Windows, OS X, Tablets und Smartphones

Mit Handy und Smartphone überall drucken

30.11.2014 von Frank-Michael Schlede und Thomas Bär
Drucken? Im Zeitalter von Smartphones und Tablets veraltet? Mitnichten, wenn etwa Voucher oder Tickets zu drucken sind. Wir zeigen,was Sie dafür benötigen.
Zukunftsorientiert zeigt sich das jüngste Apple-Drucksystem AirPrint. Wie bei Google so versucht auch Apple die Hersteller dazu zu animieren, die Schnittstelle für AirPrint direkt im Drucker oder Multifunktionsgerät zu integrieren.
Foto: Thomas Bär

So recht mag das Wort "Drucken" nicht zu den überaus beliebten und handlichen Geräten wie Tablet-PCs oder Smartphones passen, doch nicht selten entsteht auch hier der Wunsch, das Gesehene auch auf Papier zu bekommen.

Nach dem Laptop kommen Tablet und Smartphone vermehrt zum Einsatz, so dass die Einsatzzeiten des voll ausgebauten PCs zunehmend "überschaubar" werden. Zumal die Kleinstgeräte durch einfache Bedienung und die bequeme Körperhaltung etwa beim Surfen bestechen. Geht es jedoch darum, eine Bestellbestätigung, einen Code oder eine Info auszudrucken, greift die Vielzahl der Benutzer wieder zum Laptop oder geht zum PC.

Ob Windows Phone, iOS oder Android - die Schaltfläche "Drucken" sucht der Benutzer nicht selten vergeblich. Die Fluglinien sind in dieser Sache schon vor Jahren mit gutem Beispiel vorangegangen und erlauben den Check-In per QR-Code über das Mobiltelefon-Display. Und wer nur die aktuellen Bundesliga-Tabellenergebnisse oder Wikipedia einsehen möchte, der kann auf den Druck-Button auch ganz gut verzichten.

Dass es um das Thema "Drucken" auf den Kleinstgeräten nicht so gut bestellt ist, liegt am aktuellen Produktdesign der Geräte- und Betriebssystemhersteller. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass das nicht immer so war. Der frühere Platzhirsch der mobilen Datenverarbeitung - Palm - bot für die Mobilrechner Druckbefehle an und diese konnten sich sogar per Infrarot mit größeren Büro-Druckern, wie einem Hewlett Packard LaserJet 2100, ohne Installation von Treibern oder dem Einstecken von Kabeln direkt verbinden.

Mit dem Siegeszug von iOS und Android änderte sich zunächst die Sichtweise der Hersteller auf ihre Kunden. Der größte Teil der Anwender hat heute eher Interesse an Spaß-Applikationen und Gadgets, denn an Office-Paketen oder elektronischen Arbeitsmitteln. Dennoch ist, fernab von Angry Birds & Co, eine deutlich modernere und leistungsfähigere Druck-Umgebung für Handhelds entstanden.

Herstellereigene Lösungen

Die erste Anlaufstelle sollte der für das Gerät gebräuchliche Marketplace oder Store sein. Für sehr viele Drucker oder Kombinationsgeräte findet der Benutzer dort die passende App, meist sogar kostenlos. Der Hersteller Brother geht hier mit gutem Beispiel voran und liefert für faktisch jede Plattform eine Druck- und Scan-Software, auch für das Windows Phone 7.x und höher. Aber auch andere Hersteller bieten spezielle Treiber- und Programmlösungen für verschiedene Gerätetypen an. Für ältere Druckertypen sieht es meist schlecht aus, da sich kaum ein Hersteller die Mühe macht, für neue Geräte die Software für die alten Drucker aufzubereiten.

Eine Alternative zur klassischen Druckersteuerung unter Windows bietet die Software "LocateMyPrinters 2013 R2" von Appsphere.
Foto: Thomas Bär

Dass es, beispielsweise für das Windows Phone, eine Drucker-App von Brother gibt, heißt leider nicht, dass nun aus jeder Apps gedruckt werden könnte. Die meisten Apps sehen eine Druckausgabe nicht vor, daher ist dann auch kein Ausdruck möglich. Speichert indes eine Applikation Dateien, beispielsweise Texte oder Bilder, auf das Telefon selbst oder in den Speicherdienst wie "One Drive", "iCloud" oder "Google Drive", so ist ein Druck in der Regel möglich.

Die Brother "iPrint and Scan"-App bietet dem Benutzer nach dem Programmstart die Möglichkeit Druckaufträge aus gespeicherten Bildern, von der eingebauten Kamera oder über "Sky-Drive"-Dateien aufzugeben. Die Auswahlmöglichkeiten beim Ausdruck sind zwar limitiert, doch insgesamt macht die Applikation einen intuitiven und praktischen Eindruck.

Jedoch gab es, zumindest im Zusammenspiel mit dem MFC-J5910DW, einige Farbunterschied bei Ausdruck von Office-Dokumenten. Die Druckereinbindung erwies sich bei unseren Teststellungen als äußerst stabil. Wir veränderten in der Netzwerkkonfiguration die Art des Anschlusses von WLAN auf LAN und passten zudem zwischenzeitlich die IP-Adresse des Druckers an. Die App konnte das Multifunktionsgerät stets entdecken und ansteuern.

