Mac-OS X in Deutsch

27.03.2001 von MARTIN STEIN 
Besser als Linux und Windows soll Mac-OS X nach Angaben zahlreicher Experten sein. Wir haben die finale Version gründlich unter die Lupe genommen und zeigen, wie gut Mac-OS X wirklich ist.

Info: Dieser Beitrag ist ein Auszug eines Artikels unserer Schwester-Publikation Macwelt. In der nächsten Ausgabe (ab 4.4. am Kiosk) erfahren sie dort in einem großen Special mehr über Mac-OS X.

Schön und schnell wie ein Ferrari, leistungsstark wie ein Kenworth-Truck und revolutionär wie die Brennstoffzelle, so sieht der kalifornische Computerhersteller Apple sein neuestes Produkt. Im Gegensatz zu den Hits der letzten Jahre, die wie der iMac, das Powerbook G4 aus Titan oder der superflache und 21 Zoll große LC-Bildschirm Cinema Display alle aus dem Hardwarelager kamen, will Apple nun mit einem Betriebssystem für Furore sorgen.

Am 24. März soll mit der weltweiten Einführung von Mac-OS X (sprich "zehn") für die mehr als 30 Millionen Mac-Anwender eine neue Zeitrechnung beginnen. Apple liefert parallel zur CeBIT das Next-Generation-OS aus, das mit seinen starken Linux-Anleihen den nächsten großen Wurf darstellen soll.

Ende der Odyssee

Mit dem neuen System geht für den in den letzten Monaten schwer gebeutelten Mac-Hersteller eine lange Odyssee zu Ende. Die von Computerpionier Steve Jobs geführte Firma, die 1984 mit dem Mac weltweit den Standard für grafische Benutzeroberflächen bei PC-Betriebssystemen geschaffen hat, musste in den neunziger Jahren zusehen, wie Microsoft mit Windows zum erfolgreicheren Betriebssystemanbieter wurde. Während das Mac-OS lange Zeit als einziger Windows-Konkurrent für viele Microsoft-Gegner das System der Wahl war, verlor die Mac-Company diese Position Ende der neunziger Jahre an die Linux-Gemeinde.

Nachdem Apples Bemühungen, das Betriebssystem gründlich zu modernisieren, mit dem Projekt Copland zu Grabe getragen wurden, entschloss sich das Unternehmen unter der damaligen Führung von Gil Amelio zu einem waghalsigen Schritt. Am 20. Dezember 1996 gab Apple bekannt, die Firma NeXT für 400 Millionen US-Dollar zu übernehmen. Deren Chef war kein Geringerer als der ehemalige Apple-Gründer Steve Jobs, der kurz nach der Macintosh-Premiere 1984 das Unternehmen im Zorn verlassen hatte. Mit NeXT bekam Apple die Rechte an dem Betriebssystem Nextstep, den objektorientierten Entwicklungstools und dem Application-Server Web Objects.

Das neue System, das in seiner Grundstruktur dem früheren Next-OS entspricht, liegt beim Thema Speicherschutz, preemptivem Multitasking und symmetrischem Multiprocessing gleichauf mit den Linux- und Unix-Konkurrenten. Wie Linux setzt auch Apple mit der Vergabe von Open-Source-Lizenzen auf die geballte Entwicklungsarbeit unabhängiger Programmierer rund um den Globus. Diese erweitern und verbessern den Mac-OS-X-Kern Darwin, der unter anderem das Betriebssystem Free-BSD und den Kernel Mach 3.0 enthält.

Darauf bauen die Windowing- und Grafikkomponenten von Mac-OS X auf. Im 2D-Bereich setzt Apple auf die Adobe-Technologie PDF, die systemweit als Ausgabeformat verfügbar ist. Bei der 3D-Darstellung kommt der Standard OpenGL und für Multimedia Apples eigene Quicktime-Technologie zum Einsatz.

Nur neue Programme nutzen Mac-OS X

Zwar laufen unter Mac-OS X auch ältere Mac-OS-Anwendungen, die eigentliche Leistungsfähigkeit des Systems können jedoch nur angepasste Programme ausnutzen. Bis zum Sommer 2001, so Apple-Boss Steve Jobs vor neun Wochen während der Macworld Expo in San Francisco, ist jedoch mit einer Flut neuer Anwendungen zu rechnen.

Die Unterstützung der Software-Industrie scheint Apple auch sicher. Neben Microsoft, das im Herbst Office für Mac-OS X auf den Markt bringen will, haben sich renommierte Hersteller wie etwa Alias Wavefront, die mit ihrer 3D-Software Maya vor allem im Filmgeschäft erfolgreich sind, sowie Macromedia, Adobe, Corel, Inprise und SAS zu dem neuen System bekannt. In den nächsten Wochen und Monaten wollen sie mit der Auslieferung ihrer Programme beginnen.

