Anbieter und Lösungen

Mobile Payment in Deutschland

24.04.2015 von Klaus Hauptfleisch
Anders als etwa in den USA ist das Bezahlen per Smartphone in Deutschland noch nicht weit verbreitet. Die großen Anbieter befinden sich noch in Lauerstellung, deutsche Lösungen sind meist noch kaum über die Pilotphase hinausgekommen.

Mit Apple, eBay (PayPal), Google und Samsung haben sich vier starke Zugpferde vor Mobile-Payment oder kurz mPayment gestellt. Und auch für Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat die geplante digitale Bezahlfunktion Presseberichten zufolge oberste Priorität. Absoluter Branchenprimus ist derzeit Paypal mit einem Umsatz von über 2,16 Milliarden Dollar im vierten Quartal 2014, die Ebay-Tochter gerät aber nicht zuletzt durch Apple, Google & Co. zunehmend unter Druck.

Mit den IT-Riesen als neue Player wird in der Öffentlichkeit bereits das Bild verbreitet, dass mobiles Bezahlen per Smartphone schon vor einem gewaltigen Durchbruch stehe. In den USA und in anderen Ländern mit einer traditionell starken Affinität zur Kreditkarte sowie in Schwellenländern mit geringer Bankendichte mag das durchaus so sein, weniger aber in Deutschland. So sind deutsche Lösungen meist noch kaum über die Pilotphase hinausgekommen. Bundesweit verfügbar sind unter anderem das Sparkassen-System girogo oder das von der Otto Group entwickelte Yapital.

