ERP-Funktionen für Tablets und Smartphones

Mobile ERP: Das bieten die Hersteller

07.08.2015 von Jürgen Mauerer
Mobile ERP-Funktionen gewinnen zunehmend an Relevanz. Daher investieren viele Hersteller derzeit massiv in mobile Komponenten oder Apps für Smartphones und Tablets. Wie das Angebot der führenden ERP-Anbieter für mobile Anwender derzeit aussieht und welche Strategie dahintersteckt, lesen Sie hier.

Mobile ERP steht am Anfang seiner Entwicklung, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. So zeigt die Studie "ERP in der Praxis" der Trovarit AG vom Oktober 2014, dass 30 Prozent der Teilnehmer mobile ERP-Funktionen benötigen. Für zehn Prozent sind mobile Komponenten ein entscheidendes Kriterium beim Kauf einer ERP-Lösung, mit gleichem Gewicht wie Usability und Prozessunterstützung. Allerdings zeigten sich die befragten 2.400 Unternehmen mit den mobilen Funktionen vieler ERP-Systeme sehr unzufrieden. Der Punkt "Mobile Einsetzbarkeit der ERP-Software" belegte mit deutlichem Abstand den letzten Platz unter den bewerteten Zufriedenheitsfaktoren.

Die ERP-Hersteller investieren massiv in mobile Funktionen, damit Anwender auch unterwegs effizient arbeiten können. Wie die Strategie ausgewählter Hersteller aussieht, lesen Sie hier. Die Auflistung der Hersteller erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Abas

Abas Mobile Sales: Vertriebsmitarbeiter können per Smartphone auf die Kundenhistorie zugreifen und Angebote erstellen.
Foto: Abas

Für Abas ist Mobility ein wichtiger Trend bei der Nutzung von ERP-Systemen. Entsprechend ist das Unternehmen aufgestellt. Alle mobilen Anwendungen des ERP-Herstellers Abas basieren auf Webtechnologien wie HTML5, CSS3, JavaScript und jQuery (Mobile) sowie Java im Backend. Damit ist Abas unabhängig von Plattform, Endgerät oder App-Stores; die Anwendungen laufen daher auf allen aktuellen Smartphones und Tablets. Über eine URL im Webbrowser der Endgeräte sind die Anwendungen einfach erreichbar. Alle Anwendungen greifen dabei auf eine einzige konsistente Datenbasis zu, um die Richtigkeit der Informationen und damit auch die Prozesssicherheit zu gewährleisten. Bei Online-Anbindung wird die Business-Logik direkt im ERP-System ausgeführt. Ändert sich die diese (etwa Preisfindung, Verfügbarkeit, etc.), wird sie in Echtzeit abgefragt, ist damit stets aktuell.

Das Abas-System bietet zudem die Technologien und Infrastruktur für die Entwicklung von Offline-Apps. Derzeit evaluiert Abas im Bereich Offline alle Möglichkeiten und arbeitet gemeinsam mit seinen Softwarepartnern an Standardlösungen.

Abas hat die Benutzeroberfläche neu gestaltet und für Touch-Bedienung optimiert, um den hohen Ansprüchen an Bedienbarkeit und Ergonomie gerecht zu werden. User Interface und Inhalte passen sich automatisch an die jeweilige Display-Größe an (Responsive Design). Beim Wechsel etwa vom Smartphone zum Tablet sind Inhalte nicht nur größer zu sehen, sondern auch die Struktur verändert sich. Bei einem schmalen Display werden beispielsweise die Artikelinformationen in untereinander angeordneten Blöcken dargestellt, bei großen Displays lässt sich die gesamte Breite des Endgerätes nutzen.

