Software und Services

Microsoft Preiserhöhungen - Auswirkungen und Empfehlungen für die Anwender

20.10.2014 von Axel Oppermann
Microsoft hat - wie regelmäßig üblich - im Sommer die Preise für eine Vielzahl von Software und Services erhöht. Anwenderunternehmen sollten dabei einige Punkte unbedingt beachten

Microsoft passt die Preise für Produkte und Lösungen permanent an. Ziel ist es einerseits, in kompetitiven Märkten wettbewerbsfähige Preispunkte anbieten zu können. Bestes Beispiel sind die ständigen Preisnachlässe für Azure-Service in der aktuell noch intensiven Wettbewerbssituation mit AWS und Google im Cloud-Segment. So wurden unter anderem im März 2014 die Preise für Computing um 35 Prozent und für Storage um bis zu 65 Prozent reduziert. Auch zum 1. Oktober gab es für unterschiedliche Azure-Services zahlreiche Preisanpassungen (siehe unten).

Andererseits werden die Preise auch nach oben angepasst. Insbesondere dann, wenn es der Markt, also die relative Stärke des Anbieters, hergibt. So wurden im August (im Vergleich zum Juli) die Preise für einige Client-Access-Lizenzen um 12 Prozent und für Office-Client-Produkte sowie Office-365-Services bis zu 24 Prozent angehoben.

Preiserhöhungen im August 2014

Zwar passt Microsoft regelmäßig die Preise für seine Produkte und Services an. Größere Preiserhöhungen finden jedoch regelmäßig im August und zum Januar statt. Diese Preisentwicklungen dienen einer Optimierung des Share of Wallet, die durch die Anwender wahrgenommene preisliche Wettbewerbsfähigkeit, und sind bei enormen Investitionen in Infrastrukturen und rückläufigen Marktanteilen notwendig, um die von den Investoren geforderten Renditen zu liefern.

Microsoft hat im August zahlreiche zentrale und umfassend beim Kunden genutzte Produkte auf der "Enterprise-Agreement-Preisliste" erhöht. Hierzu zählt unter anderem auch ein Variante von Office Professional Plus (SKU 269-12445). Diese Lizenz wurde um 5,3 Prozent erhöht. Stärker fallen die Erhöhungen im Umfeld von Office 365 aus. So wurden Core-CAL-Bridge-Office-365-Nutzungsrechte um knappe 10 Prozent erhöht. Step-up-Lizenzen von Windows Server Standard auf Datacenter kosten schon mal 34 Prozent mehr.

Für einige SQL-CALs muss seit August deutlich über 25 Prozent mehr bezahlt werden als noch im Juli. Bei Dynamics-Lizenzen schlägt Microsoft besonders umfassend zu: Preiserhöhungen von über 60 Prozent sind keine Seltenheit.

Es wird empfohlen, sich bei einem zuständigen Licensing Solution Partner (LSP) oder dem Lizenzverkäufer die komplette Liste der Preisänderungen zu beschaffen.

Nachfolgend finden Sie einige Empfehlungen, die Unternehmen berücksichtigen sollten:

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Kunden von Microsoft, die in einer signifikanten Größe Lizenzen benutzen, beziehen oder beschaffen wollen, sollten sich regelmäßig mit den Preisentwicklungen beschäftigen. Hierzu gilt es, die Entwicklungen für die aktuell genutzten Produkte auf Item-Ebene (SKU-Ebene) zu verfolgen. Gleichzeitig wird eine wiederkehrende Beobachtung der genutzten/beschafften Pools sowie Produktfamilien empfohlen.
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Beobachten Sie auch die Preisentwicklungen bei ergänzenden oder den Service erweiternden SKUs – exemplarisch Archivierungslösungen für Office 365.
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Vereinb aren Sie insbesondere für Cloud-Services wie Office 365 einen Preisschutz für steigende Preise und für Azure-Dienste eine Agilität bei Preisnachlässen. Vereinbaren Sie in diesem Kontext auch Preispunkte für einen Umstieg auf On-premises-Lizenzen; also zurück vom Cloud-Service auf klassische Lizenzen.
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Gehen Sie für Ihre Kalkulationen – mit Ausnahme von Azure-Services – von Preiserhöhungen deutlich über 5 Prozent pro Jahr aus.
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Wenn Sie in den kommenden Wochen oder Monaten einen EA abschließen wollen, so sollten Sie zwingend die Auswirkungen etwaiger Preisentwicklungen auf Basis unterschiedlicher Szenarien in Ihre Betrachtung mit einbeziehen. Hierzu zählen klassische Renewals, ein-, zwei- und dreijährige Breaks zwischen den Vertragsperioden und eine (teilweise) Transition zu Office 365 und anderen Cloud-Services.
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Es wird empfohlen, während der Vertragslaufzeit eines Volumenlizenzvertrags (exemplarisch Enterprise Agreement/EA) feste Zeitpunkte zu definieren, an denen die jeweils aktuellen Preispunkte aus der relevanten Preisliste mit den individuell vereinbarten Preisen verglichen werden. Auf dieser Basis gilt es, rechtzeitig Ableitungen für etwaige Renewals zu treffen.