Marktübersicht Mobile Payment
Anders als etwa in den USA ist das Bezahlen per Smartphone in Deutschland noch nicht weit verbreitet. Die großen Anbieter befinden sich noch in Lauerstellung, deutsche Lösungen sind meist noch kaum über die Pilotphase hinausgekommen.
Yapital
Das von der Otto Group ins Leben gerufene Yapital war einst einer der deutschen Hoffnungsträger. Ende 2015 kam dann aber das Aus.
GS1 Germany: Bezahlen mit dem Smartphone
Die Bundeshauptstadt hat mehr zu bieten als verpatzte Großbauprojekte. Unter dem Motto "Zahl einfach mobil" hat sich dort mit "NFC City Berlin" die deutschlandweit größte Initiative für Mobile Payment gebildet, sagen jedenfalls die Macher von GS1 Germany.
Mobile Payment von PayPal
In den USA ist Mobile Payment schon so weit verbreitet, dass auch viele Taxis entsprechend ausgerüstet sind.
Apple Pay und UnionPay von Apple China
UnionPay, Chinas einziger Kreditkartenanbieter, hat am 18. Dezember 2015 zeitgleich mit Apple und Samsung Pay Verträge unterzeichnet, um den Milliardenmarkt für Mobile Payment zu öffnen. Das Logo von UnionPay schmückt übrigens auch in Deutschland immer mehr Bankautomaten und Geschäfte, darunter auch von Galaria Kaufhof und Karstadt.
LoopPay alias Samsung Pay
Wer ständig ein riesiges Portemonnaie mit sich führt, um alle Karten unterzubringen, der wird mit Samsungs Zukauf LoopPay, Wegbereiter für Samsung Pay, mächtig erleichtert.
LoopPay CardCase
Ironischerweise gab es das CardCase mit der abnehmbaren LoopPay Card zunächst nur für iPhones.
LoopPay versus Apple Pay
LoopPay ist mit der patentierten Magnetic Secure Transmission (MST-Technologie) wesentlich breiter aufgestellt für mPayment als Apple mit NFC.
PayPal macht mobil
Die frühere eBay-Tochter PayPal hat in Berlin Ende 2013 ein Pilotprojekt für mPayment angetreten und ein halbes Jahr später die Ausweitung auf ganz Deutschland angekündigt.
PayPal und Pebble Steel
Wer es mag, kann sich die PayPal-App samt Einkaufsführer und Übersicht über die Bezahlvorgänge auch auf die Smartwatch Pepple des gleichnamigen Anbieters laden.
PayPal QRShopping
Ein QR-Code kann mit einer Matrix von bis zu 177 x 177 Elementen vielfältige Informationen aufnehmen, darunter auch Bilder und Links zu Einkaufsplattformen. PayPal ist dahingehend mit QRShopping auf stationären oder automobilen Werbetafeln schon recht präsent in Deutschland.
PayPal Mobile Payment
In Deutschland war das mobile Bezahlen mit PayPal Anfang 2015 schon in über 200 Gaststätten möglich.
Mobile Payment mit PayPal
Voraussetzung ist, dass der Kunde über ein PayPal-Konto verfügt und dort seine Bankdaten beziehungsweise Kreditkartennummer hinterlegt hat.
Paydirekt
Paydirekt soll die deutsche Antwort auf PayPal sein. Zunächst handelt es sich wie einst das US-Vorbild um eine reine Online-Bezahlplattform. Die Ausweitung auf mPayment ist aber schon in Vorbereitung.
Sparkassen Girogo Shopping
Die Sparkassen haben mit Girogo seit Frühjahr 2012 ihr eigenes System für Mobile Payment.
Payone
Zur Stärkung der Position im E- und M-Commerce ist der Deutsche Sparkassenverlag (DSV) zum 1. Januar 2015 mit 80 Prozent der Anteile bei dem Kieler Payment Service Provider Payone eingestiegen.
Targobank Produkte Mobiles Bezahlen
PayPassT nennt sich der TargoBank Bezahlchip in Kooperation mit der E-Plus-Tochter BASE und Mastercard PayPass. Bis zu einem Einkaufswert von 25 Euro wird wie in der EU üblich keine PIN abgefragt, für alle Beträge darüber zur eigenen Sicherheit schon.
Visa Mobiles Bezahlen in Londoner Bussen
Londons Busse und U-Bahnen akzeptieren seit Mitte 2014 kontaktloses Bezahlen via NFC.
V Pay von Visa
V Pay ist die Debitkarte von VISA, analog zu Maestro von MasterCard und zu der in Deutschland immer noch so allbeliebten EC-Karte. Kredit- oder Debitkarten mit NFC-Funklogo erlauben das kontaktlose Bezahlen an einem entsprechend ausgerüsteten Kartenterminal.
VISA Karte kontaklos
Die Lösungen für kontaktloses Bezahlen reichen von Kreditkarten mit NFC-Funklogo über Smartphone-Apps bis hin zu solchen für Smartwatches.
Google Wallet
Google Wallet lässt sich in den USA bereits wie eine Kreditkarte einsetzen.
Google Wallet
In Deutschland eignet sie sich nur für Online-Einkäufe und App-Käufe im Android PlayStore.
Paij kooperiert mit Taxi Deutschland
Von Wiesbaden startend will paij bald alle rund 15.000 Taxen von Taxi Deutschland mit der auf QR-Code basierenden eigenen mPayment-Lösung ausstatten.
Easy Shopping mit SQWallet
SQWallet ist ein Produkt der mr. Commerce GmbH aus Flensburg, hat aber in Osnabrück mit einem mPayment-Projekt gestartet. Die Grafik zeigt, wie leicht und doch sicher über den QR-Code und die vierstellige PIN-Eingabe das mobile Bezahlen sein soll.
kesh – Bares leicht gemacht
Die biw-Tochter kesh weist eine Verballhornung des englischen Begriffs Cash (Bares) von sich. Aber die eigene mPayment-Lösung ist dem Mitführen von Bargeld nicht unähnlich. Denn das Konto muss erst mit Guthaben gefüllt sein, bevor man damit einkaufen oder konsumieren kann.
Kesh Transaktionsübersicht
Eine Transaktions- oder Kontenübersicht wie hier bei kesh gehört zum guten Ton bei Mobile-Payment.
Cashcloud
"Lösung sucht Nutzer: mPayment steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen", hieß hier Anfang 2015, und das gilt immer noch. Eine Reihe prominent unterstützter lokaler Projekte bringt den Stein aber langsam ins Rollen.
Dallmayr Card Systeme
Mit Dallmayr Card Systeme für bargeldloses Bezahlen per Karte oder Schlüsselanhänger richtet sich der Münchener Kaffeeröster an Unternehmen. Die biw-Tochter kesh liefert die Technologie dazu und soll auch mPayment mit Paydirekt zum Durchbruch verhelfen.
Rossmann: Bezahlvorgang mit dem Handy
NFC City Berlin (Zahl einfach mobil) als bundestweit größte mPayment-Initiative schart viele große Namen um sich. Die Drogeriekette Rossman hat sich erst im November 2015 angeschlossen und sieht sich neben Douglas, Karstadt, Galeria Kaufhof, Aldi Nord und Co.
PWC Mobile Payment Studie 2015
PricewaterhouseCoopers (PwC) nahm im Juni 2015 eine repräsentative Umfrage zum Thema Mobiles Bezahlen vor.
Pwc-Studie Juni 2015
Drei von vier der Befragten in Deutschland haben Mobile Payment noch nie genutzt.
pwc-Studie Bekanntheit von Anbietern
Apple Pay gehört zwar zu drei bekanntesten Anbietern, ist in Deutschland aber noch gar nicht am Start. PayPal und Google Wallet sind hierzulande auch noch nicht uneingeschränkt nutzbar im Vergleich zum Heimatland USA.
Pwc-Studie Gründe gegen Nutzung
Die Sorge um den Datenschutz ist in Deutschland besonders groß.