Neben dem Drucken, bietet das Programm auch Scan-Funktionen über Multifunktionsgeräte an. Das Bild wird direkt auf das Smartphone oder Tablet geladen und dort verarbeitet. Leider haben die Entwickler der Lösung keine Scan-Vorschau mit auf den Weg gegeben. Ein paar Einstellungsmöglichkeiten zum Kontrast und zur Helligkeit wären ebenfalls von Nöten, um damit bessere Ergebnisse erzielen zu können. Die einzige Auswahl, die dem Benutzer zur Verfügung steht, ist die Scan-Größe selbst. Glücklicherweise gibt es die Einstellung "Auto", die die Grenzen automatisch einstellt. Eine Speicherung des Scans als PDF-Datei ist nur mit Cloud-Speicherdiensten möglich, zumindest beim Windows Phone. Möchte der Benutzer das Bild lokal auf dem Mobiltelefon sichern, so muss er im JPEG-Format speichern und dann ohne die Möglichkeit das Bild frei zu benennen.

Insgesamt bereichern die Lösungen von Epson, Brother oder Hewlett Packard für iOS, Androiden und Windows Phone das Smartphone oder das Tablet um die fehlende Druckfunktion. Für richtige Bild- und Textarbeiten wird sich jedoch kaum jemand mit den Möglichkeiten zufrieden geben.

Google Cloud Print

Mit Cloud Print entwarf Google ein eigenes Druckkonzept.
Foto: Thomas Bär

Mit der eigenen Programmierung von Druckertreibern wollte man sich bei dem Internet-Unternehmen offenkundig gar nicht erst auseinandersetzen und entwarf ein eigenes Konzept, um die eigene Chromebook-Serie mit einer Druckfunktionalität auszustatten. Google-Benutzer erreichen ihre eigene Druckersteuerung für die zentral über das Internet bereitgestellte Druckerschlange (Google Cloud Print (GCP)).

Das Modell von Google ist zwar einfach in der Bedienung, beschränkt jedoch die Druckeigenschaften auf die Basisfunktionen wie Papiergröße, Randgröße, Anzahl, Hochkant/Querformat oder die verwendete Papierqualität. Farbeinstellungen und Druckqualität stehen oft nicht zur Auswahl. Die Freigabe für Dokumente an andere Google-Benutzer ist einfach gelöst. Für Unternehmens-Administratoren hält Google die passenden Anleitungen für die Einbindung unter Windows und Linux bereit.

Aus Sicht von Google ist natürlich der Browser selbst die wichtigste Anwendung überhaupt. Von hier aus nutzen Anwender die verschiedenen Google-Dienste, unabhängig davon ob sie auf einem PC, Tablet oder Smartphone arbeiten. Klickt der Benutzer beispielsweise im Google-Drive auf "Drucken", so erscheint die von ihm hinterlegte Liste der eigenen oder für ihn freigegebenen Drucker. Das funktioniert auch problemlos mit den Produkten der Marktbegleiter von Mozilla, Opera oder Microsoft.

Schon heute unterstützen die meisten Druckerhersteller Google Cloud Print und praktischerweise ist der Dienst kostenlos und erspart die Treiberinstallation auf dem Client-System.

Google Cloud Connector

Es gibt zwar schon viele moderne Drucker die eine Unterstützung für den Google-Druckdienst bieten, doch eine große Anzahl älterer Druckersysteme arbeitet nur direkt an einem Server oder PC mit Windows-Betriebssystem. Insbesondere die eher preisgünstigen Laser-Drucker, beispielsweise die recht verbreitete LaserJet 10xx-Serie, die Hewlett Packard als "Hosted Based Printer" vermarktet, vermag sich nicht direkt mit GCP zu verbinden. Da die "Druckerintelligenz" bei den Hosted Based Printern auf ein Minimum reduziert ist, kommt der Ausdruck erst beim Kontakt mit einem Windows-Computer zustande.

Für einfache oder ältere Drucker bietet Google den Google Cloud Print Connector für Windows XP SP3 und höher und Apple OS X. Bei dem Connector handelt es sich nicht um eine eigenständige Software, sondern um eine Funktionalität, die die Entwickler im Chrome-Browser integrierten.

Das Menü für die Einstellung ist mit drei Balken am oberen rechten Fensterrand symbolisiert. In der Rubrik "Einstellungen" muss der Benutzer anschließend am unteren Fensterrand auf "Erweiterte Einstellungen" klicken. Das anschließende Hinzufügen der gewünschten Printer unter "Google Cloud Print" erklärt sich komplett von selbst.

Apple Airprint

Das Drucksystem von Apple aus der vor X-Ära galt seinerzeit als Meilenstein und revolutionär. Ähnlich zukunftsorientiert zeigt sich das jüngste Drucksystem AirPrint. Wie bei Google so versucht auch Apple die Hersteller dazu zu animieren, die Schnittstelle für AirPrint direkt im Drucker oder Multifunktionsgerät zu integrieren.

