Die Quadratur des Android-Handys

Mini-Smartphone Motorola Flipout im Test

19.12.2010 von Yvonne Göpfert
Klein, quadratisch, bunt, QWERTZ-Hardware-Tastatur - das Motorola Flipout hat viele Reize. Wie gut sich das Mini-Smartphone mit Android 2.1 im Alltag schlägt, verrät der Test.

Während Android-Handys üblicherweise wie ein flacher Riegel aussehen, experimentiert Motorola mit einem neuen Formfaktor beim Flipout mit dem Formfaktor. Das Mini-Handy ist mit 67 x 67 x 17 mm im zusammengefalteten Zustand ein Quadrat, wodruch es ungewöhlich breit wirkt. Legt man es aber neben ein iPhone 3 oder ein HTC HD2, dann relativiert sich der "breite" optische Eindruck.

Motorola Flipout: Kommt mit austauschbaren Rückteilen in Schwarz, Pink, Grün und Orange

Flippig ist der Drehmechanismus, der die QWERTZ-Tastatur unter dem Display hervorzaubert und das Handy dann zum Rechteck macht. Display und Tastatur sind mit einem Drehgelenk miteinander verbunden. Um das Handy aufzuschieben, reicht es, leicht mit dem Finger gegen den Bildschirmrand zu drücken. Der Mechanismus gleitet dabei so sanft wie eine moderne Küchenschublade - sehr elegant. Es kommt eine fünfzeilige Tastatur zum Vorschein, die neben Platz für die Buchstaben von A bis Z samt Umlauten auch noch eine eigene Reihe für die Ziffern von null bis neun bietet.

Pluspunkte sammelt das Motorola Flipout als Mode-Accessoire: Das Handy wird mit vier austauschbaren Schalen für die Gehäuserückseite angeboten. Die Cover in den Farben Grün, Orange, Pink und Schwarz liegen jeder Verpackung bei. Wer sein Handy passend zur Krawatte oder Bluse wählen will, muss also nur in die Schublade greifen.

Bedienung

Obwohl sich die Buchstaben auf der Tastatur auf engstem Raum verteilen, kommen Vertipper so gut wie nicht vor. Die Tasten sind gut zu erfühlen und haben einen wohldefinierten Druckpunkt. Nur das Vier-Wege-Steuer-Kreuz, das die Maus-Pfeile auf dem Handy steuert, ist einen Tick zu flach geraten und lässt sich deshalb schlecht bedienen.

Das Flipout läuft unter dem Betriebssystem Android 2.1, darüber hat Motorola wieder seine Oberfläche Motoblur gepackt. Bis zu sieben Bildschirme lassen sich mit Widgets, also kleinen Programmen, die in einer Art Mini-Browser laufen, oder mit Verknüpfungen belegen. Damit ist das Handy hochgradig an die persönlichen Bedürfnisse anpassbar - wie alle Android-Handys.

Wer sich für das kompakte Motorola Flipout interessiert, muss beim Displaymit seiner 2,8 Zoll Bildschirmdiagonale natürlich Abstriche machen. Die Konsequenz: Inhalte wirken auf der Minifläche wirklich sehr gedrängt. Das wiegt vor allem deshalb so schwer, weil Motorola durch Motoblur den Startbildschirm mit neuen Nachrichten und Status-Updates von Facebook in Anspruch nimmt. Hinzu kommt, dass die Darstellung durch die niedrige Auflösung von 320 x 240 Pixeln zusätzlich an Klarheit einbüßt.

Wer Facebook- und Twitter-Dauernutzer ist, wird aber von Motorolas Motoblur-Oberfläche begeistert sein. Alle Statusmeldungen und neuen Nachrichten landen per Push direkt auf dem Startbildschirm. Motoblur integriert über Facebook und Twitter hinaus auch Last.fm, Picasa und MySpace. Außerdem sorgt Motorola dafür, dass alle in diesen Diensten gespeicherten Kontaktdaten im Adressbuch angezeigt werden. Das funktioniert jedoch nur, wenn der Anbieter die entsprechende Schnittstelle freigegeben hat. Bei web.de ist dies beispielsweise nicht der Fall, bei Google und Facebook schon. Eigene Einträge kann der Nutzer natürlich ebenfalls vornehmen. Außerdem holt sich das Adressbuch Fotos aus Facebook.

Ferner hat Motorola Widgets zum Ein- und Ausschalten für WLAN, Bluetooth und GPS sowie den Flugmodus aufgespielt. Der Akku-Manager hilft beim Energiesparen, der Daten-Manager protokolliert das Volumen der gesendeten und empfangenen Daten. Wer sein Handy mit Prepaid-Karte nutzt oder im Ausland auf Daten-Roaming angewiesen ist, hat dadurch die Kosten gut im Blick.

