Der HTC Kaiser im Test

MDA Vario III: Windows Mobile, HSDPA und GPS-Navigation

24.01.2008 von Moritz Jäger
Im MDA Vario III (HTC Kaiser / P4550) ist neben WLAN und HSDPA, Touchscreen und vollwertiger QWERTZ-Tastatur ist auch ein GPS-Modul für die Navigation verbaut. Hinter der Hardware des MDA Vario III arbeitet das Betriebssystem Windows Mobile 6 Professional.

Der MDA Vario III, verkauft von T-Mobile, ist das aktuelle Flaggschiff der Windows-Mobile-Fraktion. In dem Gerät steckt alles an Technologie, was gut und teuer ist. So bringt das Smartphone WLAN, HSDPA, ein Touchscreen, eine vollwertige Tastatur und GPS-Navigation mit. Viel Hardware also, über die das Betriebssystem Windows Mobile 6 Professional da gebieten kann.

Angepasst: T-Mobile hat dem Home-Menü praktische Zusatzfunktionen verpasst.

Ohne das Branding von T-Mobile heißt das Smartphone übrigens HTC P4550, entwickelt wurde es unter dem etwas seltsamen Namen HTC Kaiser. Neben T-Mobile ist das Gerät auch bei Vodafone im Programm, dort firmiert es unter dem Namen VPA Compact V. O2 und E-Plus hatten das Gerät zum Testzeitpunkt noch nicht im Portfolio.

So heißt das Smartphone bei den Providern

HTC Codename

HTC Kaiser (auch: HTC TyTn II)

HTC finaler Name

P4550

O2

nicht im Sortiment

E-Plus

nicht im Sortiment

Vodafone

VPA Compact V

T-Mobile

MDA Vario III

Erster Eindruck

Der MDA Vario III ist definitiv ein Schwergewicht – sowohl in puncto Ausstattung als auch beim realen Gewicht. Das Design ähnelt den meisten anderen HTC-Geräten, klarer Fokus liegt auf dem großen Touchscreen. Dieser lässt sich zudem zurückschieben und schräg stellen, darunter findet sich eine QWERTZ-Tastatur. Gut ist, dass der Schwerpunkt des MDA Vario III in der unteren Hälfte des Geräts steckt. So kann man den Bildschirm aufstellen, ohne dass das Smartphone umkippt. Schräg gestellt lassen sich Texte leichter bearbeiten, zudem surft es sich bequemer. Der Schiebemechanismus ist gut verarbeitet, lediglich ein minimaler Spalt bleibt.

Anschlüsse: Der ExtUSB-Anschluss ist zu MiniUSB kompatibel. Über dem Anschluss findet sich der Slot für mircoSD-Karten.

T-Mobile hat den Home-Bildschirm von Windows Mobile 6 stark verändert. Dominiert wird die Anzeige von einer großen Uhr, darunter finden sich diverse Shortcuts etwa zu Nachrichten, zu den Kontakten oder zu Profileinstellungen. Erstmals ist zudem ein Task-Manager integriert, mit dem sich laufende Programme direkt stoppen lassen. Wer Windows Mobile bereits nutzt, wird diese Funktion zu schätzen wissen, lässt sie sich doch von jedem Bildschirm aus aufrufen.

In der Praxis

Auf dem MDA Vario III tippt man entweder direkt auf dem Bildschirm oder auf der ausziehbaren QWERTZ-Tastatur. Für das Zehnfingersystem ist diese allerdings nicht gedacht, hier tippt man maximal mit zwei Fingern. Die Tasten haben jeweils einen leicht erhabenen Mittelpunkt und sind auch mit großen Fingern gut zu treffen. Jeder Taste sind drei Funktionen zugeordnet (Groß-, Kleinschreibung sowie je ein Sonderzeichen oder eine Zahl), mittels Funktionstasten schaltet man durch die verschiedenen Einstellungen.

Seitlich: Öffnet man den MDA Vario III, schaltet der Bildschirm die Ansicht automatisch um.

Anschluss an den PC findet das Telefon wie bei HTC üblich über ExtUSB. Dabei handelt es sich um eine proprietäre Weiterentwicklung des MiniUSB-Formats, die Schnittstellen sind aber kompatibel. Da auch Audiosignale über diesen Port laufen, muss man sich oft entscheiden: aufladen, synchronisieren oder Musik hören. Eine zusätzliche 3,5-cm-Klinkenbuchse wäre hier kundenfreundlicher. Dafür ist der microSD-Kartenslot praktisch am unteren Ende des Geräts angebracht. Die Speicherkarte lässt sich so wechseln, ohne dass Rückenabdeckung oder Akku ausgebaut werden müssen.