Damit Mac-OS X eine "neue Benutzererfahrung" darstellt, haben die Apple-Programmierer eine animierte Oberfläche mit dem Namen Aqua geschaffen. Sie bietet zahlreiche visuelle Effekte wie Schatten und Alpha-Blending. Diese Effekte liegen voll im Trend der Zeit: Auch Microsofts Luna-Oberfläche von Windows XP baut darauf.

Ob es Apple mit Mac-OS X gelingt, an den Grundsäulen des Wintel-Imperiums zu wackeln, hängt davon ab, wie viel Unterstützung das Unternehmen aus der Industrie bekommt. Die US-amerikanische Wirtschaftszeitschrift Business Week setzt Mac-OS X im Vergleich mit Linux und Windows an die erste Stelle.

Mit Mac-OS X geht Apple neue Wege

Bereits im ersten Willkommen-Dialog nach der Installation macht Mac-OS X aus seiner grafischen Leistung kein Hehl. Animiert und mit einer betörenden Geräuschkulisse fordert die Konfigurationsanwendung den Benutzer auf, nicht nur das Herkunftsland und das Tastaturlayout festzulegen, sondern auch die Registrierungsdaten online an Apple zu übermitteln.

Mac-OS X legt bei der Konfiguration einen lokalen Benutzer an, der als so genannter Administrator mehr Systemrechte hat als andere Benutzer. So kann er etwa andere Anwender anlegen oder Systemeinstellungen verändern und Software installieren. Übrigens: Jeder Benutzer bekommt unter Mac-OS X einen eigenen Ordner, in dem spezifische Einstellungen und Daten gespeichert werden.

Auch die Interneteinstellungen, die zum Übermitteln der Registrierungsdaten besonders wichtig sind, lässt die Software nicht aus. Wer angibt, dass er noch keinen Internetzugang nutzen will, kommt ohne Registrierung davon. Ansonsten legt man fest, ob der Zugang via Modem, Netzwerk, Kabel, DSL oder den Airport-Funknetz erfolgen soll. Nach der Gerätekonfiguration kommen die E-Mail-Einstellungen dran. Hier können Mac-Anwender über Apples Internet-Service iTools einen kostenlosen E-Mail-Account mit einer @mac.com-Adresse erhalten.

Das System auf einen Blick

Nach dem Einrichten der Software hat man dann vollen Zugriff auf das neue System. Anwender, die noch nicht mit der Betaversion gearbeitet haben, werden sich sicherlich erst an einige Änderungen gewöhnen müssen. Im Gegensatz zu Mac-OS 9.1 bietet das neue System eine geänderte Menüstruktur, das Dock und einen komplett neuen Finder.

Unser erster Eindruck des Systems und der Finder-Anwendung sind durchaus positiv. Gegenüber der Betaversion hat das gesamte System deutlich an Geschwindigkeit gewonnen. Was vorher im Schneckentempo ablief, verhält sich nun so, wie es auch sein soll. Dennoch: Mac-OS X ist ein Speicherfresser. Wer nicht nur im Finder halbwegs flüssig navigieren, sondern auch noch Anwendungen nutzen will, sollte mehr als 128 MByte Arbeitsspeicher verwenden.

Wir setzten im Test vier Konfigurationen mit 96, 128, 192 und 256 MByte Arbeitsspeicher ein. Arbeitet man nur im Finder, kommen alle Rechner mit Mac-OS X zurecht. Startet man Apple Works 6, leistet auch die "kleine Konfiguration" mit 96 MByte RAM noch gute Dienste. Wer jedoch gleichzeitig im Internet surfen und seine Mail abrufen möchte, muss zu 128 MByte RAM greifen. Anwender, die noch mehr wollen, brauchen schon 256 MByte. Dann funktioniert zusätzlich zu den erwähnten Anwendungen auch Freehand 10 oder Cinema XL 6 problemlos.

Der Finder

Apple hat mehr Systemfunktionen in den Finder gepackt. So haben Anwender beim Navigieren durch das Dateisystem immer Zugriff auf alle Systemfunktionen. Deshalb befindet sich etwa in dem Finder-Fenster am oberen Rand eine Symbolleiste, die in der Grundeinstellung die Einträge "Zurück", "Darstellung", "Computer", "Privat", "Favoriten" und "Programme" hat.

