Microsoft stänkert gegen Mac OS X 10.4

27.04.2005 von Michael Eckert
Ausgesprochen empfindlich hat Jim Allchin, Microsofts Vice President, auf das Erscheinen von Mac OS X 10.4 (Tiger) Ende dieser Woche reagiert.

Apple steht angesichts einer relativ kleinen und homogenen Anwenderschaft vor einer leichter zu lösenden Aufgabe als Microsoft, das eine weit vielfältigere Hardware-Basis unterstützen muss, berichtet die Macwelt. Um den Zeitplan überhaupt noch zu schaffen, hat Microsoft darüber hinaus einige ursprünglich für Longhorn geplante neue Technologien wie das Dateisystem WinFS aus Longhorn herausgenommen.

Allchin verspricht den Anwendern jedoch, einige der zunächst angekündigten Vorteile - wie eine dateiunabhängige Suche oder eine neue Icon-Technologie - auf Umwegen doch noch in Longhorn zu integrieren. Die neue Icon-Technologie soll Miniaturen produzieren, die dem tatsächlichen Aussehen der jeweiligen Dokumente entsprechen. Microsofts leitender Produktmanager Greg Sullivan beschreibt die Dateiverwaltung von Longhorn so: "Mit Longhorn werden Anwender die Information auf ihrem Desktop auf eine neue Weise visualisieren und organisieren können, und zwar weit über die bisherigen Fähigkeiten von Suchmaschinen hinaus."

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Microsoft unter Druck

Dass die Entwicklermannschaft bei Microsoft also unter einigem Druck steht, ist durchaus nachvollziehbar. Dass Jim Allchin in einem Interview mit der US-amerikanischen Newsweek jedoch gereizt erklärte, eine Reihe der neuen Tiger-Funktionen wie beispielsweise Dashboard seien von Apple geklaut, führte zu einiger Irritation und zu einer Retourkutsche von Steve Jobs.

Er halte die Anschuldigung für "lächerlich", konterte der Apple-Chef. Immerhin habe Apple Tiger seit 18 Monaten gezeigt und daher genug Zeit für eigene Ideen gehabt – die übrigens auch bestens durch entsprechende Patente abgesichert seien, wie Jobs kämpferisch nachlegte. "Wir haben Microsoft schon seit langem auf den Fersen", fuhr er wörtlich fort, "vielleicht hatten wir zeitweise einen Innovationsstau, aber jetzt kopieren sie Mac OS X genauso, wie sie früher den Mac kopiert haben."

Ähnlich äußerte sich Michael Gartenberg von der US-Firma Jupiter Research: Tiger mache Bill Gates ganz schön Feuer unter dem Hintern. Gates hat mit einer Keynote die in Seattle stattfindende Microsoft-Entwicklerkonferenz eröffnet und dabei die neuen Features von Longhorn vorgestellt. "Longhorn hat Interessantes zu bieten", so der Marktforscher, "die Herausforderung an Microsoft ist es jetzt jedoch, den Markt für eine Sache zu begeistern, die noch in weiter Ferne liegt." Microsoft müsse zeigen, dass es innovativer als Apple sei, ohne jedoch ein entsprechendes Produkt vorliegen zu haben.

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Die Suchmaschine und mehr

Da Spotlight, die neue Suchmaschine in Tiger, so ziemlich dem entspricht, was Microsoft für Longhorn angekündigt hat, bemüht sich Allchin um Abgrenzung. Microsoft habe mit Longhorn völlig neuen Boden betreten. So seien eben Dokumenten-Icons nicht länger nur ein Hinweis auf den Dateityp, sondern tatsächlich eine Miniatur der Datei. So könne man sich ein Word-Icon als Minidarstellung der ersten Seite eines Dokuments vorstellen.

Auch Ordner sollen schon im Icon einen Blick auf den Inhalt ermöglichen. Obwohl die Darstellungen sehr klein seien, hätte man es geschafft, in das Icon einen Hinweis für die Suchfunktion des Betriebssystems zu integrieren.

Bleibt abzuwarten, was Microsoft auf der WinHEC-Woche seinen Entwicklern anzubieten hat. Eine Beta-Version von Longhorn sicher noch nicht, die ist erst für nächsten Sommer angekündigt. Allchin setzte derweil noch eine Spitze drauf und bezeichnete Apples Mac OS X 10.4 als "iPod-Peripherie". (Macwelt/mec)

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