Das Gewicht des Smartphones fällt deutlich auf; für die Hemdtasche hat sich der MDA Vario III mit 190 Gramm disqualifiziert. Daher ist es gut, dass im Karton eine Gürteltasche mitgeliefert wird.

PIM und Office

Wie bei Windows Mobile üblich, synchronisiert sich das Gerät standardmäßig via ActiveSync. Für Linux-Nutzer gibt es von offizieller Seite keine Abhilfe, allerdings bietet sich hier das Programm Synce, an, mit dem sich Windows Mobile Smartphones auch unter Linux und anderen Open-Source-Betriebssystemen abgleichen lassen. Laut den Entwicklern kommt Synce mittlerweile auch mit Windows Mobile 6 zurecht.

Sync mit Outlook: In der Microsoft-Welt gibt es keine andere Groupware.

Standardmäßig sucht ActiveSync dabei Kontakte und andere PIM-Daten aus Outlook. Notes-Nutzern bleibt dabei meist nichts anderes übrig, als die Software eines Drittherstellers zu wählen oder den Abgleich mittels DAMO durchzuführen.

In einer Sache ist der Vario III derzeit aber noch ein Early Adaptor: Als erstes Windows-Mobile-Gerät kann er ohne Zusatztools die Office-Open-XML-Dateiformate öffnen, die Microsoft mit Office 2007 eingeführt hat. Auch PDF-Dateien oder ältere Office-Dateien sind kein Problem.

E-Mails und Internet

Windows Mobile ist im Smartphone-Sektor lang verbreitet, sodass es eine ganze Reihe von Push-Lösungen gibt. Bekannteste Lösung ist dabei sicher der BlackBerry-Connect-Client. Ist eine Exchange-Umgebung vorhanden, kann das Smartphone direkt mit dieser verbunden werden.

Mau sieht es dagegen beim Thema Internet aus. Vorinstalliert kommt das Gerät mit dem Mobile Internet Explorer. Dieser eignet sich zwar für Standardaufgaben, wer aber oft und viel surft, der sollte sich Alternativen wie Opera Mini ansehen. Schwach ist, dass T-Mobile weder einen RSS-Reader noch die Windows-eigenen Live-Funktionen mitliefert; Letztere sind normalerweise in jedem Windows-Mobile-Gerät vorinstalliert.

Unterwegs: Einfache Seiten kann der mobile IE anzeigen, kommt allerdings Flash oder Java ins Spiel, kapituliert der Browser.

Dafür ist der Datendurchsatz dank WLAN und HSDPA sehr gut. Eine entsprechende Netzabdeckung vorausgesetzt, lässt es sich mit dem MDA VDA III sehr gut surfen

Navigation und Multimedia

Der MDA Vario III bringt ein internes GPS-Modul mit. Im Test nutzten wir die Navigate-Lösung der Telekom, grundsätzlich lässt sich aber jede Navigationssoftware verwenden, die kompatibel zu Windows Mobile 6 ist. Der First Fix ging relativ zügig vonstatten. Zusätzlich lässt sich die Erstpositionierung mittels QuickGPS noch beschleunigen. Diese Zusatzsoftware lädt sich aktuelle Satellitenpositionen über eine Internetverbindung, wodurch die GPS-Navigationsanwendung diese schneller finden kann. Navigate berechnet die Route wahlweise für Fußgänger oder Autofahrer, beides wird klar dargestellt. Lediglich die „Einflugschneisen“-Ansicht, wie sie etwa bei den TomTom-Geräten oder dem Vodafone-Navigator eingesetzt wird, fehlt.

Wegfindung: QuickGPS überträgt die aktuellen Positionen der Satelliten via Internet. So ist ein schnellerer First-Fix möglich.

Navigate lässt jede Route auf einem zentralen Server berechnen, diese wird dann erst auf das Gerät übertragen. Vorteil ist, dass der Nutzer so (zumindest theoretisch) immer das aktuellste Kartenmaterial erhält. Der Nachteil ist, dass jede Route einzeln kostet. Die Telekom verlangt für Navigate zusätzlich monatlich 9,95 Euro als Flatrate oder 0,99 Euro pro Route. Darin sind auch die Übertragungskosten enthalten. Allerdings nur in Deutschland, im Ausland kostet jede Route 1,99 Euro.