Wie sieht es mit der Akzeptanz aus?

Die geringere Kreditkartenakzeptanz ist sicherlich ein Grund, warum Apple und Samsung ihre Pay-Angebote in Kontinentaleuropa noch zurückhalten. Das von den deutschen Banken initiierte Paypal-Pendant "Pay Direkt" steht vor dem geplanten Start Ende 2015 schon auf tönernen Füßen. Und das nicht nur weil die Sparkassen wegen der Frage der Kostenverteilung noch zögern, mitzumachen, sondern auch weil das Verfahren heute bereits als veraltet gilt, hieß es jüngst im Handelsblatt (Paywall).

Ein guter Überblick über die hierzulande verfügbaren mPayment-Lösungen findet sich auf Kreditkarte.net. Das Vergleichsportal konzentrierte sich dabei auf Anbieter, die mindestens drei der folgenden vier Kriterien erfüllen: kontaktloses Bezahlen (etwa über NFC oder QR-Code), die Ermöglichung von Micropayment, direkter Geldverkehr mit wenigen Klicks sowie On- und Offline-Verfügbarkeit in Deutschland.

PayPal hat mit einem Koffer in Berlin angefangen

In Deutschland ist das mobile Bezahlen mit PayPal in über 200 Gaststätten möglich.

Die eBay-Tochter PayPal zählt weltweit über 162 Millionen aktive Kunden, rund ein Zehntel davon in Deutschland. Da das Unternehmen eine Banklizenz hat, ergeben sich für Kunden viele Vorteile. So können sie ihr PayPal-Konto nicht nur zur Abrechnung von Online-Käufen, sondern auch zum Geldtransfer an Freunde nutzen. Einkaufen und Bezahlen im Internet sind in der Regel kostenfrei, nicht so für den Zahlungsempfänger. Der muss als Privatperson 1,9 Prozent drauflegen, Händler je nach Volumen 1,5 oder 1,7 Prozent. Einer PayPal-Umfrage vom Mai 2013 zufolge wollen 9 von 10 Deutschen gerne mobil bezahlen und die Geldbörse zu Hause lassen. Fraglich ist nur, wo das möglich ist, denn vielfach heißt es in der Gastronomie und im Einzelhandel immer noch "nur Bares ist Wahres", und wenn Karte, dann nur die EC-Karte.

Der Einstieg von PayPal ins Mobile Payment begann hierzulande im November 2013 in Berlin - zusammen mit Orderbird, der selbsternannten Nr. 1 bei iPad-Kassensystemen für die Gastronomie. Im Rahmen eines Pilotprojektes wurden dabei ausgewählte Restaurants, Cafés und Bars im Zentrum der Bundeshauptstadt an das zunächst "Check-in", später "Einchecken mit PayPal" genannte System angeschlossen, um sie über den Läden-Reiter in der PayPal-App - samt Distanzangabe - finden und dort gleich mobil bezahlen zu können.

