Neue Aufgabe für alten Rechner

Mac als Server verwenden

18.02.2016 von Christian Rentrop
Als vollumfängliches Unix-Betriebssystem ist OS X wie geschaffen für Serverdienste. Dazu bedarf es nicht einmal OS X Server: Mit einigen Software-Tools können Sie Ihren alten oder neuen Mac als Webserver einrichten – etwa um Ihre private Website zu Hause zu hosten.

Webhosting kostet zwar nicht die Welt. Bei größeren oder sehr rechenintensiven Web-Projekten sind Shared-Hostingpakete, wie sie zum Beispiel von url link http://www.strato.de Strato _blank oder all-inkl.com angeboten werden, jedoch schnell überlastet: Bei günstigen Webspace-Paketen legen die Provider abhängig vom Preis 20, 50, ja sogar 100 Kunden auf einem einzigen Webserver ab, die sich Rechenleistung, Arbeitsspeicher und Systemleistung teilen müssen. Entsprechend mies ist in aller Regel die Performance solcher Pakete. Wer mehr will, muss zum dedizierten Server greifen, also einem eigenen Server im Rechenzentrum des Anbieters. Dessen Miete allerdings wird sehr schnell sehr teuer. Es kann sich daher lohnen, die eigene Homepage oder sogar eine Cloud auf dem eigenen Rechner zu Hause zu hosten – alles, was dafür benötigt wird, sind ein flotter Internet-Anschluss, ein Rechner der 24 Stunden laufen kann, etwa ein alter Mac Mini, sowie das MAMP-Paket für OS X.

OS X kommt mit einem eingebauten Apache-Webserver. Der allerdings muss erst gestartet und eingerichtet werden

MAMP unter OS X einrichten oder einfach installieren

Vor dem Einsatz als Server steht natürlich die Installation von Server-Software. Grundsätzlich böte sich das für 19,99 Euro im Mac App Store erhältliche Server-Update für OS X an, um alle grundlegenden Funktionen zu Verfügung zu stellen – es geht allerdings auch preiswerter und vor allem offener: Mit dem MAMP-Paket, der Mac-Variante des Server-Standardpakets Apache, MySQL und PHP, unter Linux auch als „LAMP“ bekannt. Apache und PHP ist bei jedem Mac vorinstalliert, kann seit OS X 10.7 Lion allerdings nur noch per Kommandozeile aktiviert werden: Mit dem Befehl

sudo apachectl start

können Sie den Apache-Server im Terminal starten und mit der Eingabe von „ http://localhost“ oder „ http://127.0.0.1“ im Browserfenster aufgerufen werden. Auch PHP ist in diesem Apache-Server bereits enthalten, muss allerdings erst aktiviert werden: Mit der Eingabe

vi /etc/apache2/httpd.conf

öffnen Sie die Konfigurationsdatei des Servers mit dem vi-Editor in der Kommandozeile und müssen dort in der Zeile

#LoadModule php5_module libexec/apache2/libphp5.so

das „#“ am Anfang entfernen und abspeichern. Wer sich mit vi nicht auskennt, kann dafür natürlich auch einen beliebigen Texteditor nehmen. Der Befehl

sudo apachectl restart

startet den Apache-Server neu, schon ist auch PHP aktiv. Nun benötigen Sie noch die Datenbank MySQL, die Sie tatsächlich nachinstallieren müssen. Das geht wahlweise über die Kommandozeile oder über eine simple Installationsroutine, wie man sie vom Mac kennt. Wer sich mit Unix-Befehlen nicht auskennt, wird mit dieser Lösung allerdings wenig Freude haben, da nach der Installation natürlich noch zahlreiche Einrichtungsschritte erfolgen müssen, die allesamt in der Kommandozeile abgewickelt werden wollen.

Die Konfiguration per Vi-Editor und Kommandozeile ist keine Freude. Zudem muss man erst PHP aktivieren.

