Mac-OS X: Die Beta

28.09.2000 von Sebastian Hirsch
Drei Jahre hat es gedauert, nun ist sie endlich da: Apples neue Version des Mac-OS markiert einen Meilenstein in der Entwicklung des Personal Computers und der Betriebssysteme.

Info: Dieser Beitrag wurde auszugsweise von unserer Schwester-Publikation Macwelt  übernommen. In einem großen Special in der nächsten Ausgabe (ab 4.10. am Kiosk) erfahren sie noch mehr über Mac-OS X.

Apples neues Betriebssystem Mac-OS X ist seit Mitte September in einer öffentlichen Beta-Version für 80 Mark käuflich zu erwerben. Weit davon entfernt, in einer Arbeitsumgebung eingesetzt werden zu können, bietet es dennoch reichlich Gelegenheit, die Mac-Zukunft selbst aus nächster Nähe zu sehen. Dennoch, erstmals gibt es mit Mac-OS X ein echtes Unix-System mit einer innovativen und zudem bedienerfreundlichen Oberfläche.

Ein blaues X auf weißem Grund, eine Papphülle, darin ein 25-seitiges Heftchen und eine CD: Schick, doch wenig spektakulär kommt Apples neues Mac-OS daher. Das Design von Verpackung und CD-Beschriftung ist so clean, so sauber und luftig, dass es einer Jogurette-Reklame entsprungen sein könnte. Gleichzeitig ist es eine designerische Glanzleistung. Denn Leichtigkeit, Schlankheit, Aufgeräumtheit - es wollen einem kaum Schlagwörter einfallen, die weiter entfernt sind von dem, was man mit einem Unix-Betriebssystem verbindet, das aus über 20.000 Dateien besteht, 800 MByte auf der Festplatte belegt, mindestens 128 MByte Arbeitsspeicher benötigt und allein vier Laufzeitumgebungen für Applikationen in sich vereint. Schlank, aufgeräumt, clean - das ist anders.

Mac-OS-Mimikri

In der Natur heißt der Trick der Tarnung, des anders Wirkens Mimikri. Ein Schmetterling wirkt bei ausgefalteten Flügeln wie ein großäugiges Ungeheuer, eine Fliege auf den ersten Blick wie eine Wespe. Was in der Natur zur Feindabschreckung verwendet wird, drehen die Apple-Designer um und machen aus einem technischen Monster ein freundliches, verspieltes System, das man einfach mögen muss.

Niemand müsse in Mac-OS X auch nur eine Befehlszeile auswendig lernen, hatte Apple-Chef Steve Jobs versprochen. Wer es trotzdem wolle, könne dies aber tun und habe so die ganze Kraft der Unix-Befehle zur Verfügung. Jobs hat Wort gehalten, und auch, wenn man bereits bei der Installation der Beta merkt, dass hier etwas anderes auf die Platte kommt als das vergleichsweise harmlose Mac-OS bisheriger Prägung, Unix-Schrecken will sich nicht einstellen.

Die ersten Schritte

Es gibt wohl keine Computerplattform, auf der neue Betriebssystem-Versionen oder Betriebssystem-Updates so bedenkenlos aufgespielt werden, wie am Macintosh. Daten sichern, immer ein startfähiges Volume bei der Hand haben - was woanders selbstverständlich ist, für die meisten Macianer sind dies Fremdworte. CD einlegen, Installationsprogramm starten und einfach das neue System auf die einzig vorhandene Platte mit allen wichtigen Daten bügeln: So installiert man am Mac ein neues System.

Was jeden gelernten Unix-Administrator erbleichen lässt, auch mit Mac-OS X ist diese legere Vorgehensweise möglich. Apple empfiehlt sie nicht, schon gar nicht bei der Beta-Version, aber möglich ist sie. Während die Entwicklerversion 3 noch verlangte, die gesamte Platte vor der Installation zu löschen, "freut" sich das Installationsprogramm von Mac-OS X geradezu, wenn es ein laufendes Mac-OS 9 vorfindet. Später beim Einrichten des neuen Systems kann man es als "Classic"-Umgebung verwenden.