Abas Mobile Sales
Vertriebsmitarbeiter können per Smartphone auf die Kundenhistorie zugreifen und Angebote erstellen.
Historie im Blick
Über die App APplus Mobility Sales und CRM verfügen Mitarbeiter des Vertriebs vor Ort über alle kundenrelevanten Daten inklusive einer Auftragsübersicht.
Auf dem richtigen Weg
Comarch Field Service Management unterstützt bei der Verwaltung des Außendienstes und zeigt die Routen einzelner Mitarbeiter an.
Geschäftszahlen auf einen Blick
IFS TouchApps zeigen nur relevante Informationen an.
Auftrag gestartet
Infor bietet native Apps für spezifische Szenarien. Hier im Bild eine Anwendung, mit der Servicetechniker die Bearbeitungszeit von Aufträgen erfassen können.
Apps vom Partner
Für Microsoft Dynamics NAV gibt es viele branchenorientierte Lösungen.
Auf einen Blick
Mit Sage Customer View erhalten Manager alle relevanten Kennzahlen auch auf ihrem mobilen Gerät.
App-Vielfalt
SAP bietet in seinem Store derzeit rund 300 native Apps mit mobilen ERP-Funktionen an.
Transaktional, analytisch und FactSheet
Die mittlerweile 500 webbasierten SAP Fiori-Apps gliedern sich in drei Kategorien.

Für den mobilen Business-Einsatz bietet Abas Standardanwendungen, die Softwarepartner bei Bedarf in Kundenprojekten beliebig anpassen, erweitern oder auch komplett neu gestalten können. Dafür stellt Abas alle notwendigen Entwicklungswerkzeuge zur Verfügung. Derzeit bietet Abas konkret zwei Gruppen von mobilen Anwendungen an: "Abas Mobile" und "Abas Scan". Die Apps sind im Preis einer Lizenz enthalten.

Abas Mobile: Die drei Anwendungen Mobile Sales, Mobile Service und Mobile Purchase sind für den Einsatz auf Smartphones und Tablets optimiert. Mobile Sales ist eine mobile Außendienstlösung für den Vertrieb mit Funktionen wie Suche nach Kontakten, Informationen zur Kundenhistorie und Funktionen zum Erstellen von Angeboten. Bei Mobile Service handelt es sich um eine mobile Lösung für Servicetechniker mit Einsatzplan, Aufgabenübersicht oder Funktionen zur Verwaltung von Serviceanfragen. Mobile Purchase, eine mobile Lösung für den strategischen Einkauf, bietet eine Übersicht von Informationen zu Artikeln und Lieferanten sowie Funktionen für das Erstellen von Bestellungen.

Abas Scan: Diese Anwendungen kommen zum Einsatz auf Endgeräten wie Industrie-PCs, Handheld-Scannern und PDAs mit Barcode-Scannern. Abas Mobile Shop Floor wird in der Produktion verwendet. Müssen neue Artikel produziert werden, werden Arbeitsscheine inklusive Barcodes für die Fertigung erstellt. Die Mitarbeiter können die Arbeitsschritte über die Anwendung starten, überwachen oder rückmelden, indem sie etwa Barcodes einscannen. Auch Informationen zu Ausschussproduktionen oder Nacharbeiten lassen sich damit erfassen. Seit Kurzem ist auch eine Lösung für die Lagerverwaltung (Warehouse) verfügbar. Damit ist es möglich, Lagereingänge, -ausgänge und -umbuchungen durchzuführen und Lagerbestände abzufragen. Hier kommen meist auch Barcode-Scanner zum Einsatz.

Asseco

Historie im Blick: Über die App APplus Mobility Sales und CRM verfügen Mitarbeiter des Vertriebs vor Ort über alle kundenrelevanten Daten inklusive einer Auftragsübersicht.
Foto: Asseco

Asseco hat seine ERP-Lösung APplus grundsätzlich für den Webeinsatz konzipiert, damit Geschäftsführer, Bereichsleiter und Mitarbeiter über unterschiedliche mobile Endgeräte wie Smartphones, Tablets und Industrie-PDAs über den Browser auf die gesamten ERP-Funktionen des Systems zugreifen können.