Deutlich einfacher ist daher der Einsatz eines vorgefertigten Server-Pakets mit grafischer Benutzeroberfläche: MAMP lässt sich auch einfach als Applikationsdatei herunterladen und ganz regulär wie eine Mac-App im Programme-Ordner installieren. Das Paket beinhaltet trotzdem alles, was für den Betrieb eines Mac als Server benötigt wird. Die kostenlose Basis-Version bietet dabei alles, was für den Webserver-Betrieb nötig ist, die 39 Euro teure „Pro“-Version besitzt einige zusätzliche Goodies, mit deren Hilfe sich die Webserver-Verwaltung noch einfacher gestalten lässt. Zudem gibt es einige Features, die für Profi-Anwender interessant sind, darunter die Möglichkeit, mehrere PHP-Versionen einzusetzen oder mehrere Webserver gleichzeitig laufen zu lassen, zudem ist die kostenpflichtige Version etwas bedienfreundlicher, weil sie Schaltflächen für allerlei Einstellungen besitzt, die beim MAMP Free per Texteditor eingepflegt werden müssen. Der kostenlose MAMP-Download beinhaltet außerdem eine 30-Tage-Testversion der Pro-Variante.

Deutlich einfacher geht es mit dem MAMP-Paket, das es sowohl als kostenlose, als auch als kostenpflichtige Pro-Version gibt.

Das MAMP-Paket konfigurieren und starten

Nach der Installation ist der Webserver auch schon startklar, PHP und MySQL inklusive.

Nach der Installation des Pakets über das Download-Package kann es eigentlich auch schon los gehen: Starten Sie mit einem Doppelklick die MAMP-App aus dem neuen Ordner „MAMP“ unter „Programme“: Mit einem Klick auf „Server starten“ können Sie den Webserver-Dienst schnell und völlig ohne Kommandozeile aktivieren. Vorher sollten Sie allerdings noch einen Blick in die Einstellungen werfen: Unter „PHP“ können Sie zwischen zwei oder mehr PHP-Varianten wählen. Aktuell üblich ist immer noch PHP 5.x, PHP 7.0 ist brandneu und daher noch nicht wirklich empfehlenswert. Natürlich kann die Version jederzeit geändert werden. Außerdem können Sie im Reiter „Start/Stopp“ einstellen, wie sich MAMP verhalten soll: So können Sie den Apache-Webserver samt MySQL und PHP auch automatisch beim Rechnerstart mit aufrufen – eine gute Lösung, wenn Sie zum Beispiel einen alten Mac Mini dauerhaft als Server verwenden möchten. Wenn Sie die Einstellungen durchgeführt haben, ist der Server auch schon aktiv. Sie werden automatisch auf die Localhost-Website weitergeleitet – der Webserver auf Ihrem Mac läuft und Sie können jetzt anfangen, ihn mit Hilfe des Online-Handbuchs einzurichten.

Mac-Server einrichten und testen

Alle essentiellen Funktionen sind an Bord. Die Website muss nur noch in htdocs installiert und ggf. an eine Datenbank gebunden werden.

Natürlich ist der Webserver in der Grundkonfiguration bereits lauffähig und einsatzbereit. Wer möchte, kann per Terminal noch das Passwort für den MySQL-Root-User ändern, was in der Dokumentation von MAMP gut erklärt ist. Das Standard-Verzeichnis („Document-Root“) für Websites ist übrigens „htdocs“ innerhalb des MAMP-Ordners: Hier abgelegte Websites werden vom Server für den Browser wiedergegeben. Sie können das testen, indem Sie hier zum Beispiel mit einem Texteditor eine kleine PHP-Seite basteln ( ein schönes Beispiel gibt es hier) und in den Ordner verschieben. Es wird als Document-Root natürlich nicht direkt angezeigt, Sie können aber natürlich auch Unterordner anlegen und eine klassische index.html schreiben. Wenn Sie sich mit Webentwicklung ein wenig befasst haben, wissen Sie schon, was zu tun ist. Wenn alles geklappt hat, können Sie im Browser „ http://localhost:8888“ eingeben und testen, ob die neue Seite angezeigt wird. Hat das geklappt, können Sie damit beginnen, den Webserver ins Internet zu stellen. Achten Sie allerdings darauf, dass die Standard-Passwörter ausgetauscht und der Mac selbst keinen aktiven Root-User aktiviert hat.

Webserver-Dienst im Router freigeben

DynDNS-Service macht das Leben leichter.

