Virtuelle Betriebssysteme

Microsoft Virtual PC 2004 gegen VMware Workstation 4.5

01.02.2005 von Moritz Jäger
Vor allem im Support und für die Evaluation muss man schnell und einfach auf mehrere Betriebssysteme zugreifen können. Die beiden Platzhirsche für PC-Virtualisierung bieten hierfür unterschiedlich ausgereifte Lösungen.

Allein Microsoft bietet inzwischen sieben verschiedene Versionen von Windows an (95, 98, ME, NT, 2000, Server 2003 und XP). Ein eigener Rechner für jedes dieser Systeme übersteigt in den meisten Fällen das Budget einer Entwicklungs- oder Support-Abteilung. An diesem Punkt setzen die virtuellen PCs von VMware und Microsoft an. Diese emulieren auf einem vorhandenen Rechner komplett neue Systeme, inklusive BIOS und Hardware. Diese können dann zur Installation verschiedener Gastsysteme genutzt werden. Dabei ist man nicht auf die Redmonder Betriebssysteme beschränkt. Ebenso können verschiedene Linux-Distributionen oder Unix-Derivate zum Einsatz kommen.

Die bekanntesten Produkte zur PC-Virtualisierung sind die Workstation 4.5 von VMware und der 2003 von Microsoft aufgekaufte Virtual PC 2004. Beide erstellen eine Sandbox auf dem Host-Rechner. In dieser laufen die neu installierten Betriebssysteme völlig isoliert. Die virtuelle Maschine emuliert die komplette Hardware für die Gastsysteme, der direkte physikalische Zugriff verbleibt exklusiv beim Host. Einen genauen Überblick über die Technik der virtuellen Maschinen finden Sie in unserem Vergleich der Vorgängerversionen.

Microsoft Virtual PC 2004

Wurde die letzte Version noch von Connectix entwickelt, so ist Virtual PC nun ein Microsoft-Produkt. Dies zeigt sich unter anderem ganz klar in den Systemanforderungen. Auf dem Host-System muss entweder Windows XP Professional oder Windows 2000 installiert sein. Die Mindestanforderungen von einer 400-MHz-CPU und 20 MByte freiem Speicherplatz sind als absolute Untergrenze anzusehen. Der nötige Arbeitsspeicher ergibt sich aus dem Bedarf des Host- und des Gastsystems. Addieren Sie den notwendigen Speicherbedarf der gleichzeitig laufenden Systeme, um den genauen Wert zu erhalten. Allgemein gilt: Je mehr Ressourcen der Host besitzt, desto besser.

Virtual PC 2004 kostet um die 180 Euro. Microsoft stellt zudem eine 45-tägige Testversion zum Download zur Verfügung. Für den Betrieb ist keine Seriennummer erforderlich. Im Preis sind keine zusätzlichen Lizenzen für Gastsysteme enthalten, für diese fallen die normalen Kosten an.

Quickinfo

Produkt

Virtual PC 2004

Hersteller

Microsoft

Preis

180 Euro

Download-Größe

16,9 MByte

Systemvoraussetzungen:

Hardware

400-MHz-CPU, 96 MByte RAM

Betriebssystem

Windows XP Professional, Windows 2000

Alle technischen Daten finden Sie auf der Seite Technische Daten im Überblick.

Virtual PC 2004: Installation

Die Installation der Haupt-Software geht schnell vonstatten. Ein Neustart wie beim Vorgänger entfällt. Beim ersten Aufruf startet automatisch ein Assistent, der beim Einrichten einer virtuellen Maschine hilft. Insgesamt sind acht Schritte notwendig. Nach der Auswahl des späteren Betriebssystems schlägt der Assistent automatisch die Größe des Arbeitsspeichers vor, wählt aber stets die Minimalanforderung. Auf dem Testbetriebssystem konnten bei einem GByte Gesamtarbeitsspeicher maximal 818 MByte an die virtuelle Installation abgegeben werden.

Ein Eingriff bei der Erstellung der virtuellen Festplatte ist nicht möglich. Diese wird mit 16 GByte veranschlagt, egal, wie viel Platz auf der zu Grunde liegenden physikalischen Platte frei ist. Eine spätere Änderung erfolgt dynamisch oder per "Assistent für virtuelle Festplatten". Die 16 GByte werden im Übrigen weder partitioniert noch formatiert, dies muss später im Setup des Betriebssystems vorgenommen werden.

Nach Abschluss des Wizards zeigt das Programm eine knappe Zusammenfassung der Einstellungen an. Tipps wie in Virtual PC 4.2 fehlen gänzlich.

Virtual PC 2004: Betrieb

Beim ersten Start der Virtual Machine zeigt sich zunächst die virtuelle BIOS-Konfiguration. Im BIOS selbst können Einstellungen wie die Bootreihenfolge und der Passwortschutz sowie Grundlegendes zum Powermanagement oder der IDE/Floppy-Konfiguration vorgenommen werden. Medien für die Installation kann Virtual PC als Image auf der Festplatte oder als CD im physikalischen Laufwerk einbinden. Unübersichtlich ist allerdings, dass bei der Auswahl der Laufwerke nicht der CD-Name angezeigt wird. Virtual PC kommt mit Daten-DVDs ebenso wie mit Film-DVDs zurecht. Ein direktes Brennen von CDs aus der virtuellen Maschine heraus ist nicht möglich.

Das Installationsprogramm des Betriebssystems findet eine unpartitionierte Festplatte vor. Die Installation selbst läuft problemlos ab. Ist das neue Betriebssystem fertig installiert, sollten im Anschluss die Add-ons eingebunden werden. Diese ermöglichen, beispielsweise mittels Drag-and-Drop, Daten zwischen Host- und Gastsystem zu transferieren, nahtlose Mausübergänge zu schaffen oder auf dem Host ein Verzeichnis freizugeben, auf das der Gast zugreifen kann.

Die Installation von SuSE Linux 9.2 funktioniert ebenfalls einwandfrei. Angenehm ist, dass Virtual PC 2004 mit der emulierten S3-Grafikkarte von Anfang an eine komplett grafische Installation ermöglicht.

Virtual PC stellt dem Gastsystem eine SVGA-Grafikkarte mit acht MByte Grafikspeicher zur Verfügung. Auch eine Soundblaster-kompatible Sound-Karte wird emuliert. USB-Geräte wie Maus oder Tastatur bindet eine PS/2-Emulation ein. Benötigt das Gerät einen eigenen Treiber, wie USB-Sticks oder andere Multimedia-Geräte, können diese die virtuelle Maschine nicht direkt nutzen. Eine Unterstützung von SCSI-Geräten ist ebenfalls nicht vorhanden.

Es ist nicht möglich, eine bereits bestehende VM direkt zu klonen. Ein bewährter Workaround ist, die vorhandene vhd-Datei einer virtuelle Festplatte zu kopieren. Im Anschluss erzeugt man über den Assistenten einen neuen virtuellen Computer und nutzt als Festplatte die eben erstellte Kopie. Gegebenfalls muss noch der Name und die IP-Adresse der neuen virtuellen Maschine angepasst werden.

Eine Unterstützung für Hyper-Threading oder mehrere CPUs fehlt gänzlich. Die Gesamtlast liegt auf einer CPU des Hostsystems. Deren Auslastung liegt meist über 90 Prozent. Sind in dem Host-System mehrere Prozessoren vorhanden, bleiben diese ungenutzt. Da Virtual PC 2004 sämtliche virtuellen Maschinen in einem Thread unterbringt, kann man mehrere emulierte PCs auch nicht auf die verschiedenen CPUs manuell aufteilen. Erstaunlich ist die niedrige Belastung des Arbeitsspeichers. Zwei aktive Windows-XP-Emulationen belegen zumindest laut Task-Manager gerade einmal 16 MByte.

Virtual PC 2004: Netzwerk und Sonstiges

Ist das Betriebssystem heruntergefahren, kann man in den Einstellungen jeder virtuellen Maschine bis zu drei Netzwerkadapter zuweisen. Die emulierte Hardware basiert dabei auf einem Intel 21140 Netzwerkchipsatz. Vier Optionen stehen zur Verfügung. In der Standardkonfiguration verhalten sich die Netzwerkkarten so, als seien sie an das gleiche Netzwerk wie der Host angeschlossen und erhalten eine IP aus derselben Range. Im Modus "Gemeinsames Netzwerk (NAT)" kommunizieren die virtuellen Maschinen mit einem in Virtual PC integrierten NAT-Router. Dieser stellt auch einen DHCP-Server zur Verfügung.

Schaltet man die Netzwerkkarte in den Modus "nur lokal", können nur die VMs miteinander kommunizieren. Vom Host und dem Rest des Netzes sehen sie nichts. Im vierten und einfachsten Fall ist jeglicher Zugriff gesperrt.

Die globalen Einstellungen regeln allgemeine Punkte. Unter "Leistung" lässt sich beispielsweise festlegen, ob allen virtuellen Maschinen die gleiche Rechenzeit zugestanden wird, ob aktive Fenster bevorzugt oder inaktive Fenster beendet werden sollen. Auch die Sound-Unterstützung für inaktive VMs lässt sich deaktivieren.

Virtual PC 2004: Fazit

Microsoft hat seit der Übernahme von Connectix nur minimale Änderungen vorgenommen. Die Software erfüllt zwar ihren Zweck, die Leistung der einzelnen virtuellen Rechner ist jedoch nur ausreichend.

Die Emulation der Hardware ist ordentlich. Die SVGA-Grafikkarte mit acht MByte Grafikspeicher reicht für das typische Einsatzgebiet aus. Durchdacht und praktisch sind die Add-on-Tools und die Drag-and-Drop-Funktion. Negativ fällt der fehlende Support für mehrere CPUs, USB oder SCSI auf.

Microsoft verlangt immerhin 180 Euro für das Produkt. Dafür sollte der Kunde aber mehr erhalten als den Aufguss einer alten Software.

VMware Workstation 4.5

VMware bietet mittlerweile die vierte Version der virtuellen Workstation an. Anwender können zwischen einer nativen Version für Linux und Windows wählen. Bei den Windows-Host-Systemen zeigt sich die Workstation 4.5 flexibler als die Microsoft-Konkurrenz. Neben dem aktuellen Windows Server 2003 lässt sich noch das betagte Windows NT 4 einsetzen, ebenso Windows XP und Windows 2000. Beeindruckend ist die Liste offiziell unterstützter Gast-Betriebssysteme. Neben verschiedenen Windows-Versionen und Linux-Distributionen ist auch Solaris oder FreeBSD im virtuellen PC denkbar.

Eine 30-tägige englische Testversion kann man nach einer Registrierung von der Homepage des Herstellers laden, der nötige Product Key wird an die angegebene E-Mail-Adresse geschickt. Die Evaluierungsversion steht für Linux und Windows zur Verfügung. VMware hat die Preisschraube nach unten gedreht, die Vollversion zum Downloaden kostet 189 US-Dollar, eine geboxte Variante schlägt mit 199 US-Dollar zu Buche. Besitzer der Workstation 3.x erhalten zudem ein vergünstigtes Update-Angebot. Die angegebenen Systemvoraussetzungen gelten als absolute Untergrenze. Wie auch bei Virtual PC 2004 fallen gesonderte Kosten für die jeweiligen Gastbetriebssysteme an.

Quickinfo

Produkt

Workstation 4.5

Hersteller

VMware

Preis

189 US-Dollar (Download) 199 US-Dollar (Boxed)

Systemvoraussetzungen

Hardware

400-MHz-x86-Prozessor, 128 MByte RAM

Betriebssystem

Windows NT, XP, 2000, Server 2003 Linux ab Kernel 2.4.x

Alle weiteren technischen Daten finden Sie auf der Seite Technische Daten im Überblick.

Workstation 4.5: Installation

Die Installation läuft problemlos ab. Wie beim Vorgänger bietet die Software die Deaktivierung des CD-Autostarts an. Seit Version 3.x hat sich die Dateierweiterungen für virtuelle Festplatten und die Suspend-State-Dateien geändert. Nach der Installation startet ein Programm, das die Konvertierung bereits vorhandener, älterer Systeme ermöglicht. Die virtuellen Festplatten lassen sich dann immer noch in älteren VMware-Versionen nutzen, Redo-Logs und Suspend-State-Dateien funktionieren aber nicht mehr.

Um die erste virtuelle Festplatte einzurichten, startet auch bei der Workstation 4.5 ein Assistent. Allerdings bietet dieser bereits mehr Möglichkeiten bei der Wahl des Gastsystems. Auch die Auswahl des Netzwerkmodus (Bridged, NAT, Host-only oder keines) und der Größe des Speicherplatzes wird bereits im Assistenten angeboten. Den Arbeitsspeicher teilt das Programm selbstständig zu, erweist sich hier aber großzügiger als Virtual PC. Für Windows XP werden standardmäßig 256 MByte eingerichtet. Wie auch in Virtual PC 2004 findet das Installationsprogramm des Betriebssystems einen unpartitionierten Bereich vor, den es einzurichten und zu formatieren gilt. Leider lassen sich bereits bestehende virtuelle Installationen nicht klonen, so dass jedes Gastsystem erneut installiert werden muss.

Grundsätzlich lief die Installation von SuSE 9.2 fehlerfrei. Allerdings reicht die von VMware emulierte Grafikkarte nicht aus, um die grafische Installation auszuführen. Yast schaltet deswegen in den Textmodus, der sich von der grafischen Installation nur durch die fehlende Mausunterstützung unterscheidet. Ist SuSE 9.2 dann installiert, startet der X-Server mitsamt KDE ohne Probleme.

Schwierigkeiten gab es bei der Installation der VMware-Tools. Bei deren Setup muss man den Runlevel 3 nutzen. Nach der Installation ist in sax2 noch der Monitor zu ändern, sonst startet der X-Server nicht mehr. Im Anschluss fährt der X-Server mit init 5wieder hoch. Im Test hat sich das VMware Community Forum als äußerst hilfreich bei Fragen erwiesen. Auch zur Installation der Tools unter SuSE 9.2 gibt es Beiträge.

Workstation 4.5: Betrieb

VMware geht mit Diensten und Systemressourcen großzügig um. Mit einer virtuellen Maschine starten insgesamt fünf Dienste, unter anderem ein DHCP-Server. Das Hauptprogramm allein nutzt 16 MByte Arbeitsspeicher, eine einzelne VM alloziert sich den zugeteilten Arbeitsspeicher dynamisch.

Eine vor allem für Testumgebungen wichtige Funktion ist das Erstellen von Snapshots. Diese frieren den Status einer virtuellen Maschine ein. Der gespeicherte Zustand kann im Anschluss beliebig oft wiederhergestellt werden, beispielsweise, wenn nach einer Software-Installation Fehler auftreten.

Wird ein USB-Gerät angesteckt, etwa ein Speicher-Stick, verlangt das Host-System zunächst die Installation der VMware-USB-Treiber. Danach erkennt das Gastsystem den Speicher-Stick einwandfrei als Wechseldatenträger. VMware bringt in dieser Version eigene Tools mit, die die Maus und die Grafikkarte in der Emulation optimieren.

Auch Unterstützung für SCSI und der Datentransfer per Drag-and-Drop sind an Bord. Die emulierte Hardware kann sich sehen lassen. Dem Gastsystem steht standardmäßig eine Soundblaster-kompatible Sound-Karte und eine VMware-SVGA-II-Grafikkarte zur Verfügung. Weitere Geräte fügt der Hardware-Assistent komfortabel hinzu.

Workstation 4.5: Netzwerk und Sonstiges

Die Netzwerkeinstellungen ähneln Virtual PC. Insgesamt bestehen für die maximal drei Netzwerkkarten vier Auswahlmöglichkeiten. Die Option "Bridged" verbindet die virtuelle Maschine direkt mit dem physikalischen Netzwerk. "NAT" teilt die Netzwerkverbindung mit dem Host. "Host-only" erzeugt ein privates Netzwerk zwischen Host und den virtuellen Maschinen. Die letzte Einstellung, Custom2, erlaubt es, bis zu neun Netzwerke einzurichten und abzulegen.