Im Sommer 2014 kam dann die Ankündigung, das Angebot auf ganz Deutschland auszuweiten. Mittlerweile ist das mobile Bezahlen mit PayPal in über 200 Gaststätten in ganz Deutschland möglich. Hinzu kommen 36 Snack-Automaten, welche die PayPal-App und das Einchecken über das Smartphone unterstützen. Voraussetzung ist, dass der Kunde über ein PayPal-Konto verfügt und dort seine Bankdaten beziehungsweise Kreditkartennummer hinterlegt hat.

Zurück zur Gastronomie und zum Prozedere: Hat man sich in einem der ausgewählten Cafés oder Restaurants eingecheckt, werden im jeweiligen Kassensystem der Name und das persönlich bei PayPal hinterlegte Foto des Nutzers angezeigt. Denn die Autorisierung erfolgt über Bildabgleich. Sind alle Modalitäten geklärt, löst der Kellner oder Händler den Zahlvorgang aus, indem er auf das Bild des Kunden klickt. Diesem wird dann per Push-Nachricht mitgeteilt, dass er eine Zahlung mit PayPal getätigt hat und demnächst per E-Mail einen Rechnungsbeleg erhält. Die Zahlung per Einchecken mit PayPal ist kostenlos, Bezahlen muss aber wie bei Online-Käufen der Zahlungsempfänger (siehe oben). Dennoch kann die eBay-Tochter aus dem Pilotprojekt in Berlin auch auf positive Resonanz verweisen.

Gut angenommen wird mittlerweile auch die Möglichkeit, über die QRShopping-App rund um die Uhr Waren zu bestellen, sofern diese mit dem zweidimensionalen Barcode ausgezeichnet sind. Diese quadratische Matrix aus schwarzen und weißen Elementen sieht man immer öfter von ganz klein bis ganz groß auf Werbetafeln, in Katalogen oder im Internet neben Produkten prangen. Die QRShopping-App macht aus der Kamera des Smartphones oder iPads ein QR-Code-Lesegerät.

Eine 128-bit-Verschlüsselung und der PayPal-Käuferschutz sollen hohe Sicherheit bieten, allerdings wird vielfach bemängelt, dass bei fehlerhaftem Versand oder anderen Konflikten kein Rechtsanspruch bestehe.

Google Wallet mit abgespeckter Funktionalität

Anders als in den USA beschränken sich die Einsatzmöglichkeiten von Google Wallet noch auf Online-Zahlung im Google Playstore.
Foto: Google

Mit den Pilotprojekten in Berlin ist PayPal von den oben genannten vier IT- und Internet-Riesen tatsächlich der einzige, der in Deutschland schon eine mPayment-Lösung zum Laufen gebracht hat. Während Apple und Samsung mit ihren jeweils Pay genannten Angeboten noch einen Bogen um Deutschland machen, ist Google Wallet (ehemals Google Checkout) in der Bundesrepublik zwar bereits seit Mai 2011 verfügbar. Anders als in den USA beschränken sich die Einsatzmöglichkeiten noch auf Online-Zahlung im Google Playstore für den Erwerb von Apps zum Beispiel sowie auf das Überweisen und den Empfang von Geldbeträgen.

In den USA kann man dagegen mit Google Wallet in über 100 Geschäften (Stand Mitte 2014) per NFC-Chip mit Tap&Pay mobil bezahlen. Für den Fall, dass kein NFC-fähiger PayPass- oder PayWave vorhanden ist, kann man auch eine Google Wallet Card beantragen, die wie die Smartphone-Lösung an eine MasterCard gekoppelt ist. Somit ist Google Wallet theoretisch überall verfügbar, wo die MasterCard als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Gerüchte, dass Google den mPayment-Spezialisten Softcard übernehmen würde, haben sich mittlerweile bestätigt.

Die Nutzung von Google Wallet selbst ist kostenlos, Gebühren können aber bei der Abrechnung über die Kreditkarte anfallen. International kooperiert Google laut kreditkarte.de mit MasterCard, mit dem US-Mobilfunkanbieter Sprint Nextel und dem Finanzdienstleister Citigroup. Anbieter sind unter anderem o2, die Deutsche Telekom, Vodafone und WireCard.

Die Nutzung ist nicht nur auf Android ab Version 2.3 beschränkt, sondern schließt auch Apple iOS ab Version 8 ein. Dabei ist die Zahl der Geräte, die NFC unterstützen, noch sehr überschaubar. Vielleicht liegt es auch daran, dass NFC keine Voraussetzung mehr für die Nutzung von Google Wallet ist. Mit Apple (ab iPhone 6) soll das mobile Bezahlen über NFC aber so richtig in Fahrt kommen. Juniper Research rechnet jedenfalls damit, dass die Zahl der Nutzer sich zwischen 2014 und 2019 auf 516 Millionen mehr als verfünffachen wird. Damit wären wir schon bei dem nächsten großen Player: Apple.

Apple Pay setzt auf NFC

Die Mac-Company hat lange gezögert, NFC zu unterstützen, unter anderem, weil es dem Geschäft mit den iBeacons im Wege steht. Zur Unterstützung von Apple Pay war die Nahfeldkommunikation dann doch recht und billig: Das Zahlungssystem wurde am 20. Oktober 2014 mit iPhone 6 und iPhone 6 Plus in den USA gestartet und ist dort laut Apple in 220.000 Geschäften und Online-Shops verfügbar. Im weiteren Verlauf ist geplant, das Zahlungssystem auch in die Apple Watch zu integrieren und in anderen europäischen Märkten als dem Versuchsballon Großbritannien einzuführen. Welche dies wann sein werden, darüber hüllt sich Apple wie so oft noch in Schweigen.

Apple Pay in Websites
...einbinden, können Shopbetreiber seit Sommer 2016. Der Anwender kann die Webseite auch via Mac besuchen, bezahlen muss er dann aber mit seinem iPhone.

Für die Transaktion mit Apple Pay wird eine sogenannte Unique Device Account Number an den Verkäufer übermittelt - entweder über dem im iPhone integrierten NFC-Chip oder via Internet im Online-Handel. Diese Nummer ist eine zufällig generierte 16-stellige Zahl, welche die im System hinterlegte Kreditkartennummer repräsentiert. Der Händler überträgt nun diese Nummer an das jeweilige Bankennetzwerk. Erhält er eine Freigabe, werden Betrag und die ID des Ladenbesitzers an das Gerät des Käufers übermittelt. Dieser muss die Transaktion mittels Touch ID nur noch bestätigen. Dies erfolgt verschlüsselt über einen einmaligen Card Validation Code. Das so erhaltene Kryptogramm geht über den Verkäufer wieder an das Bankennetzwerk, von dem aus dann die Zahlung durchgeführt wird.

Bei Apple Pay kommen gleich mehrere Sicherheitsfunktionen zum Einsatz: So können Transaktionen nur mit einem spezifischen Gerät vorgenommen werden. Außerdem muss jeder Nutzer sich aus Sicherheitsgründen auf seinem Smartphone mit seinem persönlichen Fingerabdruck registrieren lassen. Als weiteres Sicherheitsfeature verspricht Apple, dass die hinterlegten Kreditkartendaten weder auf dem Gerät, noch in den eigenen Servern abgespeichert würden. Stattdessen wird im Chip Secure Element isoliert vom Betriebssystem eine verschlüsselte Gerätenummer erstellt, über die die Zahlungen jeweils autorisiert werden.

Apple kann für das eigene Mobile-Payment sicherlich auf viele treue und oft zahlungskräftige iPhone- und iPad-Fans vertrauen. Wer bereit ist, umgerechnet über 600 oder gar 800 Euro für so ein Gerät hinzublättern, den wird es vielleicht auch nicht so sehr schocken, dass Apple jeweils 0,15 Prozent oder 0,15 von 100 Dollar der Kaufsumme einstreicht. Weniger Toleranz dürften hingegen die beteiligten Banken und Kreditkartenfirmen aufbringen, wenn die Kostenstrukturen auch in Europa umgesetzt werden. So sieht eine geplante Verordnung der EU-Kommission vor, dass die Gebühren bei bargeldlosem Zahlungsverkehr auf maximal 0,3 Prozent (Kreditkarte) beziehungsweise 0,2 Prozent begrenzt werden sollen. Wird die Regulierung umgesetzt, müssten die Banken demnach mindestens die Hälfte ihres Umsatzes an Apple weitergeben.