Internet

Wer ein Motoblur-Konto anlegt, muss sich keine Sorgen machen, wenn das Handy verloren geht und alle Daten verloren scheinen. Ein Datenbackup auf einem Cloud-Server von Motorola sorgt dafür, dass Kontaktdaten, Fotos und Nachrichten gespeichert sind. Wer auf dem Handy den Menüpunkt "Phone Portal" aufruft und sein Handy per WLAN oder USB mit dem heimischen PC verbindet, kann Daten auch via PC verwalten. Dazu muss er im Internet Explorer nur den Link eintippen, den die Software angibt. Andere Browser wie Firefox funktionieren nur lückenhaft. Weiter besteht die Möglichkeit, die Kontakte als .csv-Datei zu exportieren und somit auf das auf dem PC installierte Outlook zu übertragen.

Einem Ausflug ins Internet steht nichts im Wege. Der Android-Browser WebKit bildet die Webseiten dank WLAN und HSDPA flott ab - genau wie auf dem PC. Die Lesbarkeit ist auf dem Mini-Display allerdings nicht optimal. Per Multitouch und Zwei-Finger-Zoom kann man die Inhalte auf lesbare Größe ziehen. Mit Flash kommt das Handy jedoch nicht klar. Youtube-Videos kann man dagegen ansehen. Wer sich viel im Netz tummelt, bringt den kleinen Akku allerdings stark in Bedrängnis. Und so muss das Handy beinahe täglich wieder an die Steckdose.

Immer häufiger ist auf Android-Handys auch Quickoffice zu finden. Damit kann der Anwender unterwegs Office-Dokumente lesen. Überarbeiten lassen sich die Daten auf dem Motorola Flipout leider nicht. Dafür erlaubt Motorola die Nutzung von Sprachwahl. Die Trefferquote lag im Test bei rund
70 Prozent.

Multimedia

Von der 3-Megapixel-Kamera sollte man nicht viel erwarten: Weder Autofokus noch LED-Blitz stehen zur Verfügung. Auch weitere Einstellmöglichkeiten hat sich Motorola gespart, nur einen Panorama-Assistenten gibt es. Die Bildschärfe lässt zu wünschen übrig, sobald man sich einem Motiv zu stark nähert. Bei feingliedrigen Bildmotiven kann die Kamera Details nicht herausarbeiten. Immerhin lassen sich die Fotos geotaggen, also mit den GPS-Daten des Aufnahme-Ortes versehen. Dafür sorgt das eingebaute GPS. Wer navigieren will, kann sich das Update von Google Maps im Android Market holen und die kostenlose Sprachnavigation nutzen. Alternativ hat Motorola einen Link auf Telmap gelegt. In unserem Test konnte wir den Kartendienst zwar herunterladen, jedoch nicht aufrufen.

Der MP3-Player auf dem Motorola Flipout kommt mit neuen Funktionen, die beim Android-Standard-Player nicht zu finden sind. Er zeigt beispielsweise Lieder an, die andere Nutzer in der Umgebung gerade hören, sofern die Standorterkennung aktiviert ist.

Weiter bietet der "Verbundene MP3-Player", wie Motorola seine Musik-Abspiel-Software nennt, Radio-Empfang und die Möglichkeit, Songtexte aus dem Netz zu ziehen. Die Liedtexte werden zum Takt der Musik eingeblendet. Manchmal stolpert die Datenbank jedoch über die Synchronisationsgeschwindigkeit. Der Text bleibt dann hängen oder hinkt der gerade gesungenen Textzeile hinterher. Prinzipiell ist die Textanzeige aber ein gute Idee - sofern man eine Datenflatrate hat. Andernfalls wird der Service ein teures Vergnügen.

Bei der Sprachqualität kommt das Handy auf zufriedenstellende Werte, der Freisprecher knackt eine Spur zu viel.

Fazit

Das Motorola Flipout ist klein, kompakt und bunt. Als Lifestyle-Handy ist es nicht für den Business-Einsatz gedacht. Einen Pokal gibt es für die Mini-Tastatur, mit der Facebook-Freunde und Chat-Fans schnell ihre Nachrichten auf dem Android-2.1-Handy eingeben können. Musik-Fans bekommen über den MP3-Player auch die Möglichkeit, Songs mitzulesen. Nur von der Kamera und der Akkulaufzeit des Motorola Flipout darf man sich nicht allzu viel erwarten. Das Flipout ist derzeit ohne Mobilfunkvertrag für rund 300 Euro (Stand: Dezember 2010) zu haben. (mec)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt.