Virtuelle Infrastrukturen verwalten

Microsoft System Center Virtual Machine Manager: Live Migration und VMware-Support

25.02.2010 von Thomas Joos
Mit dem System Center Virtual Machine Manager 2008 R2 bietet Microsoft eine Verwaltungsoberfläche für virtuelle Infrastrukturen. Damit können Administratoren sowohl Virtualisierungstechniken von Microsoft, als auch virtuelle Server in VMware-Infrastrukturen verwalten.

Davon abgesehen, dass die Virtualisierung in Unternehmen eines der wichtigsten Themen ist, benötigen immer mehr Firmen eine zentrale Verwaltungsoberfläche für virtuelle Infrastrukturen mehrerer Hersteller. Diese Umgebungen sind oft heterogen und müssen daher meistens mit unterschiedlichen Werkzeugen verwaltet werden. Hier setzt Microsoft mit dem System Center Virtual Machine Manager 2008 R2 (SCVMM 2008 R2) an. Dieser bietet eine Verwaltungsoberfläche sowohl für Enterprise-Umgebungen mit Hunderten physikalischen Hosts und Tausenden virtuellen Servern als auch für kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu fünf physikalischen Hosts.

Administration: zentrale Verwaltungsoberfläche für virtuelle Maschinen durch den System Center Virtual Machine Manager.

Durch neue Mechanismen und Tools ist die Migration von physikalischen zu virtuellen Servern (P2V) einfach und nahezu ohne Ausfallzeiten durchzuführen. Auch das Übertragen von virtuellen Computern zwischen den verschiedenen Virtualisierungs-Infrastrukturen (V2V) ist problemlos möglich. Rechte zum Erstellen von virtuellen Maschinen lassen sich delegieren. Auf diesem Weg erhalten auch untergeordnete Administratoren die Möglichkeit, virtuelle Server zu erstellen, oder deren Einstellungen zu ändern. Systemweite Einstellungen des SCVMM sind so vor Änderungen geschützt. Auch die intelligente Platzierung von virtuellen Servern auf physikalische Hosts übernimmt SCVMM, ohne dass Administratoren jedes Mal manuell eingreifen müssen. Für virtuelle Server lassen sich Vorlagen erstellen, sodass identische Einstellungen nicht immer wieder für jeden Computer vorzunehmen sind.

Was der Windows Server 2008 R2 an Virtualisierungsoptionen mit sich bringt, verrät Ihnen der Beitrag Windows Server 2008 R2: PowerShell 2.0, Hyper-V und VDI. Tipps zur Migration von Servern liefert der Ratgeber für die Migration von Servern. Informationen zum Thema finden Sie beispielsweise im Blog zum Virtual Machine Management oder beim Microsoft Virtualization Team Blog.

Unterstützung von VMware-Umgebungen

Neben der Möglichkeit, virtuelle Computer zu verwalten, die auf Virtual Server 2005 oder der Hyper-V-Lösungen mit Windows Server 2008 und Windows Server 2008 R2 basieren, unterstützt die neue Version jetzt auch verschiedene VMware-Virtualisierungsumgebungen. Für Unternehmen ist dabei sicherlich die Unterstützung von VMware ESX mit dem Virtual Center und VMware Virtual Infrastructrure 3 (VI3) am wichtigsten. Dadurch erhalten Organisationen eine zentrale Verwaltungsplattform für alle virtuellen Computer. In einer einzelnen Konsole verwaltet SCVMM nicht nur die physikalischen Hosts der virtuellen Umgebung, sondern auch alle darin enthaltenen virtuellen Computer.

Zentrale Plattform: Auch VMware-Server lassen sich mit System Center Virtual Machine Manager 2008 R2 verwalten.

Allerdings ist der Einsatz nur dann sinnvoll, wenn Unternehmen auch Microsoft-Technologien zur Virtualisierung neben VMware-Produkten einsetzen oder zumindest Microsoft-Technologien auf mehreren Servern verwalten. Durch diese Zentralisierung ist auch eine Migration von virtuellen Computern unterhalb der verschiedenen Systeme möglich. Dazu verwendet System Center Virtual Machine Manager 2008 VMware Motion, um virtuelle Server zu VMware ESX- oder VI3-Systemen zu portieren, oder Microsoft Quick Migration für die Migration zu Hyper-V. Auf diesem Weg verschieben Systemverwalter auch virtuelle Maschinen zwischen den verschiedenen Hosts, und zwar nahezu ohne Ausfallzeit. Verwenden Unternehmen VMware Motion, sollten keinerlei Ausfallzeiten auftreten.

Wichtige Neuerungen in SCVMM 2008 R2

Virtual Machine Manager 2008 R2 bietet im Vergleich zu seinem Vorgänger einige sehr wichtige Änderungen: Neu in System Center Virtual Machine Manager 2008 R2 ist die Unterstützung der neuen Live-Migration-Funktion in Windows Server 2008 R2. Hyper-V v2 kann virtuelle Computer im laufenden Betrieb auf andere Hosts umsiedeln. Die Anwender bemerken von der Aktion, Live Migration genannt, nichts und können ungestört weiterarbeiten. Während dieser Übertragung kann Hyper-V und SCVMM 2008 R2 sogar den Arbeitsspeicher des Servers übertragen. Dadurch gestaltet sich ein solcher Umzug, zum Beispiel zu Wartungszwecken, für Anwender vollkommen transparent. Die beste Grundlage für SCVMM 2008 R2 stellt daher Windows Server 2008 R2 dar.

Hilfreich: SCVMM 2008 R2 unterstützt die PowerShell in Windows Server 2008 R2.

Außerdem unterstützt SCVMM 2008 R2 vollständig die neue Windows PowerShell 2.0. Für die PowerShell gibt es beispielsweise Skripts, mit denen Sie zahlreiche Aufgaben automatisieren können, und zwar unabhängig von der virtuellen Plattform. In der neuen Version 2.0 stellt die PowerShell jetzt noch mehr Funktionen bereit, zum Beispiel zur Remote-Verwaltung, für Hintergrundjobs zur Wartung und zur Fehlersuche. Die Administrationskonsole von SCVMM basiert auf Windows-PowerShell-Objekten; daher sind alle damit durchgeführten Aktionen zudem mit der Windows PowerShell möglich.

Für verbesserte Leistung im Netzwerk sorgt Virtual Machine Queue (VMQ), eine neue Funktion in Windows Server 2008 R2, die jetzt auch SCVMM 2008 R2 unterstützt. Der Host in Hyper-V in Windows Server 2008 R2 ist in der Lage, Pakete von physikalischen Netzwerkkarten direkt in den Arbeitsspeicherbereich der virtuellen Netzwerkkarte zu kopieren. Das erhöht deutlich die Geschwindigkeit im Netzwerk. Dazu müssen allerdings die Netzwerkkarten und deren Treiber Virtual Machine Queue (VMQ) unterstützen.

Verwaltung und Verfügbarkeit

Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, virtuelle Festplatten (VHD) im laufenden Betrieb virtuellen Computern hinzuzufügen oder zu trennen. Hyper-V v2 arbeitet außerdem mit den Cluster Shared Volumes (CSV). Diese ermöglichen es dem Hypervisor, mehrere virtuelle Computer unter einer einzigen Logical Unit Number (LUN) zu erstellen. Da nicht mehr jeder virtuelle Computer eine eigene LUN benötigt, vereinfacht sich die Verwaltung von hochverfügbaren virtuellen Umgebungen deutlich. Für die einzelnen virtuellen Computer sieht die Umgebung so aus, als ob jeweils eine eigene LUN zugeordnet ist. Der Vorteil dieser Technik besteht darin, dass die VHD-Dateien der einzelnen virtuellen Computer auf einem gemeinsamen Datenträger des Clusters liegen können.

Cluster Shared Volumes: SCVMM 2008 R2 arbeitet mit den neuen Technologien von Windows Server 2008 R2 zusammen

Die einzelnen Clusterknoten erhalten dazu jeweils ein eigenes Unterverzeichnis auf dem Datenträger, über den der Clusterdienst diese verbindet. Den Datenverkehr im Cluster hat Microsoft ebenfalls optimiert. Mit der Funktion Dynamic I/O kann ein Cluster mit Windows Server 2008 R2 eine ausgefallene Verbindung eines Clusterknotens zum SAN kompensieren, indem der Dienst den Datenverkehr automatisch über einen anderen Knoten leitet. Das erhöht die Verfügbarkeit auch beim Ausfall von Datenleitungen in SANs.