Öffnen Sie nun die Einstellungsoberfläche Ihres Internet-Routers. Um eine Website selbst zu hosten, ist eine schnelle Upstream-Verbindung sinnvoll, 1 MBit oder mehr sollten es für einen dauerhaften Einsatz auf jeden Fall sein, falls zahlreiche Zugriffe erwartet werden, sollten Sie eventuell auch ihren Tarif auf einen leistungsstarken SDSL-Anschluss upgraden, dessen Up- und Downloadraten gleich und solider sind. Falls Sie über Ihren Kabelanschluss surfen, ist gegebenenfalls auch ein einfaches Tarif-Upgrade drin. Falls Sie aber zunächst einfach nur herumspielen wollen, reicht natürlich Ihr regulärer Internet-Anschluss. In der Router-Oberfläche – hier beispielhaft die einer Fritzbox– müssen Sie jetzt den HTTP-Port freigeben, auf dem MAMP aktiv ist. In der Voreinstellung ist das Port 8888. Öffnen Sie dazu die Portfreigabe-Einstellungen des Routers – bei der Fritzbox zu finden unter "Internet -> Freigaben" – und klicken Sie auf „Neue Portfreigabe“. Hier können Sie nun den Port an die interne IP-Adresse Ihres Macs durchreichen, der Webserver ist damit aus dem Internet erreichbar. Testen lässt sich das am besten, indem Sie mit einem Smartphone per Datennetz die Verbindung zu Ihrem Router aufnehmen: Die angegebene externe IP-Adresse, gefolgt von der Portnummer – also etwa 192.1.1.1:8888 – ermöglicht nun die Verbindung auf den kleinen Webserver zuhause. Übrigens sollten Sie aus Sicherheitsgründen darauf achten, dass möglichst wenige Ports per Portfreigabe geöffnet sind: Sie sind ein beliebtes Einfalltor für mittelbegabte Hacker. Auch alle Passwörter – von der Router-Oberfläche bis zum Mac-Admin und natürlich den Serverdiensten – müssen sicher sein, also eine ausreichende Länge und Qualität haben.

Dynamische DNS einrichten

Um den Server auch aus dem Internet erreichen zu können, muss der entsprechende Port freigegeben werden.

Nachdem Sie jetzt alle Einrichtungsschritte durchgeführt haben, ist es natürlich sinnvoll, eine dynamische DNS zu registrieren, unter der der Webserver erreichbar sein soll. Die Fritzbox bietet eine Reihe von Anbietern zur Auswahl, praktisch und zuverlässig ist das kostenlose url link http://www.noip.com No-IP.com _blank . Wenn Sie ohnehin schon eine Domain irgendwo besitzen, könnte Ihr Domain-Anbieter ebenfalls einen DynDNS-Service samt Subdomain für die eigene Internet-Adresse anbieten – ideal, wenn Sie zum Beispiel einen eigenen Webshop oder Bilderserver neben der bereits regulär online gehosteten Website auf Ihrem heimischen Mac anbieten möchten, weil in ihrem Hostingpaket der Speicherplatz nicht reicht. Nach Eingabe der Daten für den dynamischen DNS-Server ist die Fritzbox – und damit auch der Webserver, egal ob es sich um den in OS X eingebauten Apache oder MAMP handelt – unter einer festen Adresse vom Internet aus erreichbar. Übrigens lassen sich mit einem DynDNS-Dienst auch praktische andere Dienste wie VPN oder eine Fernwartung einrichten – auch dafür müssen die entsprechenden Ports auf dem Router freigeben werden. Falls Ihr Router keine DynDNS-Dienste unterstützen sollte, gibt es auch dafür eine Lösung: Viele der Services haben eine kleine Mac-App im Portfolio, die die externe IP-Adresse automatisch an den Anbieter weitergibt und so die Erreichbarkeit sicherstellt. Manche Anbieter besitzen zusätzlich gegen Aufpreis die Möglichkeit, eine eigene Domain zu kaufen und an den Dienst anzuschließen – so wäre Ihr Server direkt unter einer Domain wie www.(domainname).de erreichbar.