Die letzten vier Einträge verweisen auf Ordner und Hierarchien im System. Zu diesem Schritt hat sich Apple entschlossen, da die Systemstruktur von Mac-OS X um einiges komplizierter ist als von Mac-OS 9.1. Glücklicherweise zeigt der Finder nicht alle Systembestandteile an, sondern beschränkt sich auf die für die tägliche Arbeit relevanten. Wer mehr sehen will, kann über den Terminal tiefer in das System eindringen.

Klickt man auf das Computer-Symbol, stellt das Finder-Fenster wie unter Windows sämtliche Laufwerke und die Netzwerkumgebung dar. Auf die persönliche Arbeitsumgebung kann man mit dem Privat-Symbol zugreifen. Hier befinden sich bereits acht Unterordner, die man zum Teil von der iDisk kennt. In dem Ordner Library speichert das Mac-OS etwa alle persönlichen Voreinstellungen, aber auch Internet-Plugins, Klänge, Druckertreiber etc.

Nicht erschrecken sollte, wer den Ordner Printers öffnet und gähnende Leere vorfindet. In Mac-OS X gibt es neben den persönlichen Voreinstellungen auch globale, die für alle Anwender gelten. Diese befinden sich ebenfalls in einem Ordner mit der Bezeichnung Library, der sich jedoch auf der Root-Ebene befindet. Die Symbole Favoriten und Programme verweisen zu den entsprechenden Ordnern, die sich an anderen Stellen des Systems verbergen. Wer die genaue hierarchische Position wissen möchte, kann wie unter Mac-OS 9.1 mit gedrückter Befehlstaste auf die Titelleiste klicken. Noch einfacher geht es, wenn man das Finder-Fenster etwas anpasst.

Finder und Fenster

Mac-OS X bietet wie Mac-OS 9.1 die Listen- und Symboldarstellung. Verschwunden ist allerdings die Ansicht mit Buttons, was jedoch kaum für Anwenderfrust sorgen dürfte. Hinzugekommen ist ein Relikt aus den Nextstep-Zeiten, die Spaltendarstellung. Das Finder-Fenster zeigt in der linken Spalte den aktuellen Ordner, in der rechten stellt es den ausgewählten Unterordner dar.

Per Scrollbalken lassen sich auch die Unterordner des aktuellen Unterordners darstellen. Was zunächst etwas verwirrend klingt, entpuppt sich als wirkliche Hilfe: Zum Navigieren und schnellen Kopieren von Dateien ist dies sicherlich die beste Darstellung der Finder-Inhalte.

Das Finder-Fenster bietet eine weitere Neuerung. Während unter Mac-OS 9.1 jedes Fenster am linken oberen Rand ein Schließfeld und auf der rechten Seite zwei Boxen zum Vergrößern und Ausblenden hat, verfügt das neue Finder-Fenster über vier Objekte in der Titelleiste.

Auf der linken Seite hat Apple wie bisher das Schließfeld angebracht, darüber hinaus aber auch die zwei Boxen zum Vergrößern und Ausblenden. Auf der rechten Seite kann man per Mausklick die Finder-Symbole ein- und ausblenden. Die Trennung ist logisch und geht einem nach kurzer Gewöhnungszeit in Fleisch und Blut über.

Neues Dock und neues Menü

Nicht nur der Finder, sondern auch die Systemmenüs haben sich mit Mac-OS X geändert. Während Apple unter Mac-OS 9.1 links das Apple-Menü mit Zugriff auf Kontrollfelder und Schreibtischprogramme und rechts das Programmmenü bietet, zeigt Mac-OS X eine vollkommen neue Anordnung.

Das Programmmenü auf der rechten Seite gibt es schlicht nicht mehr. Auf der linken Seite findet sich ein Apple-Menü, das mit seinem Vorgänger jedoch kaum noch etwas gemein hat. Zunächst lassen sich die Einträge nicht wie unter Mac-OS 9.1 ändern. Außerdem befinden sich die meisten Befehle des ehemaligen Spezial-Menüs unter Mac-OS X im Apple-Menü. Geblieben sind nur die Menübefehle "Über diesen Mac" und "benutzte Programme".

Wer sich nun fragt, wo man die Systemeinstellungen vornimmt und was aus den Kontrollfeldern geworden ist, der möge Apple zufolge seinen Blick auf das Dock richten. Damit ist eine Palette am unteren Bildschirmrand gemeint, die neben dem Papierkorb einige Programmsymbole und den Finder enthält. In das Dock kann man seine Lieblingsanwendungen per Drag&Drop ablegen und künftig per Mausklick aufrufen.

