Modulare Rack-Versorgung

06.09.2002
USVs für Data Center waren nie ein besonders spannendes Thema, aber dafür eine teure Angelegenheit. American Power Conversion bringt ein preiswertes, modulares System auf den Markt, das in der Leistung größeren Geräten ebenbürtig sein soll.

Von: Tom Henderson

Traditionelle Stromversorgungen für Serverräume sind oft überdimensional ausgelegt, damit sie wachsenden Anforderungen gerecht werden. APC allerdings hat sein Produkt "Power Struxure" modular konzipiert, damit der Anwender nicht zu viel investieren muss und die Anlage je nach Bedarf Zug um Zug erweitern kann.

NetworkWorld hat eine mittelgroße USV aus dem Angebot des Herstellers getestet. Das Produkt ist für 10 000 bis 40 000 Voltampere in N-, N+1- und 2N-Systemen konstruiert. Die Laborkonfiguration war eine 2N-Version, die aus zwei USVs und zwei Stromverteilungsmodulen (Power Distribution Units, PDU) bestand. Im Versuchsaufbau wurde damit die Steuerungsinfrastruktur für zwei Fernsehstationen versorgt.

Für die Kommunikation verwenden die USVs einen gemeinsamen Informationscontroller und einen eigenen Ethernet-Hub. Der Controller ist ein Rack-PC, auf dem ein Webserver läuft, der Informationen über den Zustand des Geräts zur Verfügung stellt. Darüber hinaus zeichnet dieses System Informationen über die Betriebsabläufe auf.

Für die Überwachung der Power-Struxure-Systeme kann der Anwender drei verschiedene Methoden nutzen: Kontrolle über einen Monitor auf der Einheit, Zugriff mittels seriellem Anschluss und Beobachtung über die bereits erwähnte Webserver-gestützte Browser-Applikation. Jede USV und jede PDU enthält einen LCD-Status-Monitor, der etwas oberhalb der Mitte des Racks montiert ist. Er weist fünf Zeilen mit jeweils 30 Zeichen auf und ist fest demjenigen Gerät zugeordnet, in das er eingebaut ist. Die LCD-Monitore zeigen keine Informationen über andere Module an. Die Navigation innerhalb der Bildschirmdarstellung erfolgt über Taster. Darüber hinaus sind in jedes Gerät Summer und Warnlampen eingebaut, die Betriebszustände anzeigen.

Für Power Struxure sind zwei Management-Applikationen lieferbar: die Information-Controller-Anwendung und ein Programm, das die serielle Schnittstelle des Netzteils nutzt. Über den Information Controller kann der Administrator das System lediglich überwachen. Das Abschalten von Stromversorgungen, die Änderung von Alarm-Schwellenwerten oder andere Eingriffe in die USV/PDU-Kombination sind nicht möglich.

Will der Administrator entsprechende Modifikationen vornehmen oder Updates für Soft- und Firmware aufspielen, muss er eine direkte, serielle Verbindung herstellen und das Programm "Hyperterminal" einsetzen. Auch ein Restart der Geräte lässt sich über die Terminal-Session einleiten. Das Benutzer-Interface wirkt einfach und grob gestrickt, ist aber durchaus benutzerfreundlich.

USV im Browser

Wir hatten APC um die Lieferung einer 2N-Konfiguration gebeten, die in der Lage sein sollte, bei einem Stromausfall acht nahezu vollständig bestückte und phasensensitive Geräteracks über zwei 208-Volt 3-Phasen-Wechselstrom-Zuleitungen für 20 Minuten zu versorgen. Der Hersteller baute dazu ein System aus zwei redundanten Geräten und einem Information Controller auf. Die Installation und Konfiguration der Geräte durch APC verlief ohne Probleme.

