE BESTEN TIPPS FÜR SIE (Rowohlt Verlag, Mai 2009) von Phillip von Senftleben. Mehr unter: <br /><br /><a href="http://www.dieflirterin.de/" target="_blank">www.DieFlirterin.de</a> - Das Flirt-Portal für Frauen.
... und ihn ...
DER FLIRTER – DIE BESTEN TIPPS FÜR IHN (Rowohlt Verlag, Mai 2009) von Phillip von Senftleben. Mehr unter: <br /><br /><a href="http://www.derflirter.de/" target="_blank">www.DerFlirter.de</a> - Das Flirt-Portal für Männer.

Die Liebe unter Kollegen ist in den meisten Unternehmen mittlerweile zwar kein Tabu mehr, trotzdem sollten liierte Mitarbeiter einige Regeln beachten. Zurückhaltung ist dabei das oberste Gebot. Ein Flirt sollte erst dann publik gemacht werden, wenn sich eine ernste Beziehung entwickelt. Aber bitte nicht gleich eine Rundmail an die Belegschaft schicken und es jedem von seinem neuen Glück erzählen, egal ob man es hören will oder nicht. Mit publik machen ist gemeint, es nicht mehr zu leugnen, wenn Kollegen nach der Beziehung fragen.

Grundsätzlich sollten jedenfalls keine privaten E-Mails innerhalb der Firma verschickt werden. Gesäusel am Telefon zwischen den Turteltauben ist für Kollegen, die in der Nähe sitzen und es zwangsweise mithören müssen, schnell sehr nervig. Zurückhaltung ist also angesagt. Auch sollten Paare Händchenhalten, Küssen oder gar mehr im Betrieb tunlichst unterlassen. (cvi)