Apple, Android oder Amazon?

Mini-Tablets im Test: iPad Mini 3 gegen Nexus 9 gegen Fire HDX gegen Galaxy Tab S

20.12.2014 von Thomas Rau
Tolle Displays, lange Akkulaufzeit und superschnell: Wenn Sie auch bei einem kleinen Tablet große Qualität fordern, sind Sie in diesem Vergleichstest richtig. Die Minis von Apple, Google, Samsung und Amazon kämpfen um die Krone der Zwergen-Tablets.

Kleine Tablets sind beliebt, weil sie sehr günstig sind – Android-Geräte mit 7-Zoll-Display bekommen Sie bereits für unter 100 Euro. Sind die Minis deutlich teurer, wie die Geräte von Apple, Samsung, Google und Amazon in diesem Test, sollten sie mehr Leistung, Ausstattung und Funktionen mitbringen. Wollen Sie sich zu Weihnachten diesen kleinen Luxus gönnen, sagen wir Ihnen, von welchem Hersteller Sie das beste kleine Tablet bekommen.

Der kleine Luxus fällt etwas größer aus

Apple iPad Mini 3: Große Modellauswahl, klasse Design, viele Apps
Foto: Apple

Die besonders billigen Tablets haben meist ein 7-Zoll-Display, die kleinen Luxus-Tablets sind dagegen etwas größer: Das iPad Mini 3 ist 7,9 Zoll groß, das Galaxy Tab S von Samsung 8,4 Zoll, Amazon beim Fire HDX 8.9 und HTC beim Google Nexus 9 setzen auf ein Display mit 8,9 Zoll. Alle suchen dabei den optimalen Kompromiss zwischen klein genug für unterwegs, aber groß genug für Multimedia. Die beiden kleineren Tablets, das iPad Mini 3 und das Galaxy Tab S, fallen dabei rund zwei bis drei Zentimeter schmaler aus. Ein sehr kleiner Unterschied - in die Hosentasche passen die Mini-Tablets sowieso nicht, und in der Hand- oder Umhängetasche haben sie alle Platz.

Ähnliches gilt für das Gewicht: Die Tablets von Samsung und Apple sind mit 299 beziehungsweise 338 Gramm besonders leicht. Aber auch das Fire HDX 8.9 fühlt sich mit 372 Gramm nicht zu schwer an, andres als das 427 Gramm schwere Nexus 9. Wer das Tablet also vor allem unterwegs nutzen und mit einer Hand halten will, greift zum Galaxy Tab S oder dem iPad Mini 3.

Formatfrage: 4:3 oder 16:10?

Samsung Galaxy Tab S 8.4: Großartiges AMOLED-Display, geringes Gewicht, Telefonfunktion
Foto: Samsung

Deutlicher unterscheiden sich die Tablets bei der Auflösung und dem Seitenverhältnis der Displays: Das iPad Mini 3 und das Nexus 9 zeigen 2048 x 1536 Bildpunkte, haben also ein 4:3-Format. Darauf wirken Webseiten, digitale Zeitschriften oder e-Books besser als auf dem 16:10-Format der Displays im Fire HDX 8.9 und dem Galaxy Tab S. Außerdem lassen sich die 4:3-Tablets gleichermaßen bequem im Hoch- wie im Querformat nutzen. Den 16:10-Tablets kommt dagegen mehr das Querformat entgegen – sie sind ideal fürs Filmeschauen, weil die schwarzen Balken schmaler ausfallen als bei 4:3-Tablets.

Die Punktedichte liegt bei Samsung und Amazon höher als bei den Tablets von Apple und HTC. Allerdings fallen die Pixel auf allen Tablets so klein aus, dass das Bild sehr scharf wirkt und Schrift wie gedruckt aussieht.

Wer hat den besten Bildschirm? Alle!

HTC Nexus 9: Das Google-Tablet läuft schon mit Android 5 und besitzt eine 64-Bit-CPU. Top für Spieler, aber mäßige Akkulaufzeit
Foto: HTC

Die Bildqualität ist bei allen Mini-Tablets im Test top. Auch aus extremen Blickwinkel verblassen Farben kaum oder verschwimmen Details. Fotos und Filme wirken am intensivsten auf dem AMOLED-Display des Galaxy Tab S: Da bei dieser Technik für schwarze Bildinhalte das Hintergrundlicht nicht nur reduziert, sondern komplett abgeschaltet wird, erreicht es einen eigentlich unendlichen Kontrast.