Samsung Pay: Gegenentwurf zu Apple Pay

In direkter Konkurrenz zu Apple Pay wird Samsung Pay als noch im Aufbau befindlicher neuer mobiler Bezahldienst gesehen. Dabei hat der des koreanischen Riesen durchaus das Potenzial, weit mehr Kunden zu erreichen. Die kürzlich erfolgte Übernahme von LoopPay war ein recht gelungener Schachzug von Samsung auf dem Weg zum mPayment-Mitspieler. Denn die 2012 gegründete US-Tochter sieht sich als Erfinder der Magnetic Secure Transmission (MST), die als patentierte Technologie zusammen mit der LoopPay-App 90 Prozent aller Ladengeschäfte in den USA und zehn Millionen Verkaufsterminals weltweit erreichen soll. Die Geschäftsinhaber müssen ihre Technik nicht teuer aufrüsten, sondern können weiterhin ihre Lesegeräte für Magnetstreifenkarten verwenden.

Zusammen mit NFC-Unterstützung kann Samsung Pay nach dem zunächst für die USA und Südkorea geplanten offiziellen Start Mitte 2015 tatsächlich mehr Läden und Kunden erreichen als andere Anbieter mobiler Bezahldienste. Das koreanische Unternehmen rechnet mit weltweit rund 30 Millionen Partnergeschäften, die Samsung Pay heute schon potenziell unterstützen können.

Die Ausweitung auf andere Regionen wie Europa hat Samsung auch schon im Visier. Nach Partnerschaften mit MasterCard und Visa soll das Unternehmen auch schon in Verhandlungen mit American Express, der Bank of America und anderen Geldinstituten stehen.

Doch zurück zu LoopPay und MST. Die Lösung der neuen Samsung-Tochter besteht aus einer LoopPay Card mit integrierten Kreditkarten-Lesegerät für rund 50 Dollar oder einem CardCase mit herausnehmbarer LoopPay-Card für zehn Dollar mehr. Zum Bezahlen muss man nur das Smartphone oder die herausnehmbare LoopPay Card an einen Kartenterminal halten. Dank des integrierten Kartenlesers lassen sich in der LoopPay Card die Daten unzähliger Kredit- oder Payback-Karten speichern.

Lustigerweise ist das LoopPay CardCase aktuell nur für neuere iPhones erhältlich. In Samsungs neuen Galaxy-Modellen S6 und S6 Edge soll die für die Kopplung mit Kreditkarten noch LoopPay, später Samsung Pay genannte App aber bereits vorinstalliert sein. Um die Registrierung abzuschließen, muss der Nutzer sich noch mit seinem persönlichen Fingerabdruck authentifizieren. Für zusätzliche Sicherheit soll die Samsung-eigene Security-Plattform Knox und die Trustzone des Prozessorherstellers ARM sorgen.

Aber trotz aller Verlockungen wird wohl noch einige Zeit vergehen, bis Samsung und Apple Pay den Weg nach Deutschland finden. Daher sollen hier zum Schluss noch Lösungen vorgestellt werden, die in Deutschland bereits verfügbar sind.

Bestehende Lösungen in Deutschland

Die mPayment-Lösung Kesh ist dem Mitführen von Bargeld nicht unähnlich. Denn das Konto muss erst mit Guthaben gefüllt sein, bevor man damit einkaufen oder konsumieren kann.
Foto: kesh

So wie PayPal in Berlin haben einige mPayment-Anbieter in Deutschland zunächst regional begrenzt mit Pilotprojekten begonnen. Dazu gehört zum Beispiel die Wiesbadener paij GmbH, die mit "Mobile Payment Made in Germany" wirbt und zunächst für die Heimatregion unter anderem Taxi Deutschland mit 15.000 Taxis für die paij-App mit QR-Code-Leser gewinnen konnte. SQWallet hat mit Pilotprojekten in Osnabrück gestartet und bietet eine ebenfalls an QR-Codes gekoppelte App mit PIN-Eingabe an, so auch PayCash vorwiegend für den Raum Düsseldorf. Alle drei Lösungen sind kostenlos.