So problemlos die Installation ist, wer die Beta aufspielt, sollte dennoch alle wichtigen Daten in Sicherheit bringen. Schließlich ist Mac-OS X weit davon entfernt, an allen möglichen Rechnern ausgetestet zu sein. Wer Zusatzgeräte wie eine Erweiterungskarte oder zusätzliche Laufwerke installiert hat, sollte diese entfernen. Erst einmal eine saubere Mac-only-Umgebung ausprobieren, mit fehlenden Treibern und nicht unterstützten Komponenten kann man sich danach immer noch herumschlagen.

Systemanforderungen

Nach dem Start des Installationsprogramms erfährt man recht schnell, ob Apple den eigenen Rechner für Mac-OS-X-tauglich hält. Die Beta lässt sich auf allen Macs mit G3- und G4-Prozessor installieren, die neuen Doppelprozessorrechner eingeschlossen. Lediglich die ersten Powerbooks mit G3-Prozessor sind ausgenommen. Schwierig wird es bei Macs, die nachträglich mit einer G3-Prozessorkarte bestückt worden sind. Apple unterstützt diese Konfigurationen nicht, dennoch lässt sich die Beta auf einigen dieser Rechner installieren. Hier hilft nur Ausprobieren. Akzeptiert es den eigenen Rechner, sollte Mac-OS X auch ohne große Probleme darauf laufen.

Neben dem G3- oder G4-Prozessor sind 128 MByte Arbeitsspeicher das Minimum, zudem sollte man Mac-OS 9 besitzen. Dieses ist Voraussetzung, um ältere Software in der Classic-Umgebung laufen zu lassen und in Mac-OS X Beta nicht enthalten.

Mac-OS X beansprucht rund 850 MByte Festplattenspeicher, je nachdem sollte also die Festplattenpartition oder das Volume mindestens 1 GByte groß sein. Wenig weiter hilft hier eine Festplatte, die an einem SCSI-Host-Adapter angeschlossen ist. Lediglich die von Apple verbaute SCSI-Karte unterstützt Mac-OS X. Man sollte daher in jedem Falle die interne IDE-Platte als Mac-OS-X-Volume verwenden. Auf dieser Platte sollte sich ebenfalls ein startfähiges Mac-OS 9 befinden, unabhängig davon, ob es auf derselben oder einer anderen Partition untergebracht ist.

Hat man seinen Rechner so weit hergerichtet, geht die Installation einfach. Man startet das Installationsprogramm, wählt das Volume aus und überlässt den Rest dem Rechner. Die Installation dauert eine knappe Stunde.

System einrichten

Ist Mac-OS X fertig installiert, startet der Rechner neu und ruft automatisch ein Hilfsprogramm zum Einrichten des Systems auf. Hier muss man Angaben zu Datum und Uhrzeit, zur Zeitzone, zur Netzwerkumgebung sowie zu Internet und E-Mail machen. Zumindest die Einstellungen zum Netzwerk und Internet sollte man sorgfältig vornehmen. Schlampt man hier und muss die Einstellungen später ändern, muss man den Computer jedes Mal neu starten.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn man den ersten Benutzer anlegt. Hier fragt der Assistent nach Namen und Passwort. Der hier eingegebene Benutzer ist gleichzeitig der Administrator des Rechners. Nur mit diesem Namen kann man wichtige Systemeinstellungen vornehmen und auf alle Daten am Rechner zugreifen. Vergisst man die Einstellungen, die man hier vorgenommen hat, dann riskiert man, dass nicht nur das System neu installiert werden muss, sondern auch, dass sämtliche Dateien, die man selbst angelegt hat, verloren sind. Anders als bei Mac-OS 9, wo es zwar auch mehrere Benutzer-Accounts gibt, diese jedoch nur rudimentär gesichert sind, hat man unter Mac-OS X keine Chance, den Rechner von CD zu starten und so wieder an alle Daten zu gelangen.