Am hellsten leuchtet das Display im Fire HDX 8.9 – damit kann es Reflexionen des Umgebungslicht am besten überstrahlen und lässt sich auch draußen sinnvoll nutzen. Beim AMOLED-Display des Galaxy Tab S hängt die maximale Helligkeit vom Weißanteil im Bild ab: Je mehr Weiß, desto geringer die Helligkeit – so spart das Display Strom.

Akkulaufzeit: Nur das Nexus 9 enttäuscht

Deshalb überzeugt das Samsung-Tablet bei der Akkulaufzeit vor allem, wenn Sie viele dunkle Bilder haben – zum Beispiel bei einem Film. Unser Test-Film „Source Code“ mit vielen dunklen Bildanteilen ist daher ideal für das Galaxy Tab S – bei der Wiedergabe hält es über 13 Stunden durch. Das Fire HDX 8.9 und das iPad Mini 3 kommen auf über zehn beziehungsweise knapp 9,5 Stunden.

Anders sieht es beim Surfen aus, denn Webseiten gibt es mehr Weiß zu sehen: Hier ziehen die Tablets von Amazon und Apple mit knapp neun Stunden am Galaxy Tab S vorbei. Wer sein Tablet also flexibel und ausdauernd unterwegs nutzen will, greift zum Fire HDX 8.9 oder dem iPad Mini 3. Das Nexus 9 liegt mit einer Laufzeit von knapp sieben Stunden deutlich abgeschlagen zurück.

Amazon Fire HDX 8.9: Tolles Display, lange Akkulaufzeit, viele Zusatzfunktionen - aber die wenigsten Apps
Foto: Amazon

Die Zeiten, in denen sich ein iPad deutlich flüssiger bedienen ließ als Android-Tablets, sind lange vorbei: Auf Fingergesten und –eingaben reagieren alle Tablets im Test blitzschnell. Nur beim Galaxy Tab S fällt ein leichtes Ruckeln auf, wenn Sie sich rasch durch umfangreiche Webseiten mit vielen Bildern bewegen. Dass beim iPad Apps, Betriebssystem und Hardware am besten aufeinander abgestimmt sind, merken Sie an Details – wie den minimal schnelleren Ladezeiten beim Websurfen. Oder daran, dass das WLAN im iPad Mini 3 zwar noch nach dem älteren Standard 11n arbeitet, im Test gegen einen 11ac-Router beim Übertragungstempo aber mit den anderen Tablets mithalten kann, die nach dem aktuellen Standard funken. Bei allen Tablets ist das WLAN auch für Video-Streaming in hoher Qualität ausreichend schnell.

Nexus 9: Optimal für Spieler

Beim 3D-Tempo liegt das Nexus 9 klar vorne: In den Grafik-Benchmarks hängt das HTC-Tablet die Konkurrenz eindeutig ab. Subjektiv lassen sich aber selbst bei grafisch anspruchsvollen Spielen wie Asphalt 8 kaum Unterschiede erkennen. Es liegt also vor allem an den Apps, ob Sie den 3D-Tempo-Vorteil des Nexus 9 nutzen können. Gleiches gilt für 64 Bit: Der Tegra K1 im Nexus 9 und der A7 im iPad Mini 3 unterstützen 64 Bit, im Gegensatz zum Acht-Kerner Exynos 5420 im Samsung-Tablet und dem Quad-Core Qualcomm Snapdragon 805, der das Amazon-Tablet antreibt.

Wenn es um die Software geht, hat jedes Tablet eigene Vorteile: Das Nexus 9 bekommen Sie schon mit Android 5 und dürfen davon ausgehen, dass eine Android-Update zuerst für dieses Tablet verfügbar ist. Das iPad Mini 3 bringt das größte App-Angebot mit – vor allen an Anwendungen, die für Display-Größe und -Auflösung angepasst sind. Amazon arbeitet beim Fire HDX 8.9 mit einem eigenen Betriebssystem: Es basiert zwar auf Android 4.4, trotzdem können Sie nur Apps aus dem Amazon App Shop installieren, keine vom Google Play Store. Das App-Angebot bei Amazon ist ordentlich, reicht aber bei weitem nicht an das von Google heran.

