MST-Konfiguration für Notes

15.08.2006 von Martin Kuppinger
Durch die Umstellung auf das MSI-Format (Microsoft Installer) ist die standardisierte Installation von Notes-Clients einfacher geworden. Diese lassen sich insbesondere nun auch mit Client Management-Software von Drittherstellern, die MSI in der Regel unterstützt, einfach einrichten. Die spezifische Anpassung erfolgt über MST-Dateien.

Microsoft hat vor einigen Jahren mit dem Format MSI (Microsoft Installer) ein Standardformat für Installationspakete im Windows-Umfeld definiert, das inzwischen auch auf breiter Basis akzeptiert wird. Lotus unterstützt dieses Format seit der Version 6.0 von Notes für den Client.

Nun ist es in der Regel so, dass Anwendungen nicht immer in der gleichen Weise installiert werden. Vielmehr sind je nach Zielsystem Anpassungen erforderlich, weil bestimmte Optionen nicht oder in modifizierter Weise eingerichtet werden sollen.

Auch dafür gibt es mit den MSTs (Microsoft Transformations) ein spezielles Format. Bei der Installation kann eine MSI mit einer MST kombiniert werden, wobei die MST angibt, wie die Standardinstallation der MSI-Datei modifiziert wird. Die Erstellung solcher MST-Dateien ist manuell aber kaum möglich. Es gibt spezielle Tools von einigen Anbietern wie InstallShield von Macrovision oder Wise von Altiris, mit denen sowohl MSI- als auch MST-Dateien über grafische Schnittstellen erzeugt werden können. Mit Lotus Notes 6 wird eine spezielle Version des InstallShield Tuner geliefert, mit der sich MST-Dateien für die Einrichtung von Lotus Notes erstellen lassen.

Installation

Die Anwendung kann aus dem Verzeichnis Apps\ISTunerForLotusNotes auf der CD mit dem Lotus Notes-Client installiert werden. Der Installationsvorgang ist sehr einfach. Sie wählen immer die Option Complete, da auch bei der Option Custom nur eine Komponente – die TunerProgram Files – zur Verfügung steht.

Beim Start muss eine ITW-Datei (InstallShield Tuner Configuration) angegeben werden. Dabei wird das Verzeichnis Eigene Dateien des aktuell angemeldeten Benutzers angezeigt. Die Standarddatei default.itw findet sich im Installationsverzeichnis des InstallShield Tuner, doch sie funktioniert leider nicht. Man muss die Datei lotusnotes. itw im Verzeichnis Clients/W32Intel verwenden. Wenn man diese kleine Hürde überwunden hat, kann man die spezielle Variante des InstallShield Tuner für Lotus Notes nutzen.

Bild 1: Der InstallShield Tuner for Lotus Notes.

Nach dem Start wird die Option Create a new transform gesetzt, um eine neue MST-Datei zu erstellen. Dazu muss zunächst die MSI-Datei ausgewählt werden. Sie findet sich unterhalb des Verzeichnisses Clients/W32Intel der Notes-Installations- CD und heißt beispielsweise Lotus Notes 7.0 de.msi. Der Name variiert je nach Sprachversion, wobei das Zusammenspiel nur zwischen bestimmten ITW- und MSI-Versionen funktioniert (siehe Kasten).

Probleme bei der deutschen Version
Die Erstellung von MSTs scheitert mit der von Lotus auf der deutschsprachigen Version der Notes-7.0 CD gelieferten Variante der ITW-Datei für den InstallShield-Tuner. Die englischsprachige Variante dieser Datei funktioniert, allerdings nur zusammen mit einer englischsprachigen Version der MSI-Datei. Auch die Umbenennung der deutschen MSI-Datei hilft nicht weiter. Da die ITW-Dateien im Binärformat vorliegen, können sie auch nicht einfach modifiziert werden. Die Anpassung kann aber laut Informationen aus dem Web mit dem InstallShield-Tuner der Version 6.5.x erfolgen, der auch die Modifikation der MSI-Dateien der Version 7.x zulässt. Neue Versionen des InstallShield Tuner sind gegebenenfalls über Passport Advantage verfügbar (siehe Technote 1136827). Das genannte Problem wird derzeit übrigens in keiner Technote von IBM behandelt. Etwas teurer ist der Workaround über eine reguläre Lizenz von InstallShield, die im Online-Shop von Macrovision mindestens 474 Euro für die Express-Version kostet – dafür aber für die Modifikation aller MSI-Pakete und die Erstellung eigener MSI-Pakete (wofür die noch teurere Professional-Version zu empfehlen wäre) verwendet werden kann.