Die neue Oberfläche

Sind im Einrichtungsprogramm alle Einstellungen vorgenommen, startet der Rechner neu und zeigt nach dem Booten das Anmeldefenster. Nach der Anmeldung erscheint nach kurzer Zeit die Oberfläche von Mac-OS X.

An den geänderten Menübefehlen, Fensteraufteilungen und einer sehr gewöhnungsbedürftigen Dateistruktur wird man schnell merken, dass man sich hier viel Zeit nehmen sollte. Denn ein einfaches Update des bisherigen Systems ist Mac-OS X beileibe nicht. Auch wenn sich die Apple-Entwickler viel Mühe gemacht haben, das neue Betriebssystem so Mac-like wie möglich zu gestalten, hat man doch mit einigen Eigenheiten von Unix zu kämpfen. Darüber hinaus nutzt Apple die Umstellung auf Mac-OS X, um einiges in der Benutzerführung zu ändern. Ob man dies für einen Fortschritt hält oder nicht, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Um es vorweg zu nehmen: Apple hat mit Mac-OS X nicht das Rad neu erfunden. Nach wie vor gibt es Programme und Dateien, Volumes und Ordner, und trotz einer engeren Einbindung sind auch Netzumgebungen immer noch als solche erkennbar. Nach wie vor kopiert man Dateien, indem man Icons verschiebt, und man öffnet sie per Doppelklick. Während also die rudimentären Elemente des bekannten Mac-OS beibehalten worden sind, hat sich doch in weiten Teilen das Arbeiten im Finder geändert.

Der neue Finder

Vor einem dunkelblauen Hintergrund erstrahlt ein weißes Fenster mit bunten Icons, darüber befindet sich an gewohnter Stelle die Menüleiste, unten am Bildschirm ist das Dock, das ebenfalls Icons enthält. Wer direkt nach dem Anmelden den Mac beobachtet hat, wird eine Neuerung von Mac-OS X bereits bemerkt haben. Ganz links im Dock hüpft das Mac-OS-Icon auf und nieder. Es kommt erst zur Ruhe, wenn der Finder als Fenster erscheint.

Die animierten Icons hat Apple eingeführt, um dem Anwender anzuzeigen, dass ein Programm startet. Der Gedanke dabei ist, dass der Anwender immer informiert sein soll, wenn der Mac etwas tut. Passiert nach einem Doppelklick auf ein Programm erst mal gar nichts, verwirrt das den Anwender, der wahrscheinlich mit einem erneuten Doppelklick versuchen wird, den Mac zu einer Aktion zu bewegen. In Mac-OS X wird stattdessen das Icon des Programms nach einem Doppelklick in das Dock eingefügt, wo es auf und ab hüpft, bis der Programmstart beendet ist.

Nach einem Systemstart wird der Finder automatisch aufgerufen, und man kann mit der Erkundung der neuen Oberfläche beginnen. Als Erstes fällt auf, dass Mac-OS X zwischen Finder und "Desktop" unterscheidet. Diese Unterscheidung hat es bisher im Mac-OS zwar auch gegeben, allerdings trat sie im Finder bislang nicht zu Tage. Der Finder war der Finder und wurde synonym zum Begriff "Schreibtischoberfläche" verwendet. Die Unterscheidung in Mac-OS X Beta ist auch etwas akademisch und wird die Beta-Phase wohl kaum überleben. Man sollte sich also nicht von den beiden Begriffen irritieren lassen und sie weiterhin gleich verwenden.

Gravierender als diese Bezeichnungsverwirrung dürfte das Mischmasch aus englischen und deutschen Begriffen sein, dass den neuen Finder auszeichnet. Klickt man beispielsweise auf das Icon "Programme" oben in der Fensterleiste, öffnet sich ein Ordner namens "Applications". Ein Doppelklick auf das Programm "Key Caps" startet die bekannte Applikation "Tastatur".

Sprachverwirrung

Dass Mac-OS X trotz deutscher Version noch eine Fülle englischer Begriffe enthält, liegt nicht etwa daran, dass wir es hier mit einer schlampig lokalisierten Beta-Version zu tun haben. Auch in der finalen Version wird sich daran nicht viel ändern. Der Grund ist, dass es unter Mac-OS X keine speziell lokalisierten Versionen des Betriebssystems und von Programmen mehr geben wird. Eine deutsche Programmversion unterscheidet sich von einer US-Version nur durch einige für den Anwender nicht sichtbare Ressourcen, die das Programm lädt.

In den Systemeinstellungen von Mac-OS X kann man angeben, in welcher Sprache man arbeiten will, anschließend starten Programme in der richtigen Sprachversion. Die Folge ist, dass zum einen Programme keine unterschiedlichen Namen mehr haben und dass zum anderen zumindest die Standardordner von Mac-OS X englische Bezeichnungen tragen müssen, damit Programme mit ihnen umgehen können. Schon aus diesem Grunde sollte man sich angewöhnen, Dateien immer im Ordner "Dokumente" zu speichern. Denn neben dem Sprachmischmasch tut das Unix-Betriebssystem, das so seine eigenen Vorstellungen davon hat, wo man seine Dateien ablegt, ein Übriges, einem Disziplin beim Umgang mit Daten anzugewöhnen.

Bevor man sich deshalb daran macht, das neue System zu erkunden, sollte man sich darüber im Klaren sein, was es bedeutet, mit einem Betriebssystem zu arbeiten, das auf die Benutzung durch mehrere Anwender ausgelegt ist. Denn anders als unter Mac-OS 9 lassen sich diese Funktionen unter Mac-OS X auch an einem Einzelarbeitsplatz nicht deaktivieren.

Neue Finder-Struktur

Mac-OS X ist, wie alle Unix-Systeme, ein echtes Mehrbenutzersystem. Das bedeutet, dass man, je nachdem, als welcher Anwender man sich am Rechner anmeldet, unterschiedliche Dinge sieht. Der Administrator hat grundsätzlich alle Rechte und darf als Einziger wichtige Systemeinstellungen vornehmen. Außerdem hat er als Einziger alle Schreib- und Leserechte in allen Ordnern. Die Systemverzeichnisse, in denen das Unix-System untergebracht ist, bekommt der "Normalanwender" hingegen nicht zu sehen. Da der Unix-unkundige Mac-Anwender mit diesen Verzeichnissen ebenfalls nichts anfangen und hier mehr zerstören als heil machen kann, ist es grundsätzlich sinnvoll, sich als normaler Anwender beim System anzumelden. Einstellungen lassen sich auch dann noch vornehmen, wenn man sie mit seinem Administrator-Passwort frei gibt.

Als Anwender hat man sein eigenes Verzeichnis für Dateien und Einstellungen, und an diese Verzeichnisse sollte man sich zumindest anfangs halten. Nützlich sind hier die Buttons "Dokumente" und "Programme" oben im Finder-Fenster. Dokumente sollte man im gleichnamigen Verzeichnis ablegen und Programme nach Möglichkeit im gleichnamigen Ordner installieren.

Während das Verzeichnis "Dokumente" in jeder Dialogbox zum Speichern automatisch auftaucht, muss man es in Programmen der Classic-Umgebung erst suchen. Es befindet sich auf dem Volume "Mac OS X", unter "Users" und darin unter dem eigenen Namen. Zwar kann man als Administrator Dateien an beliebigen Stellen speichern, ob man sie danach allerdings wieder findet, ist eine ganz andere Frage.

Verwirrende Fenster

Während die Buttons oben am Finder-Fenster aus den genannten Gründen hilfreich sind und man sie auch nutzen sollte, um sich im Gewirr der Ordner zurechtzufinden, stiftet die Art, wie man in Mac-OS X mit Fenstern umgeht, reichlich Verwirrung. Grundsätzlich gibt es drei Arten, sich Dateien in einem Fenster anzeigen zu lassen: als Icons, als Liste und im so genannten "Browser-Modus".

