Musik-Download-Dienst für kostenlose MP3s gestartet

10.11.2006 von Tobias Weidemann
Von den Machern von Online-TV-Recorder gibt's jetzt auch einen Musik-Download-Dienst. Mehrere tausend Titel stehen bereits nach wenigen Tagen zur Verfügung. Wir haben uns Online-Music-Recorder angeschaut.

Kostenloser Musik-Download-Dienst startet

Eine riesige Download-Datenbank für Musiktracks, von der man sich gratis und legal aktuelle und ältere Titel herunterladen kann - davon träumt wohl jeder, der einen MP3-Player besitzt. War man bislang auf teure Bezahldienste angewiesen, die oft nur einen Bruchteil des auf dem Markt erhältlichen Angebots enthielten, könnte das mit Online-Music-Recorder (OMR) anders werden.

Der Dienst schneidet Titel von Radiosendungen im Internet mit und stellt diese – versehen mit Titel- und Interpreteninformationen – zum Download bereit. Derzeit befindet sich der Dienst noch im Betastadium – es werden nur fünf Streams mitgeschnitten.

Anmelden können Sie sich unter www.onlinemusicrecorder.com – Sie benötigen dazu lediglich eine Mailadresse und ein Passwort, Ihre persönlichen Daten werden gar nicht erst abgefragt. Für den Anwender bedeutet das ein Höchstmaß an Anonymität, auch der Dienstanbieter interessiert sich offensichtlich nicht für die persönlichen Daten seiner Nutzer.

Herunterladen über Webhosting-Dienst

Die Musikauswahl ist noch nicht sehr ansprechend. Unter den mehr als 3500 Titeln, die das System in den letzten drei Tagen mitgeschnitten hat, befinden sich noch sehr wenige bekannte Interpreten. Sinnvoller als die Sortierung nach Genre, Interpret oder Titel ist deswegen der Klick auf "Most Popular Downloads". Die Dateien kommen im MP3-Format mit 128 KBit/s.

Auch die Qualität der Schnitte ist derzeit noch nicht überzeugend. Systembedingt erfolgen die Schnitte bei jedem Sender immer an derselben (falschen) Stelle. Hier müsste also eine automatische Korrektur erfolgen, wenn man nicht für jeden Hit den Einstieg oder das Ende nachbereiten will. Hinzu kommt, dass die Macher von OMR im Laufe der Zeit solche Sender ausnehmen wollen, die durch regelmäßige Station-Jingles oder Moderation während der Musik unangenehm auffallen.

Obwohl die Namensähnlichkeit zu Online TV Recorder nicht zufällig ist – beide Dienste gehören zur Firma Internet TV mit Sitz auf den Seychellen – arbeitet Online Music Recorder etwas anders als der TV-Dienst. Der erste Anwender, der einen Song herunterladen will, stößt einen automatischen Upload auf einen Webhosting-Dienst an. Von dem laden dann alle anderen Anwender den Song herunter. Zusätzlich soll laut Anbieter ein Zusende-Service per Mail eingerichtet werden, allerdings nur für die gefragtesten Titel.
In den ersten Tagen erfolgte der Download jedoch noch generell vom OMR-Server, was hohe Kosten verursachte und langfristig nicht tragbar gewesen wäre. Seit heute sind erste Mirror-Server in Betrieb.

Der Hauptunteschied zum Online-TV-Recorder ist, dass zunächst alle Titel aller Sender aufgezeichnet werden, sobald der Anwender sich registriert und den Recorder gestartet hat. Je früher man also dabei ist, desto mehr Titel hat man zur Verfügung. Wie viele Titel beispielsweise nach 14 Tagen bereit stehen, hängt aber nicht nur von der Zahl der letztlich aufgezeichneten Sender ab, sondern auch von der Häufigkeit der Wiederholung.

Dateien kommen verschlüsselt

Damit die Sache rechtlich überhaupt legal ist, muss die Datei allerdings noch entschlüsselt werden. Dafür steht ein kostenloses Tool namens OMRDecoder zur Verfügung. Der Anwender lädt das Tool und die verschlüsselte Datei herunter und trägt zudem seine Kennung in den Decoder ein. Dieser prüft nun, ob der Nutzer berechtigt ist, die Datei zu entschlüsseln und tut dies gegebenenfalls. So ist gewährleistet, dass nur der Anwender, der zu dem Zeitpunkt als der Song gespielt wurde, seinen Aufnahmedienst aktiviert hatte, auch in den Genuss des Titels kommt.

Ob der Dienst überhaupt langfristig erlaubt sein wird, hängt von der gerichtlichen Entscheidung ab, ob ein Internet-Dienst überhaupt Ton- oder Bewegtbildaufnahmen von öffentlichen Sendungen anfertigen darf. Die Gerichtsentscheidungen im vergleichbaren Fall der Online-Videorecorder sind hier noch uneinheitlich. Sicher ist in diesem Zusammenhang aber, dass der Anwender sich mit der Nutzung von OMR nach jetzigem Rechtsstand nicht strafbar macht.

Fazit: Der Dienst hat noch mit Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen. Wie gut das Musikangebot letztlich sein wird, hängt davon ab, welche Sender aufgezeichnet werden. Für Anwender, die vollständige Alben suchen, ist OMR nicht geeignet, wer nach der musikalischen Grundausstattung für seinen MP3-Player sucht, könnte hier aber sehr wohl fündig werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass OMR kostenlos bleibt, ist groß: Auch der Dienst Online-TV-Recorder ist schließlich seit mehr als einem Jahr gerade deswegen erfolgreich, weil er auf die Community setzt, die Ressourcen und Arbeit investiert. (PC-Welt/mja)