Check: Hosts und virtuelle Maschinen lassen sich in einen Wartungsmodus versetzen.

Die Migration innerhalb von SANs und zu Clusterumgebungen sind in SCVMM 2008 R2 problemlos möglich. Virtuelle Computer lassen sich mit SCVMM 2008 R2 in einen Wartungsmodus schalten und so vom Netzwerk trennen, ohne Anwender zu beeinträchtigen. Unternehmen, die auf Veritas Storage Foundation 5.1 for Windows (SFW) setzen, erhalten mit SCVMM 2008 R2 ebenfalls Unterstützung. Auch virtuelle Computer in VMware vSphere 4-Umgebungen lassen sich mit SCVMM 2008 R2 verwalten. Wenn Sie VMware ESX-Server einsetzen, können Sie sich über die Unterstützung von VMware Port Groups for Virtual Switches freuen. Darüber hinaus ist sicherlich oft die Unterstützung von VMware ESX und VMware Virtual Infrastructrure 3 (VI3) von Bedeutung. Dazu verwendet System Center Virtual Machine Manager 2008 R2 VMware Motion, um virtuelle Server zu VMware ESX- oder VI3-Systemen zu portieren.

Interaktion mit anderen Lösungen aus der System-Center-Produktreihe

Ein Vorteil des System Center Virtual Machine Managers 2008 ist die Integration in andere Produkte aus dem System Center. Der Betrieb dieser Lösungen ist allerdings keine Voraussetzung. Unternehmen können auch lediglich den System Center Virtual Machine Manager einsetzen. Allerdings steigert sich der Nutzen des SCVMM, vor allem durch den Einsatz des System Center Operation Manager, erheblich. Durch die Funktion Performance and Resource Optimation (PRO) erhalten Systemverwalter die Möglichkeit, Richtlinien und Regeln zu hinterlegen. Bei diesen verwendet der SCVMM Daten aus dem System Center Operations Manager, um die Verfügbarkeit und Leistung der virtuellen Computer zu erhöhen und die Hardware der physikalischen Hosts besser auszunutzen.

Unter einem Dach: Die Anbindung des VMM an das System-Center-Produkt und die Verwaltung der Rechte erfolgen über das Menü Verwaltung.

Darüber hinaus lassen sich die Verwaltungsrechte delegieren. Nicht jeder Systemverwalter benötigt für jeden virtuellen Computer vollständige administrative Rechte. Diese Funktion lässt sich in SCVMM einstellen. Durch das neue Rechtemodell erhalten übergeordnete Administratoren die Möglichkeit, einzelne Aufgaben oder die Verwaltung einzelner virtueller Computer an andere Administratoren zu delegieren. Die Weboberfläche des SCVMM hat Microsoft überarbeitet und die Möglichkeit integriert, dass die PowerShell aus der Weboberfläche heraus verfügbar ist.

Versionen, Test und Systemvoraussetzungen

Für große Unternehmen stellt Microsoft den System Center Virtual Machine Manager 2008 R2 als Teil der Server Management Suite Enterprise (SMSE) zur Verfügung. Diese enthält, neben dem SCVMM, noch System Center Operations Manager (SCOM) und System Center Configuration Manager. Die SMSE beinhaltet außerdem die Datensicherungslösung Data Protection Manager (DPM). Für mittelständische Unternehmen bietet Microsoft eine Workgroup Edition des SCVMM. Diese ermöglicht die Verwaltung von bis zu fünf physikalischen Hosts. System Center Virtual Machine Manager besteht aus mehreren Komponenten. Der wichtigste Teil ist der Virtual Machine Manager (VMM)-ServerM er ist der Kernprozess, der für die Kommunikation mit den einzelnen Hosts zuständig ist.