Bonus: Eigene Domain mit dem Webserver verbinden

Wenn Sie bereits eine Domain besitzen, diese aber für den Webserver zu Hause verwenden wollen, gibt es natürlich noch eine weitere Möglichkeit: Alle Domainhoster erlauben die Weiterleitung einer Domain an eine andere URL, etwa die DynDNS-Adresse oder direkt die IP des Webservers: Öffnen Sie einfach die Domain-Einstellungen und geben Sie die Zieladresse der Weiterleitung die Adresse an, unter der Ihr Webserver durch Ihren Router hindurch erreichbar ist – schon ist der private Server auch unter der Domain erreichbar, die Sie gerne verwenden möchten. Ist der Server einmal in Betrieb, können Sie bequem Ihre Homepage aufsetzen, per Owncloud einen eigenen Cloud-Service einrichten oder Bildergalerien auf Ihrem heimischen Mac im Web bereitstellen. Da es sich um einen vollwertigen Webserver mit MySQL-Datenbank handelt, können Sie natürlich mit ein wenig zusätzlicher Konfigurationsarbeit auch ein Wordpress-Blog oder ein beliebiges anderes Content Management System betreiben. Natürlich sollte man vom heimischen Webserver keine Geschwindigkeitswunder erwarten – dafür haben Sie aber jederzeit die volle Kontrolle über alle im Web angebotenen Daten und Angebote.

Ob der Server über das Internet erreichbar ist, lässt sich einfach mit der Datenverbindung eines Smartphones testen. Einfach WLAN deaktivieren und über das Mobilfunknetz zugreifen.

Was brauche ich für einen Mac-Webserver zuhause?

Um einen Webserver zu Hause zu betreiben, sind einige technische Voraussetzungen und Geräte essentiell. Wir sagen Ihnen, was Sie benötigen.

- Mac mit Ethernet-Anschluss

Wenn Sie einen Mac als Webserver einsetzen wollen, sollten Sie ihn immer am Ethernet-Port des Routers betreiben und nicht per WLAN. Nur so ist maximale Verbindungsqualität gewährleistet, außerdem funktionieren praktische Funktionen wie Wake-on-LAN.

- Schnelle DSL- oder Kabel-Verbindung

Ihr Upload ist der Download der anderen: Bei kleineren Projekten reicht natürlich ein simpler DSL-Anschluss, bei größeren Websites oder einer persönlichen Cloud auf dem heimischen Mac-Server sollte die Verbindung aber schon einen möglichst hohen Upstream haben.

- Aktive Webserver-Umgebung

Egal ob eingebauter Mac-Apache oder manuell installierte MAMP-Umgebung: Ohne (kostenlose) Webserver-Software können Sie natürlich keinen Webserver betreiben.

- Dynamischer DNS-Service

Zwar klappt’s auch ohne DynDNS, mit ist die Aufgabe aber deutlich leichter zu bewältigen: Machen Sie Ihren Webserver-Mac aus dem Internet erreichbar, indem Sie auf einen DynDNS-Dienst setzen, der automatisch die IP-Adresse des DSL- oder Kabelanbieters nach Neuverbindung übernimmt.

- Mac-Fernsteuerung

Damit der Server-Mac 24 Stunden arbeiten kann, ohne unnötig Platz für Maus, Bildschirm und Tastatur wegzunehmen, sollten Sie auf dem Gerät eine Fernsteuerungs-Lösung aktiv sein, etwa die unter „Einstellungen -> Freigaben“ aktivierbare „Bildschirmfreigabe“ auf VNC-Basis, das Tool TeamViewer oder Apples kostenpflichtiges Remote-Desktop. Alle drei Lösungen erlauben die Fernsteuerung des Rechners über das Netzwerk oder, wenn entsprechende Freigaben eingerichtet sind, auch via Internet.

- Stabile Stromversorgung (optional)

Es klingt banal, aber eine zuverlässige Stromversorgung ist natürlich auch beim heimischen Webserver sinnvoll, besonders, wenn das Gerät wichtige Daten bereitstellen soll. Aktivieren Sie auf Desktop-Macs unter „Einstellungen -> Energie sparen“ die Option „Nach Stromausfall automatisch starten“, um eine Basis-Funktionalität herzustellen, Macbooks haben diesen Menüpunkt nicht, da sie ja eine eingebaute Batterie haben. Zusätzlich kann ein USV-Gerät, also ein Akku für den Mac, angeschafft werden.

(Macwelt/ad)