OS X für Kenner

Mac-Programme ohne Spuren löschen

07.04.2016 von Bastian Gruber
Apps aus dem Mac App Store lassen sich restlos löschen, doch wie steht es mit den anderen Programmen? Wir haben Tipps dafür.

Seit OS X 10.7 Lion und heute unter OS X 10.11 El Capitan ist die Installation von Apps in gewisser Weise inkonsistent: Ein umfangreiches, aber längst nicht komplettes Angebot ist über den Mac App Store verfügbar, Programme lassen sich aber auch über CD/DVD und per Download installieren. Insbesondere die Programme großer Hersteller wie Microsoft mit Office 365 und Adobe mit der Creative Cloud finden ihren Weg auf den Mac nur am Mac App Store vorbei. Aber auch leider jede Menge Software, die man nicht braucht: Der nervige Mac Keeper beispielsweise oder jede Menge Adware. Was Apple also mit dem Mac App Store und dem Systembestandteil Gatekeeper (seit OS X 10.8 Mountain Lion) vorhatte, funktioniert so nicht. Programme sollten sich in der Theorie zufolge nur dann ausführen lassen, wenn sie aus sicheren und zertifizierten Quellen stammen - und bei Nichtgefallen wird man sie mit einem Klick wieder los. Über jedwede Quelle sind kleinere Apps und größere Prgramme leicht installiert, das Deinstallieren hingegen ist nicht immer trivial. Mit unseren Tipps belassen Sie keine unerwünschte Software auf Ihrem Mac.

Deinstallation mit Haken

Was bei der Installation wenig stört, wird beim Entfernen von Apps lästig: Einige Apps können Sie über Launchpad löschen, wenn Sie die Wahltaste ("alt") gedrückt halten. Ein „x“ zum Löschen einer App erscheint aber nur bei denen, die über den Mac App Store geladen wurden. Alternativ installierte Anwendungen sind in dieser Lösch-Routine über Launchpad nicht eingeschlossen.

Viele Anbieter liefern ihrer Anwendung einen Uninstaller mit, aber diese löschen meist nicht alle Bestandteile, es bleiben Reste im System verstreut. Dies stört zwar nicht im Alltag, aber wer sein System liebt, der will wissen, wo Anwendungen Daten speichern, und stets ein sauberes System vorfinden, an dem man „herumexperimentieren“ kann.

Auftretende Fehler lassen sich in einem sauberen System besser zuordnen und sind nicht mehr auf verwaiste Dateien oder alte Querverweise zurückzuführen.

Die Restbestände einer App suchen und finden

Doch wie geht man vor? Das „einfachste“ Verfahren ist, alle Dateien zu durchsuchen. Findet man noch Restbestände, die den Namen der gelöschten App enthalten: weg damit.

Wenn Sie jetzt an Spotlight denken: guter Gedanke. Aber bei unsichtbaren Dateien oder Systemdateien muss Apples Suchhilfe erst einmal passen. Anwendungen wie Parallels Desktop oder andere Tools, die tiefer in das System eingreifen, bleiben zunächst unerkannt – es sei denn, man erweitert im Finder den Suchfilter mit dem "+"-Symbol:

Klickt man im Spotlight-Suchfenster auf "Art > Andere ...", öffnet sich ein Auswahlfenster. Hier kann man unter dem Menüpunkt "Datei ist unsichtbar" und "Systemdaten" rechts das Häckchen setzten, um sowohl versteckte Dateien, als auch Systemdateien durch die Spotlight-Suche anzeigen zu lassen.

Mit einem simplen Terminal-Befehl können Sie ebenfalls alle Dateien finden und in einer Textdatei ausgeben. Somit hat man die Wahl: Vorsichtige Naturen gehen über den Finder in das entsprechende Verzeichnis und löschen fragliche Dateien per Hand, noch vorsichtigere Nutzer verschieben sie ersteinmal in einen Ordner auf der Festplatte. Wer gleich im Terminal bleibt, um mit einem einfachen „Kopieren und Einfügen“ alles auf einmal zu löschen, kennt sich entweder sehr gut aus oder liebt das Risiko.

Denn nicht alle Dateien gehören zu einer Anwendung, nur weil der Name darin vorkommt. Im Zweifelsfall geben Sie den gefundenen Dateinamen in Google ein und suchen nach einer Erklärung.

Suchen über Spotlight

Vor allem in Systemverzeichnissen gibt es oft Plug-ins für andere Anwendungen, die aber den Namen der zu löschenden App beinhalten (beispielsweise Twitter).