Der Server muss auf einem Computer mit 64-Bit-Prozessor und Windows Server 2008, besser 2008 R2, betrieben werden. Auf dem VMM-Server, darf Hyper-V nicht installiert sein. Unternehmen verwalten den VMM-Server mit der Administratorkonsole; sie stellt die grafische Oberfläche für den VMM-Server zur Verfügung und unterstützt die PowerShell-CMDlets. Diese CMDlets lassen sich mit der PowerShell aber auch ohne die Konsole verwenden, zum Beispiel für Skripte und zur Automatisierung. Zusätzlich bietet System Center Virtual Machine Manager ein Webportal. Mit diesem können zum Beispiel Administratoren, an die bestimmte Rechte delegiert wurden, selbst neue virtuelle Computer erstellen.

Die Systemvoraussetzungen des SCVMM sind Server mit 64-Bit-Prozessor, 2 GByte RAM und mindestens 200 GByte freiem Festplattenplatz. Setzen Sie im Unternehmen noch einen Host mit Virtual Server 2005 ein, können Sie diesen auch dann in die SCVMM-Infrastruktur einbinden, wenn Virtual Server noch auf einem x86-System mit 32-Bit-Servern läuft. Allerdings müssen Systemverwalter dann sicherstellen, dass SCVMM selbst auf einem Hyper-V-aktivierten Windows-Server-2008-System mit 64-Bit-Prozessor läuft. Als Betriebssystem für SCVMM müssen Unternehmen Windows Server 2008 inklusive Hyper-V betreiben, besser jedoch Windows Server 2008 R2. Außerdem benötigt SCVMM das .NET Framework 2.0 und das .NET Framework 3.0. Sie integriert der Installationsassistent des SCVMM automatisch auf dem Server. In dieser Datenbank speichert der VMM-Server beispielsweise die Leistungs- und Konfigurationsdatei sowie die Einstellungen der einzelnen virtuellen Computer. Für größere Umgebungen unterstützt der SCVMM aber auch die Standard oder Enterprise Edition des SQL Server 2008.

Voraussetzungen und Empfehlungen

Betreiben Sie noch keinen SQL-Server, kann SCVMM 2008 R2 auch seine eigene Datenbank installieren. In diesem Fall müssen Systemverwalter den SQL-Server aber auf einer eigenständigen Maschine installieren und lizenzieren. Da SCVMM zudem die Windows-PowerShell unterstützt, muss diese ebenfalls auf dem Server installiert sein; das gilt ebenso für das Microsoft Windows Remote Management (WinRM). Für das Webportal des SCVMM benötigen Unternehmen außerdem den IIS 7.0/7.5, der in Windows Server 2008 (R2)enthalten ist. Für den Einsatz des SCVMM muss das Unternehmen ferner über ein Active Directory verfügen. Der SCVMM verwendet die Authentifizierungsinformationen des Active Directorys. Hier reichen natürlich auch Umgebungen mit Windows Server 2003. SCVMM setzt nicht die Migration der Domänencontroller zu Windows Server 2008 R2 voraus.

Datenbankanbindung: Betreiben Sie noch keinen SQL-Server, kann SCVMM 2008 R2 auch seine eigene Datenbank installieren.

Virtual Machine Manager und der Operations Manager lassen sich parallel auf einem Server betreiben. Aufgrund der Auslastung ist das nur für Testumgebungen ratsam. In Produktivumgebungen sollten Systemverwalter getrennte Server verwenden. In diesem Fall muss auf dem VMM-Server auch die Operations-Manager-Konsole installiert sein. Auf dem Server, der den Operations Manager ausführt, wählen Systemverwalter die Option Operations Manager konfigurieren im Setup aus.

Wahlweise: Über den Installationsassistent können Sie die verschiedenen Serverrollen installieren.

Durch die vollständige Kompatibilität zu Hyper-V und Windows Server 2008 sowie zur neuen Version von Hyper-V in Windows Server 2008 R2 unterstützt der System Center Virtual Machine Manager auch 64-Bit-Betriebssysteme als Host und Gast und ist vollständig failover-clusterfähig. Das bedeutet: Physische Hosts für virtuelle Server und damit deren virtuellen Computer lassen sich in einem Cluster betreiben. Fällt ein physischer Host aus, sind die virtuellen Server auf dem Host sehr schnell wieder verfügbar. So lassen sich hoch verfügbare virtuelle Infrastrukturen erstellen. (mje)