Lotus Composite Application Editor richtig einsetzen

Lotus Notes: Composite Applications erstellen

16.07.2008 von Martin Kuppinger
Um aus einmal erstellten oder bereits vorhandenen Komponenten, neue Anwendungen zu realisieren, kann man den Composite Application Editor von Notes verwenden – das einfachste Tool für die Realisierung solcher Anwendungen. Dieser Artikel gibt einen Überblick.

In den ersten beiden Teilen dieser Serie haben wir das Grundprinzip der Composite Applications und die Erstellung der WSDL-Dateien für die Composite Application beschrieben. Dieser letzte Teil befasst sich nun mit dem eigentlichen Zusammenbau der Applikation und den dafür notwendigen Werkzeugen.

Es gibt eine Vielzahl von Werkzeugen, mit denen Sie Composite Applications erzeugen können. Dazu gehört unter anderem auch der Domino Designer, mit dem sich Eigenschaften von Komponenten konsumieren lassen. IBM bietet im WebSphere- und Rational-Umfeld weitere Werkzeuge an, ebenso wie sich zusammengesetzte Anwendungen auf Eclipse-Basis erstellen lassen. Die einfachste Variante ist aber der Composite Application Editor von Lotus Notes.

Einfache Anwendungen: Mit dem Composite Application Editor lassen sich relativ einfach zusammengesetzte Anwendungen erstellen.

Dabei handelt es sich um ein Eclipse-basierendes Add-On zu Lotus Notes 8, das als Option installiert werden kann. Mit ihm können verschiedene Komponenten zu einer neuen Anwendung zusammengefasst werden.

Die grundlegende Nutzung

Um mit dem Composite Application Editor arbeiten zu können, muss der Editor zunächst einmal installiert sein. Er ist als Installationsoption von Lotus Notes verfügbar und muss daher bei der Installation von Notes mit eingerichtet werden – oder bei einem späteren erneuten Aufruf des Installationsprogramms als zusätzliche Option gewählt werden.

Vorlage: Composite Applications können in Notes 8 auf Basis der Vorlage Blank Composite Application erzeugt werden.

Der folgende Schritt besteht in der Erstellung einer neuen Anwendung als Composite Application. Dazu verwenden Sie die Vorlage Blank Composite Application. Sie erhalten eine leere Seite in Notes und rufen dann über Actions – Edit Composite Application den Editor auf.

Der Editor im Überblick

Nach dem Start sehen Sie im Editor nur die Bezeichnung Blank Application, eine Blank Page und den leeren Arbeitsbereich. Hier können Sie nun Komponenten hinzufügen. Dazu öffnen Sie, am besten über Tools – Component Palette – Pinned, die Palette mit Komponenten, aus der Sie einzelne Komponenten einfügen können. Verwenden Sie statt Pinned nur die Option Open, verschwindet die Palette jeweils wieder, wenn Sie auf den eigentlichen Arbeitsbereich klicken.

Einfach: Die Menüstrukturen des Composite Application Editors sind einfach – im Wesentlichen geht es zunächst um das Management der Komponenten.

Sie können auch gleich über Add Components weitere Komponenten hinzufügen. Dabei sind standardmäßig die NSF-Komponenten für Mail, Kalender, Kontakte und ToDo-Listen vorhanden. Es lassen sich drei weitere Gruppen von Komponenten einbinden:

Diese Komponente können in zusätzlichen Kategorien organisiert werden.

Die Notes-Standardkomponenten

Für die Realisierung von Composite Applications in Notes sind die Standardkomponenten, die in der Kategorie PIM (Personal Information Management) zusammengefasst sind, von besonderem Interesse. Hier gibt es insgesamt zehn Komponenten:

Standard: Es werden einige wichtige Standardfunktionen von Notes als Komponenten angeboten.

Diese Komponenten können Sie nutzen, um beispielsweise Kalender, ToDo-Listen oder andere Standardfunktionen von Notes in Composite Applications einzubinden und mit anderen Anwendungen zu vernetzen. Die Funktionalität der einzelnen Komponenten ist dabei nicht sonderlich umfassend, bietet aber einige grundlegende Funktionen, über die Änderungen erfasst und in anderen Anwendungen bereitgestellt werden können.

Seiten anlegen

Die mit dem Composite Application Editor erstellten Anwendungen, bestehen aus einer oder mehreren Seiten, auf denen eine oder mehrere Komponenten oder statische Informationen abgelegt sind. Auch statische Informationen sind als Komponente anzuliefern.