Doch im Gegensatz zur Google-Variante, müssen sich die Apple-Geräte und der AirPrint-kompatible Drucker zwingend innerhalb desselben WLANs befinden. Dieser technische Unterschied ist der fehlenden, von Google zentral über das Internet bereitgestellten Druckerwarteschlange, geschuldet.

AirPrint selbst kommt leider ohne jeglichen Schutz daher - wer auf das LAN/WLAN Zugriff hat, der kann auch den Drucker mit seinem iPad, iPhone 3GS oder neuer, iPod Touch der dritten Generation oder neuer und über OS X ab Lion nutzen. Eine Treiberinstallation ist grundsätzlich nie notwendig.

Möchte der Benutzer, beispielsweise über sein Apple iPad ein Druckauftrag aus dem Safari-Browser losschicken, so drückt er bei der gewünschten Seite auf den "Aktion"-Button und wählt "Drucken". Alle in der Nähe verfügbaren Drucker stehen zur Auswahl und erlauben für den Ausdruck einige Einstellungsmöglichkeiten wie beispielsweise Ausrichtung oder Seitengröße.

Statusmeldungen, beispielsweise dass die Tinte ausgeht, erhält der Anwender auch auf seinem iPad oder IPhone angezeigt. Etwas unglücklich hat Apple die Möglichkeit der Einflussnahme auf einen einmal losgeschickten Druckauftrag auf den Mobilgeräten gelöst. Die "Druckzentrale" ist nur, während der Drucker noch arbeitet, über das Multitasking-Menü zu erreichen, welches sich durch einen doppeltes Drücken der Home-Taste öffnet - was leider kaum jemand weiß.

Sollte der Drucker nicht über eine eigene WLAN-Schnittstelle verfügen, so besteht oft noch die Chance ihn über das WLAN-Netzwerk gemeinsam zu nutzen, wenn das Gerät über eine AirPort Time Capsule-, AirPort Extreme- oder eine AirPort Express-Basisstation direkt angeschlossen ist. Entsprechende Kurzanleitungen bietet Apple auf seiner Homepage an. Aber auch ohne dass der WLAN-Access-Point direkt aus dem Hause Apple stammt, ist eine Integration eines über Ethernet angesprochenen Druckers ins WLAN üblicherweise möglich.

AirPrint basiert auf dem Bonjour-Protokoll, einem System zur automatischen Erkennung von Netzwerkdiensten in einem IP-Netzwerk. Da es sich hierbei um ein nicht routbares Layer-2-Protokoll handelt, können sich nur AirPrint-, als auch AirPlay-Geräte innerhalb desselben Subnetzes entdecken. Soll der Zugriff über mehrere Netzwerksegmente erfolgen können, so ist der Administrator gefordert. Im Internet bietet die Firma Aerohive ein kostenfreies Gatetway als virtuelle Maschine für VMware ESX 4 und höher an, welches einen größeren Zugriff ermöglicht.

Self Service bei Windows

Die Zuordnung von Druckern in Firmennetzwerk geschieht meistens über Gruppenrichtlinien auf Windows-Server, oder klassisch über die alten Anmeldeskripte. Faktisch geht es immer wieder um die Bindung von Benutzer, Computer und Drucker - egal in welcher Konstellationen. Bedingt durch die Verbreitung von mobilen Geräten wie Laptops oder Tablets ist diese, eher starre Zuordnung, für manche Konstellationen äußerst unpraktisch.

Eine Alternative bietet die Software "LocateMyPrinters 2013 R2" von Appsphere, ebenfalls mit einer regelbasierten Druckerzuweisung für Benutzer, Gruppen und Computer auf Basis von vorkonfigurierbaren Druckerfavoriten. Aber auch den so genannten "Printer Self-Service" für den Endanwender. EDV-Verantwortliche, aber auch Anwender selbst, können sich in der Software Favoriten anlegen, die das wiederholte Durchsuchen der kompletten Druckerliste erspart. Eine solche Favoritenliste wäre beispielsweise eine Gruppe "Farbfähige A2-Drucker".

Da der Administrator höchstwahrscheinlich weitere Detailinformationen in einer Baumstruktur hinterlegt, beispielsweise Raumbezeichnungen und Stockwerte, erleichtern diese Infos dem User die Wahl des passenden Druckersn. Da die Bezeichnung der Geräte durch Administratoren üblicherweise eher kryptisch ausfallen, eine wahrlich hilfreiche Funktion.

Jeder Windows-PC, der über LocateMyPrinters arbeiten soll, benötigt eine kleine, zusätzliche Client-Software. Aus dieser heraus installiert der Benutzer möglicherweise benötigte Treiber auf seinem Computer nach. Die Software stellt sicher, dass dies automatisch im Administratorkontext geschieht.

LocateMyPrinters erweitert das sehr robuste Windows-Drucksystem um einigen Komfort und erleichtert es dem Anwender den benötigten Drucker selbst zu finden und zu installieren.