Während man Icon- und Listenansicht aus dem Mac-OS kennt, ist der Browser-Modus neu. Hier wird gleich eine ganze Listenstruktur in Form mehrerer Spalten in einem Fenster dargestellt. Während diese Darstellungsart für schnelles Navigieren praktisch ist, kann man schier verzweifeln, wenn man versucht, eine Datei von einem Ordner in einen anderen zu kopieren. Denn dazu muss man ein zweites Fenster öffnen, was in der Browser-Ansicht nicht etwa per Doppelklick auf einen Ordner geschieht, sondern per Doppelklick bei gedrückter Wahltaste (unter dem bisherigen Mac-OS öffnet diese Kombination ein neues Fenster und schließt das aktuelle). Um es noch etwas komplizierter zu machen, lässt sich ein Fenster in Mac-OS X gleichzeitig in mehreren Ansichten öffnen, etwas, was bislang aus gutem Grund nicht möglich war.

Ein normaler Doppelklick in der Browser-Ansicht auf einen Ordner bewirkt, dass der Inhalt des Ordners im selben Fenster in der Icon-Ansicht angezeigt wird, etwas, was man mit Sicherheit nicht möchte. Um das Ganze komplett zu machen, kann man für jeden Ordner eine eigene Ansicht festlegen, was bei einem Doppelklick immer wieder zu Überraschungen führt, da man vorher nie so ganz sicher sein kann, was man damit bewirkt. Generell lässt sich hier nur eine Empfehlung geben: Ruhe bewahren und für sich selbst einen gangbaren Weg finden, mit den verschiedenen Ordneransichten zurechtzukommen.

Immerhin hilfreich ist ein runder Knubbel links neben der Ausklappleiste im Finder-Fenster. Dies ist, wie aus einem Internet-Browser bekannt, der "Zurück"-Button. Klickt man ihn an, dann gelangt man zur letzten Finder-Ansicht und kann sein Glück erneut versuchen.

Hat man sich etwas mit Finder und Fenstern vertraut gemacht, sollte man sich daran machen, das System den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Neben dem Programm "System Preferences" gibt es noch einige andere Dialoge, in denen man Einstellungen vornehmen kann.

Die Mac-OS-X-Schaltzentrale

Egal ob Internetzugang, Mausgeschwindigkeit, Tonausgabe oder Uhrzeit - in Mac-OS X wird alles, was mit zentralen Systemeinstellungen zu tun hat, in einem einzigen Dialogfenster erledigt. Man erreicht ihn entweder über das Icon im Dock namens "System Preferences" oder über das Programmmenü unter dem Punkt "Systemeinstellungen". Dass beide Begriffe zum selben Ziel führen, liegt an besagter Sprachverwirrung. Hier wird sich Apple wohl noch etwas einfallen lassen müssen.

In den Systemeinstellungen gibt es links oben im Fenster ein Icon namens "Alle einblenden" und daneben einen Platz für häufig verwendete Einstellungen. Im unteren Teil nimmt man dann die jeweiligen Einstellungen vor. Diese sind in weiten Teilen selbst erklärend und aus dem "herkömmlichen" Mac-OS bekannt. Echte Änderungen verbergen sich hinter den Punkten "Allgemein" und "Länder". In Ersterem stellt man ein, ob man weiterhin mit der bunten Aqua-Oberfläche oder mit einer etwas dezenteren Version arbeiten möchte. Insbesondere beim Bearbeiten farbiger Bilder können die allzeit präsenten bunten Knubbel stören. Wählt man hier unter "Erscheinungsbild" die Option "Graphit", zeigt sich Aqua weniger farbenfreudig.

Unter dem Punkt "Länder" stellt man ein, in welcher Sprachversion Programme geladen werden sollen. Hier wird man in der Regel als oberste Priorität Deutsch einstellen. Die Sprache, die als zweite in der Liste steht, wird verwendet, wenn ein Programm keine lokalisierten Menüs und Befehle enthält. Hier ist es sinnvoll, Englisch einzutragen, da die meisten Programme in dieser Sprache ausgeliefert werden. Auch bei den ersten Programmen, die man mit Mac-OS X testet, sollte man diese Einstellungen beachten. Muckt eine Anwendung, sollte man hier die Reihenfolge ändern und Englisch als erste Präferenz eintragen. Dies kann vielen Programmen auf die Beine helfen.

