Raspberry Pi und Minecraft

Minecraft mobil mit dem Raspberry Pi

24.04.2015 von Stephan Lamprecht
Das weltweit populäre Spiel Minecraft bietet einen schönen Multiplayer-Modus. Um gemeinsam mit Freunden zu spielen, wird ein Server benötigt. Lesen Sie hier, wie Sie mit dem Raspberry Pi einen Minecraft-Server sprichwörtlich in die Tasche stecken.

Minecraft hat in den vergangenen zwei Jahren eine erstaunliche Popularität gewonnen. Und das trotz oder gerade wegen seiner archaisch anmutenden Grafik. Weltweit begeistern sich die Spieler an den schier unendlichen Möglichkeiten, sich eigene Welten mitsamt Gebäuden zu schaffen, Landschaften zu erforschen und sich gegen Monster zu erwehren. Wer will, kann zeitgleich mit anderen Spielern die gleichen Landschaften erforschen. Wer spontan und überall mit anderen Minecraft spielen will, kann sich seinen Server auf einem Raspberry Pi in die Tasche stecken.

Das benötigen Sie für den Spielspaß

Der Artikel geht davon aus, dass Sie bereits alle notwendigen Grundkomponenten besitzen und den Raspberry erfolgreich in Betrieb genommen haben. Zum Inventar gehören also mindestens

Konfigurations-Tool raspi-config: Das Übertakten des Raspberry ist direkt über die Oberfläche des Rechners möglich und beschleunigt die Spielvorbereitungen.

Damit dem kleinen Computer später beim Spielen nicht die Puste ausgeht, übertakten Sie die CPU. Das bedeutet in der Regel, dass sich die Lebenserwartung des Taschencomputers reduzieren wird. Daher setzen Sie nach dem Spiel die Übertaktung am besten wieder zurück. Loggen Sie sich entweder mit root-Rechten auf dem Raspberry per SSH ein, oder öffnen Sie ein Terminal. Dort starten Sie mit sudo raspiconfig das einschlägige Standard-Tool. Im nachfolgenden Menü entscheiden Sie sich für „7 Overclock“. Bestätigen Sie den Sicherheitshinweis, und wählen Sie den Wert „High“. Bei einem noch höheren Wert laufen Sie Gefahr, dass der Rechner instabil wird.

Welcher Server? Eine höllische Auswahl

Mehr als unübersichtlich ist die Lage derzeit bei den Server-Programmen, die Sie einsetzen können. Unter ambitionierten Spielern gilt der Bukkit-Server als erste Wahl. Speziell für den Raspberry gibt es eigentlich einen Fork mit dem Namen „Spigot“. Allerdings herrscht bei Spigot seit einigen Wochen ein lizenzrechtliches Gerangel, nachdem ein Entwickler ausgestiegen ist. Wie es mit dem Projekt weitergeht, erscheint deswegen ungewiss. Eher wenig Freude auf dem Raspberry machen die Versionen, die für stationäre Rechner gedacht sind.

Sowohl der offizielle Server von Mojang als auch der originale Bukkit-Server sowie sein Fork Spigot lassen sich auf dem Raspberry installieren. Als Voraussetzung benötigen Sie in jedem Fall vorher die notwendige Java-Umgebung. Dies erledigen Sie mit diesem Befehl im Terminal:

sudo apt-get install oracle-java7-jdk

Den offiziellen Server von Mojang laden Sie sich mit

wget https://s3.amazonaws.com/MinecraftDownload/launcher/minecraft_server.jar

auf den Raspberry herunter. Da der Befehl „wget“ die Datei in das Verzeichnis speichert, in dem Sie sich aktuell befinden, legen Sie am besten vorher ein geeignetes Verzeichnis an:

mkdir ~/minecraft

Danach wechseln Sie mit cd ~/minecraft in diesen Ordner und starten dann den oben genannten Wget-Download.

Ist der kleine Download erfolgreich abgeschlossen, starten Sie den Server mit dem Befehl

java -Xmx256M -Xms256M -jar minecraft_server.jar

Basierend auf Spigot und Bukkit werden Sie im Internet noch eine ganze Reihe weiterer Spezialeditionen finden bis hin zu einer Variante, die Sie lediglich auf die SD-Karte schreiben müssen, um dann den Server bereits beim Booten aufzurufen.