Schon fast zu den Großen mit 78 teilnehmenden Geschäften in neun Städten (laut kreditkarte.net) gehört kesh mit der biw Bank für Investments und Wertpapiere AG im Rücken, die sich als Deutschlands schnellst wachsende Online-Bank sieht. Auch die für Android, iOS und BlackBerry erhältliche kesh-App arbeitet über den QR-Code. Vorteile für Händler seien 100 Prozent Zahlungssicherheit, sofortige Gutschriften und keine versteckten Gebühren, verspricht kesh. Je nach Version (starter, basic oder premium) lässt sich das kesh-Konto mit monatlich 100 und 200 Euro oder sogar 200 Euro täglich aufladen, um über die betreffende Summe verfügen zu können.

myWallet
Geldbörse war gestern
Geht es nach den Vorstellungen der MyWallet-Protagonisten, so hat die klassische Brieftasche ausgedient. Kreditkarte oder Kundenkarten wandern in digitaler Form auf das Smartphone.
Was ist MyWallet?
Als virtuelle, digitale Brieftasche soll MyWallet nicht nur das Bargeld ersetzen, sondern auch der Speicherplatz für Fahrkarten, Operkarten etc und Kundenkarten werden.
So funktioniert MyWallet
Auf dem Smartphone bestätigt der Anwender mit seiner PIN den getätigten Einkauf und hält das Gerät das gegen das NFC-Terminal. Wurde die Zahlung ausgeführt, erhält er eine elektronische Bestätigung.
Abfrage der PIN
Lediglich bei kleinen Beträgen bis 20 Euro verzichtet das System auf die Abfrage der PIN.
Übermittlung der Zahlung
Für den eigentlichen Bezahlvorgang muss das Gerät sehr nahe das Bezahlterminal gehalten werden. Die Übertragung erfolgt dann per Near Field Communication (NFC)
Papierbeleg
Ganz klassisch wird der Bezahlvorgang mit einem gedruckten Papierbeleg bestätigt und dokumentiert.
Bezahlen im Alltag
Egal, ob an der Bar oder beim Bäcker. Mit MyWallet sollen sich kleinere Einkäufe schneller und beqeumer bezahlen lassen.
Digitale Eintrittskarte
Neben der Bezahlfunktion soll my MyWallet künftig auch als Eintrittskarte für das Unternehmen oder etwa die Oper dienen.
Vorteile des mobilen Bezahlens
Während die NFC-Anhänger die Vorteile des mobilen Bezahlens anpreisen, glauben Beacon-Fans, dass dieser Ansatz zu kurz greift.

Bei 11.000 Verkaufsstellen ganz groß im Geschäft ist das von der Otto Group ins Leben gerufene Yapital mit QR-Code und PIN-Eingabe für Android, iOS und Windows Phone. Das Sparkassen-System girogo für Beträge bis 20 Euro mit bundesweit rund 9.000 Akzeptanzstellen wurde ebenfalls schon genannt. Dieses ist an eine Girocard mit NFC-Chip geknüpft. Es bleibt noch der im Spätsommer 2012 mit E-Plus gestartete, auf NFC basierende Targobank Bezahlchip, der Kunden zusätzlich zur MasterCard mit zirka 450.000 Akzeptanzstellen angeboten wird und bundesweit in ausgewählten Geschäften eingesetzt werden kann. Da der NFC-Bezahlchip vom Handy huckepack genommen werden kann, muss dieses selbst nicht NFC-fähig sein. Der Bezahlchip ist sowohl als Kreditkarte mit individuellem Kreditlimit und flexibler Rückzahlung als auch als Prepaid-Karte verfügbar. Damit bezahlen kann man überall, wo ein PayPass-Logo zu sehen.

Fazit: Mit Sicherheit kommt Akzeptanz

Mobile-Payment steckt in Deutschland zwar noch in den Kinderschuhen. Schaut man sich aber an, wie viele junge Leute und Berufstätige in Bus und U-Bahn ständig mit ihrem Smartphones zugange sind, ist es nur eine Frage der Zeit, dass die Akzeptanz steigt und damit auch das bundesweite Angebot. Die großen wie kleinen Player müssen sich nur darauf einstellen, dass die Deutschen in Gelddingen grundsätzlich etwas konservativer sind. Sicherheit ist daher das A & O im Mobile-Payment. (mb)