Der emulierte Prozessor entspricht der CPU des Host-Systems. Selbst für 64-Bit-CPUs wie dem Athlon 64 von AMD oder Intels IA-32e besteht eine, derzeit noch experimentelle Unterstützung. Die Workstation 4.5 ist zudem multiprozessorfähig. Dies kommt allerdings lediglich dem Host-System zugute. Hier verteilt sich die Auslastung auf mehrere CPUs. Im Gastsystem hingegen wird immer nur eine CPU verwendet.

Nettes Detail am Rande: Befindet sich die Maus innerhalb der virtuellen Maschine, wird unten links angezeigt, wie sich der Zeiger wieder "befreien" lässt. Das erspart lästiges Suchen und wildes Tastengedrücke. Die VMware Workstation 4.5 bietet ebenfalls keine direkte Klon-Funktion. Auch hier funktioniert der Trick mit dem kopieren der virtuellen Festplatte, bei Workstation 4.5 besitzt diese die Endung vmdk. Im Assistenten wird die kopierte Festplatte dann in eine neue VM eingebunden. Wie auch bei Virtual PC 2004 muss gegebenenfalls noch der PC Name und die IP-Adressen angepasst werden.

Workstation 4.5: Fazit

VMware hat die Workstation zu einem soliden Produkt etabliert. Die Unterstützung für USB wurde weiter verbessert, zudem entfernte man das Manko der mäßigen Grafikkarte der Vorgängerversion. Einer der größten Kritikpunkte des letzten Tests, der vergleichsweise hohe Preis, fällt ebenfalls weg. Aktuell kosten Workstation 4.5 und Virtual PC 2004 ungefähr gleich viel.

Die Unterstützung für mehrere CPUs und die native Linux-Version sprechen weiterhin für Workstation 4.5. Beim Benchmark mit Cinebench 2003 fielen in Multiprozessor-Umgebungen allerdings Abweichungen von der Systemzeit auf. Hier schien es, als würde die virtuelle CPU schneller arbeiten als die physikalische. Anwender, die auf die korrekten Timings angewiesen sind, sollten Vorsicht walten lassen. In Single-CPU-Umgebungen tritt das Problem nicht auf. Als letzter Kritikpunkt bleibt die fehlende direkte Klon-Funktion einer bereits bestehenden virtuellen Maschine aus Workstation 4.5 heraus. Weil dies der Virtual PC ebenso wenig beherrscht, bleibt die VMware Workstation der Favorit.

Technische Daten im Überblick

Dieses Kapitel zeigt tabellarisch die Systemvoraussetzungen für VMware Workstation 4.5 und Microsoft Virtual PC 2004. Zudem wird die emulierte Hardware gegenübergestellt.

Voraussetzungen Host-Maschine

Workstation 4.5

Virtual PC 2004

Betriebssystem

Windows NT, Windows XP, Windows 2000, Windows Server 2003; SuSE Linux ab 8.3, SLES 7, SLES 8, Red Hat Linux ab 7.0, Red Hat Linux Advanced Server 2.1, Red Hat Enterprise Linux ab 2.3, Mandrake Linux ab 8.2

Windows XP Professional, Windows 2000 Professional

Minimale Taktrate CPU (MHz)

400

400

Empfohlene Taktrate CPU (MHz)

500

1000

Unterstützt mehrere CPUs

Ja, nur Host-System

Nein

Minimaler Arbeitsspeicher (MByte)

128

128

Empfohlener Arbeitsspeicher (MByte)

256

256

Emulierte Hardware

Workstation 4.5

Virtual PC 2004

Prozessor

Wie Host, experimentelle Unterstützung für 64-Bit-CPUs

Wie Host

Mainboard

Intel 440BX

Microsoft Cooperation Virtual Machine

BIOS

Phoenix BIOS

AMIBIOS

Maximaler Arbeitsspeicher pro virtuelle Maschine (GByte)

3,6

3,6

Maximaler Arbeitsspeicher gesamt (GByte)

4

4

Keyboard

Standard-Keyboard

Standard-Keyboard

Maus

PS/2-Maus (ggf Rollrad)