Komfortablere Steuerung im Browser: Wenn Sie den Server per Browser konfigurieren wollen, müssen Sie den Zugang einrichten und einen Benutzer anlegen.

Schnellerer MC-Server auf Basis C++: Bei allen bisher genannten Javabasierten Minecraft-Servern wird insbesondere der Start eine Geduldsprobe. Inzwischen gibt es eine interessante Version eines Minecraft-Servers, die in C++ geschrieben wurde. Der Verzicht auf Java beschleunigt das gesamte System. Zusätzlich besitzt diese Server-Variante auch eine grafische Oberfläche, die sich per Browser bedienen lässt. Die Installation des Systems kann sogar auf der grafischen Oberfläche des Raspberry Pi erfolgen. Das macht die Einrichtung sehr einfach.

Besuchen Sie die Seite http://mcserver.org/. Sie finden dort die Links zum Download der verschiedenen Versionen. Klicken Sie auf den Tux, und laden Sie sich die mit „raspi“ bezeichnete Version auf den Raspberry Pi herunter. Wenn Sie wollen, können Sie den Server auch aus den Quellen kompilieren (siehe Kasten „MC-Server kompilieren“). Das Paket wird in Form einer ZIP-Datei angeboten. Diese lässt sich einfach unter der grafischen Oberfläche mit einem Doppelklick öffnen. Entpacken Sie das Archiv in ein Verzeichnis Ihrer Wahl. Achten Sie darauf, dass die Verzeichnisstruktur des Archivs erhalten bleibt. Eine Installation ist nicht notwendig. In einem Terminal wechseln Sie dann in den Ordner, in den Sie die Installation entpackt haben. Liegt dieser im Homeverzeichnis des Standardbenutzers „pi“, dann lautet der Befehl so:

cd /home/pi/Ordnername./MCServer

Jetzt startet das Programm erstmals. Dabei werden Sie wahrscheinlich eine ganze Reihe von Fehlermeldungen erhalten, die Sie ignorieren können: Der Server sucht beim ersten Start eine Reihe von INI-Konfigurationsdateien, die zunächst fehlen, dann aber automatisch erstellt werden. Beim nächsten Mal erfolgt der Start schneller und ohne Fehlermeldungen.

Bei diesem ersten Aufruf hat das Programm auch die Einstellungsdateien für den Browser-Zugriff angelegt. Suchen Sie im Installationsverzeichnis nach der Datei „webadmin.ini“. Öffnen Sie diese mit einem Editor:

nano webadmin.ini

Entfernen Sie das Semikolon vor den beiden Einträgen „User“ und „Password“, und vergeben Sie jetzt einen eigenen Nutzernamen „User:[Name]“ sowie ein Passwort. Dann speichern Sie die Datei und starten den Server neu. Mit einem Browser rufen Sie nun die IP-Adresse des Raspberry auf – etwa „http://192.168.1.150:8080“. Passen Sie die IP-Adresse 192.168.1.150 an Ihre Gegebenheiten an. Die Anmeldung erfolgt nun mit dem Benutzernamen und dem Passwort, wie Sie es vorher in der „webadmin.ini“ festgelegt haben. Das Webinterface bietet Ihnen Zugriff auf Einstellungen des Servers. Dieser Zugriff per Browser ist komfortabel, allerdings nicht unbedingt notwendig: Die Einstellungen des Minecraft-Servers können Sie auch mit jedem beliebigen Editor in der Datei „settings.ini“ bearbeiten.

Mit dem Server verbinden

Konfiguration des Minecraft-Servers im Browser: Die Admin-Oberfläche des Servers ist äußerst schlicht und funktional.

Nun ist es an der Zeit, sich erstmals mit dem Server zu verbinden. Starten Sie den lokalen Minecraft-Launcher auf Ihrem PC, und melden Sie sich mit Ihrem Spielerprofil an. Im Startbildschirm entscheiden Sie sich für „Multiplayer“. Das Programm wird jetzt das lokale Netzwerk nach laufenden Servern durchsuchen.