Zusätzlich stellt Asseco als integralen Bestandteil der Plattform APplus mobileERP einen Designer bereit, um für Kunden maßgeschneiderte mobile Lösungen für verschiedenste Prozesse zu erstellen. Dank Offline-Unterstützung können APplus-Anwender somit auf allen Endgeräten unabhängig von Datenverbindungen mobil arbeiten. Bei den Anwendungen handelt es sich um hybride Apps, die auf allen Endgeräten dem einmalig definierten Prozess des Designers folgen und nach Gerätetyp und System (iOS, Android und Windows) individuell interpretiert werden. Hierbei bedient sich Asseco der OneConfig-Technologie von flexmobility, die in APplus vollständig adaptiert ist.

Auf Basis dieser Technologie bietet Asseco für APplus im Bereich Mobility spezialisierte native Apps zu Bereichen wie Lagerverwaltung, Service und Vertrieb an. Über eine mobile App können Mitarbeiter im Lager über ihr Endgerät zum Beispiel Bestellvorschläge, Anfragen, Bestellungen, Wareneingänge und Lieferantenrechnungen komfortabel bearbeiten. Weitere Zielgruppen im Bereich Service und Vertrieb werden mit vordefinierten Applikationen angesprochen, etwa um ihre Kundentermine ortsunabhängig zu planen sowie deren Ablauf und Ergebnisse direkt beim Kunden zu dokumentieren und abzurechnen. Auch Informationen und technische Daten haben die Mitarbeiter somit stets aktuell synchronisiert und offline verfügbar.

Mithilfe der App APplus Mobility Sales und CRM verfügen Mitarbeiter des Vertriebs vor Ort über alle kundenrelevanten Daten, inklusive einer Auftragsübersicht und Statistiken über ihren Kunden. Sie können zudem über ihr Tablet Produkte mit Videos und umfangreichen Bildansichten präsentieren und Aufträge direkt erfassen. Eine weitere zentrale Anwendung ist die mobile Version des APplus-Kennzahlen-Cockpits, das jederzeit den Zugriff auf Geschäftskennzahlen erlaubt.

Comarch

Auf dem richtigen Weg: Comarch Field Service Management unterstützt bei der Verwaltung des Außendienstes und zeigt die Routen einzelner Mitarbeiter an.
Foto: Comarch

Comarch ERP bietet eine webbasierte Benutzeroberfläche als Grundvoraussetzung für den örtlich unabhängigen Zugriff auf die volle Systemfunktionalität. Zudem konzentriert sich das Unternehmen auf die Entwicklung dedizierter mobiler Anwendungen für bestimmte Benutzergruppen. Beispiele sind Comarch Sales Force Application (native App für Android und iOS), die mobile Lageranwendung (HTML 5), Comarch Mobile Business Intelligence (HTML 5) sowie Comarch Field Service Management (iOS, Android, Windows Mobile 6.5). Dabei bietet Comarch mobile Frontends nicht nur für ERP-Anwender, sondern auch für die Kunden dieser Unternehmen, etwa Comarch Webshop auf Basis von HTML 5.

Comarch SFA (Sales Force Application) für den mobilen Vertrieb ist eng mit Comarch ERP integriert. Daher ist es möglich, Kundendaten und Materialien zu den Produkten (Fotos, Marketingbroschüren etc.) auf das mobile Gerät zu laden. Vertriebsmitarbeiter können das Feedback der betreuten Zielgruppe zu Produkten sammeln und direkt vor Ort verwalten. Die mobile Lageranwendung bietet eine flexible Lagerlogistik für mehrstufige Lagerstrukturen mit Lagerorten, -zonen und -plätzen. Unternehmen können damit auch mobil ihre Lagerstruktur abbilden (Hochregal- oder Blocklager).

Comarch Mobile Business Intelligence richtet sich an Anwender, die permanent und von überall auf die neuesten Unternehmensdaten zugreifen wollen. Nach dem Download der Datensätze arbeitet die Anwendung offline, sodass Analysen zu einem späteren Zeitpunkt auch an Orten ohne Internetzugang jederzeit möglich sind. Berichte und Analysen werden automatisch nach einem definierten Zeitplan aktualisiert oder direkt an das Gerät versendet, wenn eine festgelegte Bedingung erfüllt wird, beispielsweise der erforderliche Mindestlagerbestand unterschritten wurde. Berichte lassen sich in Form von Diagrammen und Tabellen mit variablen Layouts darstellen.

Comarch FSM (Field Service Management) ist ein Tool zur Verwaltung des Außendienstes. Es hilft bei der Erstellung von Arbeitszeitplänen für die Mitarbeiter und koordiniert das Management der technischen Mitarbeiter. Mobile Mitarbeiter werden mithilfe eines Smartphones oder Tablets über die durchzuführenden Aufgaben informiert. Über ein mobiles Gerät hat der Mitarbeiter Zugang zu allen Daten, die er für seine Arbeit braucht. Die Anwendung ist mit einer Kamera, Navigation und einem QR-Code-Lesegerät ausgestattet. Auch die Arbeit im Offline-Modus ist möglich.

IFS

Relevante Geschäftszahlen auf einen Blick: IFS TouchApps zeigen nur relevante Informationen an.
Foto: IFS

Der schwedische Anbieter IFS verfolgt in puncto Mobilität einen praktischen und ganzheitlichen Ansatz. Die aktuelle ERP-Plattform IFS Applications 9 ist von Grund auf für mobile Anwendungen ausgelegt, legt großen Wert auf einfache Bedienbarkeit und unterstützt mit nativen Smartphone-Apps alle wichtigen mobilen Betriebssysteme (Android, iOS, Windows Phone). Nutzer laden die Apps in den bekannten App Stores auf ihr Mobilgerät. Die Benutzeroberfläche der kompletten ERP-Anwendung ist auch für die Bedienung mit Tablets optimiert.

Bei der Konzeption der Apps unterscheidet IFS zwischen drei mobilen Anwendergruppen und deren spezifischen Bedürfnissen: Gelegenheitsnutzer, professionelle User und "Wechselanwender".

Die Gelegenheitsnutzer bilden den Großteil der mobilen Mitarbeiter in einem Unternehmen. Sie wollen einfache und überschaubare ERP-Aufgaben mobil erledigen: Reisekosten abrechnen, Kundendaten abrufen, Kundenbesuche dokumentieren, Arbeitszeitberichte erstellen oder BI-Auswertungen einsehen. Die IFS Touch Apps, eine Sammlung von Apps für Smartphones, erfüllen diese verschiedenen Zwecke. Sie zeigen nur relevante Informationen an und sind so ausgelegt, dass möglichst wenige Eingaben über die Bildschirmtastatur erfolgen müssen. Nutzer können die meisten Aufgaben offline erfüllen und später mit der IFS Cloud synchronisieren, über welche die IFS Touch Apps bereitgestellt werden. Die Apps nutzen auch andere Funktionalitäten von Smartphones wie GPS, Sprachaufnahme und Kamera. IFS und IFS-Touch-Apps-Partner erweitern die Palette der Apps stetig.

Für professionelle Anwender ist es geschäftskritisch, mobil erreichbar zu sein. Zu dieser Gruppe zählen Mitarbeiter, die ständig mobile ERP-Daten erfassen und abrufen müssen: Servicetechniker, Instandhaltungsingenieure oder das Lagerpersonal. Für Mitarbeiter aus Service und Instandhaltung ist IFS Mobile Work Order gedacht. Die Lösung verwaltet den gesamten Ablauf von Arbeitsaufträgen. Der Arbeitsfortschritt wird von der Erstellung eines neuen Auftrags bis hin zum Abschluss und zur anschließenden Erfassung von Zeiten, Material und zusätzlichen Aufwänden unterstützt. Mit IFS Data Warehouse Collection können sich Lageristen aus einer Reihe von Standard-Lagertransaktionen eine eigene mobile Lösung zusammenstellen und damit ihre Aufgaben effizienter erfüllen.

"Wechselanwender" nutzen die ERP-Software täglich und wollen über alle Endgeräte auf ihre Geschäftsanwendungen zugreifen - neben Desk- und Laptops auch über Tablets und Smartphones. Sie benötigen einen touch-fähigen und damit mobil einsetzbaren Client, der ihnen einen Zugang auf die komplette ERP-Software ermöglicht. Dieser Anforderung trägt IFS mit der kompletten Business-Lösung IFS Lobby Rechnung. Sie stellt alle geschäftsrelevanten Daten in Echtzeit bereit. IFS Lobby bietet vorkonfigurierte Inhalte für konkrete Rollen und Prozesse in Unternehmen, ist individuell anpassbar und liefert jedem einzelnen Nutzer eine Übersicht aller Daten, die für seine Aufgaben erforderlich sind.

Infor

Auftrag gestartet: Infor bietet native Apps für spezifische Szenarien. Hier im Bild eine Anwendung, mit der Servicetechniker die Bearbeitungszeit von Aufträgen erfassen können.
Foto: Infor

Für Infor steht die Entwicklung aller Applikationen unter dem Motto "Mobile-First-Design" auf Basis der speziell für Cloud-Lösungen konzipierten Technologieplattform Infor Xi im Vordergrund. "Die Cloud ist eines der wichtigsten Standbeine für mobile Anwendungen. Daher entwickeln wir neue Infor Xi-Applikationen von vornherein für den Einsatz auf mobilen Geräten, um dort Echtzeitdaten und Analysen noch besser zu präsentieren", erklärt Gerhard Knoch, Vice President und General Manager D-A-CH bei Infor.

Infor entwickelt mobile Apps für spezielle Anwendungsfälle wie CRM oder den Einsatz im technischen Außendienst. Entsprechende Applikationen sind über das Framework Infor ION an die Backoffice-Lösung des ERP angebunden. Die Oberfläche der mobilen Apps basiert auf HMTL5 und passt sich allen Endgeräten an. Infor bündelt diese Lösungen in industriespezifischen Software-Suiten, die auf die individuellen Anforderungen von Branchen ausgelegt sind. Dazu gehören beispielsweise die CloudSuites Automotive, Fashion, Food & Beverage sowie Industrial für Maschinenbauer. Diese Suiten vereinen Applikationen wie etwa ERP oder SCM.

Infor bietet aktuell (Stand Ende Juli 2015) 23 native Apps für Apple iOS, Android und Windows an, deren Funktionen für spezielle Anwendungssituationen optimiert sind. Diese basieren auf der Plattform Infor Motion, über die Kunden selbst individuelle mobile Lösungen für unterschiedliche Betriebssysteme aufbauen können. Beispiele für Apps wären etwa Infor Motion ActivityDeck für Erinnerungen oder anstehende Freigaben, Infor Motion Road Warrior für den Vertrieb oder Infor Motion Expense Management Mobile für Spesenabrechnungen. Mit Infor Motion Shop Floor können Mitarbeiter direkt in der Fertigung Aufträge, Materialien, Ressourcen und Vorgänge nachverfolgen. Die Apps lassen sich allerdings nur mit integrierter Lizenz nutzen. Bei einigen Apps wie etwa Infor Motion Dashboard stehen auch kostenfreie Demo-Versionen zur Verfügung.

Microsoft

Apps vom Partner: Für Microsoft Dynamics NAV gibt es viele branchenorientierte Lösungen.
Foto: Microsoft

Microsoft bietet für mittelständische Unternehmen mit bis zu 300 ERP-Nutzern die ERP-Lösung Dynamics NAV an, für größere Unternehmen ist Dynamics AX gedacht. Grundsätzlich gilt: Die Microsoft-Devise "Cloud first, Mobile first" schlägt sich mittlerweile auch im ERP-Bereich nieder. Für Dynamics NAV bietet Microsoft seit Oktober 2014 einen voll umfänglichen Client für Tablets für Android, iOS und Windows. Der Client ist für mobile Anwendungen und Touch-Bedienung optimiert. Allerdings muss Dynamics NAV ERP serverseitig im Backend installiert sein, um den mobilen Client per Touch-Bedienung nutzen zu können.

"Für Dynamics NAV existieren viele branchenorientierte Lösungen, die von Microsoft-Partnern stammen. Diese bauen im Projektgeschäft spezifische Apps und integrieren sie in die benötigten Prozesse", erläutert Thomas Kombrecht, Product Marketing Manager, Microsoft Dynamics NAV. Die Palette der Apps, die das ERP-System im mobilen Bereich ergänzen, ist groß: Sie reicht von Anwendungen für einfache Freigabeprozesse über mobile Lagerverwaltung bis hin zu Apps für Servicetechniker im Maschinenbau. Im künftigen Release Dynamics NAV 2016 stellen Cloud und Mobility laut Kombrecht das Schwerpunktthema dar.

Für das ERP-System Dynamics AX sind im Microsoft Store neben dem Client für mobile Geräte auch diverse Apps für spezifische Geschäftsprozesse wie Reisekostenabrechnung (MS Expense), Zeiterfassung oder mobilen BI-Zugriff (Business Analyzer) zu finden. Dabei handelt es sich überwiegend um Apps für Windows, die Anwendung Expenses gibt es beispielsweise auch für Apple iOS.

Mit der neuen Version von Dynamics AX 7 (derzeitiger Name), die im vierten Quartal 2015 erscheinen soll, stellt Microsoft die Apps auf HTML 5 um. "Apps mit HTML 5 laufen offline und online auf allen mobilen Betriebssystemen. Das ist insbesondere für Anwender wichtig, die sich nicht auf eine bestimmte Plattform festlegen wollen", sagt Frank Naujoks, Product Marketing Manager Dynamics AX.

Sage

Auf einen Blick: Mit Sage Customer View erhalten Manager alle relevanten Kennzahlen auch auf ihrem mobilen Gerät.
Foto: Sage

Sage verfolgt für seine drei Produktgruppen Sage 50 (für Start-ups und Unternehmen mit bis zu 20 Mitarbeitern), Sage Office Line (Unternehmen mit bis zu 200 Mitarbeitern) und Sage ERP X3 Sage ERP X3 / Sage ERP b7 (Unternehmen mit 100 bis 500 Mitarbeitern) eine ähnliche mobile Strategie: "Im Vordergrund stehen die einfache Bedienung über eine touch-optimierte Oberfläche und die schnelle Anzeige aussagekräftiger Zahlen. Zudem stellen wir über eine Multi-Client-Strategie sicher, dass unsere Applikationen plattformunabhängig funktionieren, sowohl im Web als auch auf Geräten mit iOS, Android oder Windows", erläutert Christian Zöhrlaut, Senior Product Manager Cloud bei Sage. Da Sage davon ausgeht, dass sich zentrale ERP-Komponenten künftig verstärkt in die Cloud verlagern werden, entwickelt das Unternehmen seine ERP-Anwendungen zu Cloud-Lösungen weiter.

Ein Beispiel dafür ist das Modul Sage Customer View für den mobilen Zugriff auf ERP-Daten aus der Sage Office Line. Leitende Angestellte sowie Manager in Vertrieb und Marketing erhalten damit auch unterwegs die relevanten und grafisch aufbereiteten Kennzahlen wie Verkäufe nach Produkten, Kundengruppen und Regionen oder Erfolgsquoten von Vertriebsaktionen. Mitgelieferte Standardauswertungen erleichtern den Einstieg in die mobile Vertriebssteuerung. Darüber hinaus können Anwender eine Vielzahl individueller Kennzahlen und Reports ohne Programmierung oder Spezialkenntnisse generieren. Als native App für Android, iOS und Windows bietet Sage Customer View einen lesenden Zugriff auf die wichtigsten Kennzahlen des Unternehmens.

Parallel steht mit Sage Reports ein Excel-Add-In für individuell konfigurierte Auswertungen zur Verfügung, die von überall abrufbar sind. Einfach anpassbare Templates unterstützen die schnelle Einführung grundlegender Business-Intelligence (BI)-Funktionen.

Auch für die anderen Produktgruppen von Sage sind mobile Apps verfügbar. Die Palette reicht von Auswertungen der Vertriebszahlen (Sales-App) über Besuchsberichte bis hin zu Reisekostenabrechnungen über mobile Geräte (CRM und HCM).