Auswahl der MSTs

Falls bereits MSTs definiert wurden, können sie gleich ausgewählt und damit die durch sie definierten Anpassungen mit einbezogen werden. Das kann hilfreich sein, wenn man verschiedene MSTs definieren muss. In diesem Fall können Teilanpassungen in kleineren MSTs konfiguriert werden, die anschließend nach Bedarf zu den für die Installation verwendeten, umfassenderen MSTs kombiniert werden. Außerdem muss noch der Name des Projekts angegeben werden, unter dem die MST gespeichert wird.

Bild 2: Der InstallShield Tuner nach dem Laden der MSI-Datei von Lotus Notes.
Bild 3: Die Auswahl der Funktionen, die installiert oder nicht installiert werden sollen.

Wenn der erste vorgeschlagene Schritt der Prevalidation ausgeführt wird, werden übrigens etliche Warnungen und Fehlermeldungen angezeigt. Das bedeutet aber nicht, dass die Installation nicht funktioniert, auch wenn die MSI-Datei nicht allen Anforderungen entspricht, die Microsoft definiert hat. Man kann sich diesen Schritt ohnehin sparen, da er primär für selbst entwickelte MSI-Dateien vorgesehen ist. Und dass die Installation von Lotus Notes über die MSI-Datei trotz der ausgegebenen Warnungen prinzipiell klappt, dürfte bekannt sein. Der wichtigste Konfigurationsschritt für die MST-Dateien ist die Auswahl der zu installierenden Funktionen unter Organization/Features. Dort lassen sich aus einer langen Liste von Funktionen die für die Installation vorgesehenen auswählen. Allerdings sollte man bei der Anpassung der Liste etwas zurückhaltend sein. Wenn die Installationseinstellungen für Systemfunktionen modifiziert werden, die nicht im Rahmen der grafischen Installation ausgewählt werden können, kann es zu Fehlern kommen. Der Status von Installationsoptionen ist einfach an der Eigenschaft Visible zu erkennen. Bei sichtbaren Funktionen gibt es darüber hinaus auch noch die Eigenschaft Initial State, die Informationen zu der Voreinstellung in der MSI-Dateien enthält. Mit diesen Informationen und der Kenntnis der grafischen Installation ist die Anpassung der Liste an Funktionen einfach.

Default Destination Variable

Eine weitere wichtige Einstellung ist bei Product Properties die Option Default Destination Variable. Dabei handelt es sich um eine Variable, die für die Auswahl des Zielverzeichnisses verwendet wird. Der Name der Variablen darf nicht angepasst werden. Der Wert bei Default Destination Path kann dagegen ohne weiteres modifiziert werden, um die Anwendung in einen anderen Ordner als den Standardordner zu installieren.

Bild 4: Die Installationsvariable darf im Gegensatz zum Installationspfad nicht angepasst werden.

Dagegen wird man eher selten mit Anpassungen im Bereich System Configuration arbeiten, auch wenn sie in einzelnen Situationen hilfreich sein können. Die Unterpunkte dort haben folgende Bedeutung:

Setup Properties

Interessant ist die Konfiguration der Setup Properties unterhalb von Application Configuration. In diesem Abschnitt werden unter anderem die Pfade für das Daten- und Programmverzeichnis von Lotus Notes angepasst. Es gibt aber auch noch eine Fülle weiterer Optionen, mit denen Notes beispielsweise nach der Installation direkt gestartet werden kann, oder mit denen man festlegt, ob Notes das Standardprogramm für E-Mails ist.

Bei Dialogs lässt sich steuern, welche Dialogfelder bei der Installation angezeigt werden. Dabei gibt es vier unterschiedliche Sequenzen beispielsweise für die Installation und die spätere Auswahl von Funktionen. Anpassungen in diesem Bereich sind interessant, wenn keine unbeaufsichtigte Installation erfolgen soll, sondern Benutzer noch Anpassungen vornehmen dürfen – aber eben nicht alle Dialogfelder sehen sollen. Für die einzelnen Dialogfelder können wiederum Eigenschaften konfiguriert werden, um bestimmte Voreinstellungen zu setzen.

Das Verhalten der Anwendung im Bereich Software der Systemsteuerung lässt sich über Add/ Remove Programs anpassen. Auch hier sind Anpassungen eher selten erforderlich.

Nachdem alle Einstellungen gesetzt sind, kann noch die Postvalidation erfolgen, also eine abschließende Überprüfung der Einstellungen in der MST-Datei, bevor mit Package das Paket erstellt wird, das später in Verbindung mit der MSIDatei installiert werden kann. Für das Deployment lassen sich die meisten Anwendungen für die Softwareverteilung, aber auch das Active Directory einsetzen.

Die Erstellung von MSTs mit dem InstallShield Tuner ist im Grundsatz relativ einfach. Dennoch ist eine genaue Planung der anzupassenden Einstellungen und ein gründlicher Test erforderlich, da die Installation auch in diesem Fall nicht immer ganz reibungslos verläuft.