Mehr Qualität im Service

11.03.2003
Ob per Draht oder durch die Luft: Die Anbieter von Kommunikationsdiensten lösen nun endlich ihre Versprechen ein. Hohe Bandbreiten, Quality of Service und nahtloses Roaming kommen sowohl für leitungsgebundene als auch für drahtlose Netze in den Bereich des Machbaren.

Von: Dr. Thomas Hafen

Große Hoffnungen setzen die Festnetz-Carrier derzeit auf Multi-Protocol Label Switching (MPLS). Die Technik ermöglicht es den Anwendern unter anderem, Verkehrsströme zu steuern und Layer-2-Dienste wie Ethernet oder Frame Relay bereitzustellen (siehe auch NetworkWorld 01-02/03, Seite 14 und diese Ausgabe, Seite 18). Besonders für die VPN-Angebote (Virtual Private Network) der Betreiber hat MPLS eine große Bedeutung. Mit seiner Hilfe lassen sich Serviceklassen einrichten und Daten priorisieren. Sprache, Video und zeitkritische Daten können so auch über IP-Netze ohne Qualitätseinbußen transportiert werden.

Pünktlich zur CeBIT launcht Arcor ein MPLS-VPN-Angebot (Pavillon P33, Stand A01). Die Vodafone-Tochter bietet für seinen "Company Net" genannten Dienst vier Quality-of-Service-Stufen an. Den MPLS-Roll-out beinahe vollendet hat AT&T (Halle 14, Stand H38). Der amerikanische Telefonkonzern, der seit 1996 zum ersten Mal wieder auf der CeBIT vertreten ist, nahm in der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (Emea) im vergangenen Jahr 80 Knoten seines so genannten "Global Network" in Betrieb. Beim Ex-Monopolisten Deutsche Telekom (Halle 26, Stand A 01) läuft seit März 2002 der Verkehr über einen MPLS-Backbone. Das voll redundant ausgelegte Netz ist bundesweit über 340 Points of Presence erreichbar.

Telefónica Deutschland, Tochter des gleichnamigen spanischen Telefonkonzerns, feiert auf der CeBIT ihre Premiere. In Halle 16, Stand A22 zeigt der Zusammenschluss aus Highway One und Mediaways unter anderem VPN-Services auf MPLS-Basis. Zur Zielgruppe gehören vor allem mittelständische Unternehmen.

Bandbreiten von 2 MBit/s bis 1 GBit/s bietet der Hannoveraner Carrier Lambdanet (Halle 16, Stand B05). MPLS-Kunden können neben diversen Routing-Protokollen (Statisch, RIPv2, OSPF oder BGP-4) private oder öffentliche IP-Adressen nutzen.

UMTS auf dem Weg in die Realität

Bei den Mobilfunkprovidern steht bereits zum dritten Mal das Thema UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) auf der CeBIT-Agenda. Wie schon in den vergangenen Jahren kann sich der interessierte Besucher Demos des neuen Mobilfunkstandards ansehen, aber immer noch nicht wirklich darüber telefonieren. Immerhin stehen die Zeichen gut, dass noch in diesem Jahr die ersten Netze in Deutschland kommerziell verfügbar sein werden. Endgeräte dürften allerdings frühestens zum Weihnachtsgeschäft in nennenswerter Anzahl in die Geschäfte kommen. Positive Signale gab es von den zukünftigen Betreibern: "Höhere Preise wären den Kunden nicht zuzumuten", sagte T-Mobile-Vorstandschef René Obermann in einem Interview mit der Zeitschrift Focus. Auch Vodafone-Deutschland-Chef Jürgen von Kuczkowski erwartet keine nennenswerten Preissteigerungen. Die Gerätepreise werden laut Kuczkowski rund 300 Euro mit Vertrag betragen.

Dies hieße wieder einmal kräftig subventionieren, denn die Handy-Hersteller haben ganz andere Vorstellungen. So bezifferte Motorola die Kosten für sein erstes UMTS-Handy "A830" auf 1200 bis 1500 Euro. Der Konzern präsentiert in Halle 26 auf Stand E40 nach eigenen Angaben bereits die "zweite Generation" der UMTS-Geräte. Das "A835" genannte Telefon sei kompakter als sein Vorgänger "A830" und enthalte alles, "wovon anspruchsvolle Geschäftsleute schon immer geträumt haben". Auch bei Siemens im Pavillon 32 wird ein UMTS-Handy zu sehen sein. Das "U10" ähnelt dem "A830" stark, denn es wurde in Zusammenarbeit mit Motorola entwickelt.

Das Jointventure Sony Ericsson hat im Februar dieses Jahres auf der Mobilfunkmesse 3GSM World in Cannes sein erstes UMTS-Mobiltelefon vorgestellt. Das Klapp-Handy "Z1010" wird sicher auch auf der CeBIT, Halle 26, Stand D32, im Mittelpunkt des Interesses stehen. Das Gerät verfügt über zwei eingebaute Kameras, zwei Displays sowie Video-Unterstützung und soll Videokonferenzen ermöglichen.

Marktführer Nokia zeigt in Halle 26 auf Stand E 68 neben einer ganze Palette von Multimedia-Messaging-fähigen Endgeräten das UMTS-Handy "6650". Es verfügt über die Möglichkeit, 15 Sekunden lange Videos aufzunehmen, bei einer Größe von 126 mal 96 dpi und einer Farbtiefe von 4096 Farben.

Auf dem Gemeinschaftsstand der Deutschen Telekom (Halle 26, Stand A 01) will T-Mobile einen Vorgeschmack auf künftige UMTS-Anwendungen geben. So präsentiert der Provider beispielsweise den schnellen Zugriff auf E-Mails auch mit großen Anhängen sowie eine Cityguide- und Ticketing-Lösung. Weniger über Technik als über Lösungen redet Vodafone D2 (Pavillon Freigelände G04). Geschäftskunden soll "Vodafone Office" das Leben erleichtern. Auf Reisen will der Anbieter dem Nutzer schnellen Zugang zu Firmen-LAN, E-Mail und Internet ermöglichen und von der Software bis zur Abrechnung alles aus einer Hand liefern.

Die KPN-Tochter E-Plus gibt in Halle 12 auf Stand B50 einen Vorgeschmack auf die breitbandigen Dienste der nächsten Mobilfunkgeneration. Wie schon bei der Einführung des Multimedia-Dienstes "I-Mode" kooperiert der Provider auch bei der Videotelefonie mit dem japanische Betreiber NTT Docomo. Der Mobilfunkbetreiber O2 zeigt in Halle 12, Stand B06, mobile Datendienste für Privat- und Geschäftskunden auf Basis von UMTS (siehe auch Seite 44). Im Mittelpunkt stehen dabei die Anwendungen selbst. Darüber hinaus stellt der Provider auch sein Angebot im Bereich Wireless LAN vor - ein Thema, das bei Carriern und Providern derzeit ebenfalls große Beachtung findet (siehe Kasten).

Fazit

Für Carrier und Provider ist das Jahr 2003 weniger eines der Innovationen und Visionen als der Realisierung. Die Umsetzung ausgereifter Technik in Gewinn bringende Services steht im Vordergrund. Potenzielle Nutzer können sich deshalb auf ein großes Angebot freuen. Die harte Konkurrenz sorgt zudem dafür, dass selbst für neue Techniken wie UMTS moderate Preise zu erwarten sind.