SAP

Vielfalt an Apps: SAP bietet in seinem Store derzeit rund 300 native Apps mit mobilen ERP-Funktionen an.
Foto: SAP

ERP-Platzhirsch SAP fährt bei seiner mobilen Strategie einen zweigleisigen Ansatz: Im SAP Store gibt es aktuell mehr als 300 native Apps für Smartphones und Tablet-PCs aller Hersteller und Plattformen - Apple iOS, Blackberry, Google Android, Microsoft Windows Phone. Die zweite Säule bildet SAP Fiori. Dahinter verbergen sich mobile Apps, die auf HTML5-Technik basieren und über jeden Browser bedient werden können.

Die rund 300 nativen Apps im SAP Store stammen entweder von SAP selbst oder von Partnern. Die Apps sind für die genannten Betriebssysteme optimiert und von SAP entsprechend zertifiziert. Achtung: Nicht alle Apps sind für alle Betriebssysteme verfügbar. Die meisten Apps gab es Mitte Juli 2015 für iOS (199), Android (129) und Windows (43).

Thematisch lassen sich die mobilen Unternehmensanwendungen in drei Kategorien einteilen. In die Kategorie "Apps, die Geschäftsprozesse unterstützen" fallen beispielsweise analytische Tools oder Apps für CRM, die etwa der Vorbereitung eines Besuchs bei einem Kunden dienen. Eine zweite Gruppe bilden Produktivitäts-Apps zum Beispiel für die Genehmigung von Urlaubsanträgen oder die Reisekostenabrechnung vom mobilen Endgerät aus. Und drittens bietet der SAP Store branchenspezifische Apps, die typische Prozesse einer Branche abbilden. Ein Beispiel wären Apps, die einen Krankenhausarzt bei der mobilen Visite unterstützen, da er darüber alle relevanten Daten wie Laborbefunde, Bilder, Kontaktdaten, Diagnosen, Behandlungen oder Informationen über etwaige Komplikationen abrufen kann.

Eine wichtige Rolle für das Oberflächendesign aller neuen Anwendungen wird künftig SAP Fiori spielen. SAP Fiori stellt die am häufigsten genutzten Funktionen der SAP Business Suite mobil oder am Desktop bereit. Die Oberfläche aller derzeit mehr als 500 webbasierten SAP-Fiori-Apps passt sich an die Größe der verschiedenen Plattformen an und sieht auf Smartphones, Tablets und Desktops ähnlich aus (Responsive Design). Da die Apps technisch auf HTML5 und SAP UI5 für mobile Endgeräte basieren, unterstützen sie alle gängigen Betriebssystem-Plattformen und Browser. Sie sind schnell installiert und relativ einfach zu bedienen. SAP-Anwender könne ihre Aufgaben daher rollenbasiert (etwa in der Rolle als Manager, Einkäufer, Vertriebsmitarbeiter) und prozessbezogen erfüllen. Das heißt: Jeder Nutzer erhält nur die Funktionen, die er benötigt.

Auch bei SAP Fiori gibt es verschiedene App-Typen. An erster Stelle sind die transaktionalen Apps zu nennen. Damit lassen sich tägliche und wiederkehrende Arbeitsaufgaben wie die Erfassung von Arbeitszeiten oder die Bestätigung von Reisekosten einfach und schnell erledigen. Optimale Basis für diesen App-Typ ist SAP HANA; es ist aber auch jede andere Datenbank möglich. Factsheets / Infoblätter zeigen kontextbezogene Informationen und die wichtigsten Aspekte von zentralen Objekten von Geschäftsvorgängen an (Stammdaten etc.). Die analytischen SAP-Fiori-Apps sammeln wichtige Kennzahlen aus den Anwendungen der SAP Business Suite und stellen sie im Browser in grafischer oder tabellarischer Form dar. Eine ähnliche Funktion erfüllen die SAP-Smart-Business-Apps. Sie führen in Echtzeit operative und strategische Kennzahlen aus der SAP Business Suite zur weiterführenden Analyse in einem Cockpit zusammen. (hi/mje)