Im Multimedia-Bereich gibt es nicht viel Neues. Das Gerät setzt auf den portablen Windows Media Player, der sich mit seinem Gegenpart auf dem Desktop auch synchronisiert.

Lauf- und Ladezeiten

Wer so viele Features an Bord hat, der muss Abstriche bei der Laufzeit machen. Außerdem kränkeln die Stromsparmechanismen von Windows Mobile Windows wieder einmal deutlich. Im Gerät ist ein 1350-mAh-Akku verbaut, dennoch konnte es in unserem Dauertest nur 324 Minuten durchhalten, also etwas mehr als fünf Stunden. Die Stand-By-Zeit war im Test etwa drei Tage, im besten Fall.

Bis der Akku erneut voll geladen ist, gehen 135 Minuten ins Land. Bei der Ladekurve fällt vor allem auf, dass sie bereits nach gut einer Stunde massiv abflacht. Hier ist noch Optimierungspotenzial für den Hersteller HTC.

Ladezyklus: Nach mehr als zwei Stunden ist der Akku wieder voll.

Der Test ist zwar eine extreme Belastung, da die Worst Conditions (ständig an, volle Hintergrundbeleuchtung des Bildschirms) simuliert werden. Dennoch schneiden andere Geräte mit ähnlicher Ausstattung hier deutlich besser ab. So etwa der Nokia Communicator E90, der zwar einen 1500-mAh-Akku hat, dafür aber auch auf knapp acht Stunden Dauerleistung kommt.

Tabelle: Der MDA Vario III im Überblick

Hardware

Prozessor

Qualcomm
MSM7200, 400 MHz

Speicher

ROM: 256 MByte
RAM: 128 Mbyte

Erweiterungsslot

microSD, microSDHC

Display

240 x 320 Bildpunkte

Größe

109 x 59 x 17 mm

Gewicht

168 Gramm inklusive Akku

Akku

1350 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GSM/ GPRS/ EDGE/ UMTS/ HSDPA

WLAN / GPS

ja / ja

Bluetooth

ja, 2.0

Profile u. a.: Headset, Sync, Object Push, Dateitransfer, Serial Port, Handsfree Car-Kit

Schnittstelle

HTC ExtUSB (Mini-USB kompatibel)

Synchronisation

Active Sync

Betriebssystem

Windows Mobile 6 Professional

Vertrieb und Preis

Hersteller

HTC

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

T-Mobile: ab 210,04 Euro
Vodafone: ab 329,90 Euro
O2: nicht verfügbar
E-Plus: nicht verfügbar

Ohne Vertrag

Ab 600 Euro

Vertrieb

Vodafone, T-Mobile

Fazit: High-End, aber Akkuschwächen

Wer die aktuellste Technologie haben will, der kommt um das HTC P4550 aka MDA Vario III aka VPA Compact V nicht herum. In dem Gerät findet sich alles, was derzeit recht und billig ist, von HSDPA bis GPS.

Gesteuert wird bequem über den Touchscreen, getippt auf der Tastatur. Wer ältere Windows-Mobile-Geräte kennt, der wird sich über die Geschwindigkeit fast schon wundern. HTC hat im Gerät einen Chipwechsel vollzogen – kam früher noch Texas Instruments zum Einsatz, ist der Chipsatz diesmal von Qualcomm. Dieser ist deutlich schneller, so lässt es sich mit Windows Mobile sehr gut arbeiten.

Unflexibel: Auch der Kalender synchronisiert sich von Haus aus nur mit Outlook.

Die Achillesferse der Windows-Smartphones bleibt dennoch die Akkulaufzeit. Selbst mit dem sehr starken Akku kann das Gerät in unserem Test keinen Acht-Stunden-Tag durchhalten. In der Praxis relativiert sich das zwar, da das Gerät meist nicht im Dauerbetrieb genutzt wird, ein Reserveladekabel ist aber Pflicht für jeden MDA-Besitzer. Kleiner Lichtblick: Das Telefon lädt sich auch über USB auf, ein Feature, das Nokia in den aktuellen E-Series-Geräten nicht zustande bringt. (mja)