Mit Mayday und Firefly besitzt das Amazon-Tablet zwei Funktionen, die die anderen Tablets nicht haben: Bei Mayday hilft Ihnen auf Wunsch ein Support-Mitarbeiter per Video-Chat, wenn Sie ein Problem mit dem Tablet haben. Firefly soll Produkte und Inhalte erkennen, die Sie dann sofort bei Amazon einkaufen können.

Multi-Nutzer, Multi-Tasking: Beim Mini-Tablet eigentlich nicht notwendig

Beim Fire HDX 8.9 können Sie das Tablet besonders leicht für mehrere Benutzer einrichten, um es beispielsweise an Kinder weiterzugeben. Die dürfen dann das Tablet beispielsweise nur für eine festgelegte Dauer nutzen und nur bestimmte Apps und Inhalte verwenden. Ähnlich funktioniert das auch bei den beiden Android-Tablets, lässt sich aber nicht so einfach einrichten. Das iPad Mini 3 bietet nur wenige Möglichkeiten, mehrere Nutzer zu verwalten. Multi-Tasking beherrscht das Galaxy Tab S am besten: Mit Multi-Windows können Sie auf dem Samsung-Tablet zwei Apps nebeneinander öffnen. Multi-Nutzer und Multi-Tasking sind sinnvolle Zusatzfunktionen – es kommt aber darauf an, ob Sie das auf einem Mini-Tablet überhaupt brauchen. Denn üblicherweise gibt man ein kleines Tablet seltener aus der Hand als ein großes – und mit mehreren Apps gleichzeitig zu arbeiten, macht auf einem kleinen Display trotz der hohen Auflösung auch nicht viel Sinn.

Alle Mini-Tablets bekommen Sie als WLAN- oder LTE-Modell. Die LTE-Variante macht bei kleinen Tablets durchaus Sinn- besonders beim Galaxy Tab S: Denn mit dem Samsung-Tablet können Sie auch ganz normal telefonieren. Ein netter Zusatznutzen, aber trotzdem dürfte die Zielgruppe, die zum Telefonieren lieber ein 8,9-Zoll-Tablet statt eines Smartphones nutzt, ziemlich klein sein.

Auf den Speicher kommt es an - nur nicht beim Galaxy Tab S

Ein wichtiger Unterschied bei der Ausstattung ist dagegen der interne Speicher. Denn außer dem Samsung Galaxy Tab S lässt sich kein anderes Tablet per Micro-SD-Karte aufrüsten. Beim iPad Mini 3 haben Sie die größte Auswahl – es gibt Modelle mit 16, 64 oder 128 GB Speicher. Den meisten Käufern dürften aber Modelle mit 32 GB ausreichen – damit bekommen Sie das Fire HDX 8.9 und das Nexus 9. Vom Amazon-Tablet gibt es auch ein 64-GB-Modell.

Die Preise der Luxus-Zwerge liegen bei gleicher Speicher- und Funkausstattung eng beieinander. Am günstigsten sind derzeit jeweils die Modelle des Galaxy Tab S. Der Straßenpreis für das iPad Mini 3 liegt knapp unter dem Preis des Fire HDX 8.9. Etwas teurer ist das Nexus 9. Die Preise bewegen sich aber ständig – vor allem in der Vorweihnachtszeit: Einen Schnäppchen-Tipp bekommen Sie daher von uns nicht.

Mini-Tablets von Apple, Samsung, Google und Amazon im Test: Fazit

Mit keinem der Mini-Tablets machen Sie etwas falsch: Das Samsung Galaxy Tab S 8.4, das Amazon Fire HDX 8.9 und das Apple iPad Mini 3 liegen im Test so nahe beieinander, dass es keinen eindeutigen Sieger gibt. Sie können sich deshalb das Mini-Tablet mit Ihrem Lieblings-Betriebssystem auswählen oder warten auf ein besonders günstiges Angebot für ein Modell.

Soll das Tablet auch als Statussymbol glänzen, fällt die Wahl auf das iPad Mini 3. Das Samsung Galaxy Tab S 8.4 ist extrem leicht und begeistert Filmfreunde mit seinem AMOLD-Display. Das Fire HDX 8.9 hat ebenfalls ein großartiges Display und eine sehr gute Akkulaufzeit, aber ein kleineres App-Angebot.

Das HTC Nexus 9 liegt nicht ganz auf diesem hohen Niveau – was vor allem am höheren Gewicht und der schwächeren Akkulaufzeit liegt. Wenn Sie bei Android immer die Nase vorne haben wollen, sollten Sie aber trotzdem zugreifen.

(PC-Welt/ad)