Makler für Druckjobs

26.07.2002
Immense Datenmengen belasten das LAN, wenn die Druckaufträge von einem zentralen Server gemanagt werden. SEH hat eine Appliance auf den Markt gebracht, die damit Schluss macht.

Von: Dr. Klaus Plessner

Jeder Druck, der von einem Arbeitsplatz aus übers Netz in Auftrag gegeben wird, landet zunächst bei einem Spooler. Dort bleibt er so lange in einer Warteschlange, bis der für ihn vorgesehene Drucker frei ist.

Das Zwischenspeichern übernehmen in der Regel Server, die auch andere Aufgaben zu erledigen haben und gleichzeitig als E-Mail-Station, Dateiablage, Datenbank und Applikationsserver dienen. Spezielle Spooler-Appliances wie "ISD 200" von SEH können diese kritischen Punkte entlasten. Außerdem gewährleisten sie, dass der Druckbetrieb reibungslos funktioniert, selbst wenn auf den Firmenservern Stau herrscht.

Auch im Netz verringern die schlanken Boxen den Andrang, weil sie den Austausch von Printdaten auf einzelne LAN-Segmente von Abteilungen beschränken. Das macht sich laut Hersteller in Etagen bezahlt, wo viele Mitarbeiter beschäftigt sind und täglich riesige Datenmengen zum Druck geben. Herkömmliche Spooler sind auf einem der zentralen Server installiert, sodass alle Print-Aufträge inklusive der Dokumente von einem Firmentrakt quer durchs Hausnetz in den Serverraum wandern, bevor sie auf dem umgekehrten Weg zum Abteilungsdrucker gelangen.

Schließlich, so schildert SEH einen dritten Anwendungsbereich, eigne sich das Gerät für Unternehmen, die regelmäßig von der Zent-rale aus Printjobs an Filialen schicken. Die Appliance nimmt die Daten entgegen und steuert die Ausgabe, auch wenn augenblicklich kein Drucker frei ist.

Die ISD-200-Box managt Druck-aufträge sowohl für Netzwerkprinter als auch für Geräte, die über einen der beiden USB-Ports oder den parallelen Ausgang in der Rückwand der Appliance angeschlossen sind. Im Netz spricht ISD die drei gängigen Druckersprachen aus der TCP-Welt: "Socket Printing" oder "Raw Printing", "Line Printer Dae-mon" (LPD) und "Internet Printing Protocol" (IPP). Printserver in Novell- oder Microsoft-Netzen lassen sich damit nicht ansteuern. Angesichts des Konzepts, mit der Box die Server und das LAN zu entlasten, hätte das auch wenig Sinn. Nur Ausgabestellen mit einer Netzwerkkarte und einer eigenen IP-Adresse eignen sich. Weil die Windows-Betriebssysteme der Serien 95 und 98 den für Socket Printing erforderlichen "Monitor" nicht enthalten, liefert der Hersteller die passende Client-Software standardmäßig mit aus.

Management auf HTML-Seiten

Die Installation der Appliance im Testlabor erfordert nur wenige Minuten. Nachdem wir sie an das Stromnetz und das LAN angeschlossen und mit dem lokalen Printer verbunden haben, definieren wir über ein einfaches Menü, das in einem LCD-Sichtfenster auf der Frontseite erscheint, die IP-Daten. Danach ist das Gerät betriebsbereit. Das Management erfolgt auf einer übersichtlichen HTML-Oberfläche, die ein integrierter Webserver im Hausnetz zur Verfügung stellt. Ein Quick-Setup-Button öffnet eine Folge von Menüs, die das Datum und die Zeit abfragen und uns die IP-Grundeinstellung ändern lassen. Abschließend bietet das Programm die Möglichkeit, die Drucker im LAN oder in einem IP-Range des Netzes zu lokalisieren. Der Vorgang basiert auf dem "Simple Network Management Protocol" (SNMP) und analysiert "Sysdescription"-Objekte. Das setzt natürlich voraus, dass die Drucker im Netz das Managementprotokoll unterstützen und ihre SNMP-Agents aktiviert sind.

Nach der Auswahl der Grundkonfiguration machen wir uns an die Definition der Queues. Das sind die Joblisten, die die Aufträge für jeweils ein Ausgabegerät sammeln. Im Menü "Create Queue" legen wir die erste Warteschlange durch ihren Namen fest und ordnen ihr den Printer am parallelen Port zu. Nun öffnen wir die Liste der Queues und starten das Managementmenü. Darin kann man die Queue anhalten oder für neue Jobs sperren und eine Testseite senden. Durch die Angabe der Subnet-Adresse schränken wir die Zugriffe auf die Appliance ein. Um kleinere IP-Adressbereiche wie "192.168.120.10 - 192.168.120.40" zuzulassen, müsste man die zugehörigen Nummern einzeln eingeben, wobei man schnell auf Grenzen stößt. Die Software kann nur acht Adressen oder Ranges managen. IDS erlaubt somit zwar keine fein abgestufte Zugriffskontrolle. Die grobe Auswahl dürfte aber in den meisten Fällen ausreichen.

