Microsoft gibt Details über Longhorn bekannt

15.04.2005 von Mike Hartmann
Je näher Microsoft dem nächsten Meilenstein in der Entwicklung von Longhorn kommt, desto mehr sprechen Microsoft-Verantwortliche über den Nachfolger von Windows XP. IDG News Service sprach mit Jim Allchin, Group Vice President von Microsoft.

Ende 2003 lüftete Microsoft erstmals den Vorhang auf einer Entwicklerkonferenz, musste dann aber im letzten Jahr die ambitionierten Pläne für neue Features in Longhorn zurückschrauben. Um noch ein Release-Datum im Jahr 2006 halten zu können, strich man einige der Schlüssel-Features wie beispielsweise WinFS. Das neue, vereinheitlichte Speichersystem sollte laut Chairman und Chief Software Architect Bill Gates der "Heilige Gral" des Betriebssystems sein.

Nach einigen Monaten relativer Ruhe um Longhorn äußern sich Microsoft-Verantwortliche jetzt wieder über Longhorn und seine Features. Jim Allchin, für Windows verantwortlicher Group Vice President, sagte, dass Microsoft mit Longhorn ein Betriebssystem liefern wolle, das benutzerfreundlich und sicher sowie einfach zu installieren und zu verwalten sei. Trotz der entfallenen Features handle es sich um eine Version, die das Upgrade wert sei.

"Benutzer müssen sich nicht darum sorgen, ob sie für eine Präsentation erfolgreich einen Projektor an ein Laptop anschließen können", führt Allchin weiter aus. "Außerdem werden sich Longhorn-basierte Computer problemlos in ein Heimnetzwerk integrieren und verfügbare Geräte wie Drucker automatisch erkennen. Heutzutage benötigt man dazu noch Magie", fügt er an.

Hinsichtlich der Sicherheit will Microsoft Benutzern Features wie elterliche Kontrolle über das Surfen ihrer Kinder bieten. Zusätzlich soll der Internet Explorer in einer "geschützten Umgebung" laufen, so dass er den Rest des Systems nicht gefährden kann. Bei Verbindungen ins betriebliche Intranet ließen sich diese Schutzmechanismen jedoch abschalten, erläutert er das neue Sicherheitskonzept. "Wir wollen das System so unverwundbar machen wie möglich." Ein neues Feature soll Benutzer vor Datendiebstahl schützen. "Wir werden einen so genannten sicheren Systemstart haben, bei dem es keine Gefahr darstellt, wenn Sie Ihren Laptop verlieren. Es ist nicht möglich, ein anderes System aufzuspielen, um die Daten zu analysieren", führt Allchin aus.

Einfachere Verwaltung

IT-Abteilungen sollen mit Longhorn keine Probleme mehr haben, Software-Images zu erstellen und zu pflegen. Bis dato müssen Administratoren für jede Sprache und jeden Computertyp ein eigenes Image erstellen, und dieses Image muss komplett neu aufgesetzt werden, wenn ein Sicherheits-Update eingespielt werden soll. "Wir haben eine nagelneue Technologie für Images, mit der die Anzahl notwendiger Images dramatisch sinkt. Dadurch wird Longhorn einfacher zu verwalten, und die Betriebskosten sinken", erläutert Allchin weiter.

WinFS sollte die Suche nach Informationen auf dem Computer erheblich vereinfachen. Auch wenn dieses Feature in der Release-Version nicht enthalten sein wird, soll der Benutzer seine Dokumente einfacher organisieren können. In einer Demonstration zeigt ein Microsoft-Mitarbeiter, wie der Explorer in Longhorn einen virtuellen Ordner mit allen auf der Festplatte verfügbaren Word-Dokumenten anzeigt.

Des Weiteren verfügt der Explorer über eine Suchleiste in der rechten oberen Ecke, über den sich eine Suche schneller starten lässt. Bilder werden nun als Thumbnails angezeigt anstelle von Icons - ebenso zeigt er den Inhalt von Word- und Excel-Dokumenten als Thumbnail an.

Erste Beta im Juli

"Microsoft sieht Windows Longhorn als die Basis für alle weiteren Windows-Versionen in den nächsten zehn Jahren," kommentiert Allchin, "dementsprechend wird das Betriebssystem Technologien wie IPv6 unterstützen."

Derzeit vertreibt Microsoft Windows XP in verschiedenen Varianten, etwa Home und Professional sowie Tablet PC Edition und Media Center Edition. Wie das bei Longhorn sein wird, und welchen Namen Windows dann tragen wird, wollte Allchin nicht kommentieren. Auf der WinHEC, der Windows Hardware Engineering Conference in Seattle, will Microsoft eine Vorab-Beta von Longhorn herausgeben, anhand derer Hardware-Firmen Treiber für das Betriebssystem entwickeln und testen können. "Sie wird in keiner Hinsicht komplett sein und ist nicht dazu gedacht, sie der breiten Masse zur Verfügung zu stellen. Sie dient lediglich dazu, als Entwicklungsplattform für Hersteller zu dienen, weil die Treibermodelle stabil sind," erläutert er, "eine erste echte Beta soll im Juli kommen. Die ist für IT-Manager gedacht, um Features auszuprobieren und Microsoft Feedback zu geben. Ein Datum für die zweite Beta steht bisher nicht fest."

Applikationsentwickler müssen sich noch bis September gedulden. Dann findet die Professional Developers Conference (PDC) in Los Angeles statt. Dort wird es eine Beta-Version geben, anhand derer Longhorn-Anwendungen entwickelt werden können. Die finale Version von Windows Longhorn soll im Dezember 2006 verfügbar sein. "Zu diesem Zeitpunkt ist WinFS dann in der Beta-Phase", sagt Allchin, "ein Termin für das endgültige Release steht nicht fest." (mha)

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