Apple hat aber auch weitere Funktionen für die Leiste vorgesehen. Darin zeigt das Mac-OS etwa aktive Programme sowie ausgeblendete Dokumente und Anwendungen an. Diese wandern beim Klick auf das gelbe Symbol in der Titelleiste einer Anwendung oder eines Dokuments in das Dock. Neu und sehr hilfreich sind die Dock-Menüs. Klickt man etwas länger als eine Sekunde auf ein Objekt im Dock, stellt das System ein Menü mit speziellen Einträgen dar. Bei Festplattensymbolen, die man ebenfalls im Dock ablegen kann, bekommt man etwa einen Überblick über die gesamte Verzeichnisstruktur der Platte.

Mac-OS X in der Praxis

Anders als in Mac-OS 9 bietet das neue System keine Kontrollfelder mehr. Die Einstellungen für Netzwerk, Drucker und andere Komponenten des Systems lassen sich in den so genannten Systemeinstellungen vornehmen, die man über das Dock aufrufen kann.

Leider kam es bei der Lokalisierung von Mac-OS X zu einigen Unstimmigkeiten. So heißt die Anwendung für die Systemkonfiguration zwar Systemeinstellungen, im Dock erscheint aber der englische Begriff System Preferences. Im Apple-Menü verwendet das System wieder den deutschen Wortlaut.

Wer die Systemeinstellungen öffnet, hat Zugriff auf 21 Symbole, die im Wesentlichen den ehemaligen Kontrollfeldern von Mac-OS 9 entsprechen. Gegenüber der Betaversion von Mac-OS X hat Apple hier noch einiges geändert. So gibt es etwa einen erweiterten Bildschirmschoner mit "aktiven Ecken" für die Blitzaktivierung. Am meisten hat sich jedoch bei den Internet- und Netzwerkeinstellungen getan.

Internet und Netzwerk

Die wichtigste Neuerung zuerst: Mit der finalen Version von Mac-OS X werden auch Airport- und DSL-Verbindungen unterstützt. Bei den Netzwerkeinstellungen bietet Apple nun im Pop-up-Menü Verbindung die Einträge Integriertes Modem oder Ethernet an. Ist eine Airport-Karte installiert, erkennt das System sie automatisch und trägt diese Option in die Netzwerkauswahl ein.

Je nach Verbindungstyp ändert Mac-OS X die Optionen für die weiteren Netzwerkeinstellungen. Wer beispielsweise bei der Verbindung Ethernet auswählt, kann auch Optionen für DSL (PPPoE) und Appletalk einstellen. Gibt man jedoch Integriertes Modem an, bekommt man Einstellungsoptionen für PPP, Proxies und Modems. Anders als bei Mac-OS 9.1 befinden sich damit alle Angaben für den Internetzugang an einer Stelle. Dies dürfte vor allem Interneteinsteigern helfen.

Bei Modemverbindungen startet Mac-OS X das Hilfsprogramm Internet Connect, das dem Kontrollfeld Remote Access unter Mac-OS 9.1 entspricht. Hier sieht man die Einstellungen für die PPP-Einwahl und einen Button für die bereits erwähnten Netzwerkeinstellungen.

An ISDN-Anwender in Europa hat Apple jedoch kaum gedacht. Sämtliche Treiber beziehen sich auf Geräte, die in Deutschland fast gar nicht verbreitet sind. Wer dagegen einen ISDN-Adapter von Hermstedt oder Sagem einsetzt, ist auf den Hersteller angewiesen. Unser Planet-USB-Adapter von Sagem verweigert unter Mac-OS X seinen Dienst.

Mehr Einstellungen

In den Systemeinstellungen legt man den Benutzer- und Filesharing-Zugriff fest. Während Mac-OS 9 von seiner Struktur her kein reinrassiges Multiuser-System ist, kann Mac-OS X diese Funktion nicht verbergen. Auf der Root-Ebene des Systems zeigt der Ordner Users zunächst zwei Einträge: einen mit dem eigenen Benutzernamen und einen mit der Bezeichnung Shared. Jeder weitere Benutzer, den man in den Systemeinstellungen anlegt, bekommt einen Ordner im User-Verzeichnis.

Vorsichtig sollte man mit der Option "Der Benutzer darf diesen Computer verwalten" sein. Damit erhält ein Anwender nicht nur das Recht, Software zu installieren oder Änderungen bei den Systemeinstellungen vorzunehmen, bei unsachgemäßem Umgang kann er das System auch zerstören. In diesem Fall hilft nur eine Neuinstallation von Mac-OS X. Teilt man seinen Rechner nicht mit Kollegen oder ist er anderen unzugänglich, kann man auf die persönliche Anmeldung verzichten und Mac-OS X so einstellen, dass ein Benutzer beim Systemstart automatisch angemeldet wird.

