Mobotix M10Mi-Secure: Die IP-Kamera, die telefoniert

23.02.2006 von Moritz Jäger
IP-basierte Kameras beherrschen deutlich mehr als ihre analogen Vorgänger und lösen diese zunehmend ab. Wir stellen Ihnen das aktuelle Modell von Mobotix vor, das Bilder und Sprache nicht nur in eine Richtung überträgt, sondern dank integrierter VoIP- und ISDN-Funktionen auch als Gegensprechanlage dient.

Die deutsche Firma Mobotix hat sich auf dem Gebiet der IP-basierten Kameras inzwischen einen guten Namen gemacht. Das liegt unter anderem an der extremen Widerstandsfähigkeit. So sind sämtliche Mobotix-Kameras für Betriebstemperaturen von -30 Grad Celsius bis +60 Grad Celsius konzipiert, ohne dass etwa zusätzliche Heizelemente bei Minusgraden notwendig wären. Möglich wird das durch ein spezielles Baukonzept.

Die Kameras enthalten keine bewegliche Mechanik, die gegen extreme Temperaturen anfällig wäre. Stattdessen liefern zwei hochauflösende Bildsensoren mit 1,3 Megapixel die Daten an einen integrierten PC auf Linux-Basis. Dieser bereitet die Bilder auf und gibt sie an den Benutzer aus.

Auch die Fülle an Anschlüssen ist eher ungewöhnlich: Neben einem 10-Mbit-Ethernet-Anschluss stehen auch ein serieller Port und ein ISDN-Steckplatz bereit. Ist die Kamera per ISDN an die Telefonleitung angeschlossen, eignet sie sich auch für Voice over IP, mehr dazu im Kapitel „Audio“.

Eckdaten der Mobotix M10Mi-Secure

Bildsensor

Zwei CMOS-Bildsensoren, 1,3 Megapixel

CPU

Intel sa1110 rev 9, 206 MHz

Speicher

128 MByte Speicher, 64 MByte Bildspeicher

Maximale Frame-Rate

25 Bilder in der Sekunde

Maximale Auflösung

1280 x 960 Pixel

Video-Streaming

Motion JPEG

Audio-Streaming

Mikrofon und Lautsprecher integriert

Unterstützte Codecs

GSM, PCMA, PCMU

Anschlüsse

RJ-45, ISDN-Bus, Serieller Port

Kosten und Vertrieb

Verkaufspreis ab 999 Euro inklusive Mehrwertsteuer, Vertrieb über Mobotix-Shop

Inbetriebnahme

Mobotix stattet die Kameras ab Werk mit einer festen IP-Adresse aus, die sich an einem Aufkleber in der Nähe des Netzwerkanschlusses befindet. Alternativ kann die M10 beim Start die IP auch von einem DHCP-Server beziehen, allerdings ist die Konfiguration ein wenig verzwickt: Beim Start der Kamera muss man warten, bis alle sechs LEDs vorne an der Kamera zwei Mal blinken.

Dann muss man den Button R so lange gedrückt halten, bis die fünfte LED aufleuchtet. Das klappt mit einem Hilfsmittel, etwa einem Stift oder einem Inbus-Schlüssel, ganz gut. Wenn man allerdings nur mit dem Finger auf den Knopf drückt, ist der Knopf nur schwer erreichbar und die Einrichtung klappt teilweise nicht.

Sobald die Kamera den Start beendet hat, kommt der integrierte Lautsprecher erstmals um Einsatz. Eine Frauenstimme diktiert die aktuelle IP, die Subnetzmaske sowie die MAC-Adresse. Ein Druck auf die Taste L spielt diese Daten jederzeit wieder ab. Die IP benötigen Sie für den Zugriff auf das Gerät. Dieser erfolgt wahlweise über einen Browser oder über die externe Software MXViewer.

Mobotix-Kameras unterstützen alle aktuellen Browser und verwenden zur Übertragung der Bilder standardmäßig Motion JPEG. Zur Übertragung von Audio-Daten ist allerdings ein ActiveX-fähiger Browser oder der MxViewer von Mobotix notwendig.

Konfiguration

Die M10-Serie verfügt über zwei getrennte Einstellungsbereiche. Im Admin-Menü ist die komplette Basiskonfiguration der Kamera hinterlegt. Hier finden sich etwa Dialoge zur Einstellung der Ethernet- oder ISDN-Parameter. Daneben speichern Sie hier die notwendigen Daten zur externen Bildspeicherung auf einem Datei-Server, zu DynDNS, Routing oder Benutzerverwaltung.

Zusätzlich finden sich hier Funktionen zur Fehlerdiagnose, Informationen über Hardware und Software der Kamera und Dialoge zu zeitgesteuerten Aufgaben. Ebenfalls hinterlegt ist die Konfiguration der LEDs oder der Audio-Funktionen. Abschließend können Konfigurationsdaten gesichert, zurückgeholt, zurückgesetzt und auf andere Mobotix-Kameras übertragen werden. Das Menü ist standardmäßig durch ein spezielles Admin-Passwort geschützt.