Die Kombination aus USV und PDU besteht aus Gleichrichtern, Akkus und Invertern. Die Stromversorgung für das von APC aufgebaute Doppelsystem wies zwei Hauptschalter auf, je einen für jede Kombination aus USV und Stromverteilungssystem. Um das Browser-Monitoring und die Steuerung über die serielle Verbindung zu testen, verwendeten wir einen Windows-98-PC.

Für den ersten Versuch nahmen wir das primäre Stromverteilungssystem (PDU) über das Front Panel außer Betrieb. Das redundante System hielt die Stromversorgung aufrecht. Es waren keine Stromschwankungen zu erkennen. Allerdings konnte die Managementanwendung das Ereignis nicht protokollieren, weil der Informations-Controller aufgrund des simulierten Ausfalls ebenfalls nicht mehr lief. Im Sinne des Einsatzzwecks einer 2N-USV bedeutet dies kein echtes Problem und keinen Single Point of Failure, aber das Logging wird dadurch immer dann unvollständig, wenn die primäre USV/PDU-Kombination zuerst ausfällt.

Als nächstes unterbrachen wir die Netzstromversorgung zu jeder der beiden USV/PDU-Einheiten einzeln und schließlich zu beiden zugleich. Das für den Test verwendete Equipment, dessen Verbrauch beim Test bei etwa 10 Prozent der maximal möglichen Last lag, wurde dabei in allen drei Fällen kontinuierlich über die USVs weiter versorgt. Stromschwankungen oder Phasenverschiebungen waren nicht zu erkennen.

Nachdem wir die Stromversorgung zu jeweils einem der beiden redundanten Gerätepaare gekappt hatten, fiel der Prozentsatz des Batterieinhalts dem LCD-Monitors zufolge um 17 Prozent in etwa drei Minuten. Die Entladungs- und Restenergieanzeige erfolgt leider nicht linear.

Die Browserapplikation des USV-Webservers stellt die Informationen über den Zustand der Geräte und den Stromverbrauch grafisch dar. Als wir einzelne Komponenten gezielt außer Gefecht setzten, zeigte das System dies korrekt mittels Warnsymbolen an. Der Gesamtstatus der Geräte, Stromverbrauchswerte und die Daten der Umweltsensoren lassen sich in der Überwachungsapplikation sehr einfach aufrufen. Außer den E-Mail-Adressen von Informationsempfängern für Warnmeldungen und den Netzadressen der Geräte selbst lässt sich in dieser Applikation allerdings nichts verändern. Das Format der E-Mails, in denen der Information Controller Alarme und Warnungen versendet, kann überdies nicht an die Darstellungsmodi von Pagern oder Mobiltelefonen angepasst werden kann.

Gestört hat uns außerdem, dass bei Logon-Requests an den Information Controller der Anwendername und das Kennwort als eine URL an den Webserver des Geräts geschickt werden. Mithilfe eines Protokoll-Analyzers können diese Daten relativ einfach ausgelesen werden.

Insgesamt arbeitet das Power-Struxure-System als modularer und erweiterbarer Stromversorgungsschutz exzellent und ist für den Administrator leicht zu durchschauen und zu warten. Die Hardware-Spezifikationen deckten sich mit unseren Erwartungen oder übertrafen sie sogar, aber die Anzeigen und die Software zur Systemüberwachung sollte der Hersteller noch etwas verbessern. (jo)

Zur Person

Tom Henderson

ist Principal Researcher bei der US-Firma Extreme Labs. Er ist Mitglied der NetworkWorld Global Test Alliance.

Technische Daten

Power Struxure UPS

Hersteller:

APC Deutschland GmbH

Tel. 01805 180 170

www.apc.com

Preis: Die Konfiguration eines 20-kVA/2N-Systems kostet 110 000 Euro.

Technische Daten:

Modulare USV, für 10 000 bis 40 000 Voltampere in N-, N+1- und 2N-Systemen konstruiert

Testergebnis:

+ Hohe Leistung

+ Modularer Aufbau

- Management- und Monitoring-Tools noch nicht ausgereift