Lastenverteilung mit kombinierten Queues

Eine "Balance Queue" fasst mehrere Warteschlangen zu einem logischen Objekt zusammen. Die Jobs werden dann an den jeweils nächsten freien Printer weitergereicht. Der Spooler verhindert als Lastenverteiler, dass einzelne 1000-Seiten-Jobs die Ausgabe von Faxen verzögern. An einer Benachrichtigung des Benutzers über den Printer, der seinen Auftrag bearbeitet, feilt der Hersteller noch. Bislang gibt nur die ellenlange und unübersichtliche Jobhistory Aufschluss darüber, wo ein Dokument schließlich gelandet ist. Dennoch mag das Load Balancing in einigen Anwendungsbereichen nützlich sein. SEH hat die Funktion für kleine Arbeitsgruppen entwickelt, die mehrere Drucker gleicher Bauart verwenden und große Dokumente zum Drucken schicken. Abteilungen, die Dateien oft mehrfach ausgeben wollen, können einzelne Queues auch kopieren.

Im dritten und letzten Schritt der Konfiguration des Spoolers binden wir mehrere Windows-Clients an. Mit wenigen Klicks durch die "Netzwerkumgebung" des Betriebssystems lässt sich der erforderliche Druckertreiber auf der Appliance installieren, sofern er auf dem Client-PC vorhanden ist. Anschließend steht der Treiber auf dem Spooler zur Verfügung, der Administrator kann ihn weiteren Queues zuordnen - im Prinzip. Im Test funktioniert das soweit, als nach dem Konfigurieren des ersten Clients alle weiteren den Treiber von der Box übernehmen können. Das Übertragen der Gerätedateien auf andere Queues funktioniert jedoch nicht immer. Der Hersteller räumt ein, dass das Management der Treiber "nicht ganz unkritisch ist".

Das Aufspielen neuer Versionen der Software und des Flash-Images bedarf nur weniger Minuten und erfolgt in zwei Schritten. Zuerst lädt man das aktuelle Softwarepaket und die Firmware von der Support-Site www.isd.info herunter. Danach installiert man beide über ftp oder von der Webmanagementoberfläche aus. Am Ende folgt der Reboot, der rund zehn Sekunden dauert.

Im Innern der lüfterlosen Appliance arbeitet ein Strong-Arm-Prozessor von Intel mit 233 MHz Takt-rate. Als Betriebssystem dient Linux mit einem Journaling Filesystem und einem Samba-Server, der als Print-Station in Windows-Netzen fungiert.

Fazit

Das Gerät hält, was der Hersteller verspricht. Mit seinem schmalen Design passt es in jede Abteilung, wo es dank seiner gut konzeptionierten Managementoberfläche auch von Nichtspezialisten betreut werden kann. Der Listenpreis von 1700 Euro, so räumt auch SEH ein, macht das Gerät nur für Firmen rentabel, die in einzelnen Abteilungen pro Tag mehrere Gigabyte an Daten ausdrucken.

Technische Daten

ISD 200

Hersteller:

SEH Computertechnik GmbH

Tel. 05 21/9 42 26-29

Fax 05 21/9 42 26-99

www.seh.de

www.isd.info

Preis: 1700 Euro

Technische Daten:

Lüfterlose Print-Spooler-Appliance auf der Basis eines Strong-Arm-Prozessors von Intel mit 233 MHz Taktrate;

Betriebssystem: Linux mit Journaling Filesystem und Samba-Server;

Festplattenplatz für Spooling: 8,5 GByte, erweiterbar;

Ports: 1 Autosensing 10/100-MBit/s-Ethernet, 2 USB, ein parallel und ein Service-Port;

LCD-Display mit Pfeiltasten für IP-Konfiguration und Reboot;

Print-Protokolle: Sockets (Raw), LPD, IPP und SMB auf Clientseite;

Extras: eventgesteuerte E-Mail-Benachrichtigung, Backup der Queue-Konfigurationen und der Treiber per Mausklick;

Maße: 21,5 cm Breite, 4 cm Höhe, 18 cm Tiefe;

Testergebnis:

+ Einfach in Installation und Management

+ Load Balancing in zusammengefassten Queues

+ gute Integration in Windows-Netze

- Jobhistory ohne Möglichkeit, Anordnung der Einträge zu ändern

- Noch "Kanten" beim Treibermanagement