Preisreduktionen bei Azure

Bestimmte Cloud-Services können als Rohstoff verstanden werden. Und wie bei Rohstoffen wie Kohle, Öl oder Gas hängt der Preis von zahlreichen Faktoren ab. So zum Beispiel der Verfügbarkeit, der Nachfrage, der Erschließung neuer Quellen, dem Verhalten der Wettbewerber, den Produktionskosten, etc. Und genauso wie Rohstoffe sind identische und vergleichbare Cloud-Lösungen auf einem grundsätzlich - wenn auch oligopolistischen - kompetitiven Markt volatil. Oder in einfacheren Worten: Wenn Amazon bei AWS einen Preispunkt anpasst, tut Microsoft es gleich. Soll die Nachfrage nach bestimmten Services gesteigert werden, so erfolgt gleichfalls eine Preisreduktion.

Zum Oktober 2014 - respektive am 25. September - hat Microsoft die Preise für zahlreiche Azure-Workloads reduziert. So wurden zum Beispiel die Preise für ExpressRoute um knappe 29 Prozent reduziert. Auch der Stundenpreis für SQL Server for Virtual Machines (Enterprise) wurde um über 25 Prozent reduziert. Ferner wurden die Preise für BizTalk Services oder den Datentransfer gesenkt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis für die Inhaltsübermittlung via CDN in den Zonen 1 (Nordamerika und Europa) und 2 (Lateinamerika, Naher Osten, Afrika und Asien Pazifik) wurde ebenfalls verbessert.

Preiserhöhungen bei SPLA-Lizenzen

Während Microsoft im Gleichschritt mit Google und AWS die Preise für Cloud-Storage und Computing reduziert, erhöht das Unternehmen die Preise für Hoster im Bereich SPLA (Service Provider License Agreement). So werden ab Januar 2015 für den Windows Server 2012 R2 Datacenter 1Processor 13 Prozent mehr fällig. Ein Aufschlag von 20 Prozent wird für den Windows Server 2012 R2 Standard 1Processor verlangt.

Dynamics-Kunden trifft es - ähnlich wie im EA - besonders: Dynamics AX 2012 R3 Task Device SAL wird um 50 Prozent erhöht, Dynamics CRM 2013 Service Provider Basic SAL werden 30 Prozent mehr kosten.

An dieser Stelle soll nicht verschwiegen werden, dass auch im SPLA-Bereich Reduktionen zu erwarten sind. Um 4,75 Prozent wird Microsoft die Preise für Dynamics AX 2012 R3 Enterprise User und Device SAL reduzieren.

Fazit

Die Entwicklung von Preisen für Software oder Services gehören nicht nur im Microsoft-Umfeld zu den am meisten unterschätzten Themen im IT-Infrastruktur-Bereich. Auch wenn in der Regel während einer definierten Vertragslaufzeit ein Preisschutz besteht, kann bei einer Vertragsverlängerung oder Erweiterung nicht von Preisstabilität ausgegangen werden. Die gegenwärtig extreme Volatilität der Preise muss bei allen Planungen frühzeitig berücksichtigt werden. Alternativen können nur mit ausreichend Vorlauf sichergestellt werden.

Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern oder jährlichen Investitionen von mehr als 250.000 Euro in Microsoft-Lösungen sollten sich mindestens 12 Monate vor Ende der Vertragslaufzeit mit dem Renewal - respektive den Preisen - beschäftigen. Unternehmen mit mehr als 500.000 Euro jährlichen Ausgaben sollten sich während einer Vertragslaufzeit mindestens zu zwei Terminen intensiv mit den aktuellen und zukünftigen Bedarfen sowie den Preisentwicklungen beschäftigen. (mje)

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