Falls der Raspberry-Server nicht auftaucht, finden Sie auf dem Raspberry zunächst dessen IP-Adresse mit dem Kommando sudo ifconfig heraus. In der Minecraft-Software am PC entscheiden Sie sich nun für „Direct Connect“, geben die ermittelte IP-Adresse ein und ergänzen Sie diese am besten durch die Portnummer „:25565“. Drücken Sie auf „Join Server“.

Eine feste IP-Adresse vereinfacht den Zugang: Sie können auf Ihrem Spielecomputer den Launcher nach dem Server suchen lassen oder sich manuell mit der IP-Adresse des Raspberry-Servers verbinden.

Jetzt verbindet sich der Client erstmals mit dem Server. Im Terminal auf dem Raspberry können Sie die Anmeldung ebenfalls mitverfolgen. Wenn die Verbindung nicht zustandekommt und der Launcher darauf hinweist, dass der Server nicht erreicht oder gefunden werden konnte, ist wahrscheinlich der Router des Netzwerks schuld. Um Minecraft spielen zu können, müssen die Clients über den Port 25565 den Server erreichen. Viele Router sind so konfiguriert, dass außer dem einfachen Aufruf von HTML-Seiten kein weiterer Datenverkehr erfolgen darf. In diesem Fall müssen Sie am Router die Einstellung vornehmen, dass Anfragen an den genannten Port passieren dürfen. Die Aufrufe an diesem Port müssen dann an die IP-Adresse des Raspberry weitergeleitet werden. Suchen Sie nach einer Option oder Einstellung im Router, die mit „Port Forwarding“ oder „Virtueller Server“ beschrieben wird. Wie in solchen Szenarien üblich, sollte der Server statt über DHCP eine statische lokale IP-Adresse erhalten, damit die Verbindung und die Portweiterleitung dauerhaft stehen.

Tipps zur Optimierung

Minecraft ist ein scheinbar einfaches Spiel, aber in Hinblick auf die Verwaltung der Karten und des Inventars durchaus komplex. Das strapaziert die Ressourcen des kleinen Computers recht ordentlich.

Entfernen Sie während des Spiels alle externen Komponenten, die Sie nicht benötigen, wie zum Beispiel externe USB-Festplatten oder Dongles für den Betrieb mit Bluetooth. Haben Sie bereits vorher andere Server-Dienste in Betrieb genommen, etwa den Raspberry als Druckerserver verwendet, deaktivieren Sie solche Dienste, um die Leistungsfähigkeit ganz auf das Spiel zu fokussieren. Dazu gehört auch die Anbindung per Ethernet-Kabel an das lokale LAN, da auch WLAN-Adapter Ressourcen kosten und instabiler arbeiten als eine Kabelanbindung.

MC-Server für Ubuntu oder Debian kompilieren

Sie möchten den MC Server direkt aus dem Quellen auf Ihrem System kompilieren? In der Tat – wie bei vielen Software-Projekten ist der Quellcode stets ein Stück aktueller als die bereits fertig angebotenen Pakete. Wenn Sie etwas mehr als eine Stunde Zeit haben, ist das für fortgeschrittene Anwender nicht schwer. Im ersten Schritt installieren Sie sich ein paar Programme, die für das Kompilieren notwendig sind:

sudo apt-get install git cmake gcc

Die Entwickler laden den Quellcode auf der Plattform Git. Von dort müssen Sie die Quelle erst mit folgenden Kommandos auf Ihren Rechner übertragen:

git clone https://github.com/mcserver/MCServer.git mc-server
cd mc-server
git submodule init
git submodule update

Schließlich muss der Quellcode übersetzt werden:

cmake . -DCMAKE_BUILD_TYPE=RELEASE && make

Lassen Sie das Terminal nun unbedingt geöffnet, bis das System einen Erfolg meldet. Die Programmdateien liegen jetzt in diesem Beispiel im Unterordner „/mc-server“. Dieses Verzeichnis verschieben Sie am besten in einen Unterordner des Home-Verzeichnisses. Hier starten Sie den Server wie im Haupttext beschrieben.

(PC-Welt/ad)