LSB 2.0 soll Linux gegen Microsoft stärken

13.09.2004 von Rainer Doering
Wichtige Firmen, die Linux unterstützen, sind übereingekommen, eine einheitliche Version des quelloffenen Betriebssystems zu unterstützen, um dessen Wettbewerbsposition gegen Microsoft zu stärken.

Die Non-Profit-Organisation Free Standards Group wird laut "Wall Street Journal" heute ankündigen, dass Linux-Distributoren weltweit die - bereits Ende August offiziell erschienene - Linux Standard Base 2.0 (LSB) unterstützen, ebenso wie die IT-Hersteller IBM, Hewlett, Packard, Dell, Intel.

Jim Zemlin, Executive Director der Free Standards Group, bezeichnete die Übereinkunft als "essenziell für Linux im Kampf gegen Microsoft, Besitzer des dominierenden Windows-Betriebssystems für PCs und anderer Betriebssysteme". Ohne Kontrolle könnten sich Distributionen von Anwendungen und Änderungen an Linux so verändern, dass sie teilweise inkompatibel würden.

Unternehmen wie Red Hat oder Novell/Suse, die auf Basis des an sich kostenlosen Linux Geld verdienen wollen, ergänzen das Betriebssystem häufig um Features, um ihre Produkte und Dienstleistungen für Kunden attraktiver zu machen. Angesichts dessen haben auch schon Linux-Befürworter Bedenken geäußert, die quelloffene Software könne sich durch "Forking" in verschiedene nicht mehr zueinander kompatible Zweige entwickeln, so wie dies schon mit Unix geschehen sei.

Auf die Ängste hat Microsoft bereits reagiert und beispielsweise in Europa Anzeigen geschaltet, die Linux-Pinguine mit allerlei "Auswüchsen" wie Elefantenrüsseln oder Froschfüßen darstellen, um seine Kunden vor einer Aufsplitterung von Linux in inkompatible Varianten zu warnen. "Eine sehr gute Kampagne, muss ich zugeben", bekannte Zemlin.

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LSB 2.0 bedeutet Aufschwung

Der die heutige Ankündigung bezüglich der Unterstützung der LSB 2.0 allerdings einigen Wind aus den Segeln nehmen wird. Auf Seiten der Distributoren haben unter anderem Red Hat, Suse Linux, MandrakeSoft, Micracle Linux (Japan), Sun Wah Linux (China) und Conectiva (Brasilien) ihren Support für die gemeinsame technische Basis bekundet.

Jeff Hawkins, Novells Vice President für das Linux-Geschäft, erklärte beispielsweise: "Wir haben uns entschieden, uns durch Support-Angebote und einen höheren Grad von Zuverlässigkeit zu unterscheiden" - und nicht durch Hinzufügen inkompatibler Features. Novell könne die Leistung von Linux steigern und das System auf größeren Rechnern zum Laufen bringen und trotzdem mit den Standards kompatibel bleiben.

Jeffrey Wade, ein Linux-Verantwortlicher bei HP, erhofft sich von der LSB 2.0 unter anderem Einsparungen bei den Kompatibilitätstests für Anwendungs-Software und -Hardware, "weil wir gegen einen Standard testen können anstatt gegen jede einzelne Distribution".

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Torvalds selbst wacht

Dan Fry, Vice President von IBMs Linux Technology Center, hält allerdings die Bedenken hinsichtlich eine Zersplitterung von Linux für übertrieben, weil die Änderungen am System selbst vom finnischen Programmierer Linus Torvalds überwacht würden, der die erste Version der Software entwickelte und auch die Trademark Linux besitzt. Trotzdem sei es "wichtig, einen Standard zu haben, auf den Kunden und Software-Anbieter schauen können", so Fry.

Microsoft sieht sich im Wettbewerb gegen das Linux-Lager indes gut aufgestellt (tecCHANNEL berichtete). In Sachen Wettbewerbsmarketing "sind wir, wo wir sein wollen", erklärte Martin Taylor, Vice President des Redmonder Software-Konzerns und seit letztem Jahr Speerspitze des Unternehmens gegen Linux. Microsoft versuche weiterhin, seine Kunden davon zu überzeugen, dass seine Software in punkto Gesamtkosten günstiger sei als Linux, auch wenn dieses in der Erstanschaffung zunächst einmal deutlich weniger koste. (Thomas Cloer/doe)

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