Das Setup-Menü

Das zweite Menü namens Setup enthält die Dialoge zur Bild- und Ereignissteuerung. Die Bildsteuerung regelt unter anderem die Einstellmöglichkeiten für Bildauflösung, Bildhelligkeit, Farbe, Kontrast oder die Gegenlichtkorrektur. Die Ereignissteuerung ordnet die verschiedenen Ereignisse den jeweiligen Aktionen und Meldungen zu. Außerdem wird hier die Bildaufzeichnung aktiviert und das Bildaufzeichnungsverfahren festgelegt.

Die Menüs sind vielschichtig aufgebaut, viele Optionen erschließen sich erst nach einem Klick auf den Button „Mehr“. Dabei gibt Mobotix dem Anwender zwar grundsätzlich eine völlige Freiheit, wie er sein System einrichtet, allerdings werden Neulinge zu Beginn von der Vielzahl der Optionen fast erschlagen. Es steht zwar ein Schnellinstallationsassistent zur Verfügung, dieser deckt aber nur die rudimentärsten Funktionen ab.

Video

Die M10 liefert vom ersten Start an gute Bilder. Der integrierte Linux-Rechner bereitet die Daten bereits ohne vorherige Konfiguration gut auf. Dadurch entfällt auch ein lästiges manuelles Scharfstellen der Kamera. Die maximale Auflösung der Bilder beträgt bei der von uns getesteten M10Mi-Secure 1280 x 960 Pixel. Wie bereits eingangs beschrieben, gibt die Kamera die Bilder als Motion-JPEG-Stream aus, den jeder Browser darstellen kann. Die Bildfrequenz reicht dabei von einem Bild alle zehn Minuten bis zu 25 Bildern pro Sekunde.

Dem internen Ringspeicher stehen 64 MByte zur Verfügung. Diesen Speicher nutzt die Kamera, um Bilder ständig in einen Puffer zu sichern. Solange kein Ereignis eintritt, werden die ältesten Bilder ständig wieder überschrieben. Reagiert die Kamera allerdings auf einen Alarm, sichert die M10 auch die Bilder, die vor dem Alarm aufgenommen wurden.

Ein im Webinterface integrierter Betrachter lässt Sie die Bilder sofort abrufen und prüfen. Relevante Aufnahmen können Sie im Anschluss in zwei Formaten direkt aus der Kamera laden. Zum einen kann die M10Mi-Secure aus den Bildern ein TAR-Archiv in beliebiger Größe erstellen, das zur Ansicht einen HTML-Player enthält. Zum anderen kann der Anwender die Dateien in einem mit dem MxViewer kompatiblen Format herunterladen, hier darf die Gesamtgröße 128 MByte aber nicht übersteigen.

Audio

Sämtliche Kameras der M10-Serie sind Voice-over-IP-fähig. Damit können die Kameras nicht nur Bilder, sondern auch Sprache über das Netzwerk übertragen. Da neben dem Mikrofon auch ein Lautsprecher in die Kameras integriert wurde, ist die Übertragung in beide Richtungen möglich.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Kameras mit einer kompletten SIP- und ISDN-Funktionalität ausgestattet wurden. In den Kameras lassen sich verschiedene Telefonprofile mit unterschiedlichen Einstellungen hinterlegen. Im Anschluss ist es beispielsweise möglich, dass die Kamera bei einem eingehenden Alarm direkt die eingetragenen Telefonnummern anruft.

Die Kamera hat aber noch mehr Fähigkeiten. So kann sie beispielsweise als Gegensprechanlage eingesetzt werden, da die M10 beinahe lippensynchrone Bilder abliefert. Ebenfalls ist es möglich, über die Kamera eine andere Gegenstelle anzurufen.

Fazit

Die M10Mi-Secure erfüllt das Linux-Klischee beinahe vollständig. Sie bietet nahezu jede Funktion und arbeitet tadellos, ist anfangs aber schwer verständlich. Die Menüführung ist teilweise unklar, die Trennung zwischen Admin-Menü und Setup-Menü verwirrt zusätzlich.

Nichtsdestotrotz erhalten Sie viel Kamera für Ihr Geld. Der Aufbau der Kameras sorgt dafür, dass sie extrem robust und widerstandsfähig gegen Temperaturschwankungen sind. Unter anderem verrichten Mobotix-Kameras auf dem Gipfel der Zugspitze ihren Dienst, dort fällt die Temperatur bis auf minus 25 Grad ab. Hat man die Menüstruktur einmal verinnerlicht, lässt sich die Kamera gezielt anpassen, zum Teil auch für unübliche Funktionen. So können Sie beispielsweise bestimmte Kamerabereiche unkenntlich machen, etwa wenn dies aus Datenschutzgründen vorgeschrieben ist.

Geradezu vorbildhaft ist die Dokumentation. Sämtliche Handbücher und Leitfäden lassen sich von der Mobotix-Homepage herunterladen. Im Service-Bereich gibt es zudem umfangreiche Software-Downloads und ein kostenloses Support-Forum.

Negativ fällt allerdings auf, dass sich die Kameras nicht an den bestehenden PoE-Standard halten. Mobotix erklärt das damit, dass das Design der Kameras bereits vor dem Standard entwickelt wurde. Zur CeBIT 2006 sollen neue Geräte erscheinen, die mit dem jetzigen PoE zurechtkommen. Ein Upgrade der jetzigen Kameras ist allerdings nicht möglich, hier ist der Endkunde auf die speziellen Mobotix-Stromwandler angewiesen. (mja)