Es ist eine gute Idee, zunächst die Blank Page umzubenennen – und wenn es nur in „Startseite“ ist. Weitere Seiten können Sie je nach gewünschter Anwendungsstruktur als parallele Seiten mit Add Page – After oder als untergeordnete Seiten mit Add Page – As Child erstellen.

Vielseitig: Eine Composite Application kann aus mehreren Seiten bestehen.

Mit den verschiedenen Move-Befehlen lässt sich die Anordnung später einfach ändern. Seiten können auch umbenannt und gelöscht werden.

Mit Edit Page Properties lassen sich die Einstellungen für die Seiten weiter anpassen. Dazu gehören beispielsweise spezielle Symbole für die Seiten, Aktivitäten und die Möglichkeit, Seiten zu verbergen, falls diese beispielsweise nur im Hintergrund laufen. Die Aktivitäten sind definierte Funktionen der Eclipse-Umgebung, die auf Seiten integriert werden können. Das setzt allerdings schon sehr tiefgreifende Kenntnisse voraus und ist für die Erstellung einfacherer Composite Applications nicht relevant.

Komponenten hinzufügen

Der nächste Schritt besteht im Hinzufügen von Komponenten. Diese ziehen Sie einfach mit der Maus aus der Palette auf die Seite. Auf einer Seite können Sie eine oder mehrere Komponenten unterbringen. Die Anordnung der Komponenten lässt sich dabei flexibel anpassen.

Komponenten: Eine Ansicht des Composite Application Editors mit zwei Komponenten auf einer Seite.

Welche Komponenten Sie auf welcher Seite unterbringen, hängt in erster Linie von den Komponenten selbst und der Funktionalität ab, die Sie dem Benutzer bieten möchten. Sie könnten beispielsweise eine Komponente der Notes Contacts mit einer Komponente kombinieren, die dazu weitere Informationen aus einem CRM-System Ihres Unternehmens liefert. In dem Fall bietet es sich natürlich an, die beiden Komponenten untereinander oder nebeneinander auf einer Seite zu platzieren.

Komponenten verdrahten

Der anschließende wichtigste Schritt bei der Entwicklung der Composite Application ist die Verdrahtung der Komponenten. Dazu rufen Sie über das Kontextmenü einer Seite oder Komponente den Befehl Wiring auf. Sie erhalten einen Dialog, der alle Komponenten der Seite mit den verfügbaren Aktionen auflistet.

Vernetzt: Die Komponenten können einfach mit der Maus miteinander vernetzt werden.

Die Aktionen, die eine Eingabe empfangen können, sind durch ein vorangestelltes Symbol gekennzeichnet. Sie vernetzen diese mit anderen Aktionen, indem Sie sie mit der Maus darauf ziehen. So können Sie beispielsweise Subject changed aus der Notes Mail View mit Create new memo using provided string bei der Notes Calendar Mini View verbinden.

Anwendungen bereitstellen

Wenn die Änderungen in der gewünschten Form durchgeführt sind, können Sie die Anwendung speichern. Es ist auf jeden Fall noch empfehlenswert, die Anwendungseigenschaften zu bearbeiten und den Namen für die Anwendung anzupassen. Ist das Editieren beendet, wird die Anwendung direkt geöffnet.

Um sie später wieder aufrufen zu können, verwenden Sie dazu allerdings nicht den Anwendungstitel, den Sie innerhalb des Editors festgelegt haben, sondern den NSF-Dateinamen. Es bietet sich an, diesen so zu wählen, dass er möglichst sprechend ist, um die Anwendung einfach identifizieren zu können.

Da es sich um eine NSF-Anwendung handelt, kann sie wie jede andere NSF-Anwendung auch für andere Notes-Clients bereitgestellt werden. Hier sind keine Besonderheiten zu beachten. Allerdings müssen die Notes-Clients natürlich in der Lage sein, mit Composite Applications zu arbeiten. Die Anwender benötigen also mindestens den Clients ab Version 8.

Da es sich um eine NSF-Anwendung handelt, kann sie von anderen Mail-Clients nicht genutzt werden. Allerdings ist es natürlich grundsätzlich möglich, mit anderen Editoren beispielsweise Eclipse-Anwendungen zu erzeugen, in denen auch die Standard-Komponenten von Notes eingebunden werden. (Kuppinger/mha)