PS/2-Maus (ggf Rollrad)

Seriell

Zwei Ports auf physikalischen seriellen Anschluss, named Pipe oder Datei

Zwei Ports auf physikalischen seriellen Anschluss, named Pipe oder Datei

Parallel

Zwei parallele Anschlüsse, physikalische Ports oder Datei

LPT1 auf physikalischen Port

Sound

Creative AudioPCI (ES1371, ES1373)

Soundblaster 16 kompatibel

Floppy

Zwei Geräte, physikalisches Laufwerk oder Datei

Ein Gerät, automatische Erkennung

Video

VMware SVGAII

S3 Trio32/64

USB

Zwei USB-1.1-UHC-Controller

Nur Maus oder Keyboard

CD-ROM

Gerät oder ISO-Image

Gerät oder ISO-Image

CD-R/RW

Lesen/Schreiben

Nur lesen

DVD

Gerät oder ISO-Image

Gerät oder ISO-Image

NIC

AMD-PCNET II

Intel-21140-basiert

Netzwerk-Modi

Bridged/NAT/Host-only/Custom

Nicht verbunden/nur lokal/Switched/Gemeinsames Netzwerk (NAT)

IDE

Bis zu vier IDE-Festplatten

Vier Geräte, davon maximal drei Festplatten und eine Wiederherstellungsfestplatte

SCSI

Bis zu sieben SCSI-Geräte (Scanner, CD-ROM, DVD-ROM, HD, ...), LSI Logic LSI53C1030 Ultra 320 SCSI I/O Controller, Mylex (BusLogic) BT-958 kompatibel (Treiber notwendig)

Nicht verfügbar

Drag-and-Drop zwischen Host und Gast

Ja

Ja

Maximale Größe einer Festplatte (GByte)

IDE: 128 SCSI: 256

IDE: 128

Direktzugriff auf reale Festplatte

Lesen/Schreiben

Lesen/Schreiben

Virtuelle Festplatte als reale Datei

Dynamisch

Dynamisch

Wiederherstellungspunkte

Ja, Snapshots; Zustandsspeicherung

Ja, Wiederherstellungsdatenträger; Zustandsspeicherung

Benchmarks

Workstation und Virtual PC wurden unter einem Dual-System mit zwei Intel-Xeon-2,2-GHz-CPUs, Dell Precision M530-Mainboard, 1024 MByte Arbeitsspeicher und einer 17-GByte-SCSI-Festplatte für die virtuellen Festplatten getestet. Als Betriebssystem kam Windows XP Professional mit installiertem Service Pack 2 zum Einsatz.

Um die Leistung der virtuellen PCs mit dem Host-System vergleichen zu können, verwenden wir die Benchmarks Cinebench 2003, tecBench, ScienceMark 2.0 und wsttcp. Bis auf wsttcp, der zum Messen des Netzwerkdurchsatzes dient, greifen die Testprogramme tief in die Hardware des Rechners ein. Sie belasten vor allem den Speicher und die CPU, die Grafik ist zweitrangig. Um einen korrekten Vergleich vornehmen zu können, erhielt der Host-PC bei Cinebench 2003 und dem tecMem 2003 zum Test nur eine CPU, zudem wurde Hyper-Threading deaktiviert.

Speicherleistung

Netzwerkleistung:

Mit Hilfe von wsttcp prüfen wir den Netzwerkdurchsatz. Wir messen dabei den maximalen TCP-Durchsatz zwischen Host und VM sowie zwischen zwei Hosts im physikalischen LAN.

Durchsatz zum Host

Physikalisches LAN

8458.44 KByte/s

Workstation 4.5

8192.00 KByte/s

Virtual PC 2004

7609.85 KByte/s

Das VMware-Produkt zeigt hier eine deutlich höhere Leistung als sein Microsoft-Pendant.

CPU-Leistung:

Ursprünglich sollte allein Cinebench 2003 beim Messen der CPU-Leistung zum Einsatz kommen. Während des Benchmarks zeigte sich allerdings, dass die Workstation 4.5 bei mehreren CPUs im Host-System die Zeit nicht korrekt ausgibt. So kam es, dass der emulierte Prozessor teilweise mehr Leistung brachte als der physische Prozessor. Virtual PC 2004 liest die Timings korrekt aus. Im Single-CPU-Betrieb tritt der Fehler nicht auf. Im Labor wurden deshalb zwei Benchmarks verwendet.