Die Filesharing-Funktion heißt unter Mac-OS X schlicht Sharing, ist aber um einiges leistungsstärker als im klassischen Mac-OS. So bietet sie auf Wunsch FTP-Zugriff, der in einem Netzwerk besonders hilfreich zum schnellen Senden und Empfangen von Daten ist. Die Option "Zugriff zum Netzwerk aktivieren" sollte man nur verwenden, wenn man im Umgang mit der Terminalanwendung Erfahrung hat. Andere Anwender können damit auf den Rechner zugreifen und auch Schaden anrichten.

Software für Mac-OS X

Bisher gibt es vorwiegend Betasoftware für Mac-OS X. Schenkt man Apples Aussagen Glauben, soll sich die Situation jedoch innerhalb der nächsten Monate verbessern. Fakt ist, dass Mac-OS X abgesehen von den Serveranwendungen und der Entwicklungsumgebung bis auf die sehr gute E-Mail-Anwendung und Internet Explorer 5.1 kaum Programme beiliegen. Wer sich nun fragt, warum er überhaupt Mac-OS X einsetzen soll, wenn die Softwareausstattung dürftig und das Angebot der Dritthersteller begrenzt ist, findet bei den Systemeinstellungen die passende Antwort.

Unter Mac-OS X lassen sich nicht nur Carbon-, Java- und Cocoa-Programme verwenden, sondern auch klassische Mac-Anwendungen wie Microsoft Word, BB-Edit oder Filemaker Pro. Mac-OS X verwendet dazu eine Laufzeitumgebung, die auf Mac-OS 9.1 basiert. Die meisten Programme, die bisher unter diesem System reibungslos funktionierten, sollten unter Mac-OS X ihren Dienst ebenfalls nicht versagen. In unserem Test streichen nur die Anwendungen die Segel, die hardwarenah programmiert sind. Grünes Licht können wir für alle Office-Anwendungen und die meisten Grafikprogramme geben. Zwar hinkt die Ausführungsgeschwindigkeit der klassischen Mac-Programme unter Mac-OS X dem Mac-OS 9 hinterher, der Unterschied ist jedoch in den meisten Fällen gering.

Mac-OS 9 unter OS X

Startet man eine Mac-OS-9-Anwendung, lädt Mac-OS X automatisch das klassische System Mac-OS 9.1. Innerhalb eines Fensters kann man dabei dem Bootvorgang des Systems zusehen. Anschließend führt das Mac-OS die Startobjekte aus und öffnet die aufgerufene Anwendung. Klassische Mac-Anwendungen verwenden nicht die bunte Aqua-Oberfläche von Mac-OS X. Stattdessen bekommt man das gewohnte Look&Feel von Mac-OS 9.

Beim Systemstart lässt sich Mac-OS 9.1 auch automatisch öffnen. Das verzögert den Bootvorgang des Rechners zwar um mehr als 20 Sekunden, lohnt sich aber dann, wenn man vorwiegend mit klassischen Mac-Programmen wie etwa Illustrator oder Dreamweaver arbeitet. Damit Mac-OS 9.1 nicht zu viele Systemressourcen schluckt, lässt sich bei den Systemeinstellungen ein Ruhezustand für die Classic-Umgebung einstellen. Wer mehrere Mac-OS-9-Varianten verwendet, kann sich darüber hinaus die Version herauspicken, die Mac-OS X benutzen soll. Übrigens: Mac-OS 9.1 gehört zum Lieferumfang von Mac-OS X.

Fazit

Die Installation lohnt sich nicht für jeden Anwender. Viele Programme funktionieren zwar unter Mac-OS X, dennoch scheinen Carbon-Anwendungen unter Mac-OS 9.1 flüssiger zu arbeiten. In der Praxis heißt das, dass man zwar mit Mac-OS X experimentieren sollte, Produktionssysteme stellt man aber besser erst dann um, wenn finale Versionen der Anwendungen erhältlich sind.

Wir vermissen auch die Apple-Software-Hits wie iTunes, iMovie, iDVD und Final Cut Pro für das neue System. Der Macintosh-Hersteller hat jedoch angekündigt, die meisten Programme in den nächsten Wochen anzubieten. Bei aller Kritik muss man jedoch ebenfalls sagen, dass uns Mac-OS X sehr beeindruckt und mittlerweile ein Bestandteil unserer täglichen Arbeit ist. (ala)

Weitere Screenshots und Details zum Mac-OS X finden Sie bei unserer Schwester-Publikation Macwelt.