Wer sich auf die Suche nach Programmresten begibt, sollte es über die üblichen Speicherpfade für Anwendungen versuchen:

Öffnen Sie dazu das Terminal ( im Ordner „Programme/Dienstprogramme“) und geben Sie folgenden Befehl ein:

sudo find / -iname "*spotify*" -print > ~/Desktop/suche.txt

Der Befehl „ sudo“verschafft Ihnen die Berechtigung, überall im System agieren zu dürfen, „ find“ ist der Suchbefehl selbst, „/“ist der Hinweis auf das Startverzeichnis, ab dem wir suchen. In dem Fall durchsuchen wir alles ab dem Wurzelverzeichnis der Bootplatte. Achtung, hier werden auch alle gemounteten Server und externe Festplatten durchsucht, weil deren Verzeichnisse in einem unsichtbaren Systemordner namens „Volumes“ gespiegelt sind. Der Parameter „ -iname“ gibt an, dass der nächste Befehl den Namen enthält, nach dem gesucht werden soll.

Wichtig ist, dass der Programmname in Anführungszeichen steht. Die Sternchen-Symbole signalisieren, dass vor und nach dem Dateinamen noch Wörter stehen können und der Suchbefehl also nicht nur Dateien erfasst, die ausschließlich den Programmnamen enthalten.

„-print >“gibt an, dass die Ergebnisse nicht auf der Konsole, sondern in eine Textdatei auf dem Schreibtisch geschrieben werden sollen. Keine Angst: Die Textdatei muss nicht schon vorhanden sein, OS X erstellt sie neu.

Ein Beispiel:

Ich suche nach Spotify-Dateien, da ich die Anwendung entfernen will. Meine Textdatei gibt nach abgeschlossener Suche (je nach Festplattengröße und -schnelligkeit kann das etwas länger dauern) folgende Liste wieder:

Die erste Zeile ist einfach: Hinter der Datei „.app“ steckt die Anwendung selbst. Die nachfolgenden sechs Zeilen listen Dateien, die im Paket dieser App-Datei vorhanden sind. Wenn ich jetzt also die Datei „.app“ lösche, sind die anderen Dateien auch weg.

Die folgenden Zeilen verraten, dass im Library-Ordner des Benutzerverzeichnisses auch noch Dateien von Spotify lagern.

Direkt ans Ziel

Erfahrene User können die Pfade in die Zwischenablage kopieren, dafür tippen Sie in der Konsole den Befehl

rm –r ""

ein und fügen zwischen den Hochkommata den Pfad ein.

Der Library-Ordner ist seit OS X Lion und damit auch in OS X 10.11 El Capitan unsichtbar. Damit man den Pfad nicht manuell eintippt, kann man im Finder auf die Option "Gehe zu" klicken und danach die Wahltaste (Alt) drücken.

Wenn Sie mit der Konsole noch nicht so vertraut sind, und auf Nummer sicher gehen wollen, können Sei auch so vorgehen:

Öffnen Sie den Finder und drücken Sie die Tasten Befehl-Umschalt-G („cmd-shift-G“) und geben Sie den Pfad ein. Danach suchen Sie in diesem Ordner nach der Datei und löschen sie von Hand.

Der Name spricht für sich: Der Preferences-Ordner beinhaltet Dateien, die die Nutzereinstellungen einzelner Programme speichern.

Der letzte Pfad meiner Liste führt zu den Spotify-Preferences. Um sie zu löschen, öffne ich das Finder-Fenster, gebe die Tastenkombination Befehl-Umschalt-G ein und navigiere in den Preferences-Ordner. Anschließend suche ich in diesem Ordner nach der genannten Datei.

Bei dieser Anwendung war es einfach. Keine Datei weist auf eine Systemdatei hin, die den gleichen Namen wie die Anwendung beinhaltet.

Achtung: Bei Pfaden, die ein /dev, /bin oder andere Ihnen nicht geläufige Ordner beinhalten: Seien Sie vorsichtig und prüfen Sie zweimal nach, ob dies eine Datei ist, die zu Ihrer Anwendung gehört.

Sind zu viele Programme auf dem Mac installiert, wird der Ordner oft unübersichtlich. Hier kann man die Spotlight-Suche anwenden.

Dieses Vorgehen erschwert natürlich das Löschen einer App, und es gibt kleine Tools, die genau das machen. Der Nachteil: Man muss auch diesen Tools mit „ sudo“ die vollen Benutzerrechte geben, damit sie die versteckten Dateien finden (das macht man bei Apps mit der Passworteingabe).

Sie haben also die Wahl: Geben Sie einem Dritthersteller volle Kontrolle über Ihr System oder tippen Sie die Befehle schnell selbst ein, behalten die Kontrolle und lernen noch dazu, wie Ihr System funktioniert.

(Macwelt/ad)