Persönliche Einstellungen

Die weiteren Einstellungen sollte man ruhig einmal durchsehen und für die eigenen Bedürfnisse konfigurieren. Immerhin zeigt sich die Beta hier von ihrer stabilen Seite. Anders als in den ganz frühen Versionen von Mac-OS X kann eine falsch eingestellte Monitorauflösung nicht mehr eine Neuinstallation des Systems nach sich ziehen. Wie jedes Programm hat auch der Finder eigene Orte, wo man Einstellungen vornimmt. Dies ist zum einen der Menüpunkt "Dock- und Schreibtisch-Einstellungen" im Programmmenü, zum anderen finden sich weitere Optionen im Menü "Darstellung" im Finder.

Der Dialog für die Dock- und Schreibtischeinstellungen erklärt sich ebenfalls weit gehend von selbst. Hier kann man festlegen, wie groß Icons erscheinen, ob das Dock immer zu sehen ist oder nur, wenn man mit der Maus an den unteren Schreibtischrand fährt, und was passiert, wenn man einen Ordner doppelt anklickt. Das schon erwähnte Verhalten nach einem Doppelklick lässt sich hier den bisherigen Gewohnheiten am Mac anpassen. Wem der blaue Schreibtischhintergrund nicht gefällt, der kann hier ein eigenes Bild auswählen.

Im Menü "Darstellung" gibt es den Punkt "Darstellungsoptionen einblenden". In diesem Dialog lässt sich eine Fülle von Einstellungen für einzelne Fenster vornehmen, etwa die Icon-Größe, die Farbe des Fensters oder ob dieses ein eigenes Hintergrundbild enthält.

Software für Mac-OS X

Um die Zeit zu überbrücken, bis es genügend Applikationen für Mac-OS X gibt, haben die Apple-Entwickler zweierlei getan. Einerseits liegen Mac-OS X selbst einige Programme bei, andererseits gibt es die Classic-Umgebung, in der die meisten alten Mac-Applikationen laufen.

Um zu zeigen, dass es schon einiges an Software für Mac-OS X gibt, hat Apple dem neuen System eine Reihe nützlicher Helfer hinzugepackt. Zu finden sind sie im Ordner "Applications" beziehungsweise nach einem Klick auf den "Programme"-Button im Finder-Fenster.

Neben dem obligatorischen Taschenrechner, dem Quicktime Player, den Notizzetteln, Sherlock und einem einfachen Texteditor namens Text Edit gibt es einen Bildbetrachter, eine Uhr, die im Dock die Zeit anzeigt und einige ganz neue Programme. Hinter "Mail" verbirgt sich das Apple-eigene E-Mail-Programm, "AddressBook" ist eine Software, mit der man seine Kontakte verwaltet und "Music Player" eine komplette Applikation zum Abspielen von Audio-CDs und MP3-Dateien. Als Internet-Browser dient Microsoft Internet Explorer in einer an Mac-OS X angepassten Version.

Systemtools für Mac-OS X

In einem weiteren Ordner finden sich nützliche Systemtools. Das Programm System Profiler liegt in einer Mac-OS-X-Version vor, ebenso ein Formatierprogramm namens Disk Utility. Weiter geht es mit Disk Copy und einem Applescript-Editor, einem Unix-Terminal und einem Programm, das die gerade laufenden Prozesse anzeigt.