In einem Testsystem mit mehreren CPUs wurde der Cipher Bench des ScienceMark verwendet. Der Benchmark führt eine AES-Verschlüsselung (Rijndael) aus und misst dabei den Durchsatz in MByte/s sowie die benötigte Zeit.

System

Zeit in Sekunden

Durchsatz in MByte/s

Host-System

27:79

54.90

Workstation 4.5

35:07

43.51

Virtual PC 2004

37:33

40.88

Virtual PC benötigt mit fast zehn Sekunde deutlich länger als der Host, der Durchsatz ist dementsprechend niedrig. Die Performance von Workstation 4.5 siedelt sich zwischen dem Host und Virtual PC an. Für den Test nutzte der Host ein Dual-System mit aktiviertem Hyper-Threading.

Einen weiteren Test der CPU-Leistung führten wir mit Cinebench 2003 durch. Der Benchmark basiert auf Maxons Cinema 4D Release 8 und besitzt neben Multiprozessorunterstützung eine Optimierung für Intels Hyper-Threading-Technologie. Da keine der virtuellen Maschinen den Gastsystemen eine zweite CPU zur Verfügung stellt, wurde stets nur ein Prozessor getestet, auch das Host-System erhielt nur einen Prozessor. Hyper-Threading wurde ebenfalls deaktiviert. Der Raytracing-Test von CINEBENCH 2003 überprüft die Render-Leistung der Prozessoren. Dabei wird die Szene "Daylight" verwendet. Sie enthält 35 Lichtquellen, wovon 16 mit Shadowmaps behaftet sind und so genannte weiche Schatten werfen. Bei dem FPU-lastigen Test spielen die Leistungsfähigkeit der

System

Zeit in Minuten

CB-CPU-Punkte

Host

2:02

215

Workstation 4.5

2:27

178

Virtual PC 2004

2:44

159

Grafikkarte und die Speicherbandbreite eine untergeordnete Rolle.

VMwares Workstation kommt im Test besser mit den Ressourcen des Host-Systems zurecht.

Gesamtfazit: VMware hat die Nase vorn

VMware liefert mit der Workstation 4.5 ein ausgereiftes und auf aktuelle Bedürfnisse zugeschnittenes Produkt. Besonders gelungen ist die USB- und SCSI-Unterstützung. Die Leistung der emulierten Hardware ist ordentlich und hat sich im Vergleich zum Vorgänger verbessert. Negativ stößt die emulierte Grafikkarte auf, deren maximale Auflösung sich erst mit den installierten VMware-Tools bessert. Vor allem die fehlerhaften Timings bei mehreren CPUs stellen ein Problem dar, an dem VMware feilen muss.

Microsofts Virtual PC 2004 eignet sich ebenfalls für den normalen Gebrauch. Ironisch ist, dass sich auf Grund der emulierten Grafikkarte SuSE-Linux 9.2 ohne Probleme im grafischen Modus installieren lässt. Das Programm bietet aber deutlich weniger als Workstation 4.5. So stößt es bei USB- und SCSI-Geräten an seine Grenzen, bietet keinen nativen Linux-Client und schneidet bei den Benchmarks schlechter ab.

Preislich gesehen besteht inzwischen nur noch ein geringer Unterschied zwischen beiden Systemen. VMware entwickelte die Workstation spürbar weiter, bei Microsoft hat man das Gefühl, ein älteres Produkt in einer neuen Verpackung zu erhalten. Es scheint fast, als würde sich Microsoft verstärkt um die Virtualisierung des Server-Bereichs kümmern. Dort ist mit Virtual Server 2005 bereits ein neues Produkt in den Startlöchern. Wann eine und ob eine neue Version von Virtual PC verfügbar wird, ist noch nicht bekannt. Hier leistet VMware bessere Arbeit. Mit Workstation 5 befindet sich bereits der Nachfolger im Beta-Test. (mja)