Medikamente im Internet werden gern und oft gefälscht

30.08.2007
Viele Online-Apotheken verkaufen laut Brandjacking Index von MarkMonitor zweifelhafte Medikamente

Der aktuelle Brandjacking Index von MarkMonitor ist alarmierend: Ein überwiegender Teil aller Online-Apotheken verkauft Medikamente, deren Qualität und Herkunft mehr als zweifelhaft sind. Die wenigsten Medikamentenshops im Internet veröffentlichen ihre Zulassung, zudem bieten sie keinerlei Sicherheitsvorkehrungen, die ansonsten im elektronischen Handel Standard sind. Die fragwürdigen Internet-Apotheken stellen nicht nur eine Gefahr für die Gesundheit der Kunden dar, sie bedrohen auch den Wert bekannter Medikamentenmarken. Darüber hinaus sind die persönlichen Daten, die der Kunde im Online-Shop hinterlässt, komplett ungeschützt.

Der vierteljährliche Brandjacking Index ist ein unabhängiger Bericht von MarkMonitor. Er analysiert, in welchen Branchen Markenmissbrauch besonders häufig ist und welche aktuellen Tricks die Cyberkriminellen jeweils einsetzen. Der aktuell vorgestellte Bericht hat den Schwerpunkt auf Medikamentenmarken. Er untersucht, wie viele gefälschte oder abgelaufene Medikamente online vertrieben werden und ob die Händler registriert sind oder nicht (Graumarkt). MarkMonitor evaluierte sechs führende, verschreibungspflichtige Medikamentenmarken - drei davon zählen zu den im Internet am häufigsten Gesuchten.

Ausgewählte Ergebnisse des Brandjacking Index Sommer 2007

Von den 3.160 untersuchten Online-Apotheken sind nur vier als „Verified Internet Pharmacy Practice Site (VIPPS)“ akkreditiert. VIPPS ist ein internationaler Nachweis für die Rechtmäßigkeit und Vertrauenswürdigkeit des Apothekenangebots. Zehn Prozent der Online-Apotheken verlangen kein Rezept auf eigentlich rezeptpflichtige Medikamente.

Eine ausgewählte Medikamentenmarke kostet bei VIPPS-akkreditierten Online-Apotheken durchschnittlich 10,85 US-Dollar. Bei nicht akkreditierten Seiten kostet das gleiche Medikament durchschnittlich nur 2,72 US-Dollar. Online-Apotheken setzen mit den untersuchten sechs Medikamentenmarken jährlich vier Milliarden US-Dollar um. Diesen Wert hat MarkMonitor mit Hilfe von Statistiken zur Traffic-/Umsatz-Umwandlungsrate und zu durchschnittlichen Bestellvolumina errechnet.

Ein Drittel aller Online-Apotheken wird täglich im Durchschnitt von 32.000 Besuchern frequentiert. 59 Prozent der 3.160 Online-Apotheken werden in den USA gehostet, gefolgt von England mit 16 Prozent. In Deutschland sitzen 2 Prozent aller Internet-Medikamentenshops.

Mehr als die Hälfte der Online-Apotheken schützen die Kundendaten nicht. Es gibt keine SSL-Verschlüsselung des Datenverkehrs. 20 Prozent aller E-Mails von und zum Kunden nach Kaufeinwilligung enthalten Links zu unverschlüsselten Kundendaten. MarkMonitor untersuchte auch 21 Medikamenten-Zwischenhändler im Internet: Sie bieten die Arzneimittel unverpackt an, was die komplette Versorgungskette der Medikamente unter Verdacht bringt – gefälschte und damit gefährliche Medikamente lassen sich leicht untermischen. Allein für die evaluierten sechs Medikamentenmarken wurden 75 Millionen einzelne Pillen zum Verkauf angeboten. Dies entspricht einem Gegenwert von 150 Millionen US-Dollar. 31 Prozent dieser Online-Zwischenhändler sind in China gelistet, 26 Prozent in den USA und 19 Prozent in Indien.(mja)