Aladdin hat Mac-OS-X-Anwendern das Programm Stuffit Expander in einer angepassten Beta-Version spendiert, mit der sich auch Unix-Archive entpacken lassen. So kann man gleich mit dem Herunterladen von Mac-OS-X-Programmen aus dem Internet beginnen. In einem weiteren Unterordner namens "GrabBag" finden sich weitere Nettigkeiten wie ein HTML-Editor, ein Programm, mit dem man PDFs bearbeiten kann, ein Zeichenprogramm, ein Schachspiel und eine Applikation, die im Hintergrund die Prozessorauslastung anzeigt. Dieses ist vor allem für Besitzer eines Doppelprozessor-Macs interessant, lässt sich doch so feststellen, ob Mac-OS X tatsächlich die beiden G4-Herzen verwendet.

Zwar ist die mitgelieferte Software nichts mehr als eine nützliche Programmsammlung und weit davon entfernt, eine komplette Softwareausstattung zu sein, doch lässt sich damit schon etliches anstellen. Zusammen mit einer Fülle von im Internet bereits verfügbaren Applikationen lässt sich so die Wartezeit auf die "großen" Softwarepakete verkürzen. Einen Überblick über bereits erhältliche beziehungsweise angekündigte Mac-OS-X-Software finden Sie hier.

Und dann gibt es auch noch Classic, die Laufzeitumgebung für herkömmliche Mac-Anwendungen. Apple hatte stets versprochen, dass diese Umgebung ein vollständiger Ersatz sei für das bisherige Mac-OS und sich ein paralleles Arbeiten mit zwei Systemen somit erübrige. Dies stimmt allerdings so nicht. Für eine funktionierende Produktionsumgebung wird man doch weiterhin auf sein gewohntes Mac-OS umschalten müssen.

Kein Ersatz - Classic

Startet man in Mac-OS X eine herkömmliche Mac-Anwendung, dann hat dies zunächst eine gewisse Wartezeit zur Folge. Der Grund ist der Start der Classic-Umgebung, sprich von Mac-OS 9. Erst wenn dies innerhalb von Mac-OS X geladen ist, kann die Mac-Anwendung starten.

Wie sich herausstellt, ist zumindest in der Beta von Mac-OS X die Grafik des neuen Systems das größte Problem. Beim Umschalten von einem Mac-OS-X-Programm zu einer Classic-Applikation passiert es immer wieder, dass der Bildschirm nicht richtig erneuert wird, sprich, dass sich Teile des Mac-OS-X-Bildschirminhalts über Classic-Fenster legen. Das mag beim gelegentlichen Ausprobieren nicht schlimm sein, für die tägliche Arbeit ist die Classic-Umgebung so aber nicht zu gebrauchen.

Zudem gibt es aus der Classic-Umgebung keinen Zugriff auf serielle Geräte wie Modem, Infrarot oder ISDN-Adapter. Möglich, dass sich hier noch Wege finden lassen, beim Arbeiten ist dies aber sehr hinderlich. So zeigt sich zumindest in der Beta-Version von Mac-OS X, dass ein Umstieg erst klappen wird, wenn genügend Applikationen und Treiber für das neue Betriebssystem vorhanden sind.

Fazit

Wie schon die ersten Entwicklerversionen zeigt auch die Beta von Mac-OS X, dass Apple zwar ein leistungsstarkes und stabiles Betriebssystem in den Händen hält, dies aber bis zur vollen Einsetzbarkeit in einer professionellen Produktionsumgebung noch einen langen Weg zu gehen hat. Ob der angepeilte Termin für das fertige System Anfang 2001 gehalten werden kann, ist zu bezweifeln. Zu groß sind noch die Lücken, die beim Zusammenspiel mit Hardware jeglicher Art auftreten.

Inkonsistenzen in der Benutzerführung und Zwänge des Unix-Betriebssystems tun ein Übriges, und machen den eingefleischten Mac-Anwender erst einmal etwas ratlos, wenn es um die Frage geht, ob Mac-OS X wirklich ein so großer Fortschritt ist. Wer einen G3- oder G4-Mac hat, sollte sich dennoch schon jetzt mit der Beta beschäftigen - und Apple Feed-back geben und so die weitere Entwicklung beeinflussen. (fkh)

Weitere Screenshots von